The Bourbon Kid – Die frühen Jahre

Telefonsex mit ECHTEN Frauen: Zusätzlich mit Kamera Funktion möglich!

Diese Geschichte sollte schon Anfang April erscheinen,

wurde aber von Lit. wiederholt wegen zu brutaler Szenen abgelehnt!

Ich präsentiere euch nun die „jugendfreie“ Fassung, sozusagen die „FSK 16-Fassung mit Sex“

Viel Spaß

„The Bourbon Kid“ ist nicht meine Erfindung, sondern die Hauptperson einer sehr erfolgreichen Buchreihe, aber abgesehen davon, dass er als männlich und relativ jung beschrieben wird, und den Hintergrundinformationen, die in dieser Story Verwendung finden, gibt es von Seiten der Bücher keine nennenswerten Vorgaben zu seinem Verhalten.

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Wer nicht vor einer deutlichen Sprache und einem gerüttelt Maß an Gewalt zurückschreckt, weiß, dass Humor gerne mal schwarz sein, und einem das Lachen auch schon mal im Halse stecken bleiben kann, ist herzlich eingeladen, diese — zugegeben ziemlich makabere — Geschichte zu genießen.

Ich möchte mich an dieser Stelle auch noch bei Kojote dafür bedanken, dass er mir seine ehrliche Meinung zur Geschichte mitgeteilt hat…

Des weiteren danke ich meinem technischen Berater und Stuntkoordinator Wile E.

Coyote für die Konzeption der nicht sexuellen Actionszenen…

„Meep-Meep“

—–

Der rissige Asphalt unter den 385er Weißwandreifen des Wagens glühte bereits im Licht der sengenden Sonne, obwohl diese erst vor kaum zehn Minuten über der staubigen Wüste aufgegangen war.

Die aufwendig aufgetragene, zwanzigschichtige, diamantschwarze Lackierung des hingebungsvoll gepflegten und restaurierten 1966er Shelby Mustang GT-350 Cabrios kam durch die dicke Staubschicht auf der Karosserie leider nicht so zum Tragen, wie es bei einem traumhaften Fahrzeug wie diesem wünschenswert wäre.

Und auch die einst chromblitzenden Felgen versteckten ihre Schönheit inzwischen unter einer dicken Lage Staub und Sand.

Der legendäre V8-Motor mit seinen gewaltigen 306 PS jedoch, der schnurrte munter und ungerührt vor sich hin, während der Wagen mit mindestens 125 Meilen in der Stunde über den verwaisten Highway im Herzen des Nirgendwo raste.

The Bourbon Kid trank, mit einer Hand lenkend, Wild Turkey aus der Flasche, während Bon Scotts Stimme, laut dröhnend aus den Lautsprechern hämmernd, den „Highway to Hell“ besang.

Dieses Verhalten und die Geschwindigkeit hätten unter anderen Umständen vermutlich den Unmut, wenn nicht sogar den Zorn des sonst rechtschaffenen Fahrzeugbesitzers geweckt…

Wenn dieser nicht einerseits in diesem Fall selbst diese Fahrweise angeregt hätte und — und das war eines der Dinge, die das friedliche Bild etwas störten — jetzt mit einem Kopfschuss tot auf dem Rücksitz gelegen und mit seinem Blut langsam das hochwertige Leder getränkt hätte…

Ein weiterer Störfaktor waren die zahllosen Einschusslöcher, die nur Augenblicke zuvor von einem ganzen Haufen übellauniger und übereifriger Cops ins Blech der Karosserie gestanzt worden waren, und, zusammen mit der Staubkruste, den Glanz des Wagens mit dem eleganten Namenszug „Black Betsy“ auf den Kotflügeln, deutlich schmälerten.

Einige der Kugeln hatten auch den Tank perforiert, und jetzt tröpfelte das Benzin gemächlich heraus, bevor es vom Fahrtwind davongetragen wurde. Da der Tank noch randvoll war, machte sich der Fahrer keine wirklichen Gedanken darüber.

Das letzte etwas störende Detail — und zugleich das Detail, wegen dem sich der Mann am Steuer doch ein wenig Sorgen machte — war:

Der vor Zorn blindwütige und vor Rachsucht rasende Sheriff des Counties, dessen schwer mitgenommener Hummer — in der gepanzerten Militärausführung — etwa eine Meile hinter dem Mustang fuhr… Und ebenso wie sein Fahrzeug in Flammen stand!

Stunden vorher:

Vic „Bullfrog“ Huminski hielt sich tatsächlich für einen attraktiven und umgänglichen Mann.

Hätte er gewusst, dass ihn die Stammgäste seines Diners mit angeschlossenem Bordell hinter seinem Rücken verächtlich Bullfrog nannten, wäre er zweifellos enttäuscht, wenn nicht sogar wütend gewesen — um es mal vorsichtig auszudrücken.

Den wenig schmeichelhaften Spitznamen verdankte Bullfrog nicht nur seinem Körperbau, sondern auch seinem abartig breiten Maul, das ihn, zusammen mit seinem unsäglich beschissenen Kleidungsstil, wirklich aussehen ließ wie einen Ochsenfrosch mit Verstopfung.

Sein zerknittertes, olivfarbenes Leinenhemd flatterte offen im Luftzug des hörbar altersschwach vor sich hinröchelnden Ventilators und gab den Blick frei auf ein grüngelbes Unterhemd, auf dem diverse Essensreste ein einzigartiges, aber sehr widerliches Muster bildeten.

Seine vormals khakifarbenen, jetzt verblassten Bermudashorts, aus denen seine dürren, bleichen Storchenbeine sonst herauszuragen pflegten, lagen, ebenso wie seine vergilbten, urinfleckigen Feinrippunterhosen, auf einem Stuhl neben dem Bett.

Gabriella, eine junge Herumtreiberin, die seit ein paar Wochen als Bedienung im „Hum Inn“ — so der Name des Diners — arbeitete, versuchte sich gerade ihre Beförderung zu verdienen, indem sie vor ihm kniend den weichen, schlaffen Schwanz blies, mit dem der 62jährige sie wenige Minuten zuvor erfolglos zu ficken versucht hatte.

Dass sie dabei keineswegs glücklich aussah — so wie sie auch während der letzten zwanzig Minuten, die er sie schon bearbeitet hatte, nicht gerade enthusiastisch wirkte — fiel ihm nicht einmal auf. Dafür hätte er überhaupt erst mal Interesse an jemand anderem als sich selbst haben müssen.

Das egozentrische Arschloch glaubte, ihr angewidertes Stöhnen und genervtes Seufzen seien Laute der Lust gewesen. Hätte er auch nur einen Blick für die schlanke Latina mit den großen braunen Augen übrig gehabt, hätte er schon an ihrem angewiderten Blick erkennen können, dass es ihr ganz und gar nicht gefiel.

Es hatte ihr während der letzten knapp sieben Wochen kein einziges Mal gefallen, diesem widerlichen alten Sack immer wieder sämtliche Öffnungen hinhalten zu müssen. Er hatte sie allerdings stets mit dem immer gleichen Versprechen vertröstet, er würde ihr einen Arbeitsplatz hinter der Bar geben, wenn sie sich weiter brav von ihm besteigen ließe.

Dieses Versprechen gab ihr Kraft und Hoffnung:

Sie käme endlich weg von diesen schmierigen Kerlen, die ihr unter den ultrakurzen Rock, der zu ihrer Uniform gehörte, fassten, oder sie mit anzüglichem Tonfall fragten, ob sie auch „nebenan“ — das Bordell lag in einem Anbau des Diner, und hieß umgangssprachlich nur „Cum In“ — arbeiten würde.

Zudem wäre sie hinter der Bar dann auch mit einem Prozent an den Trinkgeldern der Kellnerinnen beteiligt, die sich der Ochsenfrosch sonst in der Regel immer allein unter den Nagel riss.

Während Gabriella also hoffnungsvoll an ihrer Karriere arbeitete, und Bullfrog einem seiner schwachen aber geräuschvollen Orgasmen entgegenkeuchte, überhörten sie beide völlig den anwachsenden Lärm, der, gedämpft durch die großzügige Schallisolierung in Wänden und Decke von Vics Wohnung, vom Diner nebenan herüberwehte.

Erst als sich ein harter Gegenstand hinter Victor Huminskis Ohr drückte, und eine raue, heisere Stimme ertönte, bemerkte Bullfrog, dass etwas nicht in Ordnung war.

„He, Kleine! Lass den Schlappschwanz und verschwinde!“

Etwas war ganz und gar nicht in Ordnung!

Es war nicht wirklich klar, ob der Fremde mit „Schlappschwanz“ jetzt Bullfrog meinte, oder dessen fast schon nutzloses Anhängsel. Aber da der harte Gegenstand hinter Bullfrogs Ohr eindeutig der Lauf einer Waffe war, verlor die Frage sehr schnell sehr stark an Bedeutung.

Mindestens genauso schnell, wie sein winziger Pimmel auch noch den Rest seiner mickrigen „Größe“ einbüßte.

Die attraktive Mexikanerin hatte vor Schreck unwillkürlich den Mund geöffnet, und Vics schlaffes Cocktailwürstchen war nassglänzend zwischen ihren Lippen hervorgeflutscht. Ein Tropfen ihres eigenen Speichels fiel von seiner verschrumpelten Eichel auf ihre feste, nackte Brust und riss sie aus ihrer Erstarrung. Währenddessen verdrehte der fette Bordellbetreiber seine Augen, um einen Blick auf seinen Angreifer zu erhaschen.

„Denkst du wirklich, du kommst hier je wieder lebend raus, du Punk?!“

Bullfrogs Gesicht war so rot wie ein Chili mit zu vielen Tomaten, und es war fast schon überraschend, dass ihm vor lauter Wut kein Dampf aus den Ohren schoss. Wut darüber, dass es jemand wagte, ihn in seinem eigenen Laden zu überfallen. Nie hätte es jemand gewagt, ihm gegenüber auch nur die Stimme zu heben.

„Ich hab keine Ahnung, wie du kleiner Wichser hier reingekommen bist, aber du wirst auf jeden Fall mit deinen beschissenen Füßen voran hier rausgetragen. Ich muss nur…“

„Kannst dir deinen Atem sparen, Arschloch… Wird keiner kommen, um dir zu helfen… Sind alle zu sehr damit beschäftigt, tot zu sein. “ Unterbrach ihn der Fremde, und schob mit der anderen Hand die Kapuze seines langen, dunklen Mantels zurück.

Zum Vorschein kamen ein dichter, dunkelblonder Schopf kurzen Haares und ein granithartes, aber zugleich blutjunges Gesicht.

Vic konnte im Atem des Fremden Bourbon riechen, und auf einmal dämmerte es ihm.

„The Bourbon Kid!“ keuchte er.

Ein kurzes Nicken, das Bullfrog mehr aus den Augenwinkeln erahnte, denn sah, war die Antwort.

Verblüfft musterte die nackte Frau den Jungen… Den Killer, der ihren Boss in seiner Gewalt hatte… Sie konnte nicht glauben, was sie sah.

Über den Anblick vergaß sie völlig, Angst zu haben.

Seit der Name vor rund zwei Jahren zum ersten Mal aufgetaucht war, kursierten zahllose Gerüchte um ihn und den Mann dahinter. Jedoch hätte nichts davon Gabriella auf diesen Anblick vorbereiten können:

Hatte sie bei dem legendären und üblen Ruf dieses berüchtigten Serienkillers einen riesigen und versoffenen Muskelprotz erwartet, stand ein attraktiver junger Mann vor ihr, allenfalls in ihrem Alter.

Breite Schultern und ein massiver Nacken, die unmissverständlich von Kraft und Stärke zeugten, ein Gesicht wie von Michelangelo gemeißelt, jedoch unrasiert und mit Blutspritzern bedeckt, ein wohlgeformter Hintern, den selbst die grobe Jeans nicht verbergen konnte und große Hände, bei deren Anblick Gabriella unwillkürlich den Atem anhielt.

Für einen Moment stellte sie sich vor, es wären diese Hände, die sie auf ihre Knie zwängen…

Sie riss sich zusammen und konzentrierte sich wieder auf das Bild vor ihren Augen.

Er war zwar durchtrainiert und schwer bewaffnet, aber keiner hätte in ihm den legendären Killer und Psychopathen gesehen… Jedenfalls nicht, bis man in seine Augen gesehen hätte… Sie waren unheimlich!

Was immer auch an Leben jemals im Blick dieses jungen, ziemlich gut aussehenden Burschen gewesen war, existierte wohl schon lange nicht mehr. Sein Blick war nur noch hart wie Stahl und kalt wie Eis.

„Du bist Bourbon Kid?“ Die Worte entfuhren ihr, bevor sie sie zurückhalten konnte.

„Ich dachte, du wärst älter. „

Ihr war garnicht bewusst, dass ihre Stimme beim letzten Satz unwillkürlich tiefer wurde und fast in ein Schnurren überging. Abgesehen von seinen Augen, dem Blut und den Bartstoppeln gefiel ihr sein Gesicht. Und selbst diese Mängel machten sie an.

„Du sollst hier nicht mit ihm flirten, du dämliche Fotze! Beweg deinen fetten Arsch, und hol Hilfe!“

Für Bullfrog waren die letzten Augenblicke mehr als absurd.

Er stand da, mit nacktem Schwanz und dem Lauf einer scheinbar sehr großen Waffe am Ohr, und das Mädchen, das gerade vermeintlich hingebungsvoll und verlangend an seinem „Jungfrauenbeglücker“ genuckelt hatte, machte dem Irren hinter ihm schöne Augen.

Plötzlich spürte er etwas Kaltes an seinem verschrumpelten Sack, und als er mühsam an seinem immensen Burgergrab vorbeispähte, konnte er die schmale lange Klinge eines Messers an seinen Familienjuwelen sehen.

„Du kannst dein Maul wohl echt nicht halten… Soll ich dir einen wirklichen Grund zum Schreien geben?“

Getragen von einer Bourbonwolke erreichten diese heiseren Worte sein Ohr, und an jedem einzelnen Ton schienen Eiszapfen zu hängen.

Der fast kahle Hurenbock musste heftig schlucken..

„Fick dich, Bullfrog… Ich kündige!“ spie ihm die rassige Latina in diesem Moment sowohl seinen Spitznamen als auch ihre Kündigung ins Gesicht.

Die Kellnerin war zwar noch jung, aber nicht mehr so naiv.

„Bourbon Kid“ war ein Name, dem ein übler Ruf vorauseilte, und genau in diesem Moment hielt dieser berüchtigte Killer ihrem Boss etwas an den Kopf, dass enorme Ähnlichkeit mit einem Revolver Kaliber.

45 hatte. Der stumpfe Glanz der Waffe machte klar, dass sie schon sehr oft abgefeuert worden war.

In Gedanken verabschiedete sich Gabriella von ihrer Aussicht auf eine Beförderung… In einem Lokal voller Leichen konnte sie keine Karriere machen. Die einzige Beförderung, die sie hier bekäme, wäre die ins Jenseits. Für sie war das auf keinen Fall eine alternative Zukunftsoption.

„He, Bourbon Kid… Kannst du mich mitnehmen? Ich will hier schnellstens weg.

“ fragte sie den ungepflegten, aber im Prinzip gut aussehenden Mann vor sich, auch wenn allein der Gedanke schon absurd war.

Ihr war aber alles egal, sie wollte nur noch weg von diesem perversen Hurensohn von Sklaventreiber, und raus aus diesem Drecksloch.

Bullfrog war von der Waffe an seinem Kopf und der Klinge an seinen Eiern so eingeschüchtert, dass der gefürchtete Gesetzlose das Risiko eingehen konnte, sein Augenmerk auf die junge nackte Frau vor sich zu richten.

Sie mochte etwa 1,70m bis 1,75m groß sein, hatte eine makellose, olivfarbene Haut und schöne, etwa handgroße Brüste, die noch frech der Schwerkraft trotzten.

Ihre nicht mehr ganz frisch rasierte Möse mochte zweifellos die Starterbatterie sein, die dem verrotteten Motor von Herz des Ochsenfroschs regelmäßig eine bitter benötigte Starthilfe verpasste.

Ironischerweise war die Pussy jetzt deutlich mit einem Feuchtigkeitsfilm überzogen, der wenige Momente zuvor noch nicht vorhanden war — Nicht bevor der Killer auf der Bildfläche erschienen war.

Er hob seinen Blick und sah ihr ohne eine Regung in die Augen. Es schien fast, als hätte er nicht wirklich realisiert, dass sie nackt — und offensichtlich erregt — vor ihm stand.

„Da draußen auf dem Tresen liegt ein Typ mit einer gelben Lederjacke. Du findest sicher in einer seiner Taschen einen Autoschlüssel. Der gehört zu dem roten Dodge RAM auf dem Parkplatz. Ich hab ihn vorhin beim Tanken gesehen, also ist die Karre vollgetankt… Vielleicht hat er auch noch etwas Geld dabei… Verschwinde jetzt, und meide in Zukunft Läden wie diesen hier.

“ antwortete er ihr trocken, wenn auch mit kaum wahrnehmbarer Wärme in der Stimme.

Gabriella brauchte keine Extraeinladung. Sie raffte eilig ihre Sachen zusammen und rannte nackt aus dem Zimmer.

Für ihren ehemaligen Chef hatte sie keinen Blick mehr übrig — nicht einmal einen mitleidigen.

Ob sie vielleicht doch Mitleid empfunden hätte, wenn ihr klar gewesen wäre, was ihrem Ex-Boss bevorstand, werden wir nie erfahren, denn dank der hervorragenden Schallisolierung, die Vic hatte anbringen lassen, sollte sie nie wirklich mitbekommen, was als Nächstes geschah.

Als die Tür hinter der rassigen Latina ins Schloss fiel, begann Bourbon Kid mit dem, weshalb er diesen abgefuckten Puff in der Wüste überhaupt aufgesucht hatte.

In den nächsten Minuten brachen Vics Schmerzschreie nur ab, wenn sein Peiniger ihm eine Frage stellte, und nach einer gefühlten Ewigkeit von einer halben Stunde in der Hölle der Schmerzen beendete eine Kugel das wertlose und selbstsüchtige Leben von Victor Huminski.

+*+*+

Im Diner warf Lucinda ihre Kellnerinnenuniform auf den Tresen neben die Leiche… Es war ihr egal, ob sich die billige Kunstfaser mit dem ganzen Blut vollsog. Sie hatte nicht vor, sie jemals wieder zu tragen.

So widerlich es für sie auch war, die Leiche zu filzen, so sehr hing sie doch an ihrem Leben, darum blendete sie alles aus, und suchte schnell und gründlich.

Letztlich fand sie den Schlüssel, ein Beutelchen voll Gras und fast 200$ in Fünfern. Dann ging sie hinter die Theke, suchte eine einigermaßen saubere Tasche und leerte den Inhalt der Kasse und sämtliche Trinkgelder in die Tüte.

Plötzlich kam ihr eine Idee.

Sie filzte auch die anderen Leichen… Wenigstens die, die noch in einem Zustand waren, in dem man sie filzen konnte. Sie hielt die Luft an, und stellte sich vor, das körnig-glitschige Zeug zwischen ihren Fingern wäre Milchreis, und nicht Gehirn und gerinnendes Blut.

Brieftaschen, Bargeld, Schmuck… Alles von Wert landete im Beutel. Durch die Verbindungstür betrat sie dann auch das „Cum In“

Und hätte fast gekotzt.

Zu dem Zeitpunkt, als der gefürchtete Mörder mit der Kapuze durch den Eingang des Stripclubs/Bordells getreten war, hatten sich nicht mehr als eine Handvoll Kunden und vier der Mädchen in den Räumen des „Cum In“ aufgehalten. Trotzdem sah es in der schummrigen Beleuchtung der Bühne so aus, als hätte jemand eimerweise rote Farbe vergossen.

Blutlachen und ekelerregende Brocken von etwas, worüber die junge Frau nicht nachdenken wollte so weit das Auge reichte. Blutige Abdrücke von Stilettos und nackten Frauenfüßen, die zur Tür führten, legten den Schluss nahe, dass wenigstens den Huren die Flucht aus diesem Gemetzel geglückt war.

Mit angehaltenem Atem und starrem Blick filzte die junge Ex-Kellnerin die Toten, und stopfte alles, was noch irgendeinen Wert hatte, in den Beutel.

Mit der Beute in der Hand rannte sie buchstäblich zurück ins Diner, und dort in den Umkleideraum.

Während sie ihre normale Kleidung aus dem Spind holte, fiel ihr zum ersten Mal ein kleines rotes Lämpchen auf, das hinter einer Blende unter ihrem Schrank blinkte.

Sie riss die Abdeckung ab und staunte nicht schlecht, als darunter das Objektiv einer Videokamera zum Vorschein kam.

‚Dieser verfluchte, fette, schmierige Hurensohn!‘, fluchte sie innerlich. ‚Nicht genug, dass ich mich seit Wochen von ihm ficken lassen muss… Der notgeile Arsch ist auch noch ein verfickter Spanner! Ich hoffe, er schneidet ihm seinen Schrumpelschwanz ab!‘

Sie schmetterte die Tür ihres Spindes zu, riss die Kamera aus ihrer Halterung, und schleuderte sie mit solcher Wucht gegen die Wand, dass das empfindliche Aufnahmegerät in Tausende von kleinen Stücken zersprang.

Fast war sie versucht zurückzugehen und den Kid zu bitten, das Schwein selbst kastrieren zu dürfen.

Inmitten der Bruchstücke lag die kleine Kassette, auf der die Aufzeichnungen von Gabriellas unfreiwilligen Strips waren. Sie nahm sie an sich und stürmte aus dem Umkleideraum — und aus dem Diner.

Erst als sie vor der Tür war, gebadet in warmem Sonnenlicht, und von der trockenen Hitze der Wüste umwabert, zog sie sich an.

Im Diner hätte sie sich die Sachen unweigerlich mit Blut oder noch ekligeren Sachen eingesaut, denn keine Stelle, weder am Boden noch an den Wänden war frei. Sogar an der Decke waren Blutspritzer zu sehen gewesen.

‚Verdammte Scheiße! Der Laden sieht aus wie ein verfluchtes Schlachthaus! Was hat der Kerl hier überhaupt angestellt?‘ dachte sie, während sie noch immer mit ihrer Übelkeit kämpfte.

Sie wollte die Bilder, die sie bewusst und unterbewusst aufgenommen hatte, nicht an sich heranlassen, aber der Anblick der Leichen würde sie noch lange in ihren Träumen verfolgen.

Als sie ihre Sachen angezogen hatte, und sowohl Schlüssel als auch Geld in ihrer Hand waren, ließ ihre Konzentration nach und sie begriff, was sie zuvor nur unterbewusst registriert hatte.

Seit sie Bullfrog mit seinem Todesengel allein gelassen hatte, waren gedämpfte Schreie, Stöhnen und Wimmern zu hören gewesen. Wie ein Blitz schoss der Gedanke durch ihren Kopf, dass Bullfrogs Wohnung so gut isoliert war, dass sie diese Geräusche eigentlich garnicht hätte hören dürfen…

Sie wollte den Gedanken nicht zu Ende denken.

Fahrig fuhr sie sich mit den Fingern durch ihr kurzes schwarzes Haar und atmete tief durch. Sie wollte sich nicht die Frage stellen, wie es kam, dass ausgerechnet sie überlebt hatte… In einem stummen Gebet dankte sie einfach nur für ihr Glück.

Als sie Augenblicke später den schweren Pick-Up anließ, glaubte sie schwach das Geräusch eines Schusses gehört zu haben… Aber das spielte für sie jetzt keine Rolle mehr… Sie hing zu sehr am Leben, um darüber noch nachzudenken.

Sie legte den Gang ein, gab Gas und raste mit durchdrehenden Reifen so schnell sie konnte vom fast leeren Parkplatz und über den Highway in eine ungewisse, aber hoffentlich lange Zukunft.

+*+*+

Normalerweise halten sich Mojave-Klapperschlangen immer in ihrem angestammten Revier auf, doch dieses Exemplar hatte das Pech, von einem Weißkopfseeadler erwischt worden zu sein, der sie mehrere Meilen weit mit sich getragen hatte.

Warum er das getan hatte, wusste die Schlange nicht, und selbst wenn sie es gewusst hätte, wäre es ihr scheißegal gewesen… Sie wollte nur wieder runter auf den verdammten Boden!

Plötzlich ließen die Klauen, die sie gefangen gehalten hatten, los und die Klapperschlange fiel in Richtung der von ihr so vermissten Erde. Ob es Glück oder Absicht des Adlers war, war unklar, aber der Sturz war nach weniger als drei Metern zu Ende und die Schlange lag auf dem Sand — unverletzt, und sehr angepisst.

Bevor sie sich vom Stress des Fluges und der harten Landung erholen konnte, witterte sie schon etwas…

Jemand näherte sich, und es war ein großer Jemand.

Die Klapperschlange erhob sich und fing an, mit ihrer ansehnlichen Kollektion an Hornschuppen zu rasseln, um den Eindringling zu vertreiben… Als ihr Kopf schon in einer Wolke von Blut und Knochen explodierte.

+*+*+

The Bourbon Kid hatte von Bullfrog alles erfahren, was er wissen musste…

Zwar hatte er dem Gedächtnis des schmierigen Ex-Burgerwenders das eine oder andere Mal mit einem Schlag ins Gesicht, einen wohlplatzierten Schnitt, oder einem Schuss in den Fuß oder das Knie auf die Sprünge helfen müssen, doch letztlich erfuhr er die Lage des alten, aufgegebenen Munitionsbunkers aus den späten 40er Jahren, den die US-Army nie leergeräumt hatte und der bis vor rund zehn Jahren von Schleuserbanden und Waffenhändlern verwendet und immer mal wieder aufgefüllt wurde.

Damals, bevor die Vampire die Macht in der Gegend völlig übernahmen und auch die letzten Konkurrenten in den Staub bissen.

Dem alten Perversling zufolge war der Bunker noch immer zur Hälfte mit diverser Munition und dazu passenden Waffen gefüllt. Wenn er selbst nicht durch Zufall eine Einstiegsluke gefunden hätte – er war buchstäblich im Vollsuff darüber gestolpert — wüsste heute niemand mehr, wo genau der Bunker unter den Tausenden von Quadratmeilen Sand lag.

Jetzt wusste nur noch Bourbon Kid davon.

Er sah in der angriffslustigen Klapperschlange vor der Luke zum Bunker ein positives Zeichen. Wenn sich hier schon die Klapperschlangen heimisch fühlten, war wohl eine ganze Weile kein Mensch mehr hier gewesen.

Das hatte ihn aber nicht davon abgehalten, sie abzuknallen, weil ihm das Gerassel nach der Fahrt in Bullfrogs Schrottkiste auf die verkaterten Nerven ging.

Seine Vermutung wurde durch die Sandschicht vor der Luke nur bestätigt und mit etwas Anstrengung konnte er die Lukentür öffnen.

Was sich dahinter verbarg, hätte das Herz jedes Waffenfetischisten und Verschwörungssoziophaten höher schlagen lassen.

Vom M16 — Kaliber 5,56mm — über die Skorpion — Kaliber 7,65mm und 9mm — und großkalibrige Pistolen der Kaliber. 45 und. 50 bis hin zu „schwerer Artillerie“ wie Granatwerfern und Miniguns, war alles vorhanden und Bourbon Kid konnte ohne Probleme auch die dazugehörige Munition finden.

Er legte seinen Mantel neben sich auf dem Beifahrersitz des batteriebetriebenen Lastkarrens ab und begann entspannt pfeifend mit seiner „Einkaufstour“.

+*+*+

Das schäbige Vogelscheuchenkostüm kratzte und war unbequem, aber seine Mutter hatte sich einfach nicht mehr leisten können…

Die Geschäfte gingen nicht so gut, und an Halloween waren die braven Familienväter lieber bei ihren eigenen Familien und gingen nicht zu einer Prostituierten.

JD spürte die Halme, die über seine Haut strichen, überdeutlich. Überhaupt hatte er eine sehr empfindliche Haut… Genauer gesagt, waren alle seine Sinne überempfindlich und äußerst scharf.

Darum spürte er auch die Hand, die er in seiner hielt, sehr genau. Sie war zart, warm und fühlte sich einfach nur richtig und gut an.

Beth Lansbury, die wie er auf die Santa Mondega Highschool ging, und mit ihm zusammen von der Halloweenparty in der Turnhalle der Schule abgehauen war, war als Dorothy verkleidet und als sie mit dem ein Jahr älteren Jungen im Vogelscheuchenkostüm den Pier hinabgewanderte, fühlte man sich unwillkürlich ein wenig in den „Zauberer von Oz“ versetzt…

Allerdings in eine sehr düstere und bizarre Version, bei der vermutlich Guillermo del Toro Regie geführt hatte.

Es war fast Mitternacht, ein blauer, kalter Vollmond leuchtete zwischen dicken Wolken hindurch, und irgendwo unter dem Pier hing Kione, ein kaltblütiger und brutaler Hurensohn, der sehr bald verschiedene Tragödien auslösen würde… Einschließlich seiner Eigenen.

Das schöne dunkelhaarige Mädchen neben ihm strahlte eine wohltuende Wärme aus. Aber nicht nur deswegen legte JD seinen Arm um sie. Seit er sie zwei Monate zuvor in der Schule gesehen hatte, fühlte er sich sehr zu ihr hingezogen — vielleicht war er sogar in sie verliebt, aber das wusste er noch nicht genau.

Er war vorher nie verliebt gewesen.

„Ich werde spätestens um eins zurück sein… Ich hole nur noch schnell meinen Bruder ab, und bringe ihn nach Hause. “ versprach er dem Engel neben sich mit aller Ernsthaftigkeit, zu der ein unsicherer Teenager imstande war. „Wirst du hier auf mich warten?“

Sie sah ihn mit einem zärtlichen Blick in den Augen an und nickte nur, während sie seine Hand nur widerstrebend losließ.

Er lief den Pier hinauf und wollte gerade um die Ecke und außer Sicht verschwinden, als er sich spontan umdrehte, um Beth noch einmal zuzuwinken.

Was er dann sah, ließ sein Blut gefrieren.

Eine hagere, ausgezehrte Gestalt hielt Beth umklammert und hatte ihr die Kehle rausgebissen. Während ihr Herz verzweifelt immer schneller schlug, pumpte es ihr Blut durch die zerfetzten Arterien direkt in Kiones weit aufgerissenen Mund, in dem fahlgelbe, verrottete, aber nadelspitze und sehr lange Fangzähne im Mondlicht schimmerten.

Der Junge im Vogelscheuchenkostüm war außerstande, sich auch nur zu rühren, so tief war sein Entsetzen, und so musste er — gestraft mit seinen überscharfen Sinnen, die sowohl die Entfernung als auch die Dunkelheit ignorierten — mit ansehen und anhören, wie die Augen von Beth brachen, und ihr Herzschlag erst immer schwächer und langsamer wurde, und schließlich ganz aussetzte…

JD stieß ein klagendes Heulen aus, das jeden Wolf, egal ob Werwolf oder echter Wolf, vor Neid erblassen und vor Mitleid hätte erschauern lassen.

Doch der Heulton brach abrupt ab, als etwas noch Unfassbareres geschah:

Beth schlug die Augen auf!

Plötzlich schimmerte ihre Haut im Mondlicht ganz fahl — mit seinen scharfen Augen konnte J. D. sogar die feinen Äderchen unter der Haut erkennen. Sie war von Kione verwandelt worden, und jetzt schrien die Äderchen alle im Chor nach Blut… Nach seinem Blut!

Rasend schnell stürzten sich die beiden Vampire auf den blonden Jungen, der, vor Angst und Entsetzen gelähmt, wie festgewachsen auf dem Pier stand.

Die auf ihn zufliegenden Fangzähne füllten sein Sichtfeld vollkommen aus und der faulige Gestank, der aus ihren Rachen strömte, raubte ihm fast die Sinne.

Jetzt konnte es nicht mehr lange dauern… Er konnte ihren Atem schon auf seiner Haut spüren… Das einzige Mädchen, das er je liebte, würde ihn töten…

Mit einem lauten Schrei stürzte der vor Kurzem erst volljährig gewordene Killer aus seinem Traum zurück in die Realität und stieß in seiner Verwirrung mit dem Fuß gegen eine Kiste mit Explosivgeschossen, die einige Meter weit weggeschleudert wurde.

Er zitterte heftig vor Anspannung, auch wenn er genau wusste, dass dieser Traum nicht die Wirklichkeit widerspiegelte.

So war es nicht passiert!

Der Vampir Kione hatte Beth zwar angegriffen, aber JD war ihr umgehend zu Hilfe gekommen, und hatte ihm damals sehr gründlich die Fresse poliert, so dass der schmierige Blutsauger mit eingekniffenem Schwanz das Weite gesucht hatte.

Die Tragödien, die Kione mit diesem Angriff ausgelöst hatte, waren allerdings noch viel schlimmer als in seinem Traum:

Kione hatte nicht Beth verwandelt, sondern JD's Mutter.

Beim Kampf mit dem Teenager hatte der Vampir dessen Brieftasche gestohlen, und nach seiner schmachvollen Niederlage wollte der Blutsauger Rache nehmen, indem er ihm zuhause auflauerte.

Leider war aber zum Zeitpunkt seiner Ankunft nur Maria, JD's Mutter, zuhause gewesen, und der Untote war nach den Prügeln, die er bezogen hatte, auch noch sehr hungrig und nicht nur sauer. Er stürzte sich auf die wehrlose Frau, die seinen Kräften nicht gewachsen war, und schändete sie auf jede nur denkbare Art, bevor er ihr den halben Hals herausbiss.

Als JD nach einer Weile mit seinem kleinen Bruder nach Hause kam, schlug das Herz ihrer Mutter kaum noch. Der Teenager, der die Anwesenheit dieses Alptraumwesens ahnte, konnte seinen verängstigten Bruder gerade noch rechtzeitig wegschicken, bevor sich der psychopathische Vampir auf den Jungen stürzte, dem er eine schändliche Niederlage verdankte.

Angestachelt von der Angst, die ihn erfüllte, und der Wut, die in seinem Herzen tobte, kämpfte JD um sein Leben, und prügelte den Vampir ein zweites Mal windelweich — doch er konnte nicht verhindern, dass sich seine Mutter vor seinen Augen zu verwandeln begann.

Mit letzter Kraft flehte sie ihren Sohn an, ihr Unleben zu beenden, bevor sie wieder zu sich käme, und so zu einem Monster würde, das sich ihn als erstes Opfer suchen würde.

Erst als er seine Angst und Panik mit einer ganzen Flasche Bourbon betäubt hatte, fand er den Mut, die sechs Kugeln des Revolvers Kaliber. 45 in das zu jagen, was einmal seine Mutter war.

In diesem Moment wurde „The Bourbon Kid“ geboren… Der harte Hurensohn, der erst schoss, und dann Fragen stellte. Der sensible und fürsorgliche Junge, der von allen nur JD genannt wurde, starb in diesem Moment.

Und für Kione begann in diesem Augenblick eine Ewigkeit des bittersten Leidens…

+*+*+

‚Wie konnte man eine laue Vollmondnacht in der Wüste besser auskosten, als mit einem leidenschaftlichen Freiluftfick auf dem Dach eines Wohnmobils?‘

So dachten jedenfalls Karl und Raquell Schaeffer…

Raquell war eine ehemalige Miss Wyoming, die vor fünfzehn Jahren in der Wüste hängen geblieben war, und der athletische Karl war der Grund dafür.

Vor fünfzehn Jahren war Karl ein aufstrebender Stockcar-Fahrer mit enormem Potential, und Raquell war für ein Rennen als optisches Leckerli für die Pausen zwischen den Durchgängen engagiert worden. Die Organisatoren der Rennen waren der Ansicht, knappe Bikinis und zehn Zentimeter hohe High Heels passten gut zu hochgezüchteten Rennmaschinen und dem Geruch von Abgasen und Treibstoff.

Der Moment, als er sie zum ersten Mal sah, wurde für immer sein Schicksal.

Einem von Karls Konkurrenten platzte bei der Paraderunde der verbliebenen Wagen der Reifen, und er schleuderte mit Vollgas auf die Mitte der Arena zu… Dorthin, wo Raquell stand…

Lächelnd… Winkend… Den durchdrehenden V8-Motor nicht hörend…

Karl, dessen Wagen nicht an der Paraderunde teilnahm, weil er gerade wieder soweit ausgebeult wurde, dass die demolierten Radkästen nicht die Reifen zerschredderten, rannte so schnell er konnte zu ihr.

Er riss die schlanke Schönheitskönigin so heftig aus der Gefahrenzone, dass sie sich im Fallen zu einem unentwirrbaren Knäuel verknoteten, und sein linkes Knie mit einer Serie von Knack- und Knirschgeräuschen zum Teufel ging.

Obwohl in diesem Moment seine Karriere als Fahrer in die Binsen ging, war es Schaeffer scheißegal — Raquell war seine Traumfrau, und ihm, ihrem Lebensretter, für immer vollkommen verfallen.

Das Gefühl, das ihn durchströmte, als sie in seinen Armen lag, überdeckte sogar vollkommen die Schmerzen in seinem ruinierten Knie.

In den darauf folgenden Jahren machte sich Karl einen Namen als Mechaniker, und gepaart mit Raquells Sinn für Schönheit und Stil, wurden die beiden zu gefragten Restauratoren und Tunern klassischer Wagen.

Ihrer beider Meisterstück „Black Betsy“ stand in diesem Moment, sorgfältig abgedeckt und gesichert, auf dem Anhänger, der am Wohnmobil befestigt war.

Aber beide dachten im Moment weder an „Black Betsy“, noch an den Pokal und das Preisgeld, das ihnen der glänzend schwarze Mustang vor ein paar Tagen in Vegas eingebracht hatte.

Karl dachte in diesem Moment höchstens daran, wie umwerfend die kupferfarbenen Naturlocken seiner Frau im Mondlicht schimmerten.

Raquell hingegen konzentrierte sich mit aller Kraft darauf, nicht das Bewusstsein zu verlieren, als Karls großzügig dimensionierter Schwanz durch ihren Schließmuskel glitt, und er ihren engen Arsch mit einem Mal zum Bersten ausfüllte.

Er hatte sie in der letzten Stunde schon so ausdauernd und leidenschaftlich gefickt, dass sie die Zahl ihrer Orgasmen nicht mehr hätte benennen können, und auch jetzt war sie auf dem besten Wege, dieser unbekannten Zahl noch einen mehr hinzuzufügen.

„Stoß tiefer, Baby! Gleich hast du den Punkt! Das ist so geil!“

Ihre Stimme war kehlig vor Geilheit, und das Gefühl seiner Eichel dicht vor dem entscheidenden Punkt trieb ihre Erregung auf die Spitze.

Und dann war er da…

Der Punkt wurde getroffen, die Sicherungen brannten durch, alles wurde für einen Moment schwarz, die Dämme brachen…

Die Schwanzspitze ihres Mannes berührte die Stelle, diesen hochsensiblen Schalter, und Raquell überflutete den unter ihr auf dem Wohnmobildach liegenden Ex-Rennfahrer erneut mit Schwall um Schwall ihres Mösensafts, während er seinen harten Knüppel unverändert in den Arsch seiner ehemaligen Schönheitskönigin versenkte, und ihrer beider Lustschreie in die menschenleere Wüstennacht schallten.

Keine fünf Sekunden später spritzte auch der bärtige Tuner in den Hintern seiner Geschäfts- und Lebenspartnerin, und das Gefühl seines heißen, dickflüssigen Spermas in ihrem Enddarm löste eine weitere Explosion in ihr aus.

Das Stöhnen und Schreien, das ihre Lust begleitete, hatte inzwischen schon einige Kojoten zu einer Antwort veranlasst, und das Heulen der Wüstenräuber vermischte sich in der nächtlichen Wüstenluft mit den Lauten der Geilheit zu einer wilden Symphonie des Lebens, wie sie selbst Elton John für den „König der Löwen“ nicht hätte passender komponieren können.

Die Leidenschaft und die Ekstase waren so überwältigend, dass beide blind und taub für ihre Umgebung wurden, und voller Seligkeit in ihrem eigenen Universum schwebten.

„Deine geile Alte geht ja ganz schön ab, Kumpel. Was dagegen, wenn wir dich ablösen? Die Schlampe scheint ja richtig schön saftig zu sein, sie läuft ja schon aus. “ ertönte es urplötzlich.

Wenn die Kälte in der Stimme Karls Lust nicht schon abgekühlt hätte, wäre sie zweifellos in dem Moment in sich zusammengefallen, als das Dach unter dem Aufprall schwerer Körper erzitterte und unsichtbare Hände die schreiende Raquell so schnell in die Höhe rissen, dass sein Schwanz mit einem hörbaren „Plopp“ aus ihrem Arsch flutschte.

Sie verschwand so schnell in der Dunkelheit, dass die aus ihrer Rosette tropfende Sahne nicht einmal mehr aufs Dach fallen konnte.

Der wütende Ehemann wollte aufspringen, und den Schreien seiner Frau folgen, aber bevor er auch nur blinzeln konnte, saß auch schon jemand auf seiner Brust, und, begleitet von einem fauligen Atem, wurden ihm von der gleichen kalten Stimme wie Momente zuvor, Worte entgegen gespien.

„Bleib liegen, Arschloch! Vielleicht lassen wir dich ja zusehen…“ Nach einem kurzen Moment folgte dann: „Nein… Doch nicht… Schweigendes Publikum ist uns dann doch lieber.

Lange, faulige, nadelspitze Fangzähne füllten Karls Gesichtsfeld aus.

„Ich wette, sie schmeckt deutlich besser als du… Aber ich will mal nicht so wählerisch sein. „

Karl konnte das Verlangen in der Stimme hören, obwohl er selbst aus vollem Halse schrie.

„Halt die Fresse… Niemand mag einen kreischenden Appetithappen! Halt still, dann ist es auch…“ schnauzte ihn die Stimme an.

Der Kopf über Karls Gesicht verschwand mit einem lauten Knall, und eine heisere Stimme von unten beendete den Satz des Angreifers:

„… schnell vorbei. Du sagst es, Arschloch!“

Mehrere Schüsse und mindestens zwei oder drei Explosionen durchbrachen die Stille der Nacht, doch in seinem geschockten Zustand nahm Karl nichts mehr wahr, er war einfach nur verstummt.

Erst nach einer ganzen Weile registrierte er, dass ihn jemand rief — offensichtlich nicht zum ersten oder auch nur zweiten Mal.

„Ich kann dich stöhnen hören, also bist du nicht tot. Komm jetzt runter, wir sind allein. „

Obwohl die Stimme kalt und rau war — sie klang wie Kieselsteine, die aneinander reiben — erkannte sie Karl eindeutig als menschlich und — zumindest im Moment — ungefährlich an, und stieg vom Dach.

Erschüttert und verwirrt von den Ereignissen, war Karls Wahrnehmung noch immer eingeschränkt, und er realisierte weder seine eigene Nacktheit, noch den Zustand des einstmals luxuriösen Wohnmobils.

Auch wenn er es registriert hätte, wären diese Informationen angesichts der Gestalt verblasst, die Karl jetzt vor sich sah; gehüllt in einen weiten, umhangartigen Mantel, der Kopf verborgen unter einer großen Kapuze, die tief ins Gesicht gezogen war, in der einen Hand einen Granatwerfer vom Typ Mark 14, in der anderen eine alte doppelläufige Schrotflinte mit abgesägtem Lauf. Die gerade noch erkennbare Zigarette zwischen ihren Lippen glühte plötzlich ohne äußere Einwirkung auf, und entzündete sich ohne erkennbare Hitzequelle.

„Wie geht das?“

Karl war so erstaunt und überrascht, dass er die Frage schon gestellt hatte, bevor ihm klar war, dass er Angst haben sollte.

„Wen interessierts? Und jetzt zieh dir endlich ne verdammte Hose an, ich steh nicht so auf Schwänze. „

Die Gestalt schüttelte schnaubend den Kopf.

Im Licht des Mondes erkannte der Ex-Rennfahrer den jungen Mann vor sich endlich, dessen grobkörniges Bild in mindestens vier Staaten die Fahndungsplakate zierte, und keuchte auf.

„The Bourbon Kid!“

Ein genervtes Nicken war alles an Antwort.

‚Wenn ich auch nur noch einen verschrumpelten Männerschwanz sehen muss, reiß ich ihn eigenhändig ab!‘ ging Kid durch den Kopf.

„Die Hose…“ ertönte die heisere und jetzt gereizte Stimme. Mit dem Lauf der Flinte deutete der unheimliche Outlaw auf Karls Schritt. „Und beeil dich!“

Der nackte Mann war eingeschüchtert, und sich seiner verletzlichen Nacktheit schmerzlich bewusst, als er sich wieder dem Wohnmobil zuwandte… Und zum ersten Mal bewusst die immensen Schäden registrierte.

„Verfluchte Scheiße! Was ist mit meinem Wagen passiert?“

Augenscheinlich war das Fahrzeug durch die Granaten in Mitleidenschaft gezogen worden. Das Führerhaus war fast vollständig verschwunden, und die Vorderachse hatte eine elegante, aber sehr unpraktische U-Form. Die gesamte Front des Wagens stand in Flammen, alle sechs Reifen waren platt — nicht dass die Kiste auch nur im Entferntesten noch fahrtüchtig gewesen wäre — und um das Wohnmobil verstreut lag alles, was Karl und Raquell jemals besessen hatten.

Karl brach in Tränen aus, und schluchzte wie ein kleines Kind. Er hatte buchstäblich alles verloren.

The Kid verfolgte das Schauspiel für etwa eine Minute, dann schickte er den bulligen Mann mit einem Arschtritt zu Boden.

„Reiß dich zusammen, und zieh dir endlich eine verfickte Hose an!“

Der Tritt schien zu helfen, denn Karl riss sich prompt am Riemen und holte sich schnell eine Hose und ein Shirt aus dem noch nicht ganz so verwüsteten Heck des Wohnmobils, bevor das auch noch in Flammen aufging.

„Sehe ich das richtig: Die haben sich deine Frau geschnappt?“ fragte der berüchtigte Killer.

„Ja… Richtig… Das war Raquell, meine Frau. Was waren denn das für verdammte Punks? Ich weiß ja nicht, auf was diese Wichser drauf sind, aber ich prügle es ihnen aus jeder Pore, wenn ich sie erwische. „

Trotz der Tränen in seinen Augen und der Agonie in seinem Herzen brannte das Verlangen nach Vergeltung in ihm.

Mit einem kurzen Blick auf den gefährlichsten Serienkiller und Massenmörder des Südwestens vor sich fügte er noch an:

„Ich danke dir für deine Hilfe. Ohne dich hätte er mich vielleicht gekillt. „

An der brennenden Zigarette vorbei verwoben sich Rauch und Worte zu einer sicht- und hörbaren Antwort:

„Das waren Vampire. Sie sind voll auf Blut, und wenn du einen Alleingang versuchst, lassen sie dir jeden einzelnen Tropfen aus dem Leib, ehe du auch nur merkst, dass sie in deiner Nähe sind.

Und um eines gleich mal ganz klarzustellen: Ich wollte nicht dir helfen, sondern nur diese verfluchten Blutsauger killen. Blutsauger, die zuerst dich, und dann mich nicht nur gekillt, sondern auch bei lebendigem Leibe aufgefressen hätten! Und wenn meine Karre nicht ne Viertelmeile weiter verreckt wäre, wäre ich garnicht hier. „

Irgendwo in seinem Inneren war es Karl klar gewesen, aber die schnörkellose Art des berüchtigten Killers hinterließ einen deutlichen Eindruck bei dem Ex-Rennfahrer.

„Wie stehen meine Chancen, sie zurückzuholen?“

Karls Gesicht drückte Entschlossenheit aus. Der Gedanke, seine Frau zu retten, gab ihm scheinbar Energie.

„Wenn du alleine gehst? Gleich null! Wenn ich mit dir gehe? Deutlich besser. „

Dass die Wahrscheinlichkeit für Raquell, den Tagesanbruch zu erleben, und die Überlebenschancen ihres Mannes, wenn sie im Vampirnest ankamen, schätzungsweise gleich verschwindend gering waren, verschwieg ihm der Outlaw.

Wenn schon nichts anderes, dann war Karl wenigstens ein guter Köder, der für Ablenkung sorgen würde.

„Wir werden einen fahrbaren Untersatz brauchen, und dein Schlachtschiff da fällt ja wohl flach, oder?“

Jetzt hatte Karl Gelegenheit, Bourbon Kid zu überraschen. Er löste die Sicherungsklammern am Anhänger, der ein Stück vom Wrack des fahrbaren Zuhauses entfernt stand, und zog mit einem Ruck die Plane von „Betsys“ schwarz schimmernden Formen.

„Wie wärs damit?“

Als sich das Mondlicht auf dem sorgfältig polierten Metalliclack und den Chromteilen, aber vor allem im silbern glänzenden Pferdekörper des Logos spiegelte, teilten sich die Lippen des jungen Killers zu einem unheimlichen Lächeln.

„Nicht übel, die Schleuder…“

+*+*+

Während Karl und The Kid mit „Betsy“ tiefer in die Wüste fuhren, um die restlichen Waffen aus dem Bunker einzuladen, und 20 Meilen westlich des Wohnmobilwracks im ehemaligen Multiplexkino „THE SHELL“ eine exzessive Orgie langsam ihrem Höhepunkt zustrebte, war im Wüstenstädtchen Preston 25 Meilen südlich schon seit Stunden die Hölle los.

Der 25jährige Rooster Bailey, frischgebackener Sheriff von Echo County, hatte die Bilder aus dem „Hum Inn“ nur kurz angesehen und sofort sein halb verdautes Mittagessen ausgekotzt. Er war zutiefst erschüttert von den Bildern — und vom Gedanken, dass er eigentlich in der Mittagspause die hinteren Räumlichkeiten von Bullfrogs Laden auch hatte besuchen wollen, um sich etwas zu „entspannen“, ohne dass es seiner Mutter zu Ohren hätte kommen können.

‚Ein Glück, das ich doch nicht hingegangen bin.

Sonst wäre ich jetzt auch tot. ‚ summte ihm permanent im Kopf herum. ‚Genauso wie mein Ricky…‘

Auch wenn Rickys Leichen schrecklich zugerichtet war, konnte Rooster seinen elf Minuten älteren Zwillingsbruder und bisherigen Chef ganz klar an der gelben Lederjacke erkennen — schließlich hatte Ricky sie erst an diesem Morgen nach Verlassen des gemeinsamen Betts aus Roosters Schrank geholt, und mit Rooster vereinbart, sich mittags im „Cum Inn“ zu treffen.

Dass Rooster und Ricky nicht nur miteinander Tisch und Bett teilten, sondern auch gerne mal mit Mama „kuschelten“ war schon von Anfang an kein Geheimnis in Preston gewesen; es sprach nur niemand laut darüber.

Zum einen hatte man anfangs Verständnis gehabt, dass die Witwe Bailey den Trost ihrer Familie brauchte, und zum anderen war sie schon vor dem Tod ihres Mannes, des Stadtrats Barker Bailey, vor zehn Jahren, eine sehr einflussreiche Person, auch bevor sie seine Nachfolge antrat. Niemand, der noch bei Sinnen war, hätte es jemals gewagt, genau nachzufragen, was sie und ihre beiden Söhne nachts trieben — oder mit wem.

Nachdem sich der neue Sheriff von seinem ersten Schock erholt hatte, zeigte er, dass er doch in der Lage war, die Situation angemessen zu handhaben.

Keine zwei Stunden nach dem Massaker im Diner waren schon auf allen Straßen im Umkreis von 50 Meilen Straßensperren aufgestellt. Sämtliche Streifenwagen waren unterwegs, um den mörderischen Bastard zu schnappen — nach dem Schlachtfeld zu urteilen, in das sich das „Hum Inn“ verwandelt hatte, konnte es eigentlich nur einen Täter geben…

Die vier Reiter der Apokalypse waren es ganz sicher nicht; das hatte der strenggläubige Rooster seinen Beichtvater, den wegen sexueller Übergriffe einschlägig bekannten Gemeindepriester, schon gefragt, um auf Nummer sicher zu gehen.

Gott hatte also nicht die Schalen seines Zorns über Roosters sündigem Haupt ausgegossen, und trotz seines Verlusts konnte Sheriff Bailey aufatmen.

Damit war klar, dass die groß gewachsene Gestalt mit dem Kapuzenmantel, die auf den gestochen scharfen Überwachungsvideos zu sehen war, bevor sie die Kameras zerlegt hatte, nur der vollkommen wahnsinnige Hurensohn namens Bourbon Kid sein konnte — dessen war sich das ganze Büro des Sheriffs sicher.

Nun war der Sheriff auf Rache aus! Um jeden Preis!

+*+*+

Karl legte die Kiste mit Phosphorgranaten vorsichtig im Kofferraum ab und wandte sich The Kid zu. „Kann ich dich was fragen, ohne dass du mich abknallst, oder sauer wirst?“

Sie hatten beide die letzten zwanzig Minuten schweigend Kisten und Schachteln aus dem unterirdischen Bunker geholt und sowohl auf dem Rücksitz als auch im Kofferraum verstaut, und der Ex-Rennfahrer hatte reichlich Zeit gehabt, sich zu überlegen, ob er die Frage wagen sollte.

„Ich will meine Frau retten, darum tue ich mir das an… Aber was hast du mit diesen Vampiren am Hut? Wie kommt es, dass der durchgeknalltest… Äh… Der berüchtigtste Killer des Südwestens Jagd auf Blutsauger macht?“

The Bourbon Kid sah nicht auf, sondern verschob ein paar Schachteln mit Munition, als er langsam und mit monotoner Stimme antwortete.

„Wie kommst du darauf, dass ich Jagd auf diese Drecksviecher mache?“

„Ich glaube kaum, dass du mit einem Granatwerfer auf Kojotenjagd gehst.

Außerdem warst du nicht im Geringsten überrascht, Vampire anzutreffen — jedenfalls nicht so überrascht wie ich. „

Aus irgendeinem Grund hatte Karl das Gefühl, der Junge mit dem harten Blick wolle nicht nur seiner Frage ausweichen, sondern auch der eigenen Antwort. Er wusste nicht, wie nah er der Wahrheit damit kam. Wer hätte auch ahnen können, dass der berüchtigte Massenmörder eine verborgene Seite hatte, die Angst und Verlust kannte.

The Kid hatte nicht wirklich Angst vor der Antwort, sondern vor den Erinnerungen, die mit ihr verbunden waren.

Erinnerungen an seine Mutter, geschändet und zerfleischt auf dem Küchenboden, die schreckliche Verwandlung in ihr, die Kione so skrupellos in Gang gesetzt hatte… An die sechs Schüsse aus ihrer eigenen. 45er, mit denen der Junge seine Mutter vor einem unaussprechlichen Schicksal bewahrte — und sein eigenes besiegelte… Die Verantwortung für seinen kleinen Bruder, den er zum Glück in einer guten Einrichtung unterbringen konnte… Die Sehnsucht nach Beth…

Er wollte nicht darüber nachdenken, wie anders sein Leben verlaufen wäre… Wenn JD noch am Leben wäre…

„Belassen wir es dabei, dass ich meine Gründe habe, und du deine, OK?“, ertönte ein Knurren aus seinem Mundwinkel, und es war klar, dass das Thema für ihn damit durch war.

Er war noch nicht bereit, darüber zu reden… Nicht über Beth und schon garnicht über seine Mutter, seinen Bruder und sich selbst!

„Sieh zu, dass du fertig wirst. Ich will bei Sonnenaufgang schon angekommen sein, also gib Gas!“

Karl konzentrierte sich wieder auf das Beladen und verkniff sich weitere Fragen… Er hatte nicht einen Vampirangriff überlebt, um jetzt einen berüchtigten Psychopathen so weit zu reizen, dass ihn dieser umlegte.

+*+*+

Nachdem er damals seine Mutter erlöst hatte, ging The Kid zum Haus des leiblichen Vaters seines Bruders — genau genommen seines Stiefbruders, auch wenn der ältere Bruder nie einen Unterschied gemacht hatte.

Caspers Vater war einer der Freier von Maria gewesen, und hatte lange geleugnet, der Vater des Jungen zu sein.

Dennoch hatte er den Jungen zuvor zu seinem eigenen Schutz dort hingeschickt, bevor er sich auf Kione stürzte.

Der selbstgerechte Kotzbrocken, der auch nach fast 12 Jahren leugnete, der Vater des jungen Casper zu sein, wollte dem erschütterten und verängstigten Jungen nicht einmal zuhören, und stattdessen beide Brüder vor die Tür setzen.

Im Streit darüber, ob Casper in der Obhut seines Erzeugers bleiben könnte, und noch immer unter dem enthemmenden Einfluss des Bourbons, erschlug er den Mann vor den Augen von dessen 16jährigen legitimem Sohn und machte sich mit seinem kleinen Bruder auf und davon.

Als der Waisenjunge mit dem Kleinen wieder am Pier ankam, war Beth nicht mehr da.

Etwa ein Jahr nach jener schicksalhaften Halloweennacht erfuhr The Kid durch Zufall endlich, was damals mit Beth passiert war, nachdem er sie in vermeintlicher Sicherheit zurückgelassen hatte:

Aus Angst vor möglichen weiteren Vampiren, und um der Kälte und dem heftigen Gewitterregen, der in JD's Abwesenheit aufgezogen war, zu entgehen, hatte das Mädchen bei der stadtbekannten Hellseherin und Spinnerin „Mystische Lady“ Unterschlupf gesucht, und wollte da JD's Rückkehr abwarten.

Leider wurde sie dort von ihrer geisteskranken Stiefmutter gefunden und nach Hause geschleift.

+*+*+

Die zweite Ehefrau von Beth's Vater, Olivia Jane, war schon kurz nach der Hochzeit zur Witwe geworden. Nur böse Zungen hätten vermutet, dass sie beim Tod ihres vermögenden und einflussreichen Gatten ihre teuer manikürten Finger im Spiel hatte — und vermutlich hätten sie voll und ganz Recht gehabt.

An diesem Abend hatte sie zusammen mit dreizehn anderen Satanisten schon die halbe Nacht auf das junge Mädchen gewartet, um die Jungfrau in einem brutalen Ritual als Menschenopfer darzubringen, bevor sie sich dann wutschnaubend auf die Suche nach ihrer Stieftochter gemacht hatte — und sie letztlich im Wagen von Annabel de Frugyn, auch bekannt als „Die mystische Lady“ fand.

Sie war besessen vom Gedanken ewigen Lebens und ewiger Schönheit und hatte aus diesem Grund die letzten 18 Jahre strengstens über Beth gewacht. Sie hatte sie großgezogen und stets erniedrigt, ihr ein Leben bereitet, das auch das Kostüm von Cinderella gerechtfertigt hätte, wenn mit dem Kostüm nicht auch Hoffnung verbunden gewesen wäre — und Hoffnung war das Letzte, was die Kleine hätte haben dürfen.

Beth wurde zum Opferlamm erzogen, und die Frau, die sie fast ihr ganzes Leben lang „Mutter“ genannt hatte, wollte sie ausbluten lassen, um durch ihr Blut ewige Schönheit und Jugend erlangen.

Verständlicherweise wollte Beth hingegen noch ein Weilchen leben und versuchte zu entkommen, als sie auf das Anwesen ihres Vaters zurückgekehrt waren, und das junge Mädchen die versammelten Teufelsanbeter entdeckte.

Im darauf folgenden Handgemenge stieß Beth ihrer Stiefmutter unabsichtlich genau den Dolch in die Kehle, der ihr eigenes Leben hatte beenden sollen.

Da der Hohepriester des Zirkels ein hochrangiges Mitglied der örtlichen Mordkommission war, hatte Beth keine Chance zu entkommen, und landete wegen Mordes für lange Zeit im Gefängnis, ohne Möglichkeit, sich von den Vorwürfen reinzuwaschen.

Für Bourbon Kid — der bis zu dieser Nacht der junge und verliebte JD gewesen war — gab es keine bessere Motivation, den Mächten der Dunkelheit den Krieg zu erklären, als das, was mit den zwei wichtigsten Frauen in seinem Leben passiert war.

Und für Bourbon Kid war es wirklich ein Krieg…

+*+*+

„Es ist mir scheißegal, wen wir dafür schmieren müssen, oder wen du dafür aus dem Bett klingeln musstest! Wenn die panzerbrechenden Urankerngeschosse nicht bald an allen Straßensperren angekommen sind, steck ich dich für den Rest deines jämmerlichen Lebens in die finsterste Zelle, die ich finden kann, du Fotze! Jetzt ist mir alles andere scheißegal!! Vergiss nicht, der Hurensohn hat unseren Ricky getötet!“

Rooster beendete sein Gespräch mit der Bürgermeisterin — seiner und Rickys Mutter — warf das Handy ins Handschuhfach, zurrte seine Weste fester und stellte sich auf den Sitz seines Diensthumvees, um im Licht der aufziehenden Dämmerung mit dem Fernglas den Highway zu überprüfen.

„Ich habs im Urin. Der Bastard kommt hier durch. Der Highway führt hier auf schnellstem Wege aus dem County raus und ist fast immer menschenleer…“ murmelte er zu niemand bestimmten.

Er richtete sich noch weiter auf und ein verschlagenes Grinsen erschien auf seinem sonnenbank- und kosmetikstudiogetunten Gesicht. Er streckte sich, und die stereoidunterstützten Muskeln unter seinem knapp sitzenden Hemd schienen zu wandern.

„Da kommt der Hurensohn!“, brüllte er triumphierend, bevor er hektisch anfing, Anweisungen und Befehle ins Funkgerät zu schreien…

Keine Minute später brach buchstäblich die Hölle los…

+*+*+

Etwa eine Viertelmeile vor der Straßensperre beschleunigte das diamantschwarze Muscle Car mit nun ausgeschalteten Scheinwerfern und die auf zwei Pick-Ups montierten.

50er-Kanonen der Polizei begannen damit, Blei zu spucken.

Die schlechte Sicht im Dunkeln, die mangelnde Erfahrung der Beamten und die wachsende Geschwindigkeit ihres Ziels sorgten dafür, dass trotz zahlreicher Treffer, kaum ein Schuss etwas Bedeutendes traf, und bald verstummte die „Artillerie“.

Dann übernahmen die Sturmgewehre und Pumpguns, und aus dem Mustang flogen die ersten Granaten und perforierten die ersten gezielten Maschinenpistolenschüsse die Reifen der Streifenwagen.

Immer heftiger wurde der Schusswechsel, während der Oldtimer der Sperre immer näher kam.

Patronenhülsen flogen durch die Luft und Schwaden von Schießpulverrückständen erhoben sich über der Barrikade, während die Wolken über dem Wagen vom Fahrtwind verweht wurden.

Schreie, gebrüllte Befehle, Schüsse, Einschläge und Explosionen schallten durch den blutjungen Morgen.

„Ich bin mal höflich und mach uns den Weg frei!“, brüllte Karl über den Lärm hinweg, stellte sich, hinter die Frontscheibe geduckt, auf seinen Sitz und hob die Mark 14, sich am Überrollbügel abstützend.

Wie ein Schachtelteufel schnellte Karls Kopf hoch, gefolgt von seinen Schultern und dem Granatwerfer. Die Granate landete genau zwischen den Stoßstangen zweier Streifenwagen, die die Straße blockierten, und riss die Frontpartien von beiden in die Luft, als sie detonierte.

Bevor die Beamten erkannten, dass eine Bresche in ihre Reihen geschlagen worden war, jagte der unter schwerem Beschuss stehende Wagen schon mit einer Wahnsinnsgeschwindigkeit hindurch, und hatte die Straßensperre bereits hinter sich, als die beiden Ford Crown Victorias scheppernd und krachend wieder auf dem Asphalt landeten.

Die ganze Schießerei hatte vielleicht 30 oder 40 Sekunden gedauert.

„Guter Schuss, Alter. Sauberes Timing. “ grunzte The Kid, erhielt jedoch keine Antwort.

Ein rascher Seitenblick zeigte ihm auch, warum keine Reaktion kam.

Karl lag in einer so unbequemen Haltung über die Lehne des Beifahrersitzes gebeugt, dass er entweder ein hobbymäßiger Schlangenmensch hätte sein müssen — oder mausetot.

Das tiefrote Blut, das aus seiner Stirn und seinem Hinterkopf auf das Leder der Rücksitze tropfte, deutete klar auf die zweite Möglichkeit hin.

„Dumm gelaufen, Mann…“

Bourbon Kid zuckte die Achseln und sah in den Rückspiegel, wo er noch erkennen konnte, wie der Sheriff vor Wut tobte, und seine Zigarre auf den Boden schmetterte.

Gerade, als er den Blick vom Spiegel abwenden wollte, sah er etwas aufblitzen.

Es war aber kein Mündungsblitz…

Es war das Aufblitzen, als die glühende Zigarrenspitze die Pfützen von Benzin in Brand setzte, die sich um die zerschossenen Streifenwagen gebildet hatten. Innerhalb von wenigen Sekunden brachen die zwei zuvor gesprengten Fahrzeuge zu ihrer zweiten Flugrunde auf… Und nahmen noch einige andere mit… Angetrieben von Benzin, Sprengstoff und Munition…

Roosters letzter bewusster Gedanke, bevor ihm ein Drittel des Fuhrparks des Sheriff Departments um die Ohren flog, war: ‚Scheiße, Ricky… Ich komme!!‘ dann riss ihm die Wucht der Explosion die gepflegte Haut von den anabolikagestählten Muskeln.

+*+*+

Die Druckwellen erreichten den schwarzen Mustang, und der junge Serienkiller drehte sich noch einmal um, um den angerichteten Schaden zu begutachten — vielleicht auch ein wenig aus schlechtem Gewissen, denn er war ja im Herzen kein schlechter Mensch:

Die Straßensperre brannte lichterloh, und jetzt konnte er sehen, dass außer dem massig gepanzerten HMMWV kein Fahrzeug auch nur im Ansatz fahrtüchtig war — von den Fahrzeugbesatzungen, die tot oder schwer verletzt auf der Straße lagen, ganz zu schweigen.

Auf den zweiten Blick erkannte er überraschend eine Bewegung auf dem brennenden Schlachtfeld, und eine Gestalt, die auf diese Entfernung eher wie ein Stück Fleisch nach zwei Stunden auf dem Grill aussah, startete den schweren Geländewagen, um die Verfolgung aufzunehmen.

‚Oh Fuck! Das ist nicht gut. ‚

Er trat so fest er konnte aufs Gaspedal, und schraubte die Flasche „Wild Turkey“ auf, die im Handschuhfach gelegen hatte.

Er konnte jetzt jedes Quäntchen Mut gebrauchen — und vielleicht das eine oder andere verfluchte Wunder.

+*+*+

Edward — genannt Eddie — war schon zu Lebzeiten ein blasser und schwächlicher Kerl gewesen, und auch als Vampir hatte sich daran nicht viel geändert. Er war mager, unentschlossen, nörgelig und hatte etwas unverkennbar Neurotisches an sich. Trotzdem hatte sich Isabella — sie mochte es nicht, Bella genannt zu werden, außer von Eddie — aus irgendeinem Grund in ihn verliebt, und ihn nicht verspeist, sondern verwandelt.

Sie waren auf den Tag genau seit 50 Jahren zusammen, und hatten das zum Anlass genommen, im Rahmen der allgemeinen Party im „SHELL“ eine kleine Privatparty zu veranstalten.

Isabella hatte aus dem Vorratskeller schon einen finnischen Rucksacktouristen als Snack heraufgeholt, präpariert und im kleinen Kinosaal angekettet, den Film — Tony Scotts „Begierde“ von 1983 mit Catherine Deneuve — ausgesucht und eingelegt, und dann ihren Liebsten gerufen.

Zur Feier des Tages hatte sich Eddie so gekleidet, wie er in seinem menschlichen Leben immer sein wollte — Cool.

Seine Bluejeans hatten zehn Zentimeter hohe Umschläge an den Hosenbeinen, die schwarze Lederjacke über dem strahlend weißen Feinrippunterhemd war abgetragen, aber sauber, und die Frisur hielt der Schwerkraft mit einem halben Pfund Haargel stand. Auf seine Art hätte er der reinkarnierte James Dean oder der junge Marlon Brando sein können.

Sie erwartete ihn im schummrig beleuchteten Kinosaal, bekleidet mit kaum mehr als einem Paar weißer High Heels, einem Paar Engelsflügel auf dem Rücken und einem weißen Satinband um den Hals.

Ihr gewelltes, kastanienbraunes Haar umfloss ihre Schultern und legte sich wie Feigenblätter auf ihre Brüste.

Jetzt erst sah Eddie, dass sie doch nicht ganz nackt war. Um die Hüften, und bis jetzt verdeckt von ihren Händen, verlief ein weiteres weißes Satinband, das wie ein Stringtanga zwischen ihren Beinen verschwand, und ihre saftige Pussy und den schmalen Landestreifen nur unzureichend verdeckte.

Lasziv hatte sie einen Fuß vor den anderen gesetzt, und so den Blick auf ihren Honigtopf verstellt.

Sie wusste, wie sehr sie Eddie damit anmachte.

„Als Engel habe ich dich noch nie gesehen, Baby… Sind Engel nicht in der Regel brav und unschuldig?“ neckte er sie. Seine Augen brannten schon fast Löcher in das Satin über ihrer Möse, und sie war sicher, ein wenig Sabber auf seiner Unterlippe erkennen zu können.

„Wer kann das schon wissen? Bist du denn schon mal einem Engel begegnet?“ fragte sie unschuldig lächelnd, was eigentlich hätte unmöglich sein müssen, denn ihre ganze Erscheinung hatte außer der Farbe Weiß nichts Unschuldiges.

„Das nicht gerade, aber es muss sie geben, denn jedes Mal, wenn du mir einen bläst, höre ich sie singen. „

Seine Stimme wurde immer heiserer und rauer.

Isabellas Blick wurde lüstern.

„Soso… Und was hörst du, wenn ich dich richtig gut reite?“ schnurrte sie so verlockend, dass sogar der Finne trotz seiner Angst Wellen der Erregung verspürte und beschämt die Augen niederschlug.

Das Gurren hallte im Kopf des Backpackers wieder, und es fiel ihm auch immer schwerer, seinen Blick nicht über ihren Körper wandern zu lassen. Die langen Beine in den strahlend weißen 15cm-High Heels waren makellos und schlank, und unwillkürlich zogen sie die Blicke nach oben zu ihrem knackigen, apfelförmigen Arsch und der — inzwischen deutlich feuchten — Muschi zwischen ihren wohlgeformten Schenkeln.

Während er zwischen panischer Angst und animalischer Begierde hin und her taumelte, hatten Isabella und Eddie nur Augen füreinander.

„Was hältst du von einer kleinen Stärkung vor dem Film, Honey?“, fragte sie ihn gerade unschuldig, und ihre Augen blitzten schalkhaft. Sie deutete einladend auf die wimmernde Gestalt mit der Erektion. „Greif zu, wir haben doch noch mehr. „

Eddie nickte nur kurz, für einen Moment zwischen Hunger und Verlangen schwankend, und zog den jungen Anhalter vom Boden hoch, als er sich entschloss, erst seinen Hunger zu stillen, und dann seine fleischlichen Begierden.

Ein schrilles Schreien ertönte, als er seine Zähne in sein Opfer schlug und trank. Nach wenigen Momenten sah er seine Partnerin an, die sich mit ausgefahrenen Fängen die Lippen leckte und reichte den zappelten Appetithappen an sie weiter.

„Gute Wahl… Er ist köstlich… Hast du ihn etwa gewürzt?“ wollte er wissen, als sie nach einigen Augenblicken von ihrem Opfer abließ.

Er leckte sich die Lippen und schmatzte vernehmlich, als er versuchte den Geschmack zu entschlüsseln, und während sie ihn nur geheimnisvoll anlächelte und dann erneut von dem jungen Mann trank, hellte sich Eddies Gesicht mit einem Mal auf.

„Du hast ihm Speed gegeben… Und Koks!“

Die brünette Blutsaugerin lächelte, als sie von ihrem Opfer abließ, hielt zwei Finger ihrer Hand hoch, und klappte dann noch einen Dritten aus.

„Nicht zu vergessen: VIAGRA!“ kicherte sie.

Sie warf den schwer verletzten Touristen achtlos zur Seite und sprang ihren Geliebten an, dessen Schwanz immer härter geworden war, während er ihr zugehört hatte — und während der Drogencocktail in seinem Körper zu wirken begann.

Vampire waren ohnehin nicht für Selbstbeherrschung bekannt, und so war es nicht weiter überraschend, dass sich Eddie in der Drehung schon die Hose runter riss, und in dem Moment, in dem er Bella mit dem Bauch voran auf den Kinositz geschmettert hatte, seinen Schwanz bis zum Anschlag in ihrer Möse versenkte.

Dass der Finne noch am Leben war, und langsam kriechend die Flucht versuchte, nahmen die beiden von Geilheit und mit Drogen angereichertem Blut gesteuerten Untoten nicht mehr wahr, und während er der Lobby und dem Ausgang Stückchen für Stückchen näher kam, fickten sie die nächsten paar Stunden wie gedopte Karnickel in jeder erdenklichen Stellung und in jede mögliche Körperöffnung.

+*+*+

Pause! Ich brauch ne Stärkung! Ich sollte dir öfter Finnen geben… Das weckt das Tier in dir, Honey!“ neckte ihn Isabella keuchend nach einiger Zeit, und drückte Eddie sanft von sich weg.

„Apropos… Wo ist er denn hin?“ fragte sie nach einem kurzen Blick in die Runde.

Eddie sah sich ebenfalls um, und konnte auch im schummrigen Licht ganz klar die Blutspur sehen — und vor allem wittern — die der lecker gewürzte Skandinavier hinterlassen hat.

„Bleib hier Baby… Ich geh ihn schnell holen. Rühr dich nicht vom Fleck, und bleib so geil!“

Der schlaksige Vampir schritt selbstbewusst und zufrieden aus dem Kinosaal und folgte der Blutspur durch einen langen schmalen Gang in die verglaste Lobby des Multiplex. Unweit der Eingangstüren lag der Blutsack, die Hände zur Tür gestreckt, als hätte er sie nur berühren müssen, um gerettet zu sein.

Als er sich über ihn beugte, konnte er sehen, dass jemand anders den Jungen vollkommen ausgesaugt und zerfleischt hatte.

„Ach Leute! Seid ihr wirklich zu faul, euch selbst was zum Naschen aus dem Keller zu holen? Jetzt muss ich runter und versuchen, was Gutes zu finden! Ihr hättet wenigstens aufräumen können!“

Er sprach zu niemand Konkretem, denn es war auch außer ihm und dem Ausgelutschten niemand in der Lobby, aber er wusste, dass er gehört worden war, denn er konnte Gekicher und Gemurre hören.

Auch in der Welt der coolen Vampire war der frühere Bankkassierer Eddie ein Erbsenzähler und einfach nicht cool.

Während er sich in der Lobby um sich selbst drehte, um zu sehen, ob er jemanden finden konnte, den er anmeckern konnte, nahm er am Rande seines Gesichtsfelds etwas wahr.

Er sah genauer hin, und erkannte jetzt eine große Staubwolke, die sich dem Kino von Osten her näherte — und in der Staubwolke einen schwarzen Wagen…

Der mit einem Affenzahn auf das Kino zuhielt, ohne Anstalten zu machen, das Tempo zu drosseln!!!

‚Fuck! Das gibt's doch nicht!‘

Er wollte gerade einen Warnruf ausstoßen, als aus dem Nichts neben ihm ein schlanker, großgewachsener Mann undefinierbarer Hautfarbe auftauchte.

Der Typ hatte buchstäblich ein Allerweltsgesicht, und noch während er ihn ansah, konnte sich Eddie schon nicht mehr erinnern, wie der Kerl aussah — obwohl er direkt vor ihm stand.

Nicht so leicht zu vergessen waren die Klamotten, die der Unbekannte trug:

Ein karmesinrot schillernder, einreihiger Anzug mit schwarzen Budapester Schuhen, einem schwarzen Ledergürtel, einem blutroten Seidenhemd und einer pechschwarzen Seidenkrawatte. Auf dem Kopf trug der Fremde einen farblich zum Anzug passenden Fedora mit schwarzem Zierband…

Die beiden Männer sahen sich an; Eddie zu erstaunt, um zu reagieren, oder einen Hilfe- oder Warnruf auszustoßen, und der Mann in Rot leise lächelnd.

Dann hob er seinen rechten Zeigefinger an seine — unglaublich vollkommenen — Lippen und machte nur „Sshhhhttt“.

Die Finger der linken Hand stießen im gleichen Moment durch Eddies Brustkorb, und als er nach unten blickte, sah er nur noch, wie sich die Hand zurückzog, sein schon seit einem halben Jahrhundert nicht mehr schlagendes Herz zerquetschend, bis dieses gleich darauf zu Asche zerfiel.

Das war auch das Letzte, was Eddie jemals sehen würde, denn im nächsten Moment fiel er leblos um wie ein gefällter Baum und zerfiel ebenfalls zu Staub, bevor er den Boden richtig berührt hatte.

Der Mann in Rot lächelte, und sah amüsiert durch die Fenster zu, wie sich das Muscle Car mit einer wahnsinnigen Geschwindigkeit dem Kino näherte. Dann machte er einen Schritt zur Seite… Und trat einfach aus unserer Welt heraus.

+*+*+

„The SHELL“ war in den Augen der Bevölkerung bereits eine Monstrosität und ein Schandfleck, als es kurz vor dem Angriff auf Pearl Harbor erbaut wurde.

Ein gigantischer Komplex, bestehend aus einem Kino mit 15 Sälen, zwei Restaurants, einem Diner, einer Tankstelle mit Werkstatt… Und einem sehr ausgedehnten unterirdischen Speicherkomplex für die gleichnamige Mineralölgesellschaft, die damals heimlich mit der US-Regierung kooperiert hatte, um Präsident Roosevelt dazu zu bringen, militärisch in Europa einzugreifen.

Unzählige Öl- und Gastanks wurden dafür in die natürlichen Höhlen und Spalten gesetzt, die den Boden unter dem Gelände durchzogen.

Nach damaliger Expertenmeinung war das Risiko durchaus annehmbar, denn die Gegend war weder seismisch aktiv, noch anderweitig gefährdet.

Mitten in der menschenleeren Wüste erhob sich das SHELL als fünfstöckiges Gebilde aus Beton, Stein und Glas, und ähnelte genaugenommen keiner dem Menschen bekannten Struktur… Erst in den 80er Jahren sollte einigen Kids die Ähnlichkeit zu den Sandkriechern der Jawas auf Tatooine aus dem Film „Star Wars“ auffallen, doch da hatte das, zu der Zeit schon lange aufgegebene, Gebäude seinen festen Spitznamen schon seit über zwei Jahrzehnten sicher.

Da schon wenige Tage nach der Eröffnung die ersten Spaßvögel das „S“ von der übergroßen Anzeigentafel gestohlen hatten — und es mit den Jahren zu einer beliebten Freizeitbeschäftigung der Jugend wurde, das immer wieder zu tun — war das Gebäude bei den Einheimischen auch sehr bald unter einem inoffiziellen Namen bekannt:

„THE HELL“

Die lokale Bevölkerung wusste garnicht, wie richtig sie mit diesem Spitznamen lag:

Fünf riesige unterirdische Tanks voller Heizöl und Treibstoff mit einem Fassungsvermögen von insgesamt rund 875 Mio.

Litern, die einst für das Militär gedacht waren, umgaben ringförmig den Kinokomplex, und im heißen Wüstensand waren noch mehrere kleine Erdgastanks und Ausgleichsventile verborgen. Durch einen Übertragungsfehler zwischen OSS und CIA tauchten diese Anlagen gegen Ende des Zweiten Weltkriegs jedoch in keinem einzigen Verzeichnis — weder militärisch noch zivil — mehr auf, und buchstäblich niemand wusste mehr, dass es sie gab.

So konnte auch niemand die Risiken des Trinity Tests am 16.

Juli 1945 für die Anlage abschätzen…

+*+*+

Das Licht der aufgehenden Sonne im Rücken raste der Bourbon Kid dort, wo der Highway vor dem Gelände des Multiplexkinos eine Kurve machte, einfach geradeaus weiter, die Böschung hinab. Er ließ die, um die Zeit noch geschlossene, Tankstelle rechter Hand hinter sich, und raste über den Parkplatz auf die breite Steintreppe zu, die ins Kino führte.

Als die Vorderräder den Randstein trafen, wurde der Wagen durch seine enorme Geschwindigkeit über die Stufen katapultiert, und flog durch die breite und einladende Glasfront des Eingangs bis weit ins Foyer des Kinos.

Eine junge Frau mit schillernden, kupferfarbenen Naturlocken — offensichtlich vor Kurzem erst zum Vampir geworden — hatte das aufheulende Brüllen des Shelby V8 gehört und wiedererkannt, und kam gerade hinter dem Erfrischungsstand hervor, als der schwarze Mustang den Eingangsbereich umdekorierte. Ihre Augen weiteten sich vor Staunen, Schrecken und auch Wiedererkennen.

Durch die starke Bremswirkung, der das Muscle Car bei der Landung ausgesetzt war, flog die haltlose Leiche von Karl, dem Trägheitsgesetz folgend, durch die zerborstene Windschutzscheibe, prallte gegen die heiße Jungvampirin, riss sie von ihren Füßen und schmetterte beide Körper gegen die Wand — aus der die Fähnchen und Wimpel der verschiedenen Hersteller von Knabberkram und Eiscreme ragten.

Als sich die massiven Metallstäbe durch ihren Körper hindurch in den Leichnam ihres Mannes gruben, entfuhr Raquell ein leise geseufztes: „Oh Karl…“ bevor die Dunkelheit sie umfing, und sie anfing, sich in Rauch aufzulösen.

Der berüchtigte Killer, der angeschnallt gewesen war, stieg unverletzt aus dem Wagen und sah die Beiden an.

„Du hast sie scheinbar gefunden, Kumpel… Wenigstens hast du sie noch als Mensch in Erinnerung.

“ Fast hätte man glauben können, Wärme und Mitgefühl in seiner Stimme zu hören, aber dann konzentrierte er sich auf die vor ihm liegende Aufgabe.

Er wischte die Glassplitter und den Staub von seinem Mantel, und streckte sich, während aus den umliegenden Räumen immer mehr Vampire kamen, und sich in einen lockeren Bogen vor ihm aufbauten.

Gebleckte Fangzähne und wütendes Zischen standen ihm zigfach gegenüber.

The Kid lächelte, die Untoten musternd, dann streife er die Kapuze über seinen Kopf, so dass sein Gesicht nicht mehr zu sehen war.

„Du hast unser Nest demoliert, du Wichser!“, knurrte ein großgewachsener Vampir afroamerikanischer Herkunft, und wurde von einem kahlköpfigen Muskelprotz mit einer unübersehbaren, hässlichen Hackenkreuztätowierung auf dem Schädel unterstützt.

„Unser Heim ist unsere Burg, du Abschaum. Wir werden dir…“

Aus den weiten Ärmeln an seinem Kapuzenmantel ließ Bourbon Kid in diesem Moment zwei kurzläufige Maschinenpistolen der Marke „Skorpion“ gleiten. Während der Glatzkopf noch sprach, fing er sie in den Händen auf, und begann, sich um seine eigene Achse drehend, zu feuern.

Die ersten Salven trennten den beiden Vampiren, die das „Begrüßungskommando“ anführten, eher unsauber den Kopf ab, bevor der Kahle seinen Satz beenden konnte, und die folgenden Feuerstöße dünnten die Reihen der Vampire dahinter langsam aus.

Was auch immer der Nazivampir noch sagen wollte, statt Worten kamen nur noch Rauchwölkchen aus dem Mund seines abgeschossenen Kopfs, und dann war auch der nur noch ein schleimiger Haufen auf dem roten Teppich des Kinofoyers.

The Kid bewegte sich mit der gleichen Geschwindigkeit wie die Vampire, und als die Magazine der Skorpions leergeschossen waren, benutzte er die Kolben als Schlagwerkzeuge, um Angreifern den Schädel einzuschlagen.

In einer ruhigen Millisekunde, zwischen dem Angriff eines Vampirs, der dem Killer in den Kopf beißen wollte, und sich die Zähne am Lauf der kleinen Maschinenpistole ausbiss und der Attacke einer Vampirin, deren Kehle er einfach herausriss, ließ er die angeknabberte Skorpion fallen und zog sein Messer — 20 cm lang mit einer schmalen und scharfen Silberklinge — und wirbelte schon wieder herum, während die Vampirin noch im Stücke zerfiel.

Das Messer schnitt und hackte unter den Vampiren wie eine Sense, und dank seines Mantels hatte der mörderische Vampirkiller auch eine erstaunliche Ähnlichkeit mit dem Grimmen Schnitter.

Der Kampf hatte allenfalls zwei Minuten gedauert, als von draußen ein gewaltiges Krachen und Scheppern zu hören war.

+*+*+

Die Flammen hatten seinen ganzen Körper versengt, und ihm die komplette Haut vom Gesicht gebrannt.

Eines seiner Augen war vollkommen blind — vielleicht war es auch schon geplatzt oder rausgefallen, das wusste er nicht so genau — und das andere konnte wegen der Gerinnung im Glaskörper nur noch Schemen erkennen.

Rooster Bailey war wortwörtlich „gut durch“ und hätte eigentlich tot sein müssen, aber der Hass auf den Mann, der seinen Bruder ermordet hatte, hielt ihn aufrecht… Und trieb seinen Fuß immer härter auf das Gaspedal.

‚Ich krieg dich, du seelenloser Hurensohn! Ich reiß dir bei lebendigem Leid das Herz heraus… Gott sei mein Zeuge und führe meine Hand!‘

Als die Explosionen verklungen waren, hatte der Sheriff nur auf den hochgezüchteten Motor des Mustangs gelauscht, und den schweren Diensthumvee in diese Richtung gelenkt. Nach ein paar Meilen war in ihm die Überzeugung gewachsen, dass der geisteskranke Psychopath wahrscheinlich in „THE HELL“ Unterschlupf suchen würde — und den Weg dorthin hätte Rooster auch blind gefunden… So wie jetzt.

Er hatte das Krachen, mit dem der Mustang im Foyer des Kinos geparkt wurde, trotz seines Zustands nicht überhören können, und hatte dank wundersamerweise extrem geschärfter Sinne damit auch noch die letzten Richtungsangaben, die er brauchte, um genau dahin zu fahren, wo dieser wahnsinnige Mörder war.

Mit etwas Glück könnte er ihn sogar überfahren.

‚Gleich hab ich dich, du gottloser Bastard!‘

In Gedanken malte er sich schon aus, wie er diesen sündigen Verbrecher foltern und martern würde, bis er bereut und für seine Untaten gesühnt hätte…

Und aus diesem Grund sah er den roten Schemen vor dem Wagen buchstäblich erst im letzten Moment und verriss das Lenkrad heftig.

+*+*+

Aus dem Foyer des Kinos verfolgten The Bourbon Kid und die verbliebenen Vampire, wie das ausgebrannte Wrack eines HMMWV mit einer Wahnsinnsgeschwindigkeit vom Highway runter raste, mit einem höllischen Lärm die Böschung hinab rumpelte, und unvermittelt einer rot gekleideten Gestalt ausweichen musste, die wie aus dem Nichts erschienen war.

Statt über den Parkplatz des Kinos zu brettern, wie es der Kid mit dem Mustang gemacht hatte, krachte der Fahrer des Militärjeeps über den Vorplatz der Werkstatt, riss die Zapfsäulen für Super und Diesel um, und schrammte funkensprühend an der Betonwand des Tankstellengebäudes entlang.

‚Funken? Scheiße!!‘

Der Blick von Bourbon Kid ging zwischen dem noch fahrenden Geländewagen, und den enthaupteten Zapfsäulen mit ihren spritzenden Schläuchen hin und her, und dann fiel sein Blick auf die Treibstoffpfütze unter dem Heck des Mustangs. Auch wenn der Treibstoff aus dem Tank nur getröpfelt war, hatte sich schon eine beträchtliche Lache gebildet.

Er hatte zwar keine Benzinspur hinterlassen, und zwischen der Tankstelle und dem Foyer lag eine beträchtliche Entfernung, aber wenn die Tanks hochgingen, könnte das Feuer diese Distanz leicht überwinden…

Und im Kofferraum war die „schwere Ausrüstung“!!

+*+*+

Rooster spürte den harten Aufprall, als der 2,3 Tonnen schwere Wagen letztlich gegen die Wand krachte, und der Motor fast komplett in die Fahrgastkabine geschoben wurde.

Gerade als der 6,5l-Motor seine Beine zerschmetterte, konnte er den einen fatalen Funken fast spüren.

Das Treibstoff-Luftgemisch über den Zapfsäulen entzündete sich, und die Flammen schlugen hinab in die noch immer zur Hälfte gefüllten Tanks unter der Tankstelle…

Keine drei Herzschläge später schlugen die Flammen wieder aus den Tanks heraus, und Rooster fühlte noch, wie er mitsamt des Wagens in die Höhe gehoben wurde…

‚Ich fühle mich so seltsam leicht…‘, dachte er noch…

Dann dachte er nichts mehr…

+*+*+

Da er damit schon gerechnet hatte, überraschte ihn die Explosion der Zapfsäulen und der Tanks unter ihnen nicht.

The Kid zuckte noch nicht einmal zusammen, als sich die ganze Tankstelle in die Luft erhob, und die Wrackteile des Geländewagens mit sich riss. Der junge Profikiller schätzte nur ab, ob die Flammen zu einer unmittelbaren Gefahr werden könnten, befand, dass es genau so war, und fällte damit eine Entscheidung.

Die Explosion würde die Benzinlache unter dem Wagen entzünden, und letztlich den restlichen Tankinhalt und den Inhalt des Wagens zur Explosion bringen — und dann wollte der berüchtigte Massenmörder nicht mehr in der Nähe sein.

Ansatzlos wirbelte er herum, schlitzte in der Bewegung dem Vampir hinter sich den Brustkorb bis zum Rückgrat auf und riss ihn mit sich. Seine freie Hand verschwand in seinem Mantel und kam, zwei Granaten haltend, zum Vorschein, während er das Messer wegsteckte, und aus einem verborgenen Holster eine Uzi hervorzog.

Mit den Zähnen zog er die Stifte ab und rammte die Rauchgranaten in den Leib des schmelzenden Vampirs, den er dann mit einem festen Tritt in die Reihen seiner Artgenossen stieß, während er mit der Maschinenpistole um sich schoss.

Im eruptiv hervorbrechenden Rauch duckte sich der Vampirjäger und versuchte, einen Ausgang zu finden.

+*+*+

Der Mann in Rot hatte regungslos zugesehen, als Rooster in die Tankstelle gerast war, und nicht mit der Wimper gezuckt, als alles in die Luft flog. Weder die Hitze noch das Feuer schienen ihm irgendetwas auszumachen.

Als die Druckwelle vorbeigeweht war, zog er sogar einen Zigarillo aus seiner Innentasche, und beugte sich über den halb brennenden, halb kokelnden Leichnam, um sie zu entzünden.

Die schäbigen Vorhänge und Samtabtrennungen neben den großen Glastüren, durch die das klassische Muscle Car geflogen war, standen inzwischen lichterloh in Flammen und er konnte sehen, wie die Treibstofflache unter dem Heck des Wagens Feuer fing. Er wusste genau, was sich im Kofferraum des Wagens befand — ihm blieb generell nicht viel verborgen — und wie es reagieren würde, wenn die Temperatur nur hoch genug war.

Er warf den Zigarillo in den nächstgelegenen Tankstutzen und schlug der Leiche von Rooster auffordernd gegen die Brust.

„Steh auf, Kleiner… Wird Zeit für dich, zu deinem Bruder und deiner Mutter zu gehen. “ sagte er beiläufig, als wolle er ihn spontan auf eine Tasse Kaffee einladen.

In den Teil des Gesichts, der noch nicht von Explosionen und Flammen verheert wurde, kam Bewegung, und wenn sein Gesicht noch zu irgendeiner Form von Mimik imstande gewesen wäre, hätte es einen fragenden Ausdruck gezeigt.

„Mein Bruder ist doch tot… Wie kann ich denn jetzt noch zu ihm gehen?“ versuchte er zu fragen, aber über seine verbrannten Lippen konnten die versengten Stimmbänder nur noch ein zischendes Wispern schicken.

Der Mann im roten Anzug schnippte einmal kurz mit den Fingern, ohne sich noch einmal umzudrehen.

Roosters Leichnam begann sich zu bewegen, doch wirkten die Bewegungen steif und ungelenk — als wäre er eine Marionette in den Händen eines ungeübten Marionettenspielers. Mit ruckartigen Bewegungen folgte der junge Sheriff der unheimlichen Gestalt, und tief in seinem Innersten zweifelte er daran, dass er da, wo er jetzt hinging, Gott begegnen würde.

+*+*+

In der milchig-trüben Suppe, die sich Luft schimpfte, waren die leuchtend grünen Hinweisschilder zu den Notausgängen für einen normalen Flüchtenden nicht besonders gut sichtbar, aber Bourbon Kid hatte zu seinem Glück eine Sehkraft, die über das Normale hinausging — weit darüber hinausging.

Er ertastete den Entriegelungshebel des Notausgangs in dem Moment, in dem seine Ohren etwas wahrnahmen: Ein leises Knacken und Klopfen!

Blitzschnell drückte er den Hebel nach unten, stürzte aus der Tür und schmetterte sie hinter sich zu, bevor er sich ganz platt auf den Boden warf.

Die Hitze unter dem Wagen hatte ein so hohes Maß erreicht, dass die Tragfähigkeit des Kofferraumbodens rasend schnell gegen Null ging, und der gesamte Inhalt ins Feuer stürzte. Innerhalb von wenigen Sekunden hatten die drei Holzkisten mit den Claymore-Minen Feuer gefangen, und nur ein paar Augenblicke später detonierten die Treibsätze — und eine Unzahl auf Höchstgeschwindigkeit beschleunigte Metallkugeln und Wrackteile des Mustangs flipperten durch sämtliche Räume des Kinos.

Durch die Stahlbetonkonstruktion wurden die Kugeln von den Seitenwänden und von der Hinterwand reflektiert, und die letzten noch stehenden Vampire wurden erst durch die Schrapnelle von vorne, und dann von den Querschlägern von hinten und den Seiten regelrecht in Stücke gerissen.

Als die letzten Kugeln auf dem Boden zur Ruhe kamen, erreichte die Hitze in den zwei Metallkisten gerade ihr Maximum. Die enthaltenen Phosphorgranaten explodierten, und erhöhten die Temperatur im Inneren des Wagens noch einmal drastisch…

+*+*+

Bürgermeisterin Roxanne Bailey stand neben sich… Buchstäblich.

Auf dem teuren Perserteppich hinter ihrem Schreibtisch lag seit etwa zehn Minuten ihre Leiche, und die ehemalige Immobilienmaklerin konnte es noch immer nicht fassen.

Konnte nicht fassen, dass ihre geliebten Söhne beide innerhalb von weniger als 24 Stunden gewaltsam ums Leben gekommen waren, und sie selbst jetzt — nachdem sie telefonisch von Roosters vermeintlichem Tod an der Straßensperre in Kenntnis gesetzt wurde — auch tot war.

Während sie mit Deputy Williams telefonierte, spürte sie, wie ihr Blutdruck immer höher stieg, als ihr die junge Polizistin die Umstände des Todes ihres letzten Sohnes schilderte.

Die 42jährige Mutter und Politikerin stieß noch einen langen lauten Schrei aus, der erst abbrach, als das Aneurysma in ihrem Gehirn und die geschwächte Gefäßwand ihrer aufsteigenden Aorta rissen, und sie in Sekundenschnelle verblutete.

Ein Seufzer des Bedauerns glitt über die von Natur aus vollen Lippen der sportlichen Blondine.

‚Gestern sah die Welt doch noch so schön aus…‘

Sie hatte am vorherigen Abend mit ihren beiden Männern ihre Wiederwahl feiern wollen, Champagner trinken, die Meeresfrüchte vertilgen, die der Caterer gebracht hätte, und den Abend dann gemütlich und entspannt im Whirlpool seinem Höhepunkt entgegen streben lassen…

Roxanne hatte sich zur Feier des Tages sogar extra neue Sachen gekauft, um einen glanzvollen und aufregenden Auftritt hinzulegen, und sie gleich am Morgen schon ins Büro angezogen, um den jungen Praktikanten etwas anzuregen.

Es erregte sie immer wieder aufs Neue, wenn sie merkte, dass sie das Blut junger Männer in Wallung versetzen konnte.

Seither hatte sie die Sachen auch nicht mehr gewechselt.

Das taubengraue Kostüm mit dem taillierten Blazer und dem knielangen Rock war schon Stunden zuvor zerknittert gewesen, und die tiefrote Seidenbluse mit dem tiefen Dekolleté war zerknautscht und mit Kaffee- und Sojasoßenflecken bekleckert. Da sie tot war, konnte der enge blutrote Spitzen-BH, der ihre 85D's stützte, nicht mehr kneifen…

Dachte sie jedenfalls, bis sie merkte, dass sie ihn sogar in ihrem Zustand als vermeintlicher Geist noch spüren konnte.

Wie sie jetzt feststellte, waren sowohl die beiden hüfthohen Seitenschlitze des Rocks als auch der im Schritt offene, zum BH passende, Tanga vom jetzigen Standpunkt aus keine ideale Wahl fürs Büro gewesen.

Der eilends herbeigeeilte Amtsarzt, der ihren Tod festgestellt hatte, hob gerade ihren Rock an, und bewunderte ihre blank rasierte Möse, während er über ihre tiefschwarzen 15cm-High-Heels strich.

„Was für ein Jammer… Aber ich freue mich schon auf unser Date im Kühlhaus.

“ wisperte der Leichenbeschauer mit vor Erregung heiserer Stimme. Roxanne kannte die Gerüchte über das, was im Leichenschauhaus vor sich ging, aber da keine Wähler betroffen waren, kümmerte es sie nicht im Geringsten… Jedenfalls nicht bis zu diesem Moment.

Die jüngst Verblichene wollte gerade — erfolglos, da sie niemand wahrnehmen konnte — gegen diese Behandlung protestieren, als sich eine sanfte, aber zugleich fordernde Hand auf ihre Schulter legte.

„Komm Roxy… Es wird Zeit.

Deine Söhne warten. „

Neben ihr stand ein fast ganz in Rot gekleideter Mann, und auch wenn sie sein Gesicht nicht wirklich erkennen konnte, hatte er etwas sehr Anziehendes und Vertrauenerweckendes.

Sie ergriff seine ausgestreckte Hand, mit der anderen Hand nach ihrem Jackett greifend und folgte ihm…

„Ich denke, du wirst den Blazer nicht brauchen… Da wo ich jetzt mit dir hingehe, ist es nie kalt.

“ versicherte er mit sanfter, leiser Stimme.

+*+*+

Kaum waren die Kugeln zur Ruhe gekommen, richtete sich Bourbon Kid auch schon auf und rannte, so schnell er konnte… Nichts wie weg!

Er wusste nur zu gut, wie viel Munition und Sprengstoff in diesem Wagen verstaut war, und er wollte nicht warten, um rauszufinden, wie voll die Tanks der Tankstelle waren, oder was für Waffen die Vampire im Gebäude gelagert hatten.

‚Selbst wenn die Claymores die Vampire nicht ausgerottet haben, und sie sogar den Phosphorgranaten entgehen können, der Tankstellenexplosion werden sie kaum entkommen. ‚

The Kid duckte sich und rannte einfach weiter, während hinter ihm eine Explosion die nächste jagte. Er hatte diese Mission erfüllt… Ein weiteres Nest war ausgerottet.

Das Glück hatte ihn auf der Seite des Gebäudes rauskommen lassen, die nach Süden in Richtung des Highways lag… Und in der Ferne konnte er ein Fahrzeug erkennen…

Der berüchtigte Mörder und selbsternannte Vampirkiller schloss die Augen und rannte nur noch auf den Highway zu…

+*+*+

„THE HELL“ war sehr stabil erbaut worden, nicht nur für seine Zeit, sondern auch noch an den meisten heutigen Anforderungen gemessen… Doch umfassten diese Anforderungen nicht, dass das Gebäude Tankstellenexplosionen, den Detonationen von Splitterbomben und schon garnicht den Explosionen von Phosphorgranaten widerstehen sollte.

Die schon durch den Einschlag des Mustang angegriffene Konstruktion des Foyers war durch die Explosionen von außen noch weiter geschwächt worden, und das die dünneren Innenwände von den Claymores in Schweizer Käse verwandelt wurden, hatte auch keinen positiven Effekt auf die Stabilität.

Die über 1300°C, die zwei große Kisten Phosphorgranaten freisetzten, gaben der Statik des Foyers den Rest. Die Stahlträger gaben nach, und die verflüssigten Stahlarmierungen des Betons konnten das auf ihnen lastende Gewicht nicht mehr tragen.

Jetzt rächte sich, dass sich der größte Teil des asymmetrisch gestalteten Gebäudes auf dem Eingangsbereich stützte. Als ob ein Büffel nicken würde, senkten sich die darüber liegenden Etagen über das Atrium nach vorne, und begruben es unter sich.

In diesem Moment rissen die Rohrleitungen, die für die Belüftung der unterirdischen Tanks sorgten, und die ausströmenden Dämpfe entzündeten sich nun ebenfalls.

Die erste Explosion — an der nur die bereits entstandenen Dämpfe beteiligt waren — hob das gesamte Gebäude und den umgebenden Grund und Boden kurzzeitig um fast zwei Meter, bevor alles in sich zusammenfiel wie ein Soufflé, dass man zu früh aus dem Ofen geholt hatte.

Risse und Spalten, die seit der Zeit von „Trinity“ langsam immer größer wurden, brachen rasend schnell auf, Tanks sackten tiefer und sprengten sich ihren Weg durch den Fels nach unten frei…

In den nun neu entstandenen, brennenden Krater strömten jetzt ungehindert mehrere Millionen Liter Heizöl, Treibstoff und Gas, und verbanden sich mit der Umgebungsluft… Verbanden sich zu einem Feuerball, der über der Wüste wie eine zweite Sonne aufging, und den rennenden und taumelnden Kid mit seiner Druckwelle gegen den Kotflügel des roten Dodge RAM Pick-Ups schleuderte, der gerade auf dem Highway gehalten hatte, nachdem er verzweifelt gewunken hatte.

Während sich um die Ruine des „HELL“ buchstäblich die Hölle auftat, und der gesamte Boden zwischen Explosionen und Absackungen abwechselnd immer einen Meter in die Höhe und drei Meter in die Tiefe schaukelte, und letztlich einen 250 Meter tiefen und etwa einen halben Kilometer breiten Krater hinterlassen würde, öffnete sich die Beifahrertür des Pick-Ups, und eine attraktive, sichtlich geschockte aber äußerlich ruhige Latina mit großen Augen und kurzen Haaren fragte:

„Wenn du mich schon nicht mitnehmen wolltest… Kann ich dich irgendwo absetzen?“

Der berüchtigte und gefürchtete Psychopath und Killer, den alle nur „The Bourbon Kid“ nannten, zog sich mühsam in den Wagen, brach auf der Sitzbank zusammen und seufzte.

„Wenn es keine Umstände macht. „

Dann umfing ihn die Dunkelheit.

+*+*+

Am Rande des Kraters, lässig an einen glühenden Felsbrocken, hochgeschleudert aus den Tiefen des brennenden Lochs, gelehnt, stand der mysteriöse Mann in Rot und sah dem Pick-Up nach.

Er hatte die Baileys, und nur deswegen war er gekommen… Die Vampire waren nur ein kleiner Bonus, und er zweifelte keine Sekunde daran, dass Bourbon Kid auch ohne seine Hilfe erfolgreich gewesen wäre… Der Mann in Rot hatte sich einfach nur etwas Spaß gönnen, und seine Neugier stillen wollen.

Seit dieser Junge vor zwei Jahren auf seinem Radar erschienen war, hatte die Neugier den Mann in Rot in ihren Klauen.

Jetzt tippte er an die Krempe seines Hutes, lächelte, und während er sich in Nichts auflöste, flüsterte er mit einer warmen, fast schon sanften Stimme:

„Wir werden uns wiedersehen, JD. „

+*+*+

Er stand wieder am Pier in Santa Mondega, der volle blaue Mond stand am Himmel, und er küsste wieder die Lippen von Beth.

Vergessen war das Kratzen des Strohs in seinem Kostüm; ein warmes Gefühl breitete sich in seinem Inneren aus, und er stellte sich vor, wie er Hand in Hand mit Beth zu seiner Mutter ging, um ihr seine Freundin vorzustellen.

„Lass uns meinen Bruder von der Kirche abholen, dann können wir alle zu mir nach Hause gehen. Dann kannst du meine Mutter kennenlernen. Ich bin sicher, ihr werdet euch mögen. “ schlug er seiner Angebeteten vor, als er ihre Hand nahm, und mit ihr den Steg entlang zum Ufer ging.

„Ich würde sie gerne kennenlernen“, versicherte sie, und schmiegte sich an ihn. „Verrätst du mir vorher, wofür JD eigentlich steht?“, wollte sie von ihm wissen, während sie seine Nähe genoss.

„Versuch es doch zu erraten“, forderte er sie heraus, und lächelte sie mit diesem coolen Grinsen an, das ihr Herz immer ins Stocken brachte.

„Jack Daniels?“

The Kid schrak aus seiner kurzen Bewusstlosigkeit hoch, und wusste im ersten Moment nicht, wo er war.

Dann erkannte er den Innenraum des Dodge RAM und blickte über die Lehnen der Vordersitze nach vorne. Die Latina, der er im „Hum Inn“ buchstäblich den Arsch gerettet hatte, saß am Steuer, und blickte ihn im Rückspiegel neugierig an.

„W-was?“ die Bewusstlosigkeit und die Anstrengungen der letzten Stunden machten sich jetzt deutlich bemerkbar, und er spürte, dass er am Ende seiner Kräfte war.

„Ich hab gefragt, ob du einen Drink willst? Hier im Fußraum ist ein ganzer Karton ‚Jack Daniels‘.

Ich meine, du trinkst doch Bourbon, oder?“

Sie hatte ihren Blick inzwischen wieder auf die Straße gerichtet, und hielt mit einer Hand eine Flasche von dem Stoff hoch, leicht damit winkend, als wolle sie mit dem optischen Stimulus die Botschaft überbringen, die er ihren Worten scheinbar nicht entnehmen konnte.

„Wie heißt du?“, fragte er, als er nach der Flasche griff, und sich mit einem kaum hörbaren Stöhnen aufrecht hinsetzte.

„Gabriella Cavalli… Nach deinem Namen frage ich lieber nicht… Du würdest ihn mir eh nicht sagen, oder?“

Statt ihr zu antworten, kletterte er über die Lehne des Beifahrersitzes, und nahm dann auf ihm Platz.

„Wo fährst du eigentlich hin?“, wollte er wissen, während er die Banderole am Hals der Flasche entfernte, und versuchte den Verschluss aufzudrehen.

„Ich dachte, ich versuche mein Glück in Santa Mondega… Ein entfernter Cousin meines Onkels hat dort eine Bar… Die Tapioca Bar.

Vielleicht hat er ja einen Job für mich. “ Sie sah zu ihm rüber. „Und wo willst du hin?“

The Kid hatte die Flasche geöffnet, und nahm einen sehr großen Schluck, dann wischte er sich den Mund ab und grinste. „Santa Mondega klingt gut… Es klingt sogar sehr gut…“

Die junge Kellnerin sah wieder auf die Straße, darum fiel ihr das grausame Glitzern in den Augen des berüchtigten Killers neben ihr nicht auf — es hatte ohnehin nichts mit ihr zu tun.

+*+*+

In Apartment 24 des Heartbreak Hotel — eines heruntergekommenen Apartmenthauses am Stadtrand von Santa Mondega — erwachte Kione wimmernd aus einem wirren und unheimlichen Schlaf in die totale Finsternis seiner Blindheit.

Seit jener Halloweennacht vor zwei Jahren, als er JDs Mutter vergewaltigt und verwandelt hatte, und dann vom Jungen geblendet worden war, lebte der geschlagene Vampir in ewiger Nacht — und in einer lebenden Hölle auf Erden.

Genauso lange, wie er schon blind war, so lange hing er schon — kopfüber, augenlos und ohne Zunge — von der Decke dieser Wohnung, die The Kid wenige Tage nach Halloween angemietet hatte… Und genauso lange dauerte die Folter, mit der der Junge ihn bestrafte.

Die letzten Wochen hatte Kione in relativer Ruhe abgehangen wie eine Schweinehälfte, und gehofft, dass sein Peiniger nicht wieder zurückkehrte… Doch jetzt war er durch ein dumpfes und zugleich bohrendes Gefühl aufgeschreckt worden…

Er war auf dem Weg zurück… Zurück zu ihm…

Ende(? Vielleicht…).

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