Erben und Erben lassen 11

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Donnerstagabend

Lautlos fallen Schneeflocken, verwandeln die Landschaft um das Jagdtelier in einen Märchenwald. Es ist sieben Uhr abends, seit bestimmt zehn Minuten stehen Jess und ich jetzt hinter der Fensterscheibe und schauen hinaus. Wir warten.

„Du hältst Dich genau an unsere Absprachen“, betone ich wieder mal. „Wir dürfen die anderen nicht mehr mit reinziehen als unbedingt nötig. „

„Keine Sorge. “ Jess legt den Arm um mich.

„Du könntest Dich mal bedanken, dass ich Sandy einen so einfachen Part zugedacht habe, sie musste praktisch gar nicht proben. „

„Stimmt, gemeinsame Proben mit Sandy und Lara wären für mich schwierig geworden. „

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Es musste plötzlich alles sehr schnell gehen. Derek hatte die wichtigsten Informationen zwar nur Rossi gegeben, nicht der Polizei. Aber es war sehr schwierig, die offizielle Aussage hinauszuzögern, Rossi wollte auf keinen Fall warten.

Am Ende gab er uns zwei Tage Zeit. Wahrscheinlich war es trotzdem reines Glück, dass Andy nicht gleich verhaftet wurde, schließlich musste allmählich auch die Polizei genügend Verdachtsmomente haben.

Jess hatte in ihre Performance in kürzester Zeit fertigstellen und mit uns proben müssen. Ich hatte mein Filmmaterial zugeliefert und Lara eingeweiht. Für sie war es die schwierigste Entscheidung von uns allen, aber letztlich sagte sie zu. „Um den Zauber zu brechen“, meinte sie.

„Ich muss mich von ihm befreien. Auch wenn meine Mutter es nie verstehen wird. „

Colin hatte Andy ganz offiziell zur Vernissage von Jessicas neuerster Installation namens „Lust“ eingeladen. Jessica benötige eine Vorfinanzierung für die geplante Ausstellung im Guggenheim Museum. Die Aussicht auf ein Finanzierungsgeschäft hatte Colin eine sofortige Zusage von Andy eingebracht.

Zuerst sehen wir die angestrahlten Bäume und leuchtenden Schneeflächen, dann die Scheinwerfer des sich nähernden Autos.

Das muss Andy sein. „Geh jetzt“, sagt Jess mit rauer Stimme, räuspert sich.

Bevor Andy an der Tür ist, bin ich bereits durch den Korridor vom Eingangsbereich in den großen Saal gegangen. „Alle auf Position“, weise ich die anderen an, nicke Lara aufmunternd zu und nehme Sandy an der Hand. Wir verstecken uns alle in den verhängten Kabuffs am Rande des Saales, aus denen wir zu unseren Auftritten erscheinen sollen.

Jess wird währenddessen Andy begrüßt haben, von den noch geschäftig aufbauenden Caterern eine erste Flasche Prosecco geholt und Andy eingeschenkt haben. Er sei eine Stunde zu früh, muss sie ihm erklären, Colin habe den Beginn der Vernissage wohl falsch angegeben. Dann werden sie trinken, ein Glas, wenn es gut läuft, noch eines.

Schließlich hören wir die beiden durch den Gang in den Saal kommen. Jessica lacht über einen von Andys Sprüchen.

„Wow. “ Andy ist beeindruckt. Der Saal ist rundherum mit schwarzen Vorhängen verhängt, vor denen an vielen Stellen große Fotografien oder ebenso große Flachbildschirme angebracht sind. Die Fotografien zeigen Menschen beim Orgasmus, ein breites Spektrum von Typen beider Geschlechter, junge und alte Menschen verschiedener Hautfarben, einen Punk, ein Model, eine Bodybuilderin, einen Fettsack, tätowierte Körper und Behinderte.

An der Schmalseite bietet ein kleiner Tribünenaufbau Zuschauern Platz.

Mitten auf der Tribüne stehen zwei Throne, schwere, hölzerne Dinger mit hoher Rückenlehne. Der Saal vor der Tribüne ist leer, bis auf in den Boden eingelassene konzentrische Ringe und im Mittelpunkt der Ringe eine Art eckiger Totempfahl wie aus einem Indianerfilm. Er ist über und über voll fantastischer Figuren mit übergroßen Geschlechtsteilen. Sie wirken wir uralte Symbole einer untergegangenen Kultur, sind aber in Wirklichkeit Jessicas Fantasie entsprungen.

Andy bekommt eine kleine kunsttheoretische Einführung in das Werk.

„Aber eigentlich muss man es natürlich erleben“, lockt Jess, „von der Tribüne oder dem Mittelpunkt aus, dem Pfahl. Wir werden ein paar Aufführungen heute Abend machen, damit mehr Leute die Möglichkeit haben, im Mittelpunkt zu sein. Eigentlich könnten wir die Zeit nutzen und einen Probelauf mit Ihnen machen. Hätten Sie Interesse?“

Andy hätte. Jess erklärt ihm, wie er sich an den Pfahl stellen soll, und wie er die Handschellen jederzeit selbst öffnen kann — sie haben kein Schloss, sondern einen Schließmechanismus.

Jess legt eine Handschelle an, stellt sich an den Pfahl, biegt die Arme nach hinten. Andy schließt die Handschelle um Jessicas andere Hand, sie erklärt ihm die richtige Haltung am Pfahl, damit es auch gut aussieht, öffnet die Handschellen dann wieder und gibt sie Andy.

Andy ist vorsichtig, probiert den Mechanismus. Er greift um den Pfahl herum, um sicher zu gehen, dass seine er auch in dieser Haltung mit der einen Hand an die andere Handschelle kommt, um den Öffnungsmechanismus auszulösen.

Erst nach beiden Tests stellt er sich auf, wie Jess es vorgemacht hat, biegt seine Hände nach hinten, lässt sie die Handschellen anlegen.

Sehr ruhig nimmt Jessica eine an den Pfahl gesteckte Verzierung ab, schiebt sie wie einen Keil zwischen den Pfahl und die Kette der Handschelle.

„Hey!“ ruft Andy überrascht und zerrt an der Kette, aber Jess rammt den Pfahl fest hinein. Die Kette spannt sich jetzt schon so eng, dass Andy sicher nicht mehr mit einer Hand an die andere kommt, den Öffnungsmechanismus nicht mehr auslösen kann.

Jess nimmt einen unauffällig am Boden liegenden Hammer auf, zieht einen langen Nagel aus ihrer Hosentasche und nagelt den Keil am Pfahl fest.

Die zweckmäßige Präzision ihrer Bewegungen steht in totalem Kontrast zum zappelnden, protestierenden Andy, der vergeblich versucht, um den Pfahl herumzurutschen. Er verdreht den Kopf, verspannt sich, reißt an der Kette, presst dann seine Arme nach hinten, um die Anbindung zu lockern. Jess zieht einen weiteren Nagel hervor, schlägt ihn durch die Kette, um sie direkt an den Keil zu nageln.

Sie schweigt, lässt Andys laute Rufe ungehört im Saal verhallen.

Als sie den dritten Nagel ansetzt, ebenfalls durch die Kette, ist Andy außer sich, er wechselt zwischen Flehen und Fluchen, bittet, verspricht, droht, ergeht sich in düsteren Andeutungen. Mir kommt er vor wie ein Zauberer, der sämtliche Zaubersprüche zugleich aussprechen will und keinen richtig herausbekommt.

Erst als Jess mit der Fixierung zufrieden ist, um den Pfahl herumgeht und vor Andy stehen bleibt, hört das Geschrei auf.

Einen Moment sehen sich beide still an.

„Was soll das? Was machen Sie mit mir? Machen Sie mich bitte wieder los“, bettelt Andy.

Jess sieht im schweigend in die Augen, lässt ihn zappeln. „Nur damit Sie die Lage richtig verstehen“, erklärt sie mit sanfter Stimme, „es gibt keine Vernissage. Niemand wird kommen. Wir sind hier ganz unter uns. Und dies alles“, sie deutet mit ausladender Geste auf den Saal, „ist nur für Sie bestimmt.

„Aber was …? Warum …?“ flüstert Andy. Jess nähert sich ihm, flüstert zurück: „Du weißt es schon. Du weißt was und warum. Aber Du kannst es Dir leichter oder schwerer machen. Wart's ab. „

Sie tritt einen Schritt zurück, klatscht in die Hände. Auf einen Schlag erlöschen alle Lichter, es wird stockfinster im Saal. Lautsprecher springen an, senden den Lärm brausenden Windes durch das Dunkel. Ein akustischer Sturm tobt im schwarzen Saal, ohrenbetäubend.

Alle Fernseher schalten sich gleichzeitig ein, zeigen Wald in der Dämmerung. Schattenschwarze Äste, die sich im Wind biegen, ein huschendes Etwas im Zwielicht.

Dann nur ein Wort, weiß auf schwarzem Grund: „Prolog“. Kurze Sekunden steht es da, dann werden die Windgeräusche leiser, eine laute Stimme überlagert sie. Während auf den Fernsehern wieder Bilder des Waldes erscheinen, der langsam im Dunkel versinkt, deklamiert die Stimme:

„Wenn wir missfallen tun, so ist's mit gutem Willen:

Der Vorsatz bleibt doch gut, wenn wir ihn nicht erfüllen.

Zu zeigen unsre Pflicht durch dieses kurze Spiel,

das ist der wahre Zweck von unserm End und Ziel.

Erwäget also denn, warum wir kommen sein:

Wir kommen nicht, als sollt Ihr Euch daran ergetzen:

Die wahre Absicht ist – zu Eurer Lust allein

Sind wir nicht hier – dass wir in Reu und Leid Euch setzen.

Die Spieler sind bereit; wenn Ihr sie werdet sehen,

Versteht Ihr alles schon, was Ihr nur wollt verstehen. „

Stille. Dunkel. Die beiden Fernseher über den Thronen auf der Tribüne leuchten auf, zeigen zwei Wörter: „Oberon“ und „Titania“. Leises Laubrascheln wie von Schritten in einem Herbstwald ist das Stichwort für unseren Auftritt. Sandy und ich treten durch den Vorhang, bleiben einen Moment im schwachen Licht der Fernseher stehen.

Sobald er uns entdeckt, ruft Andy um Hilfe, bittet, appelliert, er will uns als Verbündete gegen Jess gewinnen. Bei aller Angst ist er noch ganz Taktiker, er sieht noch Hoffnung. Aber das Spiel hat ja auch gerade erst begonnen.

Sandy und ich gehen einmal um den Pfahl herum, unsere Schritte sind immer noch mit Laubrascheln unterlegt. Sie trägt ein langes hellblaues Kleid, ich einen langen Mantel und eine Maske.

Erst als wir direkt vor Andy stehen, reicht das wenige Licht der beiden Fernseher aus, ihm schemenhaft zu zeigen, wen er vor sich hat: Sandy und Karl.

Andy verstummt sofort. Ob er sieht, dass Karls Gesicht nur meine Maske ist, weiß ich nicht. Aber er hat die Gesichter erkannt, da bin ich sicher. Langsam steigen wir die Tribüne hinauf, setzen uns auf unseren Thron. Oberon und Titania. Die Schrift verschwindet, kleine Irrlichter scheinen jetzt über die Fernseher zu fliegen, tauchen den Raum in ein schwebendes warmes Dämmerlicht.

Ich stelle mich in Positur, rufe:

„Bei des Feuers mattem Flimmern,

Geister, Elfen, stellt euch ein!

Tanzet in den bunten Zimmern

Manchen leichten Ringelreihn!

Singt nach meiner Lieder Weise!

Singet! hüpfet! leise! leise!“

Aufs Stichwort erscheinen Elfen wie aus dem Nichts, also in Wirklichkeit aus ihren Verstecken hinter den Vorhängen. Kurze wehende Kleidchen aus durchsichtiger Gaze, mit Flügelchen auf dem Rücken trippeln und tanzen sie mit langen superschlanken Beinen vor Andys Augen.

Passende ätherische Musik verwandelt die Stimmung, ein einzelner Spot beleuchtet glitzernden Sternenstaub, der langsam zu Boden rieselt.

Eine, dann zwei Elfen nähern sich Andy, berühren ihn, scheu zuerst, die Elfen genau wie er, aber sie bleiben dran, erkunden seinen Körper mit ihren Händen. Die linke Elfe nähert sich seinem Gesicht, fast könnte er sie küssen, ihre Brüste streichen über sein Hemd, während die rechte Elfe seine Hose öffnet und mit einem Ruck alles herunterzieht.

Kichernd über ihre eigene Neckerei entschweben die beiden wieder, aber sogleich ist ein anderes Paar angelockt, dass sich vor Andy beugt, seinen nackten Unterkörper in unschuldiger Neugier inspiziert.

Ich erkenne Blacky, die jetzt niederkniet und Andys Schwanz mit ihren Lippen aufsaugt. Erinnerungen an Colins Orgie kommen mir in den Sinn, lassen mich ahnen, wie sie Andy verwöhnt, wie sie seinen Schwanz reizt, fordert, liebkost, ihn auf jede erdenkliche Weise anmacht.

Die andere Elfe steckt ihren Kopf zwischen seine Beine, leckt seine Eier. Überhaupt kommen allmählich alle Elfen zu ihm heran, knöpfen sein Hemd auf, schieben das Unterhemd hoch, streicheln seine Brust mit ihren fast nackten Möpsen. Ich kann Andy kaum mehr sehen, so sehr ist er über und über mit Elfen bedeckt.

Dann wird die Musik leiser und eine nach der anderen huschen die ätherischen Wesen wieder hinter die Vorhänge.

Zurück bleibt ein Andy, dessen Penis einiges größer geworden ist, aber immer noch zwischen seinen Beinen hängt. Das war zu erwarten, Lara hatte uns darauf vorbereitet, dass er ihn nicht hoch bekommt.

Die Musik wechselt, die Fernseher zeigen einen Blutmond in Großaufnahme. Das ist mein Signal, die nächste Stufe einzuleiten mit der Ankündigung:

„Jetzt beheult der Wolf den Mond,

Durstig brüllt im Forst der Tiger;

Jetzt, mit schwerem Dienst verschont,

Schnarcht der arbeitsmüde Pflüger;

Jetzo schmaucht der Brand am Herd,

Und das Käuzlein kreischt und jammert,

Dass der Krank‘ es ahnend hört

Und sich fest ans Kissen klammert;

Jetzo gähnt Gewölb und Grab,

Und, entschlüpft den kalten Mauern,

Sieht man Geister auf und ab,

Sieht am Kirchhofszaun sie lauern.

Das Bild des Mondes verschwindet hinter zunehmend dichter werdenden Geäst, bis wir scheinbar in der Tiefe des Waldes ganz vom Dunkel verschluckt werden. Zack! Und noch einmal: Zack! Aus dem Dunkel leuchtet auf jedem Bildschirm eine Maske auf, besser gesagt ein geschminktes Gesicht. Für einen Augenblick leuchtet Kriegsbemalung in weißer Kreide auf dunkler Haut, versinkt dann wieder in völliger Schwärze.

Dann setzen die Trommeln ein, und mit ihnen springt eine neue Gruppe hinter den Vorhängen hervor.

Von den Bildschirmen aus in rhythmisch wechselnden Farbklecksen angeleuchtet tanzen nackte Voodoo-Gestalten vor Andy. Von Kopf bis Fuß bemalt stampfen sie zu den Trommeln, brüllen, wirbeln vor seinen Augen, springen auf ihn zu wie dämonische Ausgeburten der Hölle.

Der Lärm nimmt stetig weiter zu, die Trommeln steigern ihre Geschwindigkeit, die Tänzerinnen und Tänzer rasen umher, alles steigert sich zu einem ohrenbetäubenden Crescendo, das die Sinne betäubt – um uns dann plötzlich in völlige Stille und Bewegungslosigkeit zu entlassen.

Auftritt Donna. Von einem einzigen Scheinwerfer beleuchtet betritt die massige Domina den Saal, schwarz von Kopf bis Fuß, bekleidet nur mit einem ebenfalls schwarzen Lederrock und den obligatorischen Militärstiefeln. An beiden Armen glänzen die zahlreichen Metallringe, in der linken Hand hält sie eine neunschwänzige Katze, in der Rechten eine richtige Peitsche.

Die Trommeln setzen wieder ein, langsamer jetzt, Marschtempo, immer noch ohrenbetäubend laut. Die Tänzer bilden einen Halbkreis mit Andy und Donna in der Mitte.

Donna selbst bewegt sich wie in Trance, schüttelt sich, zeigt mit ausgestrecktem Arm auf Andy, verflucht ihn in unverständlicher Hexensprache und nähert sich ihm immer weiter. Sie tanzt, wenn man die schwankenden Bewegungen ihres massigen Leibes so nennen will, lässt die neunschwänzige Katze im Takt der Trommeln auf Andys entblößte Brust heruntersausen.

Andys Blick scheint mir zunehmend wirr zu werden, er kann dem Spiel nicht mehr recht folgen. Neue Spots, die jetzt ebenfalls im Takt der Trommeln direkt in seine Augen strahlen, machen es ihm nicht leichter.

Dazu das Knallen der Peitsche auf dem Boden, die Schläge auf seine Brust, der Lärm, die wirbelnden Bewegungen der Tänzer um ihn herum — in dieser Kakophonie könnte niemand einen klaren Kopf bewahren.

Donna bedrängt ihn immer mehr, der Kreis der Tänzer wird enger. Jetzt knallt ihre Peitsche auch an den Pfahl, schlägt die neunschwänzige Katze auch auf Andys Schenkel. Immer enger kommt die Gruppe an ihn heran, bis sie schließlich alles andere aus seinem Blickfeld verdrängt, Donna sich an ihn presst und ihm Hexengebrabbel ins Gesicht brüllt.

Dann plötzlich wieder Stille und Dunkelheit. Wir warten. Ein einzelner Scheinwerfer geht an, beleuchtet den Raum direkt vor Andy. Die Tänzer stehen im Halbkreis, wieder etwas weiter weg, nur Donna scheint sich verwandelt zu haben in ein großes schlankes Mädchen. In Wirklichkeit steht jetzt einfach jemand anderer an ihrer Stelle, in einer sehr anderen Verkleidung.

Maske und Kostüm des Mädchens scheinen direkt einem Manga entsprungen zu sein, einem japanischen Comic.

Die Kleidung sieht aus wie eine japanische Schuluniform, lange weiße Kniestrümpfe, kurzer schwarzer Rock, ein dunkelblauer Pullover mit V-Ausschnitt über weißer Bluse. Auch die Figur des Mädchens entspricht einem Manga, lange Beine und überdimensionale Brüste, lange flammendrote Haare.

Die Musik wird sehr leise, spielt eine sanfte Melodie, zu deren Klängen das Manga-Mädchen zuerst selbst mit einem großen Teddybären schmust, dann Andy mit dem Teddy streichelt. Wange, Brust, Schenkel, Penis, der Teddy wird an allen zugänglichen Hautpartien gerieben, wobei das Mädchen in übertriebenen Posen mitgeht, mal seinen Po hinausstreckt, dann die Brüste, stets in dieser seltsamen Mischung zwischen erotischem Tanz und unschuldigem Spiel eines kleines Kindes.

Dann endet die Musik komplett und der Teddy fliegt in hohem Bogen durch den Saal. Mangamädchen postiert sich direkt vor Andy, greift seinen Schwanz, zieht ihren kurzen Rock hoch und wirft ihn über Schwanz und Hand, so dass sie ihn unter ihrem Rock wichsen kann. Andys Gesichtsausdruck ist nicht mehr zu deuten, Angst, Lust, Verwirrung, alles geht durcheinander, während sich das Mädchen an ihm reibt, ihre großen Brüste an seinen nackten Oberkörper presst.

Dann hebt sie ihre freie Hand, legt sie Andy auf die Brust, nein eigentlich: auf sein Herz, beugt sich vor und küsst ihn auf die Stirn.

„Nein!“ Andys Schrei zerreißt die Stille, „Nein, nein, nein“, brüllt er wieder, zerrt an seinen Fesseln, windet sich unter ihr. Aber die Angstschreie sind nichts gegen entsetzlichen Laut, den ihnen folgt, ein tiefer gurgelnder Schmerzensschrei, der Sandy neben mir sichtlich zusammenzucken lässt.

Die Ursache der Schmerzen ist für mich nicht zu sehen, aber ihre Hand ist auch immer noch vom Rock verdeckt an seinen Genitalien. Sie wird wohl seine Eier gepackt und mal richtig hart zugedrückt haben.

Plötzlich lässt sie ihn los, tritt sie einen Schritt zurück, reißt sich in einer einzigen schnellen Bewegung Perücke und Maske vom Kopf. Spätestens als ihre blonden Haare fliegen, ist Lara unverkennbar. Und doch habe ich sie noch nie so gesehen, Schmerz und Wut stehen ihr ins Gesicht geschrieben.

Sie holt weit aus, eine geplante, gewollte Bewegung, kein Affekt, und verpasst Andy eine gewaltige Ohrfeige, die sein Gesicht zur Seite wirft, während das klatschende Geräusch im Saal widerhallt.

„Nie wieder“, Lara zeigt ihm den Stinkefinger, „nie wieder wirst Du Deine Spiele mit mir treiben. Du bist erledigt, Andy. “ Sie dreht sich abrupt um, verlässt den Saal. Andys lässt den Kopf hängen, seine Augen sind leer, als habe er ihr Urteil widerstandslos akzeptiert.

Die Tänzer folgen Lara, verschwinden aus dem Blickfeld. Ich weiß, dass Jess hinter den Kulissen das Zeichen zum Aufbruch gibt. Was jetzt kommt, muss nicht jeder mitbekommen. Die Party ist vorbei, die angeheuerten Tänzer können gehen. Lara übernimmt die Steuerung der Einspielungen von Jess, die in ihr Kostüm als Tod schlüpft, so ist es abgemacht.

Die Fernseher über den Thronen flackern, die Anzeige wechselt von Oberon und Titania zu Karl und Sandrine.

Sofort ist Andy wieder hellwach, er verfolgt uns genau, wie wir aufstehen, langsam von der Tribüne herabsteigen und bis auf einen Meter Abstand auf ihn zugehen. Wir sind Sandy und Karl, auch wenn meine Maske aus der Nähe eindeutig als solche zu erkennen ist.

„Was wollt ihr von mir?“ Andy schaut von mir zu Sandy und zurück, sein Blick ist wirr, lauernd, ängstlich, alles auf einmal. „Lasst mich los, ich habe damit nichts zu tun!“

Ich schüttele den Kopf.

„Die Zeit der Ausreden ist vorbei. Du bist durchschaut, das Spiel ist verloren. „

„Und jetzt“, fährt Sandy fort, „stehst Du vor Deinem Richter. Karl. „

„Karl ist tot“, zischt Andy.

„Wer wüsste das besser als Du“, bestätigt Sandy, „aber es ist nicht vorbei. Ben ist der neue Karl. „

Ich nehme die Maske ab, werfe ihm einen möglichst feindseligen Blick zu.

Auf den Fernsehern erscheinen Filme, die mich mit Sandy und Lara zeigen. Wie wir reden. Küssen. Ficken. Champagner, der zwischen Laras Megabrüsten hervorschießt, Sandy auf dem Sofateil, wie ich sie von hinten stoße, Laras Prachtarsch, in dem mein Schwanz verschwindet, Sandy auf mir liegend, mit ihren Fingern und meinem Rohr in ihr.

Andy schaut ungläubig zu, fassungslos.

„Du siehst, er ist wirklich der neue Karl“, betont Sandy noch einmal, „vor ihm musst Du Dich rechtfertigen.

“ Damit tritt auch sie ab, Andy und ich bleiben allein zurück, schweigen uns an, ohne dass Andy mir noch in die Augen sehen würde.

Dafür beginnt der nächste Film, diesmal mit Derek. Von Rossis Smartphone in wackligen Bildern aufgenommen blickt er geradeaus in die Kamera, scheint uns frontal anzuschauen, während er den Sonntag aus seiner Sicht schildert. Das Treffen zu dritt, Karls Ablehnung, das Rohypnol im Whiskey, Karls Kollaps, seine Flucht.

„Zurück blieben Andy und der lebende Karl“, beschließt er seine Darstellung, „und von einer Testamentsänderung war nie die Rede, solange ich dabei war. „

Andy wendet seinen Blick nicht von den Fernsehern, selbst als die Bildschirme längst wieder dunkel geworden sind. Anders als bei Laras Auftritt reicht seine Kraft nicht mehr, um sich aufzubäumen. Wie ein geprügelter Hund hängt er in den Seilen, sieht seine Felle davonschwimmen. All die Menschen, die er zu kontrollieren glaubte, wenden sich gegen ihn.

Er hat nichts mehr zu gewinnen, wenn er Lara nicht manipulieren kann, und viel zu verlieren durch Dereks Aussage. Denn jetzt ist er mit Sicherheit der letzte, der Karl lebend gesehen hat.

Als Andy mich schließlich doch wieder ansieht, schreit er vor Schreck laut auf. Jess, verkleidet als der Tod persönlich, hat sich hereingeschlichen und still neben mich gestellt. Das weiße Skelett, das auf ihre schwarze Verkleidung gedruckt ist, leuchtet im Licht eines Schwarzlichtstrahlers.

„Ja, Andy, nach Derek kommt der Tod. Erst zu Karl, jetzt zu Dir. “ Ich bin mir nicht sicher, ob er mich noch hört, ob er noch versteht, was ich ihm sage. Andy ist in einer Art Delirium, nur noch schwer zu erreichen.

„Karl war betäubt vom Rohypnol, aber es hat ihn nicht umgebracht. Denn er hat vor seinem Tod ja noch das Testament unterzeichnet, das Du mitgebracht hattest.

“ Jetzt kommt ein riskanter Punkt, den ich nur rate. „Du hattest das so nicht geplant, aber die Situation war einfach zu günstig. Derek sah sich selbst schon als Täter, Du musstest ihn nur darin bestätigen. Und selber keine Spuren hinterlassen. Also hast Du die Handschuhe gesucht und im Schrank mit den Reinigungsmitteln gefunden. Damit hast Du das Zyankalifläschchen angefasst und Karl das Gift gegeben. Im Whiskey, versteht sich. „

Andy starrt mich jetzt an, als sei ich wirklich der Leibhaftige.

„Woher …? Ich war allein mit Karl …“, stammelt er, “ … die blöden Handschuhe sind längst verbrannt…“

Also liege ich richtig. Ich hatte mich an den leicht rosa gefärbten Tropfen am Zyankalifläschchen erinnert und an die rosa Handschuhe, die ich auch selber im Büro gefunden und benutzt hatte. Wenn nun das Zyankali etwas vom Gummi gelöst hätte, würde das die rosa Farbe des Tropfens erklären.

„Ich weiß alles, Andy, gib Dir keine Mühe.

Auch über das geänderte Testament…“

„Es ist seine Unterschrift!“ Andy ist geradezu hysterisch, „die echte Unterschrift!“

„Ja, weil er so voller Rohypnol war, dass er alle getan hätte, was Du ihm einredest. Die Unterschrift beweist nur Deine miese Absicht, sonst nichts. Du hast das Erbe Deiner Familie sichern wollen, Lara hattest Du im Griff. Sobald Karl unterschrieben hat, war er erledigt. Dann hast Du ihn das Gift schlucken lassen.

„Und jetzt übernimmst Du seine Rolle“, wundert sich Andy auf einmal, „wer bist Du überhaupt? Warum lasse ich Karl sterben, wenn Du dann alles bekommst? Sogar Lara …“ Er hängt in den Seilen, den Blick zum Boden gewandt.

Jess beschließt, dass es jetzt reicht. Sie tritt vor, ein Tablett in der Hand. Darauf zwei Gläser Whiskey aus Karls Büro. Andy schaut auf, erkennt die Form der Gläser sofort wieder.

Neben einem Glas liegen die Rohis, die ich besorgt habe. Der Tod lässt sie in das Whiskeyglas fallen, wo sie sich rasch auflösen. Neben dem anderen Glas steht ein unverkennbares grünes Fläschchen. Andy Augen treten hervor, mit stierem Blick verfolgt er, wie der Tod die Flüssigkeit aus dem grünen Fläschchen ins andere Glas gießt.

„Der Tod spielt keine Spiele“, betone ich. „Alles ist so, wie es aussieht. Keine Tricks. Du hast die Wahl, dann bist Du frei für heute.

“ Mit einem Griff öffne ich eine seiner Handschellen, erwarte einen Sprung, einen rasche Bewegung, aber Andy lässt nur langsam die Arme sinken. Zögernd steht er vor dem leuchtenden Skelett des Todes und seinem Tablett mit doppelten Whiskeys, einer unangenehmer als der andere. Schließlich ergreift er das Glas mit Rohypnol, hastig und ungelenk wie ein Süchtiger, trinkt es in einem Zug leer, stellt das Glas langsam wieder auf dem Tablett ab, als erwarte er, dass das Spiel weitergeht, dass neue Gestalten auftauchen und neue Grausamkeiten berichten.

Erst nach Sekunden der Stille macht er den ersten zaghaften Schritt in Richtung Ausgang, dann den nächsten, zögernd, ungläubig, dann rennt er ohne sich umzusehen vor uns her. Jess und ich haben Mühe, ihm durch den Korridor zu folgen. Offenbar erschrecken ihn unsere Schritte, denn als er im Foyer die Garderobe leer sieht, blickt er sich nur ein einziges Mal kurz um auf der Suche nach seiner Jacke mit seinem Autoschlüssel darin, rennt dann ohne sie weiter durch die Haustür hinaus in die Nacht.

Jess folgt ihm, springt in ihre alte Karre, lässt den Motor an. Sofort wechselt Andy die Richtung, verlässt die Straße und schlägt sich ins Gebüsch. Binnen Sekunden ist seine Gestalt zwischen dunklen Zweigen verschwunden. Jess fährt ein Stück die Straße entlang auf der Suche nach ihm, wendet dann und kommt zurück.

Sandy und ich erwarten sie im Foyer, Lara ist verschwunden, wohin auch immer. Schweigend stehen wir am Fenster, blicken die wenigen Meter in den Wald hinein, die von der Außenbeleuchtung erhellt werden.

„Der Wald ist groß“, durchbricht Jess irgendwann die Stille, „da kann er lange und weit laufen. Das Rohypnol wird nicht unbedingt hilfreich sein. Beruhigungsmittel ermüden, und wer im Schnee einschläft, stellt beim Aufwachen fest, dass er tot ist. “

„Wir haben ihn zu nichts gezwungen“, betone ich. „Er war frei. Er hätte nichts trinken müssen, weder das Rohypnol noch den Whiskey mit Zuckersirup. “ Denn natürlich hatten wir kein Zyankali besorgt, das grüne Fläschchen war vollkommen harmlos.

„Er hätte auch nicht weglaufen müssen“, ergänzt Sandy, „Du hast ihm gesagt, dass er frei ist. „

„Trotzdem wird es einen Prozess geben. “ Jess ist ruhig. „Aber was immer passiert, wir werden es durchstehen. Jetzt müssen wir wohl die Polizei rufen, eine Vermisstenmeldung abgeben. Ich bin gespannt, wie lange sie brauchen, um herzukommen. Wenn sie überhaupt kommen, bei der Straßenglätte. Es sollte mich jedenfalls sehr wundern, wenn sie ihn noch rechtzeitig finden.

Und wenn doch — ich habe alles auf Video aufgenommen. Das ist kein erstklassiges Geständnis, aber er streitet auch nichts ab. „

„So oder so — es ist vorbei. “ Ich ziehe Sandy an mich. Während Jess telefoniert, blicken wir den Schneeflocken nach, die ungerührt zu Boden sinken. Langsam, gleichmäßig. Und genau so langsam, Schneeflocke für Schneeflocke, verstehen unsere Herzen es, unsere Körper, verstehen wir es wirklich: Es ist vorbei.

Zitatnachweis: Alle Stellen in Versmaß stammen aus der Schlegel'schen Übersetzung von W.

Shakespeares „Ein Sommernachtstraum“, 5. Aufzug. .

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