Spanische Tage und Nächte

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Spanische Tage und Nächte und ein Abend in Frankfurt

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Zur Übersicht für die geneigte Leserin und den geneigten Leser — es gibt ja deren einige, denen meine Geschichten gefallen — hier noch einmal eine chronologische Übersicht meiner bisherigen Geschichten:

VOREHELICHES

[Der Unterschied]

[Die Grundbegriffe]

EIS Werbung

Das Obligatorische

[Über einen starken Typ]

[Ferienspaß I]

PennälerInnenfeten

Lernen fürs Abitur

[Ferienspaß II]

Erstes „Eheleben“

ERSTE EHE NEBST NEBENBESCHÄFTIGUNGEN

Auf Schlingerkurs in den Hafen (mit Ferienspaß III)

Der weltberühmte Pianist hat heute nicht seinen besten Tag

Auf der Durchreise

Der Wanderclub

Die Ernennung

[Hinter unverschlossenen Türen]

Vetternwirtschaft

Vom anderen Ufer

An der Ostsee hellem Strande …

Wenn der Herr außer Haus ist, tanzt das Mäuslein im Bette

Die Sportskanone

Rameaus Geburtshaus

Die Rettung aus der Gosse

Die Tröstung

NACH DER SCHEIDUNG: FREI FLOATEND

Gartenarbeit

Das Cembalo

Urlaub mit Mama

Als Scheidungswitwe — Ehevermittlung die erste

Nachgeholte Schülerliebe — oder Ehevermittlung die zweite

Heldenzeugen

Die Viererbande

Nachhutgefecht

AUSFLUG INS HORIZONTALE GEWERBE

Ein Schelm, der Schlechtes dabei denkt

Der Rußlandheimkehrer

Fast, aber nur fast

Der Ausstieg

Der Segeltörn

WEITER WIEDER ALS „NORMALE“ SCHEIDUNGSWITWE

Spanische Tage und Nächte und ein Abend in Frankfurt

Die mit [] markierten Texte sind nicht in ### zu finden, denn sie handeln von Jugenderlebnissen, bei denen einige der handelnden Personen noch keine achtzehn Jahre alt sind, oder sie sind kürzer als 750 Wörter.

Wer auch diese Texte lesen möchte, melde ich bei mir, möglichst per E-Mail.

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Fünf Jahre nach der Tagung in Patras war wieder ein Internationaler Altphilologenkongreß, diesmal in Salamanca. Ich freute mich schon riesig auf diese Tagung und auf das Wiedersehen mit Siggi. Ich hatte ihn in den Zwischenjahren nicht gesehen, auch wenig telephonischen Kontakt. Diese fünf Jahre waren wohl die bewegtesten in meinem Leben, mit Scheidung und den Eskapaden der Partnertauschaffäre mit Holger und des Segeltörns — und die Sauna nicht zu vergessen! Dabei hatte ich zwar in Stefan einen Freund gefunden, aber auch diese Beziehung verlief problematisch, weil Stefan ja verheiratet war und zu mir weniger wegen des „Einen“ kam als mit mir über seine Beziehungen zu seiner Frau und seiner Langzeitfreundin Gerda zu sprechen — jedenfalls hatte ich diesen Eindruck und nannte Stefan in meinen Gedanken und in meinen Gesprächen mit Trudi nur die „Beziehungskiste“ –, und so freute ich mich riesig auf einen unkomplizierten Urlaub mit dem lieben Siggi, der zwar auch verheiratet war, aber, wie er sagte, mit einer toleranten Frau.

Als sich der Termin der Tagung näherte, suchte ich an einem Vormittag Siggis Visitenkarte heraus und wählte die Nummer seiner Schule. Sie stimmte noch, und ich wurde mit Herrn Siegfried Kroll verbunden. Er begrüßte mich freundlich, sagte aber:

„Ich kann jetzt nicht sprechen, Frau Kollegin, ich bin auf dem Sprung in eine Sitzung. Rufen Sie doch bitte später oder abends bei mir zu Hause an! Entschuldigen Sie, Frau Knaack — auf Wiederhören!“

„Frau Knaack“, „Sitzung“ — was hatte ein Lehrer am Vormittag für Sitzungen? Wollte Siggi nichts mehr von mir wissen — Sitzungen sind immer ein beliebter Absagegrund!? Er hatte mir nicht einmal seine Privatnummer genannt; ob seine alte noch gültig war?

Mit etwas klopfendem Herzen tippte ich abends Siggis private Telephonnummer, so wie er sie mir vor fünf Jahren gegeben hatte.

Nach langem Klingeln wurde abgenommen, und eine etwas barsche Frauenstimme sagte:

„Hier Kroll; guten Abend. „

Ich wollte schon wieder auflegen, da sagte die Frauenstimme eilig:

„Leg bitte nicht auf — du bist doch Melanie — ich darf doch Du sagen? — Siegfried hat deinen Anruf schon erwartet. Er hat schon gesagt, daß du angerufen hast. Ihr könnt gern zusammen nach Salamanca fahren — das mein ich ehrlich! Aber noch ehrlicher: Wir sehen gerade Siggis geliebten Tatort, er ruft dich dann nachher zurück, okay? Hast du noch die alte Nummer?“

Mir fiel ein Stein vom Herzen.

„Ja, die alte Nummer gilt noch. — Dann wünsch ich euch viel Spaß mit euren Mördern! Bis nachher!“

Ich sah im Programmheft nach, wann der Tatort zu Ende war, und genau siebzehn Sekunden später klingelte das Telephon:

„Hallo Melanie, hier ist Siggi– entschuldige, aber ich seh so gern Krimis. — Also, für die Tagung — hast du diesmal einen Vortrag — die fängt ja Montag an, aber ich möchte mir mindestens vier Tage für die Anreise lassen –„

„Das kann ich mir schon denken –„

„– nein: nicht was du denkst, sondern für die Tage, da ist so viel Schönes zu besichtigen, wo man sonst nie hinkommt.

Ich will diesmal unbedingt in Limoges Station machen und in Burgos, und wer weiß, was wir sonst noch entdecken. „

„Ich komm dann also Donnerstag früh mit der Bahn — oder mit dem Auto und laß es bei euch stehen. „

„Komm ruhig schon ein bis zwei Tage früher. Du kannst hier bei uns übernachten — allerdings ohne — du weißt schon. „

„Sag mal, hört Herta mit?“

„Im Moment nicht.

Aber Spaß beiseite: Herta möchte dich auch gern kennenlernen und sagt, sie wollte mal in Ruhe mit dir reden –„

„– mit mir reden –?“

„Keine Angst, sie hat das ganz freundlich und lachend gesagt, ich soll dir das weitersagen. Also komm, wann du dich freimachen kannst, hier ist genug Platz, und es sind dann ja Ferien — bei euch in Hamburg doch auch?“

„Ja, hier auch.

— Dann bis zur Woche vor der Tagung — ich ruf vorher kurz an, wann ich komme. „

„Okay, Melanie, halt dich senkrecht!“

„Du auch!“

Abgesehen von dem Wiedertreffen mit dem lustigen Siggi: eine einmalige Gelegenheit, das Innere Spaniens kennenzulernen — die meisten Touristen kennen ja nur die Ballermann-Strände.

Zwei Tage vor dem geplantem Abfahrtstag fuhr ich dann mit der Bahn nach Marburg — und trotz vorheriger Ankündigung und trotz pünktlicher Ankunft des Zuges holte mich niemand von der Bahn ab.

Ein schöner Anfang. Ehrlich gesagt: Etwas verärgert stieg ich vor dem Bahnhof in ein Taxi und nannte Siggis Adresse. Der Fahrer maulte etwas, fuhr los und bremste nach weniger als fünfhundert Metern. Es war eine ruhige Villenstraße, und ich sah am Haus, wo wir standen, Siggis Hausnummer.

„Ist das hier?“, fragte ich den Fahrer.

„Sehen Sie doch!“

„Den kurzen Weg hätte ich meinen Koffer auch allein tragen können!“

„Hätten Sie natürlich.

Acht fuffzich. „

„Für die kurze Fahrt?“

„Grundgebühr fuff Maak und mit Gepäck. „

„Mit dem leichten Koffer — Gepäcktarif?“

„Wie lange soll ich mit Sie hier noch quatschen? Acht fuffzich, sehn Se doch!“, und zeigte ungeduldig auf sein Taxameter.

Ich bezahlte, gab kein Trinkgeld, worauf er „Geizige Nordseequalle“ schimpfte, und ich stieg aus. Man war halt nicht in Griechenland, sondern in Deutschland.

Ich sah auf das Namensschild an der Klingel: „Kroll“, also war ich richtig. Ich klingelte, und Herta machte auf.

„Melanie –? Hat Siggi Sie — Dich nicht von der Bahn abgeholt?“

„Da war kein Siggi — schön habt ihr's hier!“

„Geerbt von meinen Eltern — eigentlich viel zu groß für uns, vor allem seit Hildegard ausgezogen ist — aber komm erstmal rein!“

Da kam auch schon Siggi angefahren — sein Wohnmobil hatte sich vergrößert — Siggi sah uns, ließ das Auto mitten auf der Straße stehen, sprang heraus, lief auf uns zu und begrüßte mich stürmisch.

„Entschuldige, ich Blödmann wollte vorher tanken, und da mußte ich eine Schlange abwarten, und dann bin ich doch etwas zu spät am Bahnhof gewesen. Ich hab gehofft, daß die Bahn ihrem Ruf gerecht wird und der Zug zehn Minuten verspätet ankommt. „

„Nein, mir zuliebe ist er pünktlich gefahren“, antwortete ich lachend, und wir gingen ins Haus.

„Du schläfst hier in Hildegards Zimmer“, sagte Herta noch im Flur und öffnete die entsprechende Tür, „du kannst schon mal deinen Koffer da abstellen, hier kannst du dich frisch machen, und ich deck inzwischen den Kaffeetisch.

„Hier führt Herta die Regie“, flüsterte Siggi, aber mit einem Gesicht, aus dem seine Liebe zu Herta sprach.

„Hast du ein neues Mobil?“ fragte ich noch.

„Ja, das alte war schon fast zwölf Jahre alt und hätte einen neuen Motor gebraucht. Das hätte eine Stange Geld gekostet, und so hab ich es günstig an einen Bastler verkauft, der es selbst herrichtet. Dieses ist auch gebraucht, aber nur zwei Jahre alt, und war günstig zu haben.

Es ist auch etwas größer innen. — Also dann gleich beim Kaffee. „

Ich machte mich schnell frisch, zog mir statt der zerknitterten Reisebluse eine frische an und begab mich auf den Flur. Ich sah schon den schön gedeckten Kaffeetisch, hörte Herta aber noch in der Küche rumoren.

„Kann ich dir etwas helfen, Herta?“

„Ja, das ist aber nett, schneid hier mal den Kuchen, und ich schütte inzwischen den Kaffee aus.

Bald saßen wir alle um den Kaffeetisch und beschnupperten uns.

„Herta“, begann ich, „willst du nicht mit Siggi fahren und die Frankreich und Spanien ansehen, ich kann mir morgen gern eine Bahnfahrkarte kaufen. „

„Willst du nicht wirklich mal wieder mitkommen?“, fragte auch Siggi. „Das neue Wohnmobil ist innen doch auch ein ganzes Teil geräumiger. „

„Nee, nee, Siggi, laß mich mal zu Haus.

Das ist auch für mich wie ein Urlaub, und auf der Reise müßte ich ja auch jeden Tag kochen –„

„Wir können doch in ein Restaurant gehen!“

“ — und jedenfalls Betten machen, und diese ewige Umbauerei, nee, fahr man ruhig mit Melanie, die ist auch viel klüger als ich –„

„Hmm –„, machte Siggi.

„Ja, weißt du, Melanie, ich bin eine ganz dumme Gans, in meiner Familie war das schon was Tolles, daß ich als Mädchen Abitur machen durfte — aber studieren, das war nur was für meinen Bruder, und so bin ich erstmal nur Bankangestellte geworden und hab mir dann das Studium selbst finanziert –„

Wurde Herta ein wenig rot? Jedenfalls sprach sie nicht weiter, senkte den Blick — auch Siggi –, und ich mußte an seine andeutende Erzählung denken.

Siggi rettete die Situation, indem er in liebevollem Ton zu Herta sagte:

„Aber deshalb bist du doch nicht schlechter als Melanie –„

„Und Bank und Geld, das könnte ich nie!“, sekundierte ich.

„Nee, nee, fahrt man zusammen, ich genieß das hier schon — ist ja nicht für ewig. — Und ihr müßt euch gut benehmen: Siggi hat jetzt einen Photoapparat — ein paar Bilder von eurer Fahrt möchte ich nachher schon auch sehen.

„Na klar, Herta, das machen wir!“

„Hast du diesmal einen Vortrag angemeldet — ich hab die Tagungsankündigung noch gar nicht studiert, es war in den letzten Tagen so viel. „

„Ja, ich spreche darüber, welche erotischen Texte man noch im letzten Jahr mit den Schülern lesen könnte. „

„Erotische Literatur — und das willst du jetzt in der Schule lesen?“, fragte mich Herta.

„Ja, Herta, die Jungs und Mädchen wissen doch in dem Alter schon längst alles, und es gibt in der griechischen Literatur so schöne Texte –„

„Zum Beispiel der Satiriker Lukianos, der schreibt, obwohl im zweiten nachchristlichen Jahrhundert, noch ein schönes klassischen Griechisch — er macht herrliche Parodien auf die Schriftsteller, die die Schüler vorher gelesen hatten –„, führte Siggi aus.

„Und zum Beispiel die Parodie auf Platons Gastmahl, wo irgendwie das Licht ausgeht und in der Dunkelheit alles mögliche passiert, zum Beispiel hat, als wieder Licht ist, einer der Ehrengäste seine Hand unter dem Chiton einer Flötenspielerin –„

„Die Welt hat sich wenig verändert!“, resümierte Herta.

„Du sagst es, und auch das will ich an diesem und anderen Beispielen — nicht nur aus der Erotik — den Schülern vermitteln. „

Nach dem Kaffee ging Siggi hinaus, um etwas am Wohnmobil zu pusseln, und ich machte mit Herta in der Küche den Abwasch.

„Nun sag mal wirklich, Herta, läßt du wirklich den Siggi gern mit mir fahren? Er wird dir doch gesagt haben, und wenn nicht, sag ich dir's, ich bin nicht ein Aushängeschild bürgerlicher Tugend.

Ich hab Siggi gern, er ist ein ganz ein lieber Kerl, aber dich hab ich auch liebgewonnen — bisher aus Distanz, und ich will nicht ein Keil zwischen euch sein. „

„Aber Siggi hat dir doch sicher auch gesagt, daß wir zu einer toleranten Auffassung gefunden haben. Ich hätte dich, glaube ich, nicht eingeladen oder durch Siggi einladen lassen, wenn du ihm nicht gesagt hättest, du hättest noch nie einer Frau den Mann ausgespannt –„

„Das hat dir Siggi erzählt, und du hast es behalten? — Aber es gibt da mindestens eine Ausnahme –„

“ — ja, als du noch ganz jung warst — und darum hab ich Vertrauen, daß Siggi auch jetzt brav zu mir zurückkommt.

Du hättest ihn nach Patras erleben müssen — was rede ich da für Quatsch, du hast ihn ja erlebt — also, wie aufgekratzt er zurückgekommen ist, direkt zehn Jahre jünger geworden, sozusagen — und was du ihm in Polen gezeigt hast — und ich hoffe ganz ehrlich: Wenn sich Siggi manchmal austoben darf, dann läßt er mich nicht mit fünfzig oder sechzig wegen einer Jüngeren sitzen –, und noch was ganz Praktisches: Siggi ist ja auch nicht mehr der allerjüngste, und es beruhigt mich riesig, daß er die lange Strecke nicht allein fahren muß.

Also, Melanie, genießt die Reise, macht ein paar schöne Photos, und ich würde mich freuen, wenn du auch nach der Fahrt für ein paar Tage hier bleiben könntest — dann natürlich in Hildegards oder im Gästezimmer. „

Wir fielen uns küssend in die Arme; ich konnte an diese Toleranz immer noch nicht recht glauben, aber es stand mir nicht zu, in die Psychologie dieser allem Anschein nach glücklichen Ehe zu dringen.

Vor dem Abendessen war noch etwas Zeit — Siggi werkelte irgendwas am Wohnmobil — und Herta zog mich unvermittelt in das obere Stockwerk ins Schlafzimmer.

„Ich will dir ein bißchen sagen, was Siggi besonders gern hat: kuck mal hier: schwarze Reizwäsche — und hier: weiße halbdurchsichtige — besonders liebt er es, wenn man was Schwarzes durchsieht –„

„Ist bei mir der Fall –„, warf ich ein.

„Um so besser — übrigens ganz auf der anderen Linie: neuerdings schwärmt er für einteilige Badeanzüge –„

„Ich hatte in Patras mal so einen an –„

„– und daher also mußte ich mir ein oder zwei kaufen — als moderne Frau trägt man so was doch höchstens noch im Oma-Alter –„

„Nee, nee, Herta, da muß ich dir widersprechen: ein Einteiler kann so was von erotisch sein!“

„Das ist mir dann auch aufgegangen! — Hast du solche Sachen mit?“

„Einteiler ja, denselben wie vor fünf Jahren — ich hab nicht viel zugenommen –„

„Du Glückliche! — Ich aber auch nicht!“

„Ebenfalls Glückliche! — Aber solche Höschen hab ich nicht mit — wo kann man solche Dinger noch kaufen?“

„In der Hauptstraße bei Richter; da kaufen viele junge Mädchen, die haben eine große Auswahl, auch in etwas größeren Nummern.

„Ich find es ja toll, daß du mir solche Ratschläge gibst, wie ich deinen Siggi so richtig scharf machen kann. „

„Ja, so ist es eben bei uns. Siggi war nach Patras wirklich wie neugeboren, und ich hab nicht schlecht davon profitiert — nicht nur beim du weißt schon, er war auch sonst viel positiver — besser als jede Frischzellenkur! — Bring ihn mir wieder so zurück, Melanie!“

„Ich werd mein bestes tun!“

Und wir umarmten und küßten uns wiederum heiß und innig.

Beim Abendessen unterhielten wir uns über alle möglichen unverfänglichen Themen, und danach wollte Siggi einen seiner geliebten Krimis sehen. Wir Frauen leisteten ihm aus Solidarität Gesellschaft, aber ich schlief nach diesem irgendwie doch aufregenden Tag bald ein. Als im Film eine besonders laute Stelle war, wachte ich auf, und als ich zu mir gekommen war, merkte ich, daß ich mit dem Kopf auf Hertas Busen lag. Die liebe Herta hielt mich wie ein Baby und flüsterte mir nur zu:

„Schlaf ruhig weiter, Melanie — oder willst du in dein Zimmer gehen?“

„Nein danke, Herta, ich bin ganz wach!“, log ich und setzte mich anstandshalber auf.

Ich versuchte, wieder in die Filmhandlung hineinzukommen, das gelang mir auch, und wir kommentierten mit Siggi den Film und wußten immer schon, wer der Mörder war — am Schluß war es ein ganz anderer. Jetzt im zweiten Teil des Films aber schlief die gute Herta ein und landete schließlich auf meinem Busen — so konnte ich mich revanchieren.

„Ihr versteht euch ja wunderbar“, meinte Siggi.

„Es sieht ganz danach aus — aber –„, fuhr ich flüsternd fort, “ — ist da nicht doch noch etwas anderes im Untergrund?“

„Bestimmt nicht, Melanie — nur der etwas unglückliche Anfang unserer Ehe — mit dem Professor — aber darüber sind wir doch gut hinweggekommen.

„Das hoffe ich für euch! — Gehen wir nicht doch jetzt schlafen?“

„Ja“, sagte Siggi, „es ist jetzt Zeit, morgen sind noch einige Besorgungen zu machen — komm, Herta, ab in die Heia!“

„Ist der Film schon zu Ende?“, fragte Herta verschlafen.

„Schon eine ganze Weile!“

„Aber ich muß ja noch den Abwasch machen!“

„Den mach ich noch schnell, darin bin ich Meister“, sagte ich, „geht ihr man schon nach oben!“

Das nahm Herta einfach so an! Und so mußte ich vor der ersehnten Nachtruhe noch den ganzen Abwasch machen: Herta hatte wohl wegen meines Kommens auch den Mittagsabwasch stehengelassen, und so türmten sich in der Küche ziemliche Berge.

Hätte ich bloß nichts gesagt –, aber das wäre extrem unans-tändig gewesen!

Auch dieser Riesenabwasch war einmal fertig, und ich begab mich ins untere Badezimmer und dann in mein Zimmer. Wegen des warmen Wetters legte ich mich nackt ins Bett und schlief bald wie ein Murmeltier.

Als ich am Morgen auswachte, war noch alles still im Haus, und so zog ich nur einen Slip an, um ins Badezimmer zu huschen.

Als ich aber dort fertig war, hörte ich doch schon Herta in der Küche wirken. Irgendwie überkam mich die Schamhaftigkeit, so barbusig über den Flur zu laufen. Ich öffnete etwas die Badezimmertür und wollte einen Moment abpassen, wo Herta nicht in den Flur sah. Aber sie sah mich doch flitzen und sagte:

„Du brauchst dich doch hier nicht zu schämen. Wenn du willst, kannst du auch ganz ohne durch die Wohnung gehen, das machen wir auch manchmal an heißen Tagen.

Für meinen geplanten Einkaufsbummel zog ich mir einen Jeansdress an und begab mich zum Frühstück in die Küche. Herta fragte mich nach Strich und Faden aus: Schule, Studium, berufliche Tätigkeit, Reisen — nichts Intimes. Sie wurde immer freundlicher, und ich glaube, auch diese Prüfung bestanden zu haben.

Ich fragte Herta dann:

„Mußt du nicht zur Arbeit?“

„Nein, ich hab mir drei Tage freigenommen.

„Denkst du, daß wir uns mit Siggi nicht anständig benehnem?“

„Nein, Melanie, ich wollte nur auch etwas von dir haben. „

„Von mir haben?“

„Ja, von dir! Siggi hat so schön von dir erzählt, da wollte ich dich auch einmal näher kennenlernen, und das in Ruhe und nicht nur abends nach dem Dienst. „

„Ja, wie machen wir das — ich kann ja hierbleiben, dann können wir uns weiter unterhalten –, aber ich wollte eigentlich noch was einkaufen.

„Was willst du denn noch einkaufen?“, fragte Siggi, „es ist doch schon alles da und muß nur noch verladen werden. „

„Ich kann mich doch nicht nur von dir aushalten lassen, ich muß doch auch was zur Reise beisteuern. „

„Aber das ist wirklich nicht nötig!“

„Geh man ruhig und bring was Schönes für die Reise mit, du wirst ja nicht ewig wegbleiben“, sagte Herta verschmitzt lächelnd und schob mich aus der Tür.

Schnell fand ich die Hauptstraße, das von Herta genannte Geschäft und darin die Abteilung für Damenwäsche. Und richtig lagen ganze Kollektionen von Reiz- und Glitzerwäsche zur Auswahl. Ich fand zwei mir gefallende schwarze Sets von Slip und BH, einer mit, einer ohne Glitzereinlagen, beide so knapp geschnitten, daß sie auch etwas von meinem Dreieck sehen ließen — integriert ins sonstige Schwarz. Leider waren die ausgestellten Stücke etwas zu klein für mich, und ich fragte eine der gelangweilt herumstehenden Verkäuferinnen:

„Haben Sie diese Modelle auch in meiner Größe?“

„Wollen Sie die für sich selbst???“

„Ja, denken Sie mal an, für mich — nun sehen Sie schon mal bitte im Lager nach!“

Während die Verkäuferin maulend verschwand und eine Ewigkeit wegblieb, suchte und fand ich noch einen halbdurchsichtigen grünen Slip, sogar in meiner Größe und in zwei Exemplaren.

„Die beiden nehm ich auch dazu“, sagte ich der Verkäuferin, als sie mit den schwarzen Fummeln zurückkam.

„Den hier –„, den mit ohne Glitzern — „den haben wir in Ihrer Größe, und für das andere Modell hab ich hier was ganz ähnliches. „

Damit hatte sie nun recht, das Modell gefiel mir sogar noch besser als das ausgestellte — hoffentlich auch Siggi! — und so ließ ich mir das ganze Zeugs einpacken und verließ den Laden.

Bevor ich nach Hause ging, kaufte ich zum Vorzeigen noch etwas wirklichen Reiseproviant: Kekse und Bonbons für die lange Autofahrt, wenn nicht auch für Siggi, dann wenigstens für mich zum Wachhalten.

Als ich zurückkam, war nur Herta zu Hause — Siggi war mit dem Wohnmobil noch einmal in die Werkstatt gefahren — „vielleicht um auch bei dem neuen Auto die Hinterachse noch einmal ordentlich ölen zu lassen –„, sagte Hilde mit einem gewissen Lächeln.

„Hat dir Siggi erzählt?“

„Nur andeutungsweise — ja, ja, wir führen eine partiell — sehr partiell! — offene Ehe, seit meinem Fehltritt erzählen wir uns aber im Großen und Ganzen, was wir so erlebt haben — das heißt, Siggi erzählt — ich hab mir in der letzten Zeit keine solchen Ausflüge geleistet –„

„Aber Herta, ,Fehltritt`, du hast doch damals gar nicht anders gekonnt bei dem geilen Bock von Prof!“

„Das dachte ich damals auch, aber wer weiß, vielleicht hätte ich ja doch auch ohne das die Assistentenstelle bekommen — wer will das wissen? — Aber nun zeig mal, was du eingekauft hast!“

Wir gingen in mein, das heißt eigentlich Hildegards Zimmer, und ich zeigte Herta meine Einkäufe.

„Sehr gut“, fand Herta, „aber kannst du so knapp tragen — bist du rasiert?“

„Nein — mag Siggi rasierte Frauen? –„

„Ich weiß auch nicht — manchmal macht er so Andeutungen — aber verlangt hat er das nie, und ich bin viel zu faul und hab auch Angst, mich irgendwo zu schneiden — es soll dafür ja Spezialapparate geben –„

„Ich find das auch blöd, das Dreieck gehört doch zu einer Frau, sonst seh ich doch wie ein kleines Mädchen aus.

Weißt du: Ich hatte mal einen Freund, der war auch genau dieser Ansicht, und der sagte einmal: ,Wenn ich Sex mit einer rasierten Frau hätte, dann würde ich immer denken, ich triebe Unzucht mit einer Minderjährigen oder mit einem kleinen Mädchen. `“

„So was hab ich noch nie gehört — das hat der gut gesagt — das muß ich Siggi mal sagen — oder hast du ihm dies schon erzählt?“

„Nein, noch nicht.

„Wenn du diese Fummel trägst, dann kuckt also der Waldrand etwas oben raus. „

„Das wird er wohl!“

„Komm, Melanie, wir sind ja allein, willst du dich nicht sowieso umziehen — probier das mal an!“

Das tat ich dann auch, und Herta fand mein Aussehen super.

„Ich hab auch zwei Tangas in der richtigen Dreiecksgröße und noch was — das muß ich dir zeigen!“

Ich holte aus meinem Koffer das grüne lange enganliegende und bis zur Hüfte geschlitzte Kleid heraus, das ich für die Sauna gekauft hatte und nach meinem Abgang von dort behalten durfte, und Herta war sprachlos vor Erstaunen.

„Ich weiß nur nicht, Herta, bei welcher Gelegenheit ich das anziehen kann — für den Schlußempfang — ist es nicht noch etwas zu gewagt?“

„Na ja“, meinte Herta, „ich glaube — vielleicht ja — aber es ist schon ziemlich an der Grenze! Wann hast du es denn überhaupt getragen?“

Was sollte ich nun sagen? Ich hatte vor, Siggi von meiner Saunazeit zu „beichten“, aber Herta das erzählen? Mir fiel gerade noch rechtzeitig eine Umschreibung ein:

„Ich hab das einmal für eine Party gekauft, wo ich wußte, daß es recht locker zugehen würde.

Jetzt hörte man Siggi vorfahren, Herta ging aus meinem Zimmer, um ihn abzufangen, und ich zog mich schnell zivil an und verstaute das neckische Zeug in meinem Koffer.

„Vor dem Mittagessen ist noch etwas Zeit, komm, ich zeig dir das neue Auto — und du kannst ja auch schon deine Sachen in die Schränke tun!“

Ich nahm also meinen Koffer mit und fragte mich, wie ich wohl die jetzt obenauf liegenden schwarzen Sachen und das lange grüne Kleid würde verstecken können, denn damit wollte ich Siggi überraschen — eigentlich erst auf der Rückfahrt, wenn wir die Tagung hinter uns hatten.

Das Wohnmobil war etwas größer als das alte, was aber fast nur dem Bett und dem Tisch zugute kam: damit würde es bei Umziehen und Hantieren wohl ebensoviel Bauch-, Po- und Hüftkontakt geben wir vorher, wie ich Siggi mit neckischem Hüftschwung gegen sein Bäuchlein klarmachte.

Während Siggi seine Unter- und Badehosen verstaute, konnte ich unbemerkt meine gewagteren Stücke hinten im Wäschefach verbergen; dann hängte ich in aller Ruhe meine zivilen, Stadt- und Tagungskleider in den Hängeschrank.

Dann schmiß ich mich aufs Bett und stellte fest, daß auch die Matratzen besser waren als die alten.

„Hast du auch die Achsen geölt? — Komm zu mir, küß mich!“

„Später!“, antwortete Siggi nur.

Hier war ich bürgerlicher Gast und nicht Geliebte, das wußte ich ja eigentlich!

Das Mittagessen war sehr einfach: Ravioli aus der Dose — Herta glaubte, sich entschuldigen zu müssen, „wir essen ganz einfach, wenn wir mal was besonderes essen wollen, gehen wir ins Restaurant.

Aber ich beruhigte sie:

„Das hast du wunderbar getroffen, Herta, Ravioli sind eine meiner Lieblingsspeisen, ehrlich!“

Nach dem Essen wurde die Fahrtroute und die zu besichtigenden Orte besprochen. Paris war uns beiden zu molochartig, ich hätte mir gern noch einmal Dijon angesehen, aber das lag zu weit von der Luftlinie ab. Mein Vorschlag Luxemburg (die wunderschöne Stadt!) wurde akzeptiert, dann über Auxerre und Bourges nach Limoges, dann unbedingt auf meinen Wunsch über den Paß bei Roncesvalles nach Spanien, über den schon Karl der Große gezogen ist und der im Rolandslied besungen wird, und in Spanien über Burgos und Valladolid nach Salamanca.

Würden wir uns auf der Hinfahrt beeilen müssen, blieb ja noch die Rückfahrt.

Der Tag war sehr warm geworden, und Herta meinte:

„Nehmen wir doch den Kaffee im Garten, und zieht euch doch was Leichtes an, ich tu's auch. „

Es war wirklich auch in leichter städtischer Kleidung in der Sonne kaum auszuhalten, und so zog ich mir im Zimmer einen Bikini an. Siggi erschien in seiner jetzt schon fünf Jahre älteren Badehose, die ich von Patras kannte — warum Männer immer zu faul sind, sich mal eine neue Badehose zu kaufen! — und Herta ihrer neuen erotischen Philosophie entsprechend in einem eleganten Einteiler.

Herta und ich tauschten — ehrlich gemeinte — Komplimente wegen unserer jugendlichen Figur aus — „nur unser gemeinsamer Freund hier könnte mal etwas abnehmen — jogg doch mal mit ihm, vielleicht hast du mehr Erfolg als ich, ich kann ihn zu so was nicht bewegen!“

Daraufhin begann ich einen Slalom um die Büsche und Bäume des Gartens — „komm, fang mich, Siggi!“ –, und Siggi keuchte hinter mir her, aber es war bald klar, daß er mich nicht würde einholen können.

Siggi gab auf und sagte nur mit trotziger Stimme:

„Aber im Schwimmen bin ich schneller als du!“

„Da hast du allerdings recht!“, mußte ich zugeben.

„Gehen wir doch noch etwas ins Strandbad!“, schlug Herta vor.

„Gut und schön, sagte ich, aber dann haben wir morgen die nassen Badesachen. „

„Die trocknen wir schnell in der Wäscheschleuder und Wäschetrockner — kein Problem!“

So suchten wir nach dem Kaffee schnell die Sachen zusammen, dir wir auf dem Rückweg anziehen wollten, Herta und ich zogen nur ein Strandkleid über den Bikini, und Siggi zog seinen mir bekannten Tennisdress an.

Das Freibad war so nahe, daß wir zu Fuß gehen konnten, und als wir ein Plätzchen zum Lagern gefunden hatten, forderte uns Herta auf:

„So, ihr beiden, jetzt schwimmt mir mal was vor!“

Wir einigten uns auf zweihundert Meter Freistil; ich schwamm Brust, weil ich keinen anderen Stil gut kann, und Siggi crowlte wie ein Profi. So schwammen wir wettkampfmäßig unsere vier Bahnlängen mit vielen Körperkontakten mit Männlein und Weiblein, die nicht schnell genug aus unserer Bahn geflohen waren.

Am Schluß war Siggi fast um eine Bahnlänge voraus und grinste vom Beckenrand, während ich meine letzten fünfzig Meter keuchte.

Als wir uns ermattet wieder zu Herta setzten, sagte sie zu Siggi:

„Das könntest du mit mir auch mal machen, ich schwimm doch auch ganz gut — und all die schönen Weiber, die du hier zu sehen kriegst!“

„Wird gemacht, Herta!“, sagte Siggi lachend.

„Dann tu das auch“, sagte ich, „ich kontrolliere dich und rufe Herta an, ob du brav geschwommen bist!“

„Und du, Melanie, hast du deine Figur vom Schwimmen?“, fragte Herta.

„Nein, vom Wandern. Ich hab Wanderbeine!“

„Wie? Was?“

„Ja, Herta, das begreift niemand. Ich hatte mal einen Freund, mit dem bin ich viel gewandert, und der titulierte meine in der Tat — hmm — einmalig schönen Beine als ,Wanderbeine`.

— Und mit was für einem Training hast du dich so jung gehalten, Herta?“

„Das kann ich hier nicht erzählen!“, lachte Herta und warf Siggi einen verliebten Blick zu.

Der veranlaßte mich zu einem letzten Versuch:

„Ich kann auch gern allein nach Salamanca fahren. Vielleicht wollt ihr doch gern das neue Auto einweihen!“

„Was denkst du, Melanie, das haben wir schon! Wir waren letztes Wochenende im Knüllgebirge — weißt du, wo das ist?“

„Ich glaube ja — hier ganz in der Nähe, nicht?“

„Genau! Völlig unbekannt — wir fast allein auf dem Platz — wunderbar — nicht wahr, Siggi?“

„Ja, ich wußte ehrlich auch nicht, daß es hier in der Nähe sooo schön ist — ich stamme ja von woanders –„

„Woher denn — das hast du nie erzählt — du hast immer nur gesagt, du bist aus Marburg.

„Geboren bin ich in Göttingen, und als ich zehn war, bekam mein Vater hier eine Professur — seitdem bin ich in Marburg. „

„So!“, brach Herta das Gespräch ab, „jetzt ziehen wir uns an und gehen nach Hause, dann schnell Abendessen und früh ins Bett — morgen habt ihr den ersten langen Fahrtag. „

Herta zog nur schnell ihr Strandkleid an und ging voraus, Siggi und ich mußten uns ja noch abtrocknen und trockene Sachen anziehen.

Auf dem kurzen Nachhauseweg fing der neugierige Siggi an:

„Wie ist es dir denn so gegangen in den letzten Jahren? — Weißt du: In den letzten Jahren seit Patras hatte ich keine andere fremde Frau nach dir!“

„So genau wollte ich das gar nicht wissen, lieber Siggi!“, antwortete ich und drückte zärtlich seine Hand. „Ich hab da, fürchte ich, mehr zu beichten — ich weiß nicht –„

„Sag's mir — oder willst du es mir nicht erzählen?“

„Wenn wir allein sind“, vertröstete ich ihn.

Damit waren wir beim Krollschen Haus angekommen und fanden den Abendbrottisch schon fast fertig gedeckt vor.

„Was habt ihr denn noch für Umwege gemacht“, fragte Herta zum Scherz, „ich bin schon seit Stunden hier!“

„Seit zwei Siebtel Stunden“, sagte Siggi nur trocken.

„Na, sagen wir zweieinhalb Siebtel!“, sekundierte ich.

„Ihr Sadisten“, lachte Herta, „Bruchrechnung konnte ich nie.

Zum Abendessen hatte mir die liebe Herta als Vorspeise noch einmal Ravioli gemacht — „die ißt du doch so gern! — Siggi, hast du für die Reise welche eingepackt?“

„Nein, die sind zu schwer, aber die kann man ja in jedem Dorfladen kaufen!“

Nach dem Abendessen verzichtete Siggi auch heute nicht auf seinen Krimi — er war wirklich süchtig — aber es war ein wiederholter Tatort mit guten Schauspielern — und diesmal rieten wir den Bösewicht richtig.

„Schlaft alle gut — und ab ins Bett!“

Das war leicht gesagt von Herta, ich jedenfalls konnte lange nicht einschlafen. Ich mußte immer denken, was Siggi sagen würde, wenn ich von der Sauna und dem Segeltörn erzählen würde — im Nachhinein kam ich mir beim Törn noch mehr als Sexobjekt vor als in der Sauna. Und Siggi hatte sich all diese Jahre des Fremdgehens enthalten, dabei war er, wie er schon beim ersten Kaffee erzählt hatte, in der Zwischenzeit auf zwei hessischen Lehrerkonferenzen gewesen.

Am Morgen wurde ich freundlich von Herta geweckt, die an mein Bett getreten war, mich sanft an der Schulter faßte und mit scheinbar weniger freundlicher Befehlsstimme rief:

„Aufstehen — sonst ist Siggi schon abgefahren! — Ja, komm, hops nackig aus dem Bett — zeig dich mal — wirklich toll, wie du deine Figur gehalten hast — ab ins Bad — wenn ihr zurück seid, reden wir mal von Frau zu Frau, was du mir wegen meiner Figur rätst — kriegt man dieses Bäuchlein irgendwie weg –„; damit schlug sue ihren Morgenmantel auseinander und war darunter nackt — „den hab ich seit der Geburt von Hildegard!“

„Ich weiß nicht — hast du mal wegen einer Schönheitsoperation gefragt?“

„Um Gottes willen, nein!“

„Und hat Siggi mal Bemerkungen deswegen gemacht?“

„Nie!“

„Na also! Frag ihn vielleicht mal ehrlich, und frag auch einen guten Arzt — einen, der nicht nur ans Geld denkt.

„Ja, da wäre der Jörg, ein ehemaliger Schulkamerad –„

„Siehst du!“

„Aber der war und ist ein Schürzenjäger — keine Frau ist vor ihm sicher!“

„Er kann und darf dir nichts tun. Nach meiner Erfahrung sind die schlimmsten Schürzenjäger auch die, die ein klares Nein akzeptieren. „

„Na, ich versuch's mal!“

Damit huschte ich ins Bad — und auch wieder zurück, ohne daß mich der Langschläfer Siggi schon hier im Evakostüm zu sehen bekommen hätte.

Er kam zum Frühstück, als wir Frauen schon fast fertig waren, und sagte verschlafen:

„Ich weiß nicht, was war letzte Nacht, ich konnte überhaupt nicht einschlafen. „

„Schön, daß wir nicht einfach so in unseren Liebesurlaub schliddern — ich darf es doch so nennen, Herta“, sagte ich, „sondern daß wir uns solche Gedanken machen, daß es uns den Schlaf raubt!“

„Das braucht ihr wirklich nicht! Ich hab Siggi betrogen, ohne daß er es wußte, und er macht jetzt Urlaub mit einer anderen Frau — und er sagt es mir, ich weiß es, und die Frau ist mir irrsinnig sympathisch!“

Mir kamen die Tränen, und ich umarmte Herta ganz innig und flüsterte ihr zu:

„Ich bring ihn dir heil zurück!“

Die Zeit des Abschieds war gekommen, wir umarmten uns noch einmal, schmissen die letzten Sachen ins Auto und fuhren los, erstmal zur Autobahn.

„Fahr du bitte nachher auf der Autobahn — ich weiß nicht, ich fühl mich heute so müde. „

„Ich soll das große Gefährt fahren — dann hätten wir gestern etwas üben müssen!“

„Da hast du natürlich recht, aber dafür ist es jetzt zu spät. Aber du wirst sehen, dieses Auto fährt sich viel leichter als das alte. „

„Wie schnell ist es eigentlich?“

„Hundertzwanzig, wenn man ihn knüppelt.

„Nicht sehr viel!“

„Aber wir können außer der deutschen Autobahn sowieso kaum irgendwo schneller fahren. „

Beim ersten Parkplatz auf der Autobahn übergab mir Siggi das Steuer seines ganzen Stolzes, und er hatte recht, das neue Auto fuhr sich wirklich besser als das alte.

„Frontantrieb, funktionierende Servolenkung, hydraulische Unterstützung beim Schalten — nur wenn von den technischen Raffinessen was kaputtgeht, sind wir ziemlich aufgeschmissen.

„Wo denkst du denn, daß wir übernachten?“

„Irgendwo bei Auxerre, wenn wir es schaffen!“

Ich ließ mir aber mein Luxemburg nicht ausreden. Wir fanden einen günstigen Parkplatz, machten einen kleinen Rundgang und aßen etwas Leichtes. Wieder wollte Siggi „alles“ über meine letzten fünf Jahre wissen, aber ich vertröstete ihn aufs Bett.

Die weitere Fahrt über Châlons-en-Champagne (ex Châlons-sur-Marne) — die endlosen Weizenfelder, die aus der Geschichte bekannten Katalaunischen Felder, sahen wir bei der Durchfahrt — Troyes — die Besichtigung der Heimatstadt des bekannten altfranzösischen Dichters Chrétien de Troyes wurde mir nicht gestattet — nach Auxerre war ein ziemlicher Schlauch, aber Siggi hatte recht: Diese Gegend lag ja noch ziemlich nahe, lassen wir uns also mehr Zeit für Südfrankreich und Spanien.

Wir fanden einen Campingplatz vor Auxerre — dort würden wir am nächsten Morgen frühstücken. Alles an diesem Auto war irgendwie praktischer — jedenfalls ging das Aufbocken und Umbauen schneller vonstatten als im alten, und nach dieser Prozedur gingen wir ins angeschlossene Restaurant zu Abend essen. Danach schnell umziehen und duschen — man merkte es Siggi an, daß er so schnell wie möglich mit mir ins Bett wollte — das war ja auch verständlich, und ich versuchte ihn, ein wenig zu bremsen: „Hastig essen macht dick!“

Als wir endlich nebeneinander im Bett lagen — nackt, aber mit leichter Decke, denn es war hier natürlich nicht so warm wie in Griechenland — und Siggi schon anfing, nachzuprüfen, ob meine Brüste noch da waren, begann ich:

„Siggi, ich muß dir manches beichten.

„Was willst du denn Schlimmes gemacht haben?“

„Du sagst, du hast all die letzten Jahre mit keiner Fremdfrau geschlafen — aber ich — ich –„

„Du hattest den einen oder anderen Freund — wie hieß der noch — ach ja: Otto — wanderst du noch mit dem — mit Beiprogramm?“

„Mit Otto ist es schon lange zu Ende, der ist nach der Pensionierung mit seiner Frau nach Süddeutschland gezogen — ein Jahr darauf haben wir uns mit Dieter scheiden lassen –„

„Das war ja abzusehen.

„– irgendwie schon. Davor war mein Jugendfreund Peter wieder einmal in Hamburg, und ich war eine Nacht in seinem Hotel –, aber das wollte ich nicht sagen — nach der Scheidung hatte ich hintereinander zwei nette Freunde, beide nur für kurz, weil die dann anderweitig geheiratet haben — einer seine Jugendliebe — aber das meinte ich auch nicht –, dann war da der Holger, der vergaß mit mir seinen Scheidungsfrust — seine Frau war ihm abgehauen — und mit dem wurde es schon schlimmer: eine Zeitlang haben wir mit einem anderen Pärchen Partnertausch exerziert –„

„Fandest du das gut? Hat dir das was gegeben?“

„,Was gegeben` — ich weiß nicht, aber es waren liebe Leute, sowohl sie als auch er — aber dann“

„Dann –?“

„Dann hab ich fast fünf Monate im Puff gearbeitet — nicht als Putzfrau oder Kassierein, sondern richtig — es nannte sich Saunaclub, war aber ein Edelpuff.

„Du im Puff?“

„Ja, ich im Puff! Ich weiß nicht, ob ich dir von meiner Cousine Gudrun erzählt hab — also Gudrun und ihr Mann — eigentlich wußten alle schon da, was der für ein Ekel ist — die beiden hatten sich also ein Haus gekauft, und als Gudrun sich endlich zur Scheidung entschloß, da meinte sie, nur wenn sie zusätzlich zu ihrem Beruf noch einige Stunden als Freudenmädchen arbeitet, verdient sie genug, um ihrem Mann seinen Anteil am Haus auszahlen zu können.

Zuerst arbeitete sie in einer Wohnung, dann aber in diesem Edelpuff — wirklich edel. Kurz darauf verknackste sie sich den Fuß und bat mich als männererfahrene Frau, einen Tag für sie einzuspringen — und als sich dann herausstellte, daß der Fuß gebrochen war, hab ich fast fünf Monate da für sie gearbeitet — das Geld haben wir cousinenmäßig geteilt. „

„Du im Puff?“

„Du hörst es ja! Es war aber wirklich edel — im Gewerbe sicher eine Art Oase — ich hab nichts Schlimmeres auszustehen gehabt als mehrere Kerle in mir an einem Abend.

Wir hatten wirklich gutes Publikum, mit manchen Kunden konnte man sich gut unterhalten. „

„Wenn ich mir das so vorstelle –„

„Stell dir nichts zu Schlimmes vor — du kennst das Gewerbe ja auch aus der Kundenperspektive — und hast du da deine Gespielinnen verachtet –?

„Nein, natürlich nicht!“

„Siehst du: Du hast sie respektiert, und das haben mich unsere Kunden auch.

„Wie kommt eigentlich deine Cousine dazu, dich um so was zu bitten?“

„Hab ich dir nicht von meinem Lebenswandel erzählt? So besonders treu war ich doch auch schon damals nicht, das wußte meine Cousine natürlich, und sie meinte, ich hätte Erfahrung mit Männern und wüßte sie zu nehmen. Außerdem haben wir schon mit ihr und Trudi — das ist meine beste Freundin seit der Schulzeit — uns beim Tratschen des öfteren gefragt, wie es wohl in einem Puff zugeht — und ich hab wohl auch Neugier gezeigt — aber als Frau kann man da ja nicht so einfach reingehen und sich das ansehen.

Außerdem hatte ich damals keinen Freund. „

„Und du warst wirklich auch etwas neugierig?“

„Ehrlich gesagt: ja!“

„Und auf die Dauer so — jeden Abend –„

„Nur dreimal die Woche — auf die Dauer — hab ich mich auf die netten, lustigen Kunden schon auch gefreut, und die unbekannten oder langweiligen — die mußte man eben ertragen. „

„Mit Zuhältern hattet ihr nichts zu tun?“

„Ich jedenfalls nicht — ich hatte es nur mit der Chefin zu tun — die war eine Ehemalige, hatte ein Herz für uns Frauen, hat in Streitigkeiten immer unsere Partei ergriffen und hat immer korrekt abgerechnet.

Es war wohl schon eine Oase im Gewerbe — eigentlich war der Segeltörn schlimmer. „

„Der Segeltörn?“

„Ja, der Segeltörn. Kurz vor Ende meiner Tätigkeit in der Sauna setzte sich einer der Stammkunden mit mir beiseite, stellte sich mit richtigem Namen vor — ich Klosterschülerin wußte gar nicht, daß man sich im Gewerbe auf beiden Seiten normalerweise Phantasienamen zulegt — und heuerte mich für einen zweiwöchigen Segeltörn an.

Er wollte mit Geschäftsfreunden und einen Schulkameraden einen guten Abschluß feiern und hatte sich dafür einen Sex-Törn ausgedacht. Der Schulkamerad hatte keine mitnehmbare Freundin, und so wurde ich für ihn angeheuert — und da war noch ein Mädchen aus einem anderen Club — insgesamt waren wir vier Böcke und fünf Stuten –„

„Das paßt irgendwie nicht zusammen!“

„Du hast ja recht — vier Hengste und fünf Stuten oder vier geile Böcke und fünf dumme Schafe, die das mit sich machen ließen — es hat wohl alle — und auch mich — die Aussicht auf zwei Wochen Segeln auf der Ostsee verlockt mitzmachen — aber mit den vier Böcken, die immer ihre Leistungsfähigkeit unter Beweis stellen wollten — also, das war heftig — allerdings war Stefan — für den bin ich angeheuert worden — ganz nett, und wir treffen uns noch manchmal, wenn seine anderen Weiber ihn nicht ranlassen.

„Andere Weiber?“

„Ja, Stefan hat noch eine Ehefrau und eine langjährige Freundin zur Auswahl, aber die konnte oder wollte er beide nicht auf die Sexreise mitnehmen. „

„Und hast du noch mehr solche tollen Sachen erlebt?“

„Solche nicht, aber was ganz Liebes: Wir haben mit Theo — das war mein erster Fremdgehfreund, als ich gemerkt hatte, daß Dieter es mit Freundinnen hat — mit Theo haben wir Abschied von unserer Sexbeziehung gefeiert.

Ich kenn auch seine Frau, wir sind gut befreundet, und waren uns einig, sie nicht weiter zu betrügen. — Und jetzt sei du lieb zu mir — oder hast du keine Lust mehr?“

„Doch — schon — aber ich muß noch mit dem Gedanken fertig werden, daß du –„

„Also, nun werd schon mit dem Gedanken fertig, auch vor fünf Jahren hatte ich vor dir schon viele Männer, und ins Gewerbe bin ich ganz freiwillig gegangen und ganz freiwillig wieder raus — bin ich denn nicht mehr die alte, nur fünf Jahre älter und um viele Erfahrungen reicher — und genau wegen dieser Erfahrungen hab ich mich so riesig auf diese Tagung und Reise mit dir gefreut — ich wollte dir aber auch alles sagen — komm und sei lieb zu mir!“

Etwas zögernd kam Siggi näher — er mußte wohl immer noch über das Gehörte nachdenken –, und so half ich ihm nach:

„Denk doch mal nach: Bin ich nicht deine Lieblings-Hetäre? Komm, sei wieder lustig und zeig mir, was du kannst!“ Ich warf mich bäuchlings auf ihn, erregte seine Lenden, und bald hatte Siggi wieder seinen kurzen dicken Kolben.

Er hatte nichts verlernt: Ohne langes Suchen fand er den Eingang und meinen G-Punkt, und ich hatte meinen Höhepunkt lange vor ihm.

„So ausgehungert?“, fragte Siggi.

„Nach lieben, unkomplizierten Freunden ja!“

Dann küßte er mich über und über — „für jeden Mann in der Sauna zehn Küsse!“, meinte Siggi —

“ — in der Sauna wurde auch geküßt, das war bei uns nicht verpönt — es war eben alles etwas anders als sonst.

„Ja, Melanie, ich muß mich mit dem Gedanken noch vertraut machen, du im Puff –„

„Vielleicht kann ich dir etwas helfen, dich mit dem Gedanken vertraut zu machen!“, und begann, ihn für eine Reprise vorzubereiten, außerdem beschloß ich, mit dem Vorführen meiner Reizwäsche nicht bis auf die Rückreise zu warten —

„Ja, mach weiter, Melanie — aber du hast mir Mut gemacht, auch etwas zu beichten — ich hab dich etwas angelogen –„

„,Etwas angelogen` — was soll das sein — warst du im Puff? Das brauchst du mir nicht zu beichten.

„Nein — aber ich hab gesagt, ich hatte in den fünf Jahren nichts mit einer anderen Frau — das hatte ich eigentlich auch nicht — nur einmal –„

„Erzähl — wenn du willst!“

„Ich hab mich von einer Kollegin verführen lassen — ich hab ihr einen neuen Badewasserhahn installiert — ich hatte keine Bedenken, denn sie hatte seit Jahren einen Freund — und während ich noch hantiere, steht sie plötzlich nackt im Badezimmer und sagt: ,So, jetzt will ich dein Werk ausprobieren! Aber du kommst auch mit unter die Dusche — oder soll ich mich allein verbrühen, wenn du was falsch angeschlossen hast?` Ihr Ton ließ keinen Widerstand zu, ich zog mich aus, und wir duschten zusammen — sie griff mir immer da unten hin, nach einer Zeit tat ich das auch — und dann — na, du weißt schon –„

„Dann wart ihr zusammen im Bett.

„Ja, aber ich dachte da schon gleich immer, wie ich sie wieder loswerden könnte, denn sie machte sich ewig über meinen ,Stummelschwanz`, wie sie sagte, lustig und sagte, ihr Freund lange immer hinten an, was denn mit mir los sei — so ein kleines Dingen — na ja, es blieb bei dem einen Mal, aber ich hatte eine Zeit lang Angst, ob mich die blöde Ziege erpressen würde oder Herta anrufen oder was sonst so enttäuschte Geliebte machen –„

„Sei beruhigt: Ich bin keine enttäuschte Geliebte! Aber sag: hattest du ein Kondom?“

„Eben nicht, sie sagte, sie nimmt die Pille –„

„Und da hast du Ärmster immer gedacht, plötzlich ist da ein Kind?“

„Genau! Es waren ziemlich scheußliche Wochen.

— Aber nach etwa zwei Monaten sagt mir mein Kollege Langhans zufällig im Lehrerzimmer, er helfe am nachmittag der Kollegin Schrader mit einem Wasserhahn im Badezimmer. Am nächsten Tag kam er mit etwas glasigem Blick zum Dienst, und ich fragte ihn in einer stillen Ecke: ,Sag mal, hast du reparieren können, was ich verpfuscht habe?` ,Du hättest mich ja auch vorwarnen können, Siggi!`“

„Ich dachte immer, mannstolle Frauen würden nur dem Wunschdenken von euch Männern entspringen!“

„Ich weiß auch nicht, was mit der Kollegin los war — wenn wir mal im Lehrerzimmer unanständige Witze erzählten, machte sie immer einen auf prüde.

„Versuchen wir es noch einmal?“

„Melk mich einfach mit deiner Hand, das kannst du so unübertroffen!“

Nachdem Siggi in die Gegend gespitzt hatte, bettete ich mein müdes Haupt auf seine Brust, murmelte etwas wie „Endlich wieder auf dem Roßhaar meines geliebten Hengstes“ — was „pötischeres“ fiel mir nicht ein — und schlummerte ein.

Am nächsten Tag nahmen wir unser Camperleben wieder auf, als ob wir es gar nicht unterbrochen hätten.

Wir frühstückten wieder nackt und nicht in Auxerre — das sahen wir aber noch kurz an. Siggi ließ mich wieder fahren — „du fährst viel besser als ich!“ — na, jedenfalls etwas langsamer auf der unbekannten Strecke. Als wir kurz nach Mittag bei Issoudun Rast machten, sagte Siggi:

„Zieh doch bei dem heißen Wetter einen Bikini an — oder wenigstens deine Pants — die hast du doch mit?“

„Die mit den Kamelfüßen, du Lustmolch — ja, die hab ich wieder mit –, aber sieh mir nicht beim Umziehen zu!“

„Ich dachte, wir kennen uns ganz — so –„

„Ich hab gesagt: nicht hinkucken!“

Daran hielt sich Siggi auch, und ich konnte mir unbemerkt unter T-Shirt und Pants die schwarze Garnitur anziehen — zuerst die ohne Glitzerperlen –, um Siggi abends damit zu überraschen.

Wir fuhren weiter, Siggi kam mir auf der breiten Sitzbank etwas näher, um immer mal wieder an meinen Beinen zu spielen, und wir kamen so rechtzeitig in Limoges an, daß wir einen nicht zu kurzen Stadtrundgang machen und auch gemütlich essen konnten. Es war schon fast ganz dunkel, als wir auf dem von uns ausgesuchten Campingplatz hinter Limoges anlangten.

Während Siggi das Wohnmobil für die Nacht vorbereitete, ging ich nicht zu den Duschen, sondern wartete, bis Siggi fertig war, dann sagte ich zu ihm:

„Bitte zieh mich aus, Siggi!“

Als Siggi mich nur verwundert anstarrte wegen dieses Abweichens von unserer gewohnten Prozedur, setzte ich nach:

„Ich bin nach der langen Fahrt zu müde dazu.

Verwundert zog mir Siggi das T-Shirt über den Kopf — aber bevor er es mir ganz ausgezogen hatte, blieb er mit offenem Mund stehen und starrte auf meinen BH.

„Hast du noch nie eine Frau mit BH gesehen? Der ist doch ganz normal, man sieht fast nichts unans-tändiges!“ Bis auf die halben Brustwarzen, wenn man die Brüste entsprechend in die Körbchen tat. „Komm, zieh mich weiter aus!“

Siggi zog mir das T-Shirt ganz über den Kopf, dann machte er sich brav zuerst an Sandalen und Socken — und zuletzt an die Pants.

Als sie an meinen Beinen hinuntergiltten, blieb Siggi natürlich wieder wie angewurzelt stehen:

„Mensch, Melanie, wo hast du denn solche Dessous her — doch nicht aus dem Pu — aus der Sauna?“

„Nein — von da hab ich nichts — oder doch, aber das zeig ich dir ein anderes Mal — nein, rate mal, von wem ich den Tip hab!“

„Von Trudi?“

„Falsch!“

„Deine Cousine Gudrun?“

„Falsch! — Du rätst es nie!“

„Aus dem Beate-Uhse-Katalog?“

„Auch nicht! Viel näher und prosaischer!“

„Also sag schon!“

„Herta gab mir den Tipp, und bei Richter hab ich eingekauft!“

„Herta? Meine Herta?“

„Ja, die riet mir, daß dir so was gefällt.

Stimmt doch?“

„Und wie das stimmt!“

„Und hat sie selbst nicht auch solche Wäsche?“

„Die hat sie, die zieht sie aber fast nie an, nur wenn ihr Kuschelbär allzu müde ist. „

„Also ist ihr Kuschelbär wohl fast nie zu müde — das kann ich mir bei ihm auch gar nicht vorstellen. — Kann ich so zum Duschen gehen?“

„Hart an der Grenze — aber man sieht manchmal Frauen mit so was auf dem Campingplatz — von mir aus kannst so gehen — aber er ist wirklich etwas zu knapp — hier oben schaut ja noch was raus!“, und kraulte mein Schamhaar, das oben aus dem Höschen sah.

„Ich versuch's mal! Kommst du mit?“

Siggi zog sich bis auf seine Uralt-Badehose aus und begleitete mich zu den Duschen. Natürlich sahen sich alle — na, um genau zu sein: fast alle — nach mir um, nicht nur Männlein. Die „Dame“, die neben mir duschte, eine etwas füllige Mittdreißigerin, zischte mich an:

„Wie kannst du“ — Du! — „mit so was hier rumlaufen? Hier ist doch kein Puff!“

Ich antwortete auf Französisch: „Pardon, madame, qu'est que ça veut dire: un pouff?“

Worauf sie nur verdattert „Pardon!“ sagte.

Dann legte ich auf deutsch los:

„Wie kommst du blöde Tussi eigentlich dazu, mich zu duzen? Außerdem verdeckt dein uneleganter Mini-Bikini noch weniger als meine Garnitur — Haute Couture, auf den Champs Elysées gekauft — miß mal die Fläche nach!“

Zum Glück keifte die „Dame“ nicht weiter, sonst wäre wohl der ganze Damen-Duschraum zusammengelaufen.

Aud alle Fälle bemühte ich mich, seriös und ohne Powackeln zu unserem Wohnmobil zurückzugehen; wieder hörte ich einige Männer mir nachpfeifen.

Siggi war schon zurück und war dabei, das Abendbrot zu richten.

„Na, wie war's?“ fragte er.

„Wie soll's gewesen sein? Beim Duschen hat mich eine sogenannte Dame angemacht, es sei hier kein Puff“, und erzählte Siggi die Begebenhait im Einzelnen.

„Da hast du noch mal Glück gehabt! Es soll solche Tugend-Furien geben, die bei solchen oder ähnlichen Gelegenheiten Frauen wie dir die Wäsche zerreißen — dann hättest du nackt zurückkommen müssen!“

„Das hätte ich wohl auch überlebt — aber was du so für halbseidene Erfahrungen hast — oder erzählt man sich bei euch solche Sachen im Kollegium?“

„Das Letztere! Ich weiß auch nicht, ob das nicht nur geflunkert war!“

Wir aßen gemütlich Abendbrot mit Käse und Landwein, den wir in einer Zweiliter-Plastikflasche von einem Bauern auf dem Limoger Markt gekauft hatte — „und dann ins Bett ohne Puff-Erzählungen, okay, Siggi?“

Ich machte mich noch an den Abwasch, und richtig: meine Hinterfront reizte Siggi, dieselbe zu streicheln, dann meine Hüften nachzuzeichnen, meinen Bauchumfang abzumessen, meinen Busen anzuheben — „bleib so stehen, Siggi, dann brauch ich keinen BH!“ — dabei tastete ich mit den extrem empfindlichen Nervenenden meines Pos nach der wachsenden Beule in Siggi Badehose — „So, Siggi, das ist jetzt genug, forsch auch weiter unten!“ –, was sich Siggi nicht zweimal sagen ließ, sondern mit zarten Fingern in meinen Slip und in meine schon recht feuchte Spalte fuhr — „Nicht so hastig, Siggi: erstmal Härchen zählen!“ Aber dann erbarmte ich mich doch, drehte mich zu Siggi um, umarmte und küßte ihn, wir streiften unsere letzten Hüllen ab — „Siggi: Morgen kaufen wir dir eine neue Badehose — es muß ja keine so knappe sein — die magst du, glaub ich, nicht –, aber diese geht wirklich nicht mehr — in der bist du soch schon konfirmiert worden — beziehungsweise sie stammt aus der Zeit!“

Damit fielen wir aufs Bett und stillten unsere Lust, heute ohne bedenkenerzeugende Pufferzählungen.

„Ist dir eigentlich klar, daß wir vergessen haben, die Fenster zuzuziehen?“ Wie von einer Tarantel gestochen fuhr Siggi noch mit beachtlichem Ständer hoch, wirbelte im Wohnmobil herum und zog in Windeseile alle Fenster zu. Dann legte er sich wieder neben mich, setzte sein zartes Nach- oder schon wieder Vorspiel fort, es war herrlich, aber ich konnte es nicht lassen, ich mußte ihn noch einmal necken:

„Was steht eigentlich in Frankreich auf Erregung öffentlichen Ärgernisses?“

„In einfachem oder schwerem Fall?“

„In sehr schwerem!“

So begann unsere zweite Liebesnacht auf dieser Reise — die erste unbeschwerte, und wir hatten uns in unseren Camping-Lebensrhythmus wieder eingewöhnt.

Wir benahmen uns wie Neu-Verliebte, denen eine baldige Trennung bevorsteht, und liebten uns — nicht gerade bei jeder Gelegenheit, einige Nächte schliefen wir auch „nur“ eng umschlungen. Allerdings gewährte ich Siggi auch einige Male seinen beliebten Beischlaf — genauer gesagt Beidusch — spät in der Nacht auf wenig besuchten Plätzen — das war immer wieder ein besonderer Nervenkitzel.

Nach und nach zeigte ich Siggi auch meine weitere Reizwäsche. Die schwarze Glitzergarnitur war ja ähnlich der anderen schwarzen, aber die dünnen grünen halbdurchsichtigen Höschen törnten ihn mächtig an.

Und das enge lange Kleid, das ich auf dem ersten spanischen Campingplatz abends anzog — Siggi war hin und weg und konnte gar nicht wieder davon loskommen, meine Körperformen durch das Kleid, aber auch unter Zuhilfenahme des Schlitzes, von oben nach unten und von unten nach oben zu ertasten.

„Kann ich das beim Schlußempfang anziehen?“ fragte ich.

„Na klar! — Stell dich mal hin — na ja, beim Stehen — und jetzt setz dich nochmal — und beim Sitzen sieht man –„

„– nicht meine Beine, sondern nur die Außenseite von einem! Und das soll unanständig sein?“

„Na ja, ich weiß ja nicht, was internationale Altphilologen über so was denken.

Die Tagung in Salamanca war besser organisiert als in Patras, es waren auch mehr deutsche Kollegen anwesend — aber das war vielleicht gar nicht so gut: Die würden überall verbreiten, daß Siggi und ich jetzt zusammen sind, denn natürlich hatten die irgendwie herausgekriegt, daß wir zusammen auf dem Campingplatz übernachteten. Wir hielten uns mehr an Siggis englische Kollegen, von denen die meisten auch wieder in Salamanca waren und mit denen wir abends meist recht weinselig zusammensaßen.

Mein Vortrag über erotische Literatur im Schulunterricht, den Siggi an den voraufgegangenen Abenden noch ins Englische übersetzt hatte, fand Interesse nur bei den deutschen Kollegen — „Das müssen Sie mal auf der nächsten deutschen Tagung vortragen, da werden die Wogen anders hochgehen!“ Insgesamt war das Urteil, wie zu erwarten: „Interessant, aber unrealistisch!“

Beim Endempfang zog ich wirklich das enge lange Kleid an — es waren noch zwei weitere Damen mit geschlitzem Kleid anwesend, aber bei weitem nicht so gewagt wie meines.

Seitdem bin ich im Internationalen Altphilologenverband bekannt als die „Dame mit dem nackten Bein“, wie mir hintenherum einmal gesteckt wurde. „Alle“ — oder doch: fast alle — wollten mit mir tanzen, und beim Tanzen mit dem hohen Schlitz gewährte ich wohl manchen schönen Anblick. Mittelbar stieg auch Siggis — als meines Begleiters — Ansehen in der internationalen scientific community — Männer, kann man da nur wieder mal sagen!

Auf der Rückreise bedrückte uns unbewußt immer mehr der bevorstehende Abschied — wir waren ein gut eingespieltes Camping-Team, um von anderem zu schweigen.

Es war, glaube ich, kurz vor Troyes, daß Siggi damit herausrückte:

„Du, Melanie –„

„Ja, was ist, Siggi?“

„Ich wollte dich mal fragen — ganz vorsichtig –„

„Ob du mich wieder nach Hamburg bringen kannst? Gern! Ich hab ja jetzt eine sturmfreie Bude — und übrigens auch eine Überraschung!“

„Nein, das mein ich nicht — oder vielleicht doch — ein Umweg über Hamburg — aber du bist doch noch bei uns eingeladen — Herta wollte doch noch mit dir von Frau zu Frau sprechen — nein, was ich wirklich meinte –„

„Na, sag schon! Mich kann doch so leicht nichts mehr erschüttern — oder doch: Das laß dir gesagt sein: Sado-Maso mach ich nicht mit!“

„Nicht Sado-Maso, dem kann ich auch nichts abgewinnen –„

„– hast du das mal gemacht?“

„Nie!“

„Dann kannst du ja gar nicht wissen, wie schön das ist — ist eigentlich angepinkelt werden schon Sado-Maso?“

„Ich glaub nicht — hast du mal so was erlebt?“

„Einmal — sogar schon vor Patras — hab ich dir das nicht erzählt? Trudi wollte unbedingt einen Kerl fürs Grobe kennenlernen, wenn du weißt, was ich meine, und wir haben eine FKK-Sause gemacht und sind auch richtig am Abend von zwei Typen aufgegabelt worden — im wahrsten Sinn des Wortes.

Einer war ganz nett und ist Trudis Freund geworden, und der andere war auch ganz nett, aber ein Draufgänger, der es mit seiner Freundin mit Anpinkeln machte — das hat er mir auch vorgemacht — in der Abendkühle war der warme Strahl gar nicht so unangenehm! — Aber worauf wolltest du denn nun wirklich hinaus?“

„Ich wollte dich fragen, ob du mit mir, bevor wir zu Hause sind, in Frankfurt in einen Pärchenclub gehst.

„Pärchenclub — mit dir? Ein Pärchen sind wir ja — aber öffentlich in einem Club bumsen –„

“ — und anderen zusehen — ich würde mir das so wünschen –„

„Ich weiß, Siggi, die meisten Männer wünschen sich, das einmal zu erleben — aber wir Frauen — also, ich kann mich fassen — — also gut, weil du's bist: Weißt du schon einen guten Club?“

„Kollegen haben den ,Paradiesvogel` empfohlen, da gehe es, unter Berücksichtigung der Umstände, im Großen und Ganzen gesittet zu.

„Na gut, Siggi, versuchen wir's mal — aber jetzt muß ich mich etwas mit diesem Gedanken vertraut machen — was zieht man denn da an?“

„Deine Reizwäsche ist super für so was — bei uns Männern ist das Problem größer — normale weiße Unterwäsche — die kann bei gutem Schnitt ja auch ganz schön erotisch sein — weiße Unterhosen werden nicht gern gesehen. Es geht, glaub ich, meine neue Badehose — oder wir gehen noch in einen Sex-Shop, und ich kauf mir einen Männertanga oder einen String.

„Und was macht der String oder der Tanga, wenn die Lust wächst?“

„Dann kuckt die Lust oben oder zur Seite raus! Der Paragraph mit öffentlichem Ärgernis ist hoffentlich in solchen Etablissements außer Kraft gesetzt!“

Schöne Aussichten — wieder von einer Horde ausgehungerter Rammler gerammelt –, aber Siggi zuliebe konnte ich ja einmal sehen, wie so was läuft — zumal mich Siggi auch beruhigt hatte: Man darf im Pärchenclub auch Avancen ablehnen, und nicht nur, wenn man mindestens fünf Kerle über sich hat ergehen lassen.

Die restlichen Tagesetappen fuhr wieder meist ich, meist in Pants und meist mit Siggi zarten Fingern auf meinen Schenkeln. Irgendwann fragte mich Siggi:

„Melanie, sag mal, hältst du mich eigentlich für priapisch? Wir haben doch fast jede Nacht gebumst, und oft mehr als einmal?“

„Nein, Siggi“, lachte ich, „wenn du was bist, dann jedenfalls nicht priapisch. Priapische Männer haben immer einen Ständer — das solltest du als Gräzist eigentlich wissen — und bei dir hängt es ja auch manchmal einfach normal runter!“

Wir erreichten Frankfurt an einem frühen Nachmittag, checkten bei einem der Frankfurter Campingplätze ein, und Siggi wollte forschen, wo der Paradiesvohel sei.

Er kam bald mit einem Stadtplan und der Adresse und Telephonnummer zurück — der Paradiesvogel hatte es nicht nötig, sich zu verstecken, sondern stand als „Tanzcafé“ im Telephonbuch. Sicherheitshalber rief Siggi an, ob heute geöffnet oder sonst etwas zu beachten sei — nur gute Laune sollten die Besucher mitbringen, wurde ihm geantwortet.

Dann galt es, die Kleiderfrage zu klären.

„Ziehst du nicht den schwarzen Glitzerset an?“, fragte Siggi.

„Nein, ich nehme einen einfachen knappen Bikini, die schwarzen Spitzenhöschen sind nur für dich und mich, nicht für die geilen Böcke im Club!“

Auch Siggi zug „nur“ seine neue Badehose an, die doch erheblich knapper war als die alte und zuverlässig den Erregungszustand des Gemächtes anzeigte.

Wir ruhten noch ein wenig aus, dann zogen wir unsere Badesachen unter und leichte Sommersachen drüber und fuhren zum Paradiesvogel — etwas beklommen, wie wir uns beide eingestanden.

Wir fanden einen Parkplatz vor dem weißgestrichenen Haus in einem Frankfurter Außenbezirk und klingelten. Es öffnete sich ein Guckloch, durch das wir begutachtet wurden, dann öffnete uns Klaus, der dicke Besitzer des Etablissements, Anfang vierzig, bekleidet sehr unerotisch mit quergestreiftem T-Shirt und hängenden Jeans-Shorts Er zeigte uns nur mit den allernötigsten Worten die Spinde, in die wir unsere zivilen Kleider hängen konnten, und nahm Siggi den Eintritt ab — mittlere Stufe: Besucher mit weiblicher Begleitung.

Es war alles tadellos sauber, aber die Atmosphäre, soweit wir sie bisher kennengelernt hatten, sehr unpersönlich.

Als wir uns clubmäßig ausgezogen hatten, gingen wir in den Aufenthaltsraum. Hier waren noch anwesend: Klara, die Frau des Besitzers, gute, nicht zu magere Figur, Ende dreißig, lustige Person, Strandkleid, ihre „Assistentin“ Tanja, Mitte Vierzig, Einteiler, sagte den ganzen Abend kaum ein Wort. An Gästen: Wolfram, Ende fünfzig, Jogging Shorts, neben Klara sitzend und immer an ihren Beinen beschäftigt; nach dem, wie er sich dabei mit ihr unterhielt, offenbar ein Stammkunde.

Wir setzten uns auf ein noch freies Dreiersofa und ließen uns eine Cola bringen. Kurz darauf kam ein weiterer Gast, Richard, auch Ende fünfzig, in einer schlabberigen Badehose, die Siggis alte hätte sein können; er setzte sich neben mich aufs Sofa, sagte kaum ein Wort, sah vielleicht auf, aber beschäftigte sich nicht mit meinen Beinen und ging bald wieder.

Eine Unterhaltung kam kaum in Gang, und schließlich fragte ich: „Ihr annonciert doch als Pärchenclub, aber hier sind außer uns nur einzelne Herren — das ist doch Etikettenschwindel!“

„Glaubst du wirklich, Melanie“, antwortete Klaus, „daß wir als reiner Pärchenclub überleben könnten?“

„Ich weiß von Hamburg, daß da Pärchenclubs sehr gut überleben können.

Ich verriet wohlweislich nicht, woher ich so umfassende Kenntnisse hatte.

„Ja, in Hamburg –„, antwortete Klaus nur und fuhr fort: „Kommt, wir zeigen euch erstmal die Räumlichkeiten — willst du mitkommen, Wolfram — du kennst das ja schon!“

Aber Wolfram blieb lieber neben Klara sitzen, die auch nicht am Rundgang teilnahm.

Viel hatte der Club nicht zu bieten: ein Zimmer mit Spielwiese, ein kleineres Zimmer mit Liebesschaukel, vier Duschkabinen (bei normalem Andrang war Schlangestehen vorprogrammiert) und Klos.

Als wir in den Aufenthaltsraum zurückkehrten, war noch ein weiterer Gast gekommen: Jochen, LKW-Fahrer, gerade von einer größeren Tour zurück, lustiger Typ, normale Badehose, Stammgast.

Nach einem Imbiß mit belegten Broten wollte Wolfram mit Klara auf die Spielwiese, und Klara forderte uns auf: „Kommt doch auch mit!“ Ich hatte nicht unbedingt Lust, diesen wenig erotisch inspirierten Herrschaften etwas vorzuturnen, aber Siggi schleifte mich hinter Klara und Wolfram auch auf die Matte.

Beide Männer wurden auf dem Rücken auf die Matte gelegt und ihrer Hosen entledigt, Jochen legte sich neben die bumsenden Paare, streifte seine Badehose etwas runter und onanierte. Siggi Hoseninhalt kannte ich ja und wußte, wie man ihn schnell und zuversichtlich in höchsten Erregungszustand bringt. Aber neben mir, das faszinierte mich doch, hatte Wolfram ein schon langes, aber offenbar noch ganz schlaffes Glied, das unter Klaras Zungenkünsten zwar noch länger, aber nicht fester wurde.

Schließlich kriegte Wolfram einen Präser übergezogen, und Klara setzte sich auf ihn. Wir lehnten ein Kondom dankend ab, da wir ja sozusagen verheiratet waren, und auch ich molk Siggi in der Reitstellung. Beide sahen wir angelegentlich auf Klara und Wolfram: ich, weil ich mir nicht vorstellen konnte, wie Wolfram mit dem schlaffen Glied etwas Vernünftiges anstellen konnte — aber die beiden fickten! — und Siggi ergötzte sich an Klaras Körper und streichelte mit einer Hand ihre Schenkel, bis ich diese Hand nahm und in meine Muschi führte, denn ich wollte auch unter diesen Umständen einen Orgasmus haben.

Wolfram war viel schneller fertig als Siggi, und als Klara absaß, fiel Wolframs langer Schlauch schlaff zur Seite.

Schnell wurde zur Dusche geschritten, und wir verständigten uns mit Siggi nonverbal, diesen lahmen Club gleich darauf zu verlassen. Wir ließen uns also die Schlüssel zu unseren Spinden geben —

„Oh, ihr wollt schon gehen? Der Abend hat ja eben erst angefangen! Hat es euch bei uns nicht gefallen?“

„Wir machen zu Hause weiter.

Da ist sicher mehr los“, antwortete ich.

„Ich weiß auch nicht, was heute ist. Heute ist doch kein Fußball, oder? Kommt doch mal wieder, es sind sonst immer viel mehr da –„

Das sollten wir glauben!

„Na, Siggi, bist du nun geheilt in puncto Pärchenclub?“

„Erstmal ja!“, gab Siggi zu.

Es war inzwischen so spät geworden, daß mich Siggi nochmal in der Duschkabine des Campingplatzes besuchen konnte und –, na, und als wir fertig waren und uns aus den Damenduschen hinausschleichen wollten, kam eine echte „Dame“ herein, erkannte nach längerem ungläubigen Hinsehen, daß das nicht zwei Frauen waren, und legte dann echt damenhaft los:

„Du Spanner, lungerst hier rum und glotzt den Weibern in die Mösen, du alter Wichser –„

„Schlimmer“, antwortete ich ihr über die Schulter, „Stecher!“

Wir schlugen dann aber doch einige Haken auf dem Platz, daß diese echte „Dame“ nicht unser Wohnmobil identifizieren konnte.

Unsere letzte Nacht im Wohnmobil verbrachten wir im Tiefschlaf, und ich den Morgen mit Packen meines Koffers. Um den Abschied noch etwas hinauszuzögern, fuhren wir die kurze Strecke von Frankfurt nach Marburg auf der Bundesstraße durch die Wetterau, besichtigten Friedberg und den Limes und wurden in Marburg herzlich von Herta begrüßt, der wir Bescheid gegeben hatten, sobald unsere Ankunftszeit halbwegs genau feststand.

Die gute Herta hatte ein Festessen vorbereitet, und wir erzählten angeregt von der Tagung und dem touristischen Aspekt der Reise —

„Und?“ fragte Herta.

„Was ,und`?“

„Was habt ihr sonst so gemacht?“

Siggi wurde rot bis über die Ohren — wie sympathisch! —

„Sonst, Herta, haben wir an der Verjüngung von Siggi gearbeitet. „

„Hab ich mir's doch gedacht!“, lachte Herta.

Ich schlief noch eine Nacht bei Krolls. Vor dem Schlafengehen kam Herta noch einmal in mein Zimmer und wir redeten lange von Frau zu Frau über die Männer, über Hertas Leben, über mein etwas unsteteres Leben —

„wie ich dich beneide, Melanie!“

„Und wie ich dich beneide um den lieben Siggi — halt ihn unbedingt fest, ganz fest!“

Ich lag noch lange wach, und es kam mir zum ersten Mal nach langer Zeit — wie lange eigentlich? Wohl seit meiner Backfischzeit — wieder der Gedanke, wie es mit einem Dauerpartner, womöglich mit einem Ehemann, wäre statt meiner jetzt schon seit zwölf oder dreizehn Jahren laufenden Kurz- oder sonstwie problematischen Beziehungen.

Ich dachte wirklich das papierene Wort „Beziehungen“ statt ehrlicherer Bezeichnungen. Allerdings war ich ja noch jung — Menschenskind, Melanie, denk dran: Du gehst auf die vierzig! — fühlte mich als voll im Saft stehend und wollte eigentlich meine Freiheit nicht so schnell aufgeben — und nicht nur die sexuelle, sondern auch sonst. Nicht auszudenken, zum Beispiel endlose Diskussionen über das Urlaubsziel: „Du willst auf Kreta wandern? Aber da ist es doch so heiß! Sollen wir nicht lieber auf Spitzbergen Eisbären photographieren?“ Und am Ende fährt man nach Spiekeroog, wo beide eigentlich nicht hinwollten.

Und als ich meine Männerbekanntschaften — nicht nur die intimen — der letzten Jahre Revue passieren ließ, fand ich nun wirklich keinen einzigen, der für eine Ehe in Frage gekommen wäre. Vielleicht Herbert? Aber gerade bei diesem lieben Lebensabschnittpartner war mir uneingestandenermaßen von Anfang an klar, daß er zu seiner Lieblingscousine tendierte.

Ich ertappte mich dabei, daß ich mich darauf freute, morgen oder übermorgen oder spätestens überübermorgen wieder in Stefans Armen zu liegen und wir nach einer obligatorischen Spritztour in meinen Schoß zum soundsovielten Male beratschlagen würden, mit welchen Worten er seiner Dauerfreundin schonend beibringen könnte, daß es mit ihr nichts Festeres werden würde.

Der Abschied von Herta nach dem Frühstück und von Siggi am Bahnhof war dann herzlich, kurz und schmerzlos. Ich kam früh genug in Hamburg an, so daß ich noch einen Besuch bei meiner Mutter machen und ihr von der Tagung erzählen konnte —

„– und dank mal an: Ich hab den netten Kollegen wiedergetroffen, der schon in Patras dabei war –„

„Der Siegfried?“

„Genau der!“

„Du hast doch nicht etwa wieder –?“

„Doch, Mama, hab ich auch.

„.

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