Schlaf / Phoenix

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Am nächsten Morgen schläft Martin noch, als sie die Augen öffnet. Es ist noch früh, es ist Sonntag, der furchtbarste Tag der Woche, der Tag an dem man schon mittags das Wochenende zu Grabe trägt und das Hochgefühl, mit dem man Freitags nachmittags in die kleine Freiheit geht gleich mit beerdigt.

Sie steht auf geht ins Bad, im Spiegel sieht sich an, ihre Haare hängen zersaust um Ihren Kopf, ihr Pyjama steht halb offen, sie kann den Ansatz ihrer Brüste sehen, sieht die weiten Hosenbeine die ihre Beine umspielen.

Sie zieht sich aus, schaut sich dabei zu, versucht sich wie ein Mann zu sehen. Sie hat noch Restbräune vom letzten Urlaub, nur ihre Brüste und ihr Schoß liegen in kleinen weißen Dreiecken, lenken den Blick von ganz alleine an diese beiden Stellen. Sie sehen fast aus wie angeleuchtet.

Sie geht in die Dusche und stellt sich unter den warmen Regen, stellt das Wasser so heiß, das die ganze Kabine voller Dampf ist.

Ihre Haut wird rosa, sie dreht abrupt den Thermostaten auf kalt und ihr reißt es den Atem aus der Brust als sie das kalte Wasser trifft. Sie zwingt sich kurz stehen zu bleiben, bevor sie in die Wärme der Frotteehandtücher flüchtet. In diesem Moment ist sie ganz lebendig, hellwach und voller Adrenalin.

Sie zieht sich an und geht zum Bäcker, Brötchen holen.

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Als sie wiederkommt ist Martin unter der Dusche, sie deckt den Tisch, kocht Eier, macht Kaffee.

Etwas befangen sitzen sie sich dann gegenüber, beide wissen, das sie reden müssen, keiner weiß, wie er anfangen soll.

Sie retten sich über die Zeit, bemühen sich um Normalität. Sie räumen gemeinsam ab, er geht ins Wohnzimmer, lümmelt sich aufs Sofa und liest in seiner Segelzeitschrift, sie blättert in der FAZ. Die Zeit fließt zäh an Ihnen vorbei, sie spürt einen Klumpen zwischen sich. Sie blicken sich immer wieder verstohlen über die Ränder ihrer Zeitungen hinweg an, mustern sich gegenseitig, wenn der andere gerade nicht guckt.

Sie denkt wieder an ihren Traum, abgeklärter als gestern, wo er noch so lebendig war in ihr.

Sie denkt darüber nach, was sie erlebt hat, warum sie sich selbst gegenüberstand, warum sie gefesselt war, aufgespannt. Sie war nicht nur nackt, sie war mehr als nackt, kein Fleckchen von ihr war verborgen, es war alles sichtbar, ihre Achselhöhlen, die Innenseiten ihrer Beine, ihrer Arme, alles war schutzlos den Blicken preisgegeben, es gab nichts was sie hätte verhindern können.

Sie konnte die Berührungen nicht verhindern, die Finger die Zungen, ihren Orgasmus.

Ein Orgasmus wie ein Erdbeben, es hat sie erschüttert, sie hatte noch nie einen solchen Höhepunkt und sie hat sich noch nie – so wie ein — Tier gefühlt.

Es war ganz egal was sie wollte, es war auch egal was sie durfte, was sie sich erlaubte, was andere ihr erlaubten. Sie hatte sich immer an die Spielregeln gehalten, an alle, dort, im Traum gab es keine.

Sie selbst hatte sich das angetan, hatte sich selbst gegen alle Spielregeln genommen, hatte alle Spielregeln außer Kraft gesetzt.

Der Nachmittag geht dahin, sie gehen spazieren, reden über Belangloses, das Drängende ignorierend. Sie ist froh, dass es keinen Streit gibt, wie gestern Abend, sie scheinen darüber hinweg zu sein.

Martin macht keine Annäherung, nicht an das Thema, nicht an sie. Keine Andeutungen, keine versteckten Hinweise.

Sie hakt sich bei ihm unter.

Sie verfallen ins Schweigen, jeder hängt seinen Gedanken nach. Der Wind weht den Duft des Waldes über sie, mischt sich immer mal wieder mit seinem Eau de Toilette. Sie schnuppert. Ich nehme seine Witterung auf, denkt sie.

Auf dem Rückweg kehren sie in eine Waldschänke ein, essen zu Abend. Die alte Fröhlichkeit kommt wieder durch, die Situation entspannt sich ein wenig.

Sie gehen in besserer Stimmung nach Hause, dort angekommen wissen sie jedoch wieder nicht, wie sie mit sich umgehen sollen.

Sie spürt die Mauer zwischen sich, er abwartend, sie unsicher. Nach den Spätnachrichten gehen sie zu Bett. Martin dreht sich auf die Seite, weg von ihr.

Sie schmiegt sich an seinen Rücken, keine Reaktion.

Wenn das jetzt so weitergeht, denkt sie, wenn das jetzt so weitergeht vergrößert sich die Entfernung zwischen uns.

Sie weiß nicht was sie tun soll, ihr ist nicht klar was sie will, sie weiß nur, das der Traum der Auslöser war, der die Kruste ihrer Verhaltensweisen aufgesprengt hat, Risse klaffen in dem Panzer, der ihre Lust umgibt, sie weiß nicht was hinter diesem Panzer zum Vorschein kommt. Eins ist ihr plötzlich klar, sie wird nicht mehr zufrieden, nein befriedigt sein, bevor sie das was dahinter ist nicht akzeptiert.

„Martin“ flüstert sie leise, kaum hörbar, er reagiert nicht.

Sie will es jetzt wissen, ihr wird heiß, ihre Füße eiskalt. Ihre Hände fangen an zu schwitzen, sie fühlt sich ganz aufgewühlt, fühlt das Blut durch ihren Körper strömen, hört ihren eigenen Herzschlag in den Ohren.

Vielleicht hat er sie nicht gehört, vielleicht schläft er ja schon.

„Fessel mich und nimm mich…“

Ganz heiser, aber es ist raus, sie hält den Atem an, am liebsten würde sie im Erdboden versinken, aber sie will wissen, ob ihr Traum ihr heimliches Selbst darstellt, ob sie doch anders ist als sie ihr Leben lang geglaubt hat.

Martin dreht sich langsam zu ihr um, schaut sie nur an. Sie würde am liebsten weglaufen, es ist unerträglich, ihr Mund ist ganz trocken, sie kann ihm nicht in die Augen schauen.

Sie schämt sich, es tut ihr leid, hätte sie bloß nichts gesagt. Er nimmt ihren Kopf in seine Hände, biegt ihn hoch schaut ihr in die Augen.

Sie nimmt seine Hände will ihr Gesicht verdecken, will nicht gesehen werden.

Es läuft heiß und kalt durch ihren Körper, es ist aufregend und ängstigend, was wird er bloß tun, was wird er von ihr denken…

Er nimmt ganz fest ihre Handgelenke und lässt sie seine Kraft spüren, ganz langsam legt er sie über ihrem Kopf aufs Bett, dreht sie dabei auf den Rücken und hält sie so fest. Er legt sich auf sie, stützt sich nicht ab, macht sich schwer, sie kann sich nicht rühren.

„Das willst du?“ fragt er rau,“ So?“

Sie kann ihm nicht antworten, schaut ihn nur an, seine Augen durchdringen sie.

Es vergeht eine Minute, vielleicht aber auch eine Stunde, sie weiß es nicht. Sie hat einen Kloß im Magen, sie kann jetzt nur warten, entweder er tut es, oder nicht, es liegt bei ihm.

„Bleib genau so liegen sagt er“ und steht auf.

Sie hat die Augen geschlossen, sie will ihn nicht ansehen müssen, sie fühlt sich so bloßgestellt.

Er kramt rum, bewegt sich im Raum, er wird es tun denkt sie, er geht nicht, er wird es tun. Es wird keine Diskussion geben, es wird es jetzt tun. Sie spürt ihre Erregung, sie weiß nicht was kommt, sie kann nicht mehr zurück, sie hat ihn jetzt auf einen Weg gebracht, auf dem sie ihn begleiten muss.

Er kommt zurück, das Bett bewegt sich unter seinem Gewicht. Sie blinzelt, sieht wie er sie anschaut, sieht ein Bündel Krawatten in seiner Hand. Sie schließt die Augen wieder. Er nimmt ihre Handgelenke, legt sie über Kreuz und legt die Krawatte außen herum, innen durch, macht einen Knoten. Er zieht ihre Arme mit dem Rest der Krawatte ans Kopfende, schlingt es um eine der Stangen am Kopfteil, macht erneut einen Knoten.

Er sitzt fast auf Ihrer Brust, sie blinzelt, schaut direkt auf seinen Bauch nimmt seinen Geruch wahr , auch er muss aufgeregt sein. Sie entspannt sich ein wenig, fühlt sich sicherer. Er küsst Ihre Augenlider und legt eine Krawatte um ihren Kopf, sie kann nichts mehr sehen, sie ist überrascht. Sie fühlt den Puls in den Ohren pochen, hört ihn jetzt atmen, ihre anderen Sinne schärfen sich.

Die Bettdecke wird weggezogen, es wird kühl.

Unwillkürlich presst sie die Beine zusammen, zieht sie an, stellt die Fußsohlen auf die warme Matratze.

Er umfasst fest ihren Knöchel, windet auch dort eine Krawatte herum, nimmt das andere Bein.

Sie wird nach unten gezogen bis sie den zug an ihren Handgelenken spürt, er drückt ihre Beine auseinander, bindet sie unten an den Bettpfosten fest.

Sie liegt da, kann sich kaum bewegen, kann nichts sehen, besteht nur noch aus Anspannung, wartet.

Sie spürt seine Hände auf ihrem Hals, sie drücken leicht, gleiten tiefer drücken fester, schieben sich auf ihre Brüste, gleiten tiefer, fassen das Revers ihres Pyjamas.

Ein Ruck, sie spürt wie die Knöpfe abreißen, ist erschrocken. Ihre Brustwarzen ziehen sich zusammen, werden hart, sie fühlt, wie sich die Haut auf ihren Brüsten spannt.

Sie hat nicht erwartet, das er so etwas tut, sie hat erwartet, das er sanft ist, sie sanft begleitet auf ihrer Reise, so vorsichtig mit ihr ist, wie sie selbst.

Er zerrt an ihrem Hosenbund, alles andere als sanft, zerreißt auch hier den Stoff, bis sie ganz nackt vor ihm liegt.

Er greift zwischen ihre Beine, dringt mit Mittel- und Ringfinger ganz leicht in Sie ein, Sie wundert sich, das sie so feucht ist. Er bearbeitet ihren G-Punkt, hart und fest, sie stöhnt auf, es trifft sie wie ein Schlag, von Null auf Hundert in Null Sekunden, kein Vorspiel, nichts.

Rein und raus, sie will weg, das geht ihr zu schnell, sie wollte doch Zeit haben, sich zu beobachten, wollte sich trauen können, aber auch aufhören wenn es zu brenzlig wird.

Er greift mit der anderen Hand nach Ihrer Brust, dreht die Warze zwischen seinen Fingern, so fest, das es fast weh tut.

Er legt sich auf Sie dringt in sie ein unerwartet vorsichtig jetzt, sie spürt seine Hitze in ihr tiefer gleiten, wieder raus, wieder rein.

Sein Mund ist an ihrem Ohr, sie hört ihn atmen, schwer atmen, wie bei einer großen Anstrengung.

„Wehr dich doch“ sagt er, es klingt fast amüsiert. Sie wird wütend, er soll sie jetzt nicht verspotten, soll sie ernst nehmen, das ist doch ernst jetzt, da kann er nicht amüsiert sein.

Sie will ihn gerade zu abwerfen, bäumt sich auf, versucht die Beine zusammenzukeifen, ihn heraus zu pressen.

Es geht nicht, er hat seine Sache zu gut gemacht, sie ist ihm hilflos ausgeliefert.

Er zieht sich zurück, dringt nur noch mit der Spitze ein wenig in sie ein, bewegt sich, jeden Moment muss er zustoßen, doch er schaukelt nur sacht hin und her , nur so weit, das sich ihre Lippen ganz teilen. Es macht sie verrückt, wütend ist sie, wütend das ihm das Spaß macht, das er sie nicht ernst nimmt, gleichzeitig schwebt sie auf höchster Erregung, sie kann ein Stöhnen nicht unterdrücken, kann ihren Atem nicht ruhig halten, sie will es ihm nicht zeigen, das sie nicht dagegen ankommt.

Er drückt sich hoch, sie spürt nur noch seine Spitze in sich, aller Körperkontakt ist sonst unterbrochen. Sie fühlt seine Zunge über ihre Brustwarze schnellen, wie ein Hieb trifft es sie.

Immer wieder tut er das, in zufälligen Abständen, nicht vorhersehbar, sie zuckt jedes Mal zusammen, glaubt, das nicht noch einmal ertragen zu können.

Wenn er wenigstens zur anderen Seite wechseln würde, aber nein unbarmherzig trifft er sie, wieder und wieder.

Sie ist schweißüberströmt, bäumt sich auf in ihren Fesseln, will erlöst werden.

Plötzlich hört er auf. Sie liegt da, schwer atmend, betrogen, sie ist nicht fertig, gar nichts ist fertig, unvollständig, was tut er?

Sie hört nur noch seinen Atem, laut, schwer, tief, angestrengt.

Seine Zunge streicht ganz flach über ihre Brust, wieder dieselbe Seite, kreist um die Spitze, kommt in einer Spirale näher und er saugt! Sie platzt gleich, Ihr ganzer Körper versucht durch Ihre Brust zu schreien, so süß zieht es, das es überhall in ihr widerhallt.

Er fährt mit seiner Spitze nur noch über ihren Spalt trifft das Hügelchen, das sich groß wie ein Berg anfühlt, er fährt auf und ab, ein Schlagen fast, sie hält es nicht mehr aus, er muss jetzt reinkommen.

„Komm endlich“ keucht sie, doch er hört auf. Sie ist frustriert, will jetzt ein Ende haben, was soll das bloß, es reicht jetzt wirklich.

Wieder beginnt er sie so zu berühren, bringt sie kurz vor ihren Höhepunkt, hält sie dort, lässt sie nicht kommen.

„Wehr dich doch “ sagt er, eine Herausforderung, aber sie kann nicht mehr, ergibt sich, weint fast.

„Fick mich“ flüstert sie, heiser, fertig, „bitte, fick mich“.

Sie weiß nicht wie sie es sonst sagen soll, es ist ihr auch egal, sie will nur noch das er sie kommen lässt will sich unterwerfen, will sein Gewicht spüren.

Und endlich dringt er in sie ein langsam, mit der Hand drückt er sein Glied nach oben verstärkt den Druck, leckt sanft über ihre malträtierte Brustwarze und es brechen alle Dämme in ihr, sie weiß später nicht mehr ob sie geschrieen oder gegrunzt hat wie ein Schwein, ob sie gelacht oder geweint hat.

Sie kann sich nicht mehr rühren, sie ist völlig erschöpft.

Martin löst Ihre Fesseln nimmt sie hoch und trägt sie ins Bad.

Sie öffnet langsam die Augen und schaut ihn an. Er ist schweißüberströmt, glänzt im Licht.

Er setzt sich mit ihr in die Wanne und reibt sie mit einem Waschlappen sanft ab, lässt warmes Wasser über ihre schmerzenden Arme und Beine laufen, frottiert sie trocken und schaut sie an.

Sie küssen sich, nicht fordernd, nur innig.

Er löst sich von ihr, setzt an zu sprechen, sie legt ihm einen Finger auf die Lippen.

„Frag mich nichts“ sagt sie leise, „ nicht heute, ich weiß keine Antworten“.

Glücklich sieht er aus, erstaunt.

Sie gehen langsam ins Schlafzimmer, dicht aneinander geschmiegt liegen sie da, wie in einem Handschuh.

Es ist auch Liebe, wenn man so vertrauen kann, wenn man sich ergeben und wenn man einfordern kann, denkt sie. Wenn man neue Grenzen überschreitet und den anderen mitnehmen kann. Liebe ist wenn man vollständig zusammen sein kann, nichts geheim halten, sich für nichts schämen muss.

Morgen wird sie ihm von ihrem Traum erzählen, wird erklären, was in ihr wühlt. Gemeinsam werden sie herausfinden, was sie treibt, sie wird ihn fragen, was er träumt, das ist ihr wichtig geworden, Träume zu teilen.

Sie schläft ein.

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Im Garten des Paradieses, unter dem Baume der Erkenntnis, stand ein Rosenstrauch. Hier, in der ersten Rose, wurde ein Vogel geboren, dessen Flug war wie der des Lichts, herrlich war seine Farbe und herrlich sein Gesang.

Als aber Eva die Frucht der Erkenntnis brach und sie und Adam aus dem Garten des Paradieses gejagt wurden, fiel vom flammenden Schwerte des strafenden Engels ein Funken in das Nest des Vogels und zündete es an.

Der Vogel starb in den Flammen, aber aus dem glühenden Ei flog ein neuer, der einzige, der stets einzige Vogel Phönix. Die Sage meldet, dass er in Arabien nistet und sich selbst jedes hundertste Jahr in seinem Neste verbrennt, und ein neuer Phönix, wieder der einzige in der Welt, fliegt aus dem glühenden Ei empor.

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