Undercover Teil 01

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Dies ist eine Geschichte über einen Geheimdienstauftrag, der erfordert, dass die verdeckt ermittelnden Partner eine Scheinehe eingehen müssen.

Undercover – Teil 1

Cora ist frustriert

Cora war mehr als nervös. Wie hatte sie nur in diese absurde Situation geraten können? Bisher war sie schon mehr als ein halbes Jahr im Einsatz für den Verfassungsschutz und große Fortschritte waren nicht sichtbar gewesen. Sie waren aber nötig, um ihren Auftrag zu erfüllen.

Damit war auch ihre weitere Zukunft fraglich. So hatte sie in einer Hinsicht den Teufel mit dem Beelzebub ausgetrieben. Schön, sie hatte damals zugestimmt beim Bundesnachrichtendienst mitzuarbeiten, um aus der DDR über Rumänien nach Frankreich ausgeschleust zu werden. Sie hatte in Thüringen Schwierigkeiten mit der KPD bekommen, nachdem sie in 1960 ungewollt in die katholischen Aktivitäten mit einer obskuren Sekte ihrer Mutter hineingezogen geworden war. Damit hatte sie plötzlich zwischen allen Stühlen gesessen. Zuerst hatte sie überlegt, ob sie sich von ihrer Mutter und deren Sekte lossagen sollte, als sie zum ersten Mal im Kurs Marxismus-Leninismus von ihrem parteitreuen Dozenten angesprochen worden war.

Dann überstürzten sich die Ereignisse. Sie wurde am selben Tag von der Stasi angesprochen, doch als IM in der Sekte zu wirken. Sie hatte sich Bedenkzeit ausgebeten. Am nächsten Tag wurde ihr von einem Sektenmitglied unverhüllt damit gedroht, dass sie auf keinen Fall mit der Stasi weiter reden sollte, sonst würde man sofort aufdecken, dass sie unzulässige Westkontakte hatte. Jetzt blieb ihr nur noch übrig, ganz unverblümt der Stasi sofort abzusagen. Damit war allerdings das Beenden ihres Studiums in der DDR ganz unmöglich geworden, denn sie wurde sofort von der Uni ausgestoßen.

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Der einzige ihr offiziell angebotene Arbeitsplatz in der Zone war Putzfrau für die Toiletten in der Uni…

Sie hatte nur noch an Flucht gedacht — und ihre Westkontakte genutzt, bis sie bei einem Mitarbeiter des Bundesnachrichtendienstes landete. Sie hatte nicht erwartet, als Leistung für ihre neue Identität, die ihr die Flucht ermöglicht hatte, so lange vom BND an den Verfassungsschutz ausgeliehen zu werden und dafür arbeiten zu müssen. Gut, ihr Pass mit der französischen Herkunft war viel wert und ihre Zeit in der Provence nach der Ausschleusung war traumhaft gewesen, auch wenn das sichere Haus dort absolut abgelegen gewesen war.

Dankenswerterweise wies ihr neuer Name Cora Moulin genügend Ähnlichkeit mit ihrem eigentlichen Vornamen Cornelia Mueller auf. Aber nun war sie im verdeckten Einsatz in der elenden Sekte, wegen der sie überhaupt ausreisen musste. Ja, sie war zwar auch der Meinung, dass diese Sekte mit katholischem Ursprung gefährlich war – Opus Dei war dagegen der reinste Kindergarten — aber warum musste ausgerechnet sie in dieser Sekte verdeckt arbeiten? Sie hatte doch in der DDR selber genug unter der Sekte gelitten, in der ihre durchgeknallte Mutter noch heute Mitglied war.

Die hatten ihr Studium vermasselt…

Ursprünglich sollte ihr Einsatz auf dem Bauernhof bei der Sekte nur drei Monate dauern. Aber es erwies sich als unheimlich schwer, Informationen zu beschaffen. Bis jetzt hatte sie nur zwei in sechs Monaten beschafft — eine im Quartal. Nicht gerade berauschend als Erfolgsquote — und nicht genug, um ihr den Ausstieg zu ermöglichen. Einmal die erste Nachricht vor bald fünf Monaten, dass die Residenz der Führungselite der Sekte aus zwei Teilen bestand.

Der erste Teil sollte ein ehemaliges Kloster sein, während der zweite Teil sich in den Wirtschaftsanlagen dieses Klosters in einem kleinen, schwer zugänglichen Dorf befand. Und vor einem Monat die Info, dass ein zentrales Führungsmitglied unheilbar an schwarzem Hautkrebs erkrankt war, der in der Sparte Landwirtschaft tätig war — er würde bald ausfallen.

Ebenso setzte ihr der Umzug von der schönen, sonnigen Provence in das erst herbstliche trübe und danach dann winterlich dunkle Münsterland mit den kurzen Tagen mehr zu, als sie jemals gedacht hatte.

Gleichzeitig war sie das ländlich gehaltvolle Essen nach der leichten, mediterranen Küche nicht mehr gewohnt. Sie erkannte sich selbst bald nicht mehr – sie hatte mehr als nur ein paar Pfunde zugenommen. Sie musste von der Sekte auf dem Bauernhof und dem bäuerlich deftigen Essen unbedingt weg.

Vielleicht war ja diese potentielle neue Mission innerhalb der Sekte der Ausweg, den sie suchte. Ihr Betreuer vom BND hatte ihr jedenfalls vor einer Woche erzählt, dass sie damit das große Los ziehen würde, wenn die Mission erfolgreich wäre und ihre Aussichten wären exzellent, diese Mission zu bekommen.

Er würde ihr in diesem Fall sogar eine beamtete Stelle in Deutschland garantieren, sobald ihre Ehe staatlich geschieden würde. Allerdings hatte er sie auch gewarnt, dass dieser Einsatz nach seiner persönlichen Ansicht leicht zwei bis drei Jahre dauern könnte. Dann könnte sie mit der Ausbildung als Beamtin im höheren Dienst erst ab 23- 34 Jahren anfangen und war schon bald eine alte Schachtel mit Ende zwanzig, bevor sie sich ein neues Leben in Deutschland aufbauen konnte.

Was diese Mission war, sagte er ihr zunächst nicht klar. Die Bedingungen für die Mission waren nicht so schwer zu erfüllen: Neue Identität samt ‚Heirat‘ zu akzeptieren, Sektenmitglied sein und die Bestrafungsmethoden der Sekte kennen sowie offiziell keine Verhütungsmittel einzusetzen. Natürlich war es eine Scheinheirat! Zwei der Bedingungen waren doppelt gemoppelt — gläubiges Sektenmitglied zu sein, hieß auch gleichzeitig keine Verhütungsmittel einzusetzen. Die Leute hatten ihre Hausaufgaben nicht wirklich gründlich gemacht.

Horst Hense ist genervt

Wochen vor der dieser Eignungsprüfung hatte der Abteilungsleiter Dr. Horst Hense im Verfassungsschutz einen Auftrag erhalten, der nach einer unerfüllbaren Aufgabe aussah. Wie in aller Welt sollte er in vier Wochen in den verfügbaren Polizei- und Nachrichtendiensten ein katholisches Ehepaar finden und trainieren, wo der Ehemann in einer Sekte in Deutschland Aufklärungsarbeit leisten sollte? Der ideale V-Mann sollte gleichzeitig ein ausgewiesener Fachmann in Landwirtschaft sein sowie der Sekte nahestehen oder bereits ein Mitglied davon sein.

Für seine Spionagetätigkeit sollte er daneben noch so ein Experte in Finanzen sein, dass er die komplexen Geldgeschäfte der Sekte ausforschen konnte. Und so ganz nebenbei sollte er mit einer konservativ katholischen Ehefrau verheiratet sein. Warum hatte man ihn nicht gleich nach einer eierlegenden Wollmilchsau gefragt? Die zu finden, wäre vermutlich einfacher.

Er würde beide Wege beschreiten müssen. Einmal nach so einem Landwirt mit einer Ehefrau suchen, die als Frau vielleicht auch einen Teil der verlangten Fähigkeiten erfüllte.

Aber chancenreicher schien ihm der Weg, Landwirtschaftsexperten und eine ledige Frau mit komplementären Fähigkeiten so zu suchen, dass die Fähigkeiten optimal kombiniert werden konnten – und die arrangierte Heirat der beiden war dann der Ausweg. Zumindest einer der beiden Partner musste Sektenmitglieder persönlich kennen. Gute Buchhalterinnen waren in den Diensten schon etwas einfacher zu finden. Landwirtschaftsexperten würde er außerhalb der Dienste finden müssen.

Weg eins mit dem Auffinden eines existierenden Ehepaares war in der kurzen Zeit eine totale Fehlanzeige, wie er schon vermutet hatte.

Der Weg zwei über Heirat ergab zumindest einige potentielle Kandidaten.

Bei den Damen sah es bereits nicht gut aus. Er hatte weit weniger Auswahl, als ihm lieb war. Er brauchte vorzugsweise unverheiratete, katholische Damen aus den Nachrichtendiensten oder sehr polizeinahen Diensten, die sich mit Buchhaltung auskannten. Davon gab es zwar viele, aber nur sehr wenige, die sich wegen einer Tätigkeit als Agentin rechtsgültig mit einem fremden Mann verheiraten wollten. Das konnte er nur zu gut verstehen, aber es half ihm nicht.

Er hatte nur drei Frauen aus den Diensten, die in Vorinterviews auf die erste Frage mit ja geantwortet hatten, davon hatten zwei auch die Fragen 2 und 3 glaubhaft beantworten können und beide waren aktive Agentinnen mit Erfahrung im verdeckten Einsatz. Die restlichen zwei Fragen waren bis auf den einen Fall der Agentin in der Sekte nicht sauber abgeklärt worden:

1. Bereitschaft, mit einem unbekannten Mann eine rechtsgültige Ehe einzugehen 2.

Kandidatin ist Sektenmitglied oder ist zumindest als konservative Katholikin bekannt 3. Bereitschaft, mit dem Mann eine katholisch rechtsgültige Trauung zu akzeptieren 4. Die Regeln der Sekte über körperliche Disziplinierung zu akzeptieren

Er hatte damit weit weniger Auswahl, als ihm lieb war. Er musste also versuchen, katholische Fräuleins aus anderen staatlichen Diensten zu finden, die sich mit Buchhaltung auskannten und die bereit waren für eine Agententätigkeit. Auch aus diesem viel größeren Pool der Staatsdienerinnen gab es nur zwei andere geeignete Kandidatinnen.

Natürlich waren die Punkte drei und zwei eigentlich ein Widerspruch an sich — konservative Katholikin zu sein und eine katholische Ehe nur für eine Agententätigkeit einzugehen funktionierte nur, wenn der Groll auf katholische Sekten so groß war, dass er diesen Widerspruch aufhob oder wenn die Loyalität zum anfragenden Vorgesetzten so stark war, dass diese auch solche Opfer akzeptierte. Bei der kommunalen Verwaltung oder im Finanzdienst gab es auch nur wenige Abteilungsleiter, die sich bei einer Anfrage des Verfassungsschutzes ins Zeug legten, um Kandidatinnen zu finden — das war ihm schon klar gewesen.

Die bisherige Ausbeute an geeigneten männlichen Kandidaten mit Landwirtschaftskenntnissen in staatsnahen Bereich war noch magerer. Bisher hatte er zwei mögliche Kandidaten, von denen nur einer hundertprozentig auf das Profil passte. Der zweite hatte nur zwei der drei Basisfragen für Männer positiv beantwortet. Es gab zwei weitere, die Wackelkandidaten waren, weil ihre Antworten in den Vorinterviews nicht klar waren. Erstaunlicherweise war nur einer war ganz positiv für Frage 4, und der war ausgerechnet der Jüngste:

1.

Bereitschaft, mit einer unbekannten Frau eine staatlich rechtsgültige Ehe einzugehen 2. Kandidat steht der Sekte nah oder hat einen glaubhaften Hintergrund als Katholik 3. Bereitschaft, mit der Frau eine katholisch rechtsgültige Trauung durchzuführen 4. Bereitschaft, die Frau glaubhaft hart übers Knie zu legen nach den Regeln der Sekte

Von den Männern würde er somit alle zum Test einladen müssen. Von den Frauen alle, die die Frage vier positiv beantwortet hatten und von den anderen die, die nicht wesentlich älter als der jüngste männliche Kandidat waren.

Das waren auch insgesamt vier Frauen.

Jan bereitet sich auf die Woche vor

Jan war nervös. Am Dienstag würde er in der Stadt sein müssen. Es gab Termine, die er mit der Bank wahrnehmen musste, um sich weitere Kredite für sein junges Unternehmen zu sichern. Nach dem Krieg hatte er umgesattelt und noch einmal studiert. Endlich konnte er jetzt mit Mitte vierzig die Früchte seiner Anstrengungen ernten.

Er war vier Jahre in der Beratung von Agrargenossenschaften tätig, die sich auf seine Gutachten zur passgenauen und ökonomischen Düngung verließen. Sein Unternehmen stand an einem Wendepunkt. Er würde einen weiteren qualifizierten Mitarbeiter nur einstellen können, wenn er genügend Kredit bekam.

Am Montagabend bekam er einen Anruf. Er traute seinen Ohren nicht, als er das Angebot bekam, für eine Reihe von staatlichen Forstgesellschaften als Berater zu agieren, wenn er auf gewisse Konditionen hierfür einging.

Das war ein Freifahrtschein für den Kredit. Die Konditionen waren allerdings sehr eigenartig. Er persönlich sollte für rund ein Jahr als Landwirtschaftsexperte in Europa für eine nicht genannte Sekte arbeiten, während sein bisheriger Angestellter das normale Geschäft abwickeln sollte und einen neuen Mitarbeiter einarbeiten sollte.

Noch abstruser wurde es später, als er dem zugestimmt hatte. Es gab ein Vorinterview. Er sollte in einer Sekte als verdeckter Ermittler arbeiten und eine Scheinehe mit amtlichen Trauschein akzeptieren — na ja, darüber konnte man reden.

Er hatte im Krieg als Offizier in der Abwehr gearbeitet — er kannte also Geheimdienstoperationen. Dann sollte er allerdings noch bereit sein, eine katholische Trauung zu akzeptieren und die ‚neue‘ Frau übers Knie zu legen. Wollten die ihn verkohlen, oder was? Er lehnte das alles einfach und gerade heraus in dem Vorinterview ab. Er hatte noch genug von seiner Scheidung — und dem enormen Aufwand die Ehe bei der katholischen Kirche annullieren zu lassen, nachdem ihn seine Ex-Frau im Krieg betrogen hatte.

Letzten Endes hatte er das nur geschafft, weil sein nationalsozialistischer und atheistischer Freund in der SS sehr massiven Druck auf den zuständigen Bischof ausgeübt hatte. Daran erinnerte er sich inzwischen aber eher ungern.

Umso mehr war er erstaunt, als er trotz seiner ablehnenden Haltung eine Einladung zu einem Test bekam und ein Angebot über einen vermittelten Kredit, das viel günstiger war, als alles was er von den bisherigen Banken erhalten hatte.

Wenn sie ihn verkohlen wollten, dann setzten sie dafür allerhand ‚Kohle‘ ein. Er sagte für den Eignungstest zu.

Cora ist überrascht

Sie war reichlich überrascht, als sie eine Einladung zum Eignungstest bekam. Die Mission betraf genau den Ersatz des Mannes in der inneren Führungsspitze der Sekte, der an Krebs erkrankt war, und über den sie berichtet hatte. Dafür wurde seine zukünftige Frau gesucht, da diese Position in der Sekte nur mit einem verheirateten Mann besetzt wurde.

Der Verfassungsschutz wollte ein Ehepaar als verdeckte Ermittler einschleusen.

Das war nun ein anderes Kaliber. Die einfachen Mitglieder der Sekte waren zwar ohne großen Einfluss in der Sekte, dafür waren sie auch relativ frei. Die Überwachung von den führenden Köpfen der Sekte war viel strikter. Verräter auf diesem Niveau wurden nicht toleriert. Es fröstelte sie.

Andererseits verstand sie auch gleich, was ihr Betreuer mit der großen Chance gemeint hatte.

In der Höhle des Löwen zu sein, hieß auch viel leichter an sehr geheime Informationen zu kommen, die der Sekte in Deutschland das Genick brechen konnten. Und wenn das geschah, würde sie frei sein von der Sekte — und bald danach auch frei von den Geheimdiensten. Denn damit wäre ihre Mission erfüllt und die versprochene Ausbildung sicher. Der Ausstieg und die garantierte Einstellung waren eine satte Belohnung, aber auch die all die unbekannten Gefahren waren entsprechend hoch.

Wie hoch, das sollte sie allerdings erst sehr viel später erkennen.

Der Test war am Anfang sehr viel einfacher als gedacht. Ihre Kenntnisse der praktischen Buchhaltung waren mehr als ausreichend, um die Fragen zum größten Teil aus dem Handgelenk beantworten zu können. Dann kamen die Fragen über erdachte Fragen zur Vergangenheit als Ehepaar. Hier ging es mehr über die Beschreibung von Situationen im Restaurant, in der Bahn, im Auto und bei sonstigen Gelegenheiten, in denen ein Paar zusammen war.

Das war schwieriger. Es wurde noch schwieriger, als diese Situationen zusammen mit den ‚zukünftigen Ehemännern‘ in einem Interview diskutiert werden sollten. Es waren vier Kandidaten angekündigt.

Der erste war ein junger Mann, der vielleicht drei oder vier Jahre älter als sie war. Das ging gar nicht. Sie konnte schon nach dem ersten Blick von ihm sehen, dass er ihren Babyspeck alles andere als attraktiv fand. Dementsprechend waren seine Antworten. Und sie konnte sich nicht für die schnoddrige, arrogante Art von ‚Frühling‘ erwärmen.

Es hatte einfach keinen Zweck.

Die beiden nächsten waren da schon besser aufgestellt. Beide waren bedeutend älter als sie und sehr höflich. Dementsprechend gingen sie auch viel besser auf sie ein. Der zweite davon war wohl Ende zwanzig und mit seinen schon leicht graumelierten Schläfen durchaus attraktiv. ‚Sommer‘ kannte sich auch mit Restaurants und französischen Weinen gut aus, was sich natürlich im Interview positiv auswirkte, allerdings war es erstaunlich wie schüchtern er sich verhielt.

Sie mochte ihn eigentlich ganz gern. Der andere hatte den Codenamen ‚Winter‘ und war ihr einfach zu alt und zu … – der Typ hatte einen Bierbauch und ungepflegte, grauweiße Haare. Eine Altersdifferenz von dreißig Jahren war sicherlich auch schwer zu erklären im Rahmen der Sekte.

Als der vierte mit dem Codenamen ‚Herbst‘ eintrat, traute sie ihren Augen nicht. Das konnte doch nicht wahr sein! Die Ähnlichkeit mit ihrem Vater war frappierend.

Sie hatte ihn zwar zuletzt vor rund zehn Jahren gesehen, aber trotz der inzwischen ausgeprägten Geheimratsecken erschien ihr sein Gesicht noch so vertraut, dass sie am Anfang mehr als wortkarg war. Er erkannte sie nicht, falls es wirklich ihr Vater war. Klar, der hatte sie zuletzt gesehen, als sie ein zierliches Mädchen gut zehn Jahren war, als er als Offizier in den Krieg ging. Jetzt war sie bald elf Jahre älter und mit eher üppigen weiblichen Formen versehen.

Sie konnte schon verstehen, dass er sie nicht erkannte. Vor dem Test hatte Herbert allen eingeschärft, dass sie ohne Ausnahme nur ihre Decknamen benutzen sollten und auf keinen Fall echte Namen. Sie konnte also nicht einfach damit herausplatzen und hundertprozentig war sie sich eben auch nicht sicher. Für das Interview machten sich ihre Erinnerungen an Eiscafés und Gaststätten gut, die ihre Eltern und sie damals als Familie besucht hatten. Sie brannte aber darauf, nach diesem Teiltest unbedingt mit dem Interviewer Herbert vom Geheimdienst zu sprechen.

Selbstverständlich kam es nicht in Frage, dass wenn ‚Herbst‘ tatsächlich ihr Vater war…. Also, das ging gar nicht! Allerdings ging sie genauso wie ihr Betreuer davon aus, dass die Heirat als Scheinehe angelegt war. Aber selbst eine Scheinehe war etwas, was sie doch nicht mit ihrem Vater eingehen konnte!

Der Interviewer ging auf ihre Bitte für ein Gespräch zwar bereitwillig ein und hörte ihr auch zu. Er war allerdings sehr skeptisch, selbst als sie ihm den Namen ihres Vaters — Jan Mueller – nannte.

Er sagte auch ganz klar, dass er keine Entscheidungen treffen durfte. Er war nur für die Interviews zuständig. Er durfte im jetzigen Stadium keine Namen nennen, außer den Decknamen.

Jakob fühlt sich genervt

Er hatte es nicht so mit Gesprächen, die nach Rendezvous aussahen. Ursprünglich hatte ihn die romantische Idee einer Heirat in verdeckter Mission neugierig gemacht. Inzwischen fand er diese ganze Testsituation einfach nur blöde. Was sollte das alles?

Die erste nervte ihn schon über alle Maßen.

‚Erdbeere‘ — so war ihr Codename — hatte ihm lange alles über sich selber erzählt, bevor er auch nur richtig verstehen konnte, was sie wollte. Sie war langbeinig und blond — und sie war strohdumm, nach seiner Ansicht.

Bei der ‚Sonnenblume‘ war es einfacher gewesen. Sie war alles andere als ein Sonnenschein, sondern eher von der Sonne verbrannt. Sie war weder attraktiv noch nett. Sie war nüchtern und eher hager zu nennen als schlank.

Weiblich war für ihn etwas anderes, obwohl sie im selben Alter wie seine bewundernswerte Mutter war. Die dritte mit Codenamen ‚Pfirsich‘ hatte er zunächst allein schon wegen ihrer anfänglichen Einsilbigkeit und zurückhaltenden Art gemocht. Sie war keine von denen, die man auf dem Laufsteg einer Modeschau sehen würde. Sie hatte einige Pfunde zu viel an Bord und sie hatte ein richtiges Vollmondgesicht, aber ihr sommerliches Kleid passte zu ihrer Figur. Sie hätte eher in das Zeitalter von Rubens gepasst.

Sie wirkte trotzdem auf ihn sehr anziehend mit ihrem Lächeln unter dem kurzen Haarschnitt mit den rotgoldenen Reflexen in der Farbe von Kastanien.

Die stattliche, elegante Frau mit dem Codenamen ‚Mohn‘ als letzte in der Reihe fand er zunächst genauso bemerkenswert wie seine Mutter. Sie wirkte jünger, war wohl Mitte — Ende dreißig. Sie mochte er durchaus, auch wenn sie ziemlich selbstbewusst war. Sie war gut beim Reden, aber sie konnte auch zuhören.

Mit der Zeit erinnerte sie ihn aber auch daran, dass diese verblüffende Ähnlichkeit mit seiner Mutter, abgesehen von Haarfarbe und Frisur, daran liegen könnte, dass sie seine vermisste Tante war, was ihn mehr und mehr irritierte. Denn es war ja die Zwillingsschwester seiner Mutter, die er mit knapp zehn Jahren zum letzten Mal gesehen hatte. Sie war in den Kriegswirren am Ende des Krieges verschollen.

Horst Hense hat schwierige Entscheidungen zu treffen

Dr.

Hense stöhnte laut auf, als Herbert Schrankewitz ihm die unangenehmen Nachrichten aus der ersten Gesprächsrunde überbrachte.

„Herr Dr. Hense, es wird nicht einfach sein. Der dreiundzwanzigjährige Universitätsassistent Helmut kann Agrarkenntnisse und auch gute Wirtschaftsstudienkenntnisse aufweisen und er steht der Sekte nahe. Es ist allerdings auch klar ersichtlich, dass Helmut eigentlich nur die wesentlich ältere Sabine mag. Die beiden sind sich sympathisch und Sabine mag die arrogante Art vom jungenhaften Helmut.

Sie kommt gut damit zurecht und spricht ihn eher auf der fachlichen Ebene an, während er gerade ihre Reife und die sachliche Art schätzt. Er ist ein anmaßender Fachidiot, der nur mit der androgyn schlanken und nüchternen Sabine zurechtkommt. Sabine hat einige Finanzkenntnisse, wenn sie auch bisher nichts mit der Sekte am Hut hatte. Vielleicht kann er auch gerade noch die jüngere, zurückhaltende Cora akzeptieren, während die selbstbewusste Rita gar nicht geht und er die bald gleichaltrige, attraktive Eva gerade wegen ihrer weiblichen Schönheit nicht mag.

Der Experte Jan ist der einzige neben Helmut, der durch Veröffentlichungen bekannt ist. Er ist sowohl in Finanzen als auch in Landwirtschaft gut aufgestellt, hat aber Defizite in Buchhaltung und ist in punkto Sektennähe nicht mehr aktiv seit mehr als zwanzig Jahren. Er könnte mit der wesentlich jüngeren Cora harmonieren, die sein Manko in Buchhaltungskenntnissen kompensieren könnte. Cora ist Sektenmitglied. Die beiden mögen sich gut und sind auch in einem Altersverhältnis, das bei der Sekte durchaus populär ist.

Aber Cora glaubt in ihm ihren Vater zu erkennen, den sie allerdings seit gut zehn Jahren nicht mehr gesehen hat. Es ist leider nicht ausgeschlossen, dass sie Recht haben könnte. Zudem findet Jan, dass sowohl Cora als auch Eva zu jung für ihn sind — und Eva mochte er auch nicht.

Jakob ist auch ein ziemlicher Ausfall, bis auf die Tatsache, dass sein Vater Sektenmitglied ist. Der gute Mann ist ein ausgewiesener Fachmann, aber er ist auch Frauen gegenüber derart schüchtern, dass es nicht gelingen wird, ihn als strengen Ehemann darzustellen, der gegebenenfalls auch seine Frau übers Knie legen kann – selbst nicht Cora, die jüngste unserer Kandidatinnen.

Er redete zwar mit ihr und auch mit Rita, auch wenn die Ähnlichkeit von Rita mit seiner jüngeren Mutter ihn zu stark irritierte. Er hat sogar die lächerliche Sorge, dass Rita seine vermisste Tante sein könnte, obwohl er die nur gesehen hat, als er selber noch ein Schulkind war. Das kann auch eine Schutzbehauptung sein. Der Junge hat echte Probleme — wohl eine etwas verkorkste Mutter-Sohn-Beziehung, schätze ich. Mit Sabine und Eva hat er auch nicht geredet.

Unser Dienstältester in der Runde ist Sven, ein Angestellter im Agrarministerium. Er ist Anfang Fünfzig und ein eingefleischter Single, der nur dem Namen nach katholisch ist und mit der Sekte nichts anfangen kann. Ein typischer Beamter, der beschlagen ist in Finanzen und Agrarthemen, aber der in Punkto Sektennähe nicht gut aufgestellt ist und als glaubhaft katholisch ein Totalausfall ist. Er ist autoritär, aber keine, wirklich keine, der Frauen mochte ihn — das war deutlich zu erkennen.

Da sind Hopfen und Malz verloren. „

Dr. Hense knurrte ungehalten. Er hatte nach den Papieren der Kandidaten seine Favoriten gewählt. Er hatte auf den sektennahen Zollfahnder Jakob mit der im Polizeidienst erfahrenen Rita und auf den in der Abwehr erfahrenen Jan mit der unerfahrenen aber in der Sekte befindlichen Agentin Cora gesetzt. Er hatte nie im Leben angenommen, dass auch nur eines von den beiden potentiellen Paaren miteinander verwandt sein könnte.

Aber so war nun einmal das Leben — es richtete sich nicht nach der Aktenlage. Im Nachhinein war es durchaus plausibel. Natürlich war es bei der Suche nach sektennahen Kandidaten nicht unnatürlich, wenn sich gerade von der Sekte beeinflusste Leute als Kandidaten meldeten, die sich natürlich kennen konnten bei den wenig zahlreichen Sektenmitgliedern.

Sein Sodbrennen setzte wieder einmal ein. Er hatte also nach den Vorschlägen von Herbert nur die Wahl zwischen Pest und Cholera.

Wie sollte er Paare zur Heirat überreden, von denen jeweils ein Partner glaubte, dass sie eng verwandt waren? Die Alternative des garantiert nicht verwandten Pärchens war nicht besser. Der erzkonservativen Sekte ein Ehepaar vorzuschlagen mit einem arroganten, nur fünfundzwanzigjährigen Arschloch und einer bald zwanzig Jahre älteren, nicht katholisch sattelfesten Ehefrau, die beide keinerlei Erfahrung mit verdeckten Operationen hatten, war hirnrissig, selbst wenn sich die beiden sympathisch waren.

Aber auch alle anderen theoretisch möglichen Paarungen liefen nicht gut.

Kandidaten wie Sven oder Eva waren für die Rolle einfach ungeeignet. Mit der prinzipiellen Eignung von Helmut hatte Herbert wohl Recht, aber er sah dies nur aus der Sicht der Eignung der Männer. Die Wahl war nicht beneidenswert. Das Paar Helmut und Sabine würde mit ziemlich hoher Wahrscheinlichkeit von der Sekte abgelehnt werden, während Jan und Cora gut in das bisher bekannte Schema der Sekte passten und vielleicht auch Jakob und Rita gerade noch, obwohl Cora Jan als möglichen Partner und Jakob wohl Rita nicht akzeptieren würde.

Das sollte auch Herbert wissen:

„Gut, ich gebe Dir mit Eva und Sven Recht. Beide werden keinen geeigneten Partner finden. Aber mit Deinem Vorschlag für Helmut und Sabine bin ich nicht einverstanden. Wir könnten also deiner Meinung nach nur sehen, ob wir Helmut im Aussehen etwas älter trimmen und Sabine mit einem Pass ausstatten, der sie auf Mitte dreißig bringt, wenn wir sie auch mit Schönheitschirurgie dorthin bringen können. Das wird erstens zu viel Zeit kosten.

Zweitens wird auch dann noch Sabine eindeutig viel älter als Helmut wirken — und das bei dieser erzkonservativen Sekte. Sabine ist keine gute Idee – wir werden sie nicht mehr einsetzen! Wir werden in einer zweiten Runde prüfen, ob Helmut nicht mit Rita oder Cora harmonieren könnte oder Jakob mit Cora sowie Jan mit Rita oder Sabine. “

Herbert sah zweifelnd drein und schüttelte den Kopf. Offensichtlich gefiel ihm diese Sichtweise so gar nicht, aber er konnte keinen Gegenvorschlag machen.

Rita ist erleichtert

Rita war befreit, dass ihr erster Diskussionspartner nicht mehr bei der zweiten Runde dabei war. Der ältliche Mann ließ sie schon daran zweifeln, wie die Auswahl der Kandidaten erfolgt war. Dieser beleibte Halbgreis mit dem Decknamen ‚Winter‘ konnte noch nicht einmal erklären, was er am Abendmahl attraktiv fand. Das ging gar nicht. Sie hatte schon einmal verdeckt gearbeitet — und sie konnte keinen unprofessionellen Partner bei so einer gefährlichen Aufgabe gebrauchen.

Herrgott, sie würden zu einer katholischen Sekte geschickt — und nicht zu einem Diskussionsabend über Religion und Atheismus bei einer Behörde! Sie war bei der ersten Runde desillusioniert.

Der nächste Kandidat war auch nicht viel besser gewesen. Sie hatte keinen Zweifel daran, dass dieser junge, schlaksige Spund mit dem Decknamen ‚Frühling‘ von einer Uni kam, in der er sich in seinem Elfenbeinturm allen anderen Sterblichen grenzenlos überlegen fühlte. Was für Idioten würde sie hier noch treffen?

‚Sommer‘ als nächster Kandidat war immerhin ein Praktiker und kein Theoretiker.

Schon nach wenigen Worten war es ihr klar, dass dieser junge Mann Fahndungserfahrung hatte. Er sah sogar gut aus. Er war nicht sehr groß, aber durchtrainiert. Mit einem Wort er war attraktiv – schien sich dessen aber noch nicht einmal bewusst zu sein. Er war professionell, kannte sich mit dem katholischen Glauben aus und war der erste glaubhafte Kandidat für diesen Job als V-Mann. Leider war er ziemlich schüchtern und zurückhaltend. Sie musste Antworten bald aus ihm herauskitzeln.

Aber wenn diese Antworten dann kamen, waren sie sachlich fundiert. Zudem war er auf den zweiten Blick auch viel jünger als sie zunächst angenommen hatte. In seinem seriösen Anzug hatte er mehr wie gut dreißig ausgesehen, aber er war wohl gut unter der magischen Grenze.

‚Herbst‘ als nächster Kandidat war hingegen bestimmt nicht schüchtern. Schon nach wenigen Worten war es ersichtlich, dass dieser Mann so seine Erfahrungen mit Frauen hatte.

Er sah mit seinen graumelierten Schläfen und seinem gutsitzenden Anzug attraktiv aus. Auf den zweiten Blick konnte er den Ansatz eines Bierbauches nicht ganz verbergen. Er strahlte Autorität aus und war sich dessen auch bewusst, obwohl er wahrscheinlich einige Zentimeter kleiner als sie selber war. Er hatte Charisma. Sein wissendes Lächeln enthüllte ihr, dass er dies auch bewusst bei Frauen einsetzte – und sie mochte Casanovas nicht. Dann verriet ihr sein ökonomisch geprägter Jargon auch, dass er aus der Wirtschaft kam und nicht aus dem öffentlichen Dienst — und noch weniger aus Nachrichtendiensten.

Die zweite Diskussionsrunde zu sechst war auch offener. Insbesondere das junge Mädchen sprach auch offen die Lebensgefahr aus, die bei einer Enttarnung durchaus gegeben war. Das ließ diejenigen besonders zusammenzucken, die wohl gar keine Erfahrung damit hatten. „Sonnenblume“ und „Frühling“ wurden bleich und sahen sich unruhig um.

Jan ist bei der Befragung überrascht

Jan hatte sich den Test ganz anders vorgestellt. Nach der zweiten Runde glaubte er das Prinzip begriffen zu haben.

Es ging dem Diskussionsleiter weniger um Fakten, sondern eher darum wie die potentiellen Partner zusammen passten und wie glaubhaft sie ein Ehepaar spielen konnten. Daher auch am zweiten Tag die verstärkten Fragen nach Vorstellungen der potentiellen Partner über gemeinsame Unternehmungen wie Ausflüge, Restaurantbesuche und andere Freizeitaktivitäten. Die stattliche, elegante Frau mit dem Codenamen ‚Mohn‘ war ihm bisher am sympathischsten gewesen, wohl auch weil sie mit geschätzt Ende dreißig mehr in seiner Alterskategorie war.

Die mit Codenamen ‚Pfirsich‘ hatte er zunächst allein schon wegen ihres jungen Alters ausgeschlossen und wegen ihrer anfänglichen Einsilbigkeit.

Sie taute aber zusehends auf und wusste sich gut auf seine Vorstellungen von Ausflügen oder anderen Unternehmungen einzustellen. Natürlich war sie immer noch zu jung, um seine Partnerin zu spielen, aber sie gefiel ihm irgendwie immer mehr. Sie war der Gegensatz zur ‚Sonnenblume‘ — vollschlank und kurvig würde als Beschreibung passen. Sie sah so aus, als hätte sie ihren Babyspeck noch nicht verloren und wirkte süß mit ihrem runden Gesicht und der Stupsnase unter dem kastanienfarbenen Haar mit dem entzückenden Pferdeschwanz.

Im Fazit sah er hingegen ‚Mohn‘ als seine potentielle Partnerin an. Sie war die richtige Frau im richtigen Alter, wenn er schon Ehemann spielen musste. Letzten Endes war es ja auch wichtig, wie ruhig und besonnen die Frau die Rolle im verdeckten Einsatz spielen konnte.

Cora und Jakob sind nur halb beruhigt

Cora war überrascht gewesen, als sie endlich das gewünschte Gespräch mit dem Leiter bekam.

Allerdings war es ein gemeinsames Gespräch mit dem Mann „Sommer“. Der Leiter stellte sich als „Dr. M“ vor. Ohne Umschweife kam er zum Kern seines Anliegens. Der Mann namens Herbert hatte ihn offensichtlich ausführlich informiert:

„Vorsichtshalber haben wir sämtliche Kandidaten beim Drogentest auch durch einen Vergleich mit Ihren Blutanalysen auf mögliche enge Verwandtschaftsbeziehungen geprüft. Sie beide haben Recht mit Ihren Argumenten. Da alle Teilnehmer nur unter Codenamen auftreten, könnte es verwandtschaftliche Beziehungen geben, selbst ohne dass die Kandidaten davon wissen.

Um es kurz zu fassen – es gibt bei keinem der in Frage kommenden Kandidaten irgendwelche Hinweise darauf. Sind Ihre Sorgen damit erledigt?“

Was konnte sie in Gegenwart von ‚Sommer‘ anderes sagen, als es zu bestätigen? Sie war gleichzeitig erleichtert und enttäuscht. Enttäuscht, weil sie gehofft hatte, endlich ihren Vater wieder zu finden — und andererseits erleichtert, weil der Auftrag nicht gefährdet war. Nach kurzem Nachdenken gab es nur zwei Interpretationsmöglichkeiten.

Erstens hatte sie sich vielleicht komplett getäuscht und sich nur eingebildet, dass es ihr Vater war. Immerhin hatte sie ihn ja bald elf Jahre nicht mehr gesehen –und auch dann heute nur kurz. Zweitens könnte es ja sein, dass er doch ihr Vater war, wenn auch nicht ihr leiblicher. Bei ihrer Mutter war es nicht auszuschließen, dass sie ihren Vater mit einem ihrer Sektenoberen betrogen hatte. Jedenfalls war er nach der Blut-Analyse nicht ihr leiblicher Vater.

Der Kandidat ‚Sommer‘ sah auch nicht so richtig zufrieden aus, aber auch er sagte nichts, als Dr. M. auf den nächsten Termin verwies.

„Wir sehen uns in einer Stunde wieder. Wir haben die finale Auswertung noch nicht ganz abgeschlossen, aber es wird nicht mehr lange dauern. „

Jakob gab sich mit der Aussage nicht zufrieden. Er wartete ab, bis ‚Pfirsich‘ gegangen war.

„Herr Dr.

M. , ich bin Zollfahnder und kenne diese Verfahren etwas. Meiner Kenntnis nach, ist das nur eine hohe Wahrscheinlichkeit, aber keine Gewissheit, die man mit einer solchen Faktor-Analyse erhält. Daher würde ich gerne den vollen Namen von ‚Mohn‘ bereits vorab erfahren und ihr genaues Alter, auch wenn man das bei Damen aus Höflichkeit nicht nachfragen sollte. „

Der Leiter sah nicht gerade glücklich aus, aber er versuchte immerhin nicht ihn abzuwimmeln.

„Schön, ich kann Ihnen das Geburtsjahr verraten, aber nicht den Namen. Sie ist nach unserer Kenntnis in 1923 geboren, und damit aktuell 38 Jahre alt. Ich hoffe, dass Sie damit zufrieden sind. „

„Damit ist sie also zirka dreizehn Jahre älter als ich. Aber ich verstehe nicht genau, weshalb sie nur sagen ‚Nach Ihrer Kenntnis‘ — das hört sich etwas vage an??“

„Sie hat durch traumatische Erlebnisse praktisch alle ihre Papiere und ihr Gedächtnis verloren.

Deshalb ist ihr Geburtsjahr nur eine Vermutung, die aber durch Fotos untermauert werden, die man bei ihr nach ihrem Gedächtnisverlust gefunden hat. Behalten Sie das für sich, Herr Holt! Das alles habe ich Ihnen nur gesagt, damit Sie diese fixe Idee mit ihrer verschollenen Tante ablegen können. „

Jakob nickte langsam, obwohl er nicht vollständig überzeugt war. Drei Jahre lagen zwischen dem Geburtsjahr 1920 seiner Tante und dem von ‚Mohn‘. Drei Jahre waren viel, aber noch nicht im Bereich der Unmöglichkeit.

Gleichzeitig war ihm klar, dass ihr Name ihm nichts verraten würde, wenn sie tatsächlich so einen kompletten Gedächtnisverlust erlebt hatte.

Horst Hense sieht wenig Alternativen

„Herbert, ich habe damit gerechnet, dass sowohl Helmut als auch Sabine kalte Füße bekommen könnten. Helmut ist ein Kriegskind und ein Universitätsdozent aus dem Elfenbeinturm. Er kennt nur die Bombennächte als ohnmächtiges Kind und er hat Angst vor gefährlichen Situationen. Sabine hat den Krieg als Erwachsene erlebt.

Ihr Lebenslauf deutet eine Traumatisierung an und ihr Wechsel nach dem Krieg als Angestellte im Finanzamt deutet auch nicht gerade auf Risikobereitschaft hin. Meine Erwartungen an beide waren nicht hoch gewesen, aber ihre Kenntnisse machten es sinnvoll sie einzuladen. Gut, es hat nicht geklappt. Schwamm drüber …“

Herbert nickt einfach. Er sieht nachdenklich aus. Sein Gesicht zeigt sein Zögern deutlich. „Dann haben wir nur Cora, Rita und Jakob sowie Jan für die finale Auswahl? Das ist nicht viel, wenn man weiß, dass Cora Jan nicht als Partner akzeptieren würde und Jakob Rita nicht annimmt.

Glauben Sie wirklich, dass Ihre Aussage Cora und Jakob beruhigt hat? Ein sauberer Vaterschaftstest dauert mindestens 24 Stunden und kann doch nicht abgeschlossen und ausgewertet sein. Das glaubt uns doch kein Mensch!“

„Deshalb haben wir den Test ja auch gar nicht erst gemacht. Wenn wir ihn machen würden, dann hätten wir die unangenehme Situation, dass wir eine Gewissensentscheidung fällen müssten. Das könnte dazu führen, dass wir nur noch Cora und Jakob als mögliches Paar hätten.

Beide würde ich eher als devot charakterisieren — die passen nicht zusammen. Damit könnte die ganze verdeckte Ermittlung gar nicht erst starten. Herbert, das kann noch nicht Dein Ernst sein, oder?“

Herbert hielt dem Blick seines Vorgesetzten stand. Doktor Hense erkannte, dass er seinen Untergebenen nicht überzeugen konnte. Er seufzte innerlich, aber dann streckte er seinen Rücken durch:

„Herbert, ich übernehme die Verantwortung für diesen Schritt. Es ist einfach zu wichtig, diese Ermittlung durchzuführen und damit die Sekte zu infiltrieren.

Wir haben schon viel zu lange an diesem Projekt gearbeitet, um jetzt noch zu scheitern. Wir können nicht alle Risiken ausschließen. Eine verdeckte Ermittlung ist kein Kindergarten! Du wirst jetzt Jakob ansprechen und ihn zur Mitarbeit animieren und ich nehme mir Jan vor. Cora ist jetzt schon eine Mitarbeiterin bei uns, da brauchen wir weniger zu leisten in Richtung Überzeugung. „

Jan ist beunruhigt

Jan war überrascht, als der sogenannte Dr.

M. zu ihm kam und ihn mit fester Stimme ansprach:

„Der Test hat sehr schön gezeigt, wer mit wem harmonieren könnte. Von Ihnen haben wir gesehen, dass Sie sowohl mit der Dame ‚Mohn‘ als auch mit dem jungen Fräulein ‚Pfirsich‘ gut kommunizieren können. Ich will Ihnen nicht verhehlen, dass wir aus dem Blickwinkel Sektennähe der Damen eher für ‚Pfirsich‘ eine erfolgreiche Agententätigkeit sehen. “

Das überraschte Jan noch mehr.

Pfirsich, die war doch noch so sehr jung – woher sollten da die großen Kenntnisse kommen? Eine Teilerklärung bekam er sofort geliefert.

„Erstens ist sie gut in der Szene der Sekte integriert. Zweitens wissen wir aus entsprechenden Gerüchten, dass die Sektenführung durchaus Paare bevorzugt, in denen die Frau deutlich jünger als der Mann ist. Wie stellen Sie sich dazu?“

„Warum ist die Dame ‚Mohn‘ nicht so gut geeignet? Die ist doch vom Alter her sicher als zuverlässiger einzuschätzen, nicht wahr?“

„Herr Jan Müller, ich will Ihnen reinen Wein einschenken.

Die betreffende Dame ist nicht so einfach, wie man glauben könnte. Sie ist eher auf den sanften und schüchternen Typ abonniert. Sie als Macher und durchsetzungsstarker Mann wären ihr nach einer gewissen Zeit nicht mehr ausreichend kompromissbereit, wenn Sie verstehen, was ich meine. Außerdem hat sie keinerlei Erfahrung in der Szene der Sekte. ‚Pfirsich‘ ist hingegen bereits aktive Agentin in der Sekte. An der Tatsache, dass ich Ihnen das sage, können Sie schon erkennen, wie viel uns daran gelegen wäre, dass Sie sich für ‚Pfirsich‘ entscheiden könnten.

Jan verstand das sehr schnell – die ‚Mohn‘ war kratzbürstig und ‚Pfirsich‘ eher fügsam. Die Agentenführer waren nur dann von ihm eingenommen, wenn er sich für ‚Pfirsich‘ entschied.

„Herr Doktor M. , ich habe schon verstanden. Natürlich wissen Sie schon aus der Tatsache, dass ich meine Ehe kirchlich habe annullieren lassen, dass ich doch am katholischen Glauben hänge. So spontan möchte ich mich nicht für eine so junge Frau entscheiden, die vielleicht noch mehr als ich am Glauben hängt.

Es ist eine große Entscheidung, da es natürlich über einen katholischen Pfarrer dokumentiert werden muss. Ehrlich gesagt habe ich bei einer viel jüngeren auch Sorge, dass diese von mir erwartet, alle Entscheidungen zu treffen. „

„Herr Müller, genau das erwarten aber die Sektenführer von Ihnen. In ihren Augen ist die Ehe eine paternalistische Institution, wo die Frau zu gehorchen hat. Also ist genau das, was Sie befürchten, ein Element welches den Erfolg des Unternehmens eher beflügeln würde.

Natürlich sah er die Argumentation ein, aber es widerstrebte ihm. Das wäre in seinen Augen keine Ehe. Gut, der Sinn der Mission war es auch nicht, eine gute Ehe zu führen, sondern die Sekte zu infiltrieren. Rational betrachtet, hatte der Typ Recht mit seiner Argumentation. Sein Kopf stimmte zu und sein Bauchgefühl war dagegen. Letzten Endes lief es darauf hinaus, ganz nein zu sagen oder die Mission nach den Vorstellungen des Verfassungsschutzes ablaufen zu lassen.

Er fühlte sich schon jetzt unwohl.

Jakob ist nicht überzeugt

Jakob ahnte schon nichts Gutes, als ‚Herbert‘ zu ihm kam und ihn mit zögerlicher Stimme ansprach:

„Ich weiß zwar, dass Sie lieber nicht mit der Dame ‚Mohn‘ zusammenarbeiten wollen, aber der Test hat doch gezeigt, dass Sie mit ihr zusammen passen würden. Zwar nicht so perfekt in dem Sinne der Sekte, aber doch im Sinne als Agent besser als mit dem jungen Fräulein ‚Pfirsich‘.

Ich will Ihnen nichts in den Mund legen, aber eine erfolgreiche Agententätigkeit sehen wir eher mit ‚Mohn‘. „

Jakob runzelte die Stirn. Ihm gefiel die Idee nicht so sehr. Allein der Gedanke, dass sie seiner Tante so ähnlich war, verursachte ihm Unbehagen. Es war sicher nicht so vernünftig, aber das Gefühl war einfach da. Er wollte die Analyse nicht so einfach hinnehmen:

„Pfirsich ist doch im Alter bedeutend besser passend im Sinne der Sekte.

Mohn ist doch sicherlich ein gutes Stück älter als ich, nicht wahr? Meinen Sie nicht, dass die Sekte das negativ berücksichtigen würde?“

Sein Gesprächspartner verzog die Miene etwas gequält. Offensichtlich hatte er das Thema nicht so gerne anfassen wollen:

„Hören Sie, dass genau ist das Thema. Erstens stehen nur Sie und Pfirsich der Sekte ausreichend nah, damit würden Herbst und Mohn automatisch disqualifiziert. Zweitens Mohn weiß wie Ermittlungsarbeit geht und sie hat in dieser Hinsicht sogar mehr Erfahrung als Sie selber.

Pfirsich ist noch unerfahren…“

Horst Hense muss Überzeugungsarbeit leisten

Dr. Hense sah keine andere Möglichkeit, als mit Hilfe einer Spielszene allen Beteiligten den Unterschied zwischen Theorie und Praxis deutlich zu machen. Dazu rief er alle vier verbliebenen Teilnehmer zusammen.

„Meine Damen und Herren, unsere Einschätzungen und die Ihrigen decken sich nicht. Daher sehen wir uns veranlasst, ein und dieselbe Simulation einer realistischen Situation mit allen möglichen Paarungen als Videoanalyse durchzuführen.

Nach jeder ‚Szene‘ möchten wir die Einschätzung von jedem der beiden Beteiligten als private Notiz erhalten — auch und besonders die erlebten Gefühle. Zum Abschluss wollen wir sämtliche Videos mit Ihnen allen gemeinsam zu besprechen. Wir gehen davon aus, dass dieses zu einer klaren Entscheidung führen wird, die von allen getragen werden kann. Um dies einigermaßen realistisch ablaufen zu lassen, erfahren Sie die Vornamen der jeweiligen Partner. Der Vorname von ‚Mohn‘ ist Rita, der von ‚Pfirsich‘ ist Cora und der von ‚Sommer‘ ist Jakob sowie der von ‚Herbst‘ ist Jan.

Die Videoanalyse wird von mehreren versteckten Kameras gleichzeitig in einem Zimmer aufgezeichnet, das wie ein Studierzimmer aussieht. Ist das soweit klar?“

„Wann erfahren wir die Nachnamen?“, wollte Cora wissen.

„Erst nach der finalen Entscheidung, Fräulein Cora. Ich darf Sie doch Cora nennen, nicht wahr?“

Er blickte sich noch einmal in der Runde herum, bevor er die Szene erläuterte und er war schon auf ihre Reaktionen gespannt:

„Schön, Sie alle werden eine Eheszene in der innerhalb der Sektenzentrale üblichen Tracht spielen, wo es einen Streit gibt, der dazu führen muss, dass nach einer beleidigenden, verbalen Attacke die Ehefrau bestraft wird.

Nach der Züchtigung gibt es den Versöhnungskuss. Die Trachten erhalten Sie vor Beginn der Szene. Gibt es Fragen?“

Es herrschte zunächst komplette Stille, wobei Jakob der einzige war, der richtig rot anlief, während Rita nur leicht errötete. Rita hatte die erste Frage.

„Gibt es Vorgaben Ihrerseits, wie die ‚Züchtigung‘ erfolgen muss? Ich meine, da gibt es ja eine ganze Bandbreite?“

„Rita, die einzige Vorgabe ist hier, dass die gesamte Szene inklusive Versöhnung glaubhaft sein muss und richtig überzeugend wirken sollte! Es zählt im verdeckten Einsatz nachher nur, ob die Sektenmitglieder Euch das Ehepaar abnehmen — nicht mehr und nicht weniger, und das an allen sieben Tagen der Woche.

Horst Hense war nicht überrascht, als sich Cora als Erste freiwillig für eine erste Szene mit Jakob meldete. Sie war die einzige, die die Sekte bereits aus persönlicher Erfahrung kannte und sie war daher sicherlich mit den Bestrafungsritualen vertraut. Genauso wenig war er davon verblüfft, dass sie ausdrücklich von Jakob gesprochen hatte. Offensichtlich baute sie darauf, dass sie eine Sitzung mit Jan dadurch vermeiden konnte. Ihre Motivation war leicht zu durchschauen.

Cora erklärt sich als Erste bereit für Jakob, um das Experiment durchzuführen

Rita war hingegen erstaunt, weil sie von dem in ihren Augen jungen Mädchen nicht solch eine Initiative erwartet hatte und noch weniger, dass sie sich dann speziell für Jakob ausgesprochen hatte. War Cora etwa eine Konkurrentin, weil sie Jakob besonders mochte? Oder war das nur eine natürliche Reaktion der jüngeren Cora, die den jüngeren Jakob gegenüber dem älteren Jan bevorzugte? Egal, es würde interessant sein zu sehen, wie sich das junge Mädchen gegenüber dem schüchternen Jakob verhalten würde.

Jakob sah fesch aus in dem Trachtenanzug mit der geknöpften Jacke. Es passte zu ihm. Unwillkürlich kamen ihr die Worte ‚ein gestandenes Mannsbild‘ in den Sinn. Cora hingegen sah in dem Dirndlkleid mit der grünen Schürze noch jünger aus als vorher. Ihr ausgesprochen rundes Gesicht ließ sie in dieser Tracht eher wie eine Schülerin aussehen und nicht wie eine zünftige Ehefrau. Das brave knielange Kleid mit den weißen Strümpfen und den simplen, schwarzen Schuhen ohne Absatz verstärkte noch diesen Eindruck.

Dann riss Rita sich wieder zusammen und versuchte sich auf das Geschehen am Monitor zu konzentrieren, ohne am Erscheinungsbild von Cora zu nörgeln.

Cora hatte offensichtlich einige Momente auf eine Initiative oder einen anderen Hinweis von Jakob gewartet. Dann ergriff sie die Möglichkeit zum Handeln und sprach ihn an:

„Jakob, warum hast Du mich nicht verteidigt, als mir der Pfarrer vorgeworfen hat, dass mein Dirndlkleid zu kurz sei?“

Der kam bei dieser Frage jedoch aus dem Mustopf.

Er sah einfach nur verwirrt aus, als er etwas dümmlich zurück fragte:

„Wieso soll dann eine knielange Bekleidung zu kurz sein? Das verstehe ich nicht. „

„Jakob, warum hast Du das dann nicht dem Pfarrer gesagt, als der mich kritisiert hat, dass so eine Rocklänge in der Kirche nicht sittsam sein? Der Geistliche hat dann noch die Frechheit besessen zu fragen, ob mein Angetrauter mich nicht genügend häufig übers Knie legt und mir den entblößten Po versohlt, wenn ich mich nicht züchtig verhalte.

Ich darf doch wohl von meinem Mann Unterstützung erwarten, nicht wahr? Oder warst Du dazu zu feige?“

Jakob sah so aus, als ob es gedonnert hätte. Offensichtlich hatte er keinerlei Erfahrung mit Rollenspielen, sonst hätte er nicht so überrascht reagiert. Er war auch ganz klar nicht auf dem plötzlichen Angriff von Cora mit dem Vorwurf der Feigheit vorbereitet. Es dauerte lange Sekunden, bevor er überhaupt antworten konnte und er lief derweil rot an.

Wie seine folgenden Worte belegten, geschah das aber nicht aus Wut, sondern aus Verlegenheit.

„Oh, Cora – das tut mir aber leid, das habe ich beides so gar nicht gehört. Ich würde Dich doch nie über das Knie legen, Cora! Und schon gar nicht mit entblößtem…“

Jakob war ganz klar verlegen und Cora war ebenso deutlich perplex, weil ihr provokanter Vorwurf nur zu einer Entschuldigung von seiner Seite geführt hatte und nicht zu den erwarteten Zurechtweisung oder gar Züchtigung.

Es dauert einige Sekunden, bevor sich Cora wieder gefasst hatte und nun mit schwererem Kaliber aufwartete.

„Jakob, Du willst doch nicht mit vollem Ernst behaupten, dass Du gar nichts gehört hast? Du standst doch direkt neben mir, als mich der Pfarrer angesprochen hat. Willst Du mich anlügen oder stellst Du Dich etwa nur dumm, weil Dir das peinlich war?“

Jetzt endlich reagierte Jakob so, wie es im Sinne der beabsichtigten Szene vorgesehen war, jedenfalls zumindest ansatzweise.

Er zögerte erst einen Moment, dann verabreichte er ihr eine leichte Ohrfeige.

„Ich lüge nicht! Das darfst Du nie wieder behaupten. Aber ich will Dir verzeihen. „

Er gab ihr einen leichten Kuss auf die Stirn und streichelte schüchtern ihr kastanienbraunes Haar dabei. Rita musste sich das Lachen verbeißen, als sowohl Jan als auch der Diskussionsleiter, der sich als Doktor M. vorgestellt hatte, beide nur mit den Augen rollen konnten.

Das war ganz klar alles andere als die vorgesehene Züchtigung und genauso wenig ein Versöhnungskuss unter Eheleuten. Die Schüchternheit von Jakob war irgendwie süß, aber sie konnte auch verstehen, weshalb die beiden Männer fassungslos waren. Jakob überließ selbst diesem jungen, relativ unerfahrenen Mädchen die Initiative und agierte derart ehrerbietig, dass er Cora gegenüber nicht als glaubhafter dominanter Ehemann herüberkam.

Es wunderte Rita nicht, dass Doktor M. keine Szenenkritik von den beiden einforderte, sondern nur ganz schlicht das Verdikt ‚unglaubwürdig‘ erteilte und diese Paarung als einfach nicht möglich einstufte.

Cora schien damit nicht einverstanden zu sein, aber das ließ Doktor M. einfach nicht gelten. Rita hatte wenig Zweifel daran, dass Jan sich ganz anders verhalten würde und sich viel besser als dominanter Partner darstellen konnte. Wenn ihr nicht etwas Vernünftiges einfallen würde, dann würde sie vermutlich mit diesem Schürzenjäger als Partner einverstanden sein müssen. Dabei fand sie jedoch den jüngeren Jakob süß, auch oder gerade weil er für die Rolle als dominanter Ehemann nicht gerade die Idealbesetzung war.

Warum sie das so reizte, war ihr selber nicht ganz klar.

Sie nahm sich vor, mehr über Jakob herauszufinden, während er in einem Gespräch mit Dr. M. verwickelt war, dass nach einer längeren Unterhaltung aussah. Sie schlüpfte diskret aus dem Raum heraus und ging zu dem Raum, der als Umkleide für die Männer diente. In dem Anzug von Jakob wurde sie unerwartet schnell fündig. Sie fand in der Brieftasche eine Fotoserie mit Bildern einer jung aussehenden Frau um die vierzig, von denen eines auf der Rückseite mit ‚Für mein Häschen von Mama!‘ gekennzeichnet war.

Das gekennzeichnete Bild zeigte seine dunkelblonde, lachende Mutter im kurzen, rot-weiß karierten Dirndl mit einer roten Schürze, einem blauen Top und einer weißen Bluse. Sie stand Arm in Arm mit einem Jakob, der gegenüber ihrer stattlichen Figur beinahe zierlich aussah, auf einer Art Oktoberfest. Der gute Jakob war so eine Art Muttersöhnchen, wie es schien. Das konnte sie ausnutzen!

Rita hat aus der ersten Sitzung etwas gelernt und wendet es bei Jakob an

Jakob hatte schon begriffen, dass er mit Cora soeben seine einzige Chance vertan hatte.

Wenn er der jungen Cora gegenüber nicht ausreichend autoritär handeln konnte, dann war Hopfen und Malz gegenüber Rita, die eine gestandene Frau war, sowieso schon verloren. Abgesehen davon hatte er immer noch Sorge, dass sie trotz allen Anschein seine Tante sein könnte. Gut, er würde mitspielen, weil Dr. M. insistiert hatte, denn dessen Worten nach war es wichtig, dass alle vier Szenen ausgespielt wurden, um das ganze Bild zu bekommen. Er machte sich aber keine Illusionen über das zu erwartende Ergebnis.

Er ging wieder in das Studierzimmer, das als Videostudio aufgesetzt war.

Er traute seinen Augen nicht, als Rita eintrat. Was ging hier vor sich? Ihr Dirndlkleid war ganz anders als das von Cora. Der rot-weiß karierte Rock endete keck über ihrem Knie. Sie trug eine weiße Bluse und darüber ein blaues Oberteil. Das ganze wurde durch eine Bordeaux-rote Schürze ergänzt. Die starke Ähnlichkeit mit dem Kostüm, das seine Mutter zum Oktoberfest vor zwei Jahren getragen hatte, erschlug ihn regelrecht.

Und dann sprach sie ihn auf eine Weise an, die ihn vollends aus der Fassung brachte:

„Jakob, mein Häschen, gib‘ Deiner Frau einen richtigen Schmatzekuss!“

Bevor er irgendetwas sagen oder tun konnte, hatte sie ihn umarmt und presste ihre Lippen auf seine. Er war so verdattert, dass er kein Wort sagen noch anders reagieren konnte. Er fühlte nur, wie er tief rot anlief. Er kam sich vor, als ob er urplötzlich in Zeit und Raum versetzt worden war.

Sie löste sich von ihm, nur um gleich wieder loszureden.

„Jakob, Du bist ja so ein lieber, aber diese böse Cora hat Sachen erzählt, die finde ich so nicht richtig! Sie hat doch glatt behauptet, dass Du ein Muttersöhnchen wärest und Du noch nie eine Frau übers Knie gelegt hast, obwohl Du in der Sekte bist. Wir sind ja erst kurz verheiratet, Jakob, aber das kann ich mir von Dir doch gar nicht vorstellen.

Du bist doch kein Muttersöhnchen, nicht wahr? Du hast doch in der Sekte schon einmal eine Bestrafung durchgeführt, nehme ich an?“

Das erschütterte ihn noch mehr, als ihm natürlich klar war, dass auch alle anderen ihnen zuhören würden. Er wusste wirklich nicht, was er antworten sollte. Die ganze Wahrheit würde ihn lächerlich machen — aber eine überzeugende Lüge fiel ihm auch nicht leicht. Natürlich war ihm klar, dass die böse Cora gar nichts erzählt hatte, sondern dass es rein die Beobachtung seiner Szene mir ihr durch die Videokameras war, die all dies betraf.

Er brachte nur ein verlegenes ‚Ähh‘ und ein betretenes ‚Oh…‘ hervor.

„Jakob, früher oder später wird das bei dem strengen Pfarrer so oder so nötig werden, dass Du mich übers Knie legst. Ich will auf keinen Fall unvorbereitet in so etwas hinein stolpern. Ich verlange von Dir, dass Du mir hier und heute demonstrierst, wie so etwas ablaufen würde. Ich möchte es auf keinen Fall erleben, dadurch blamiert zu werden, dass mir die anderen Frauen in der Sekte sagen, ich hätte einen Schlappschwanz als Ehemann!!“

Jakob bekam rote Ohren.

Rita manövrierte ihn mehr und mehr in eine Position, die ihm als ausweglos erschien. Für einen Moment schien ihm Cora als die einfachere Person für solche Szenen, auch wenn dieses eine gescheiterte Version gewesen war. Aber wenigstens hatte er dort das Heft des Handelns in der Hand gehabt, während er sich jetzt manipuliert fühlte. Rita drängte ihn in eine Ecke, in der er sich nicht wohl fühlte. Das begann ihn so langsam zu ärgern.

„Ja, was ist denn nun, Jakob? Bist Du ein jämmerlicher Schlappschwanz und ein weinerliches Muttersöhnchen oder nicht?“

Das war zu viel für ihn. Es war nur ein Rollenspiel — und es war auch keines, denn die anderen hörten alle mit. Und es gab nur eine Ja oder Nein Entscheidung. Entweder demonstrierte er das, was sie wollte, oder er musste die wenig schmeichelhaften Attribute des Schlappschwanzes und Muttersöhnchens einfach hinnehmen.

Sie, die so ähnlich wie seine Mutter aussah, übers Knie zu legen, erschien ihm bald als genauso peinlich wie Muttersöhnchen genannt zu werden. Genau in diesem Moment hasste er Rita, die ihn vor diese schwierige Alternative stellte. Er entschied sich — wütend über sie und über sich selbst.

„Na gut, Rita! Du hast es so gewollt, dann beschwere Dich auch nicht nachher. Ich setze mich jetzt auf den Stuhl hier und Du kommst sofort über meinen Schoß!“

Sie kam so langsam und gemächlich zu ihm hin, als hätte sie alle Zeit der Welt dafür und als wäre sie voll in Kontrolle der Situation.

In diesem Moment war das mit der Kontrolle auch noch richtig, denn es war ja sie, die ihn quasi dazu gezwungen hatte, diese Demonstration durchzuführen. In den nächsten Sekunden würde sie jedoch die die Beherrschung des Ablaufes aus den Händen geben müssen, seine rechte Hand würde den Takt für den weiteren Verlauf diktieren. Jedenfalls war's das, was er in diesem Moment noch angenommen hatte.

Sie legte sich so über seinen Schoß, als ob sie ihm persönlich einen Gefallen tun würde und nicht, als ob sie eine Züchtigung erwarten würde.

Eigentlich hätte sie eher Besorgnis ausstrahlen müssen — aber das war absolut nicht der Fall, sondern er empfand es mehr so, als ob sie eine kaum unterdrückte Genugtuung empfinden würde. Das irritiert ihn noch mehr, aber er legte trotzdem seine linke Hand auf ihren Rücken, um ihre Position zu fixieren und ließ seine rechte Hand relativ sanft auf ihren Po fallen. Er fühlte sich eigentlich schlecht dabei, denn er würde nie auf den Gedanken kommen, eine Frau übers Knie zu legen und schon gar nicht jemand, der seiner anbetungswürdigen Mama so ähnlich sah.

Was er dann von Rita zu hören bekam, verblüffte ihn erneut.

„Ach Gott, Jakob! So ein Povoll ist doch für Pantoffelhelden. Deine Hand fühlt sich durch das Kleid hindurch so kraftlos wie ein Staubwedel an! Ich bin doch nicht aus Zuckerwatte. Mit der starken Dämpfung durch einen Rock oder ein Kleid legt doch kein echter Mann seine Frau übers Knie!“

Er traute seinen Ohren nicht, aber es war kein Zweifel möglich.

Jetzt wollte sie ihm sogar diktieren, in welcher Art er sie über das Knie zu legen hatte. Und ihre nicht so subtile Andeutung war nicht misszuverstehen, was ihn erneut rot werden ließ. Allein der Gedanke, dabei beobachtet zu werden, wie er einer Frau das Kleid hochzog, ließ eine Welle von schüchterner Peinlichkeit über zusammenschlagen. Es nach dieser Aufforderung nicht zu machen, würde ihn allerdings in noch höherem Maße der Lächerlichkeit preisgeben. Er nahm also allen seinen Mut zusammen und zog mit beiden Händen das Unterteil ihres Dirndlkleides hoch bis auf ihre Hüften.

Ihr weißer Schlüpfer mit den Spitzenverzierungen spannte sich prall über ihre drallen Pobacken. Bei dem intimen Anblick schluckte er trocken, während er gleichzeitig spürte, wie sich seine Männlichkeit zu regen begann. Unwillkürlich stellte er sich vor, wie so ein Schlüpfer bei seiner jung aussehenden Mama aussehen würde. Sofort versuchte er diesen Gedanken wegzuwischen, aber das war einfach nicht möglich und noch mehr Blut strömte in seinen Penis. Eilig ließ er seine Hand leicht auf das exponierte Hinterteil klatschen und dann gleich noch einmal, weil das Fleisch so anregend in Schwingungen versetzt wurde.

„Pah! Kannst Du es nur so hart wie ein Barbie-Mädchen? Mit einem rosaroten Wattebausch hart zuschlagen? Was bist Du nur für eine weibische Memme?!“

Das brachte ihn zum ersten Mal so richtig auf. Herrgott noch einmal, er hatte sich als Fahnder mit bösen Schlägertypen herumprügeln müssen und jetzt wollte Rita ihm etwas Feigheit erzählen? Er ärgerte sich wirklich.

„Glaubst Du etwa, ich kann nicht anders? Da hast Du Dich aber schwer getäuscht.

Du wirst Dich noch wundern!“

Diesmal ließ er seine Hand ungebremst herunterfallen. Es klatschte laut und die Haut färbte sich leicht rosarot an der Stelle, die nicht von dem Höschen bedeckt war. Sie gab weder einen Laut von sich noch konnte er eine andere Wirkung erkennen. Das fuchste ihn so langsam — er wollte sich auf keinen Fall noch eine weitere Bemerkung über weibisches Verhalten anhören. Also holte er danach richtig aus und legte zum ersten Mal richtig Kraft in seinen Schlag.

Diesmal gab es eine Reaktion, als sie scharf ausatmete und sich dann auf ihre Lippen biss. Das gefiel ihm schon besser. Also, das fiel wohl nicht unter ‚Wattebausch‘, weder rosarot noch sonst wie!

Mit einem ähnlichen Schwung verteilte er drei weitere Hiebe über ihre Sitzfläche. Fasziniert beobachtete er, wie sich über ihren imposanten Arsch richtige Wellen nach jedem Aufschlag ausbreiteten und das Aufklatschen einen noch satteren Klang annahm. Auch die Haut wies nun an den Aufschlagstellen schnell eine rötere Färbung auf.

Dann visierte er den Übergang zwischen ihrem Hintern und ihren fleischigen Schenkeln an — und hinterließ den roten Abdruck von fünf Fingern auf ihrem rechten Oberschenkel. Zum ersten Mal entlockte ihr das einen leisen Aufschrei. Das ermunterte ihn soweit, dass er eine schnelle Serie von einigen weiteren Schlägen in dieser Grenzregion platzierte. Sie stieß zischend ihren Atem aus und stöhnte leise auf. Als er auf ihrem linken Schenkelansatz einen Volltreffer landete, schrie sie etwas schrill auf.

Sie wendete ihren Kopf und blickte ihn neugierig an -sie verlieh ihren Worten danach einen versöhnlichen Klang. „Okay, okay, Jakob. Ich glaube es Dir jetzt. Ich nehme meine Bemerkungen zurück. Wir können die Demonstration beenden. „

Fortsetzung möglich.

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