Saturnalia

Telefonsex mit ECHTEN Frauen: Zusätzlich mit Kamera Funktion möglich!

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Zur Übersicht für die geneigte Leserin und den geneigten Leser — es gibt ja deren einige, denen meine Geschichten gefallen — hier noch einmal eine chronologische Übersicht meiner bisherigen Geschichten:

VOREHELICHES

[Der Unterschied]

[Die Grundbegriffe]

Das Obligatorische

EIS Werbung

[Über einen starken Typ]

[Ferienspaß I]

PennälerInnenfeten

Lernen fürs Abitur

[Ferienspaß II]

Erstes „Eheleben“

ERSTE EHE NEBST NEBENBESCHÄFTIGUNGEN

Auf Schlingerkurs in den Hafen (mit Ferienspaß III)

Der weltberühmte Pianist hat heute nicht seinen besten Tag

Auf der Durchreise

Der Wanderclub

Die Ernennung

[Hinter unverschlossenen Türen]

Vetternwirtschaft

Vom anderen Ufer

An der Ostsee hellem Strande …

Wenn der Herr außer Haus ist, tanzt das Mäuslein im Bette

Die Sportskanone

Rameaus Geburtshaus

Die Rettung aus der Gosse

Die Tröstung

NACH DER SCHEIDUNG: FREI FLOATEND

Gartenarbeit

Das Cembalo

Urlaub mit Mama

Als Scheidungswitwe — Ehevermittlung die erste

Nachgeholte Schülerliebe — oder Ehevermittlung die zweite

Heldenzeugen

Die Viererbande

Nachhutgefecht

AUSFLUG INS HORIZONTALE GEWERBE

Ein Schelm, der Schlechtes dabei denkt

Der Rußlandheimkehrer

Fast, aber nur fast

Der Ausstieg

Der Segeltörn

WEITER WIEDER ALS „NORMALE“ SCHEIDUNGSWITWE

Spanische Tage und Nächte und ein Abend in Frankfurt

Kontakte mit der freien Wirtschaft

Kuchen und Pizza — aber bitte mit Sahne

Es ist viel zu beichten

Verführung eines Unschuldigen

Saturnalia

Die mit [] markierten Texte sind nicht in ### zu finden, denn sie handeln von Jugenderlebnissen, bei denen einige der handelnden Personen noch keine achtzehn Jahre alt sind, oder sie sind kürzer als 750 Wörter.

Wer auch diese Texte lesen möchte, melde sich bei mir, möglichst per E-Mail.

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Als gute evangelische Christin hat man ja mit Karneval und Fasching nichts am Hut. Aber für eine Lateinlehrerin hat es schon etwas Faszinierundes, wie sich diese wohl auf heidnische Frühjahrsfeste zurückgehenden Bräuche in den von den Römern besetzten Gebieten Deutschlands über die Jahrtausende hinweg gehalten haben.

Und was man sich über die Ausschweifungen, die mit diesen Bräuchen einhergehen, in meiner Schulzeit unter uns Backfischen erzählte, war je nach Gesichtspunkt grauenerregung oder faszinierend, mag auch die Rede vom Anstieg der Geburtenrate im November ein Gerücht gewesen sein.

Trudis Freund Bernd, mit dem sie jetzt schon eineinhalb Jahre zusammenwar und bei dem sie seit einem dreiviertel Jahr wohnte, war ebenfalls nicht katholisch und stammte aus keiner „römischen“ Ecke, er hatte aber das Karnevalstreiben während seines Studiums an der Kölner Kunstakademie kennengelernt und hatte Trudi im Vorjahr dazu überredet, mit ihm zu einem Hamburger Faschingsball zu gehen. Danach erzählte sie sehr angeregt von dem munteren Treiben auf der Tanzfläche und in den hinteren Räumen und meinte:

„Nächstes Jahr mußt du unbedingt mit uns mitkommen, das ist so eine lockere Stimmung, wir waren maskiert, man weiß fast nie, wer sich an einen ranmacht, einmal tanzte ein Schornsteinfeger mit mir, aber ich merkte bald, daß das eine Frau war, und dann wollte sie mit mir nach hinten –„

„Und bist du gegangen?“

„Ja, ich war neugierig, die Ulla — so nannte sie sich — war mir sympathisch, und ich war neugierig, und so sind wir hinten in ein Zimmer verschwunden –„

„???“

„Ja, der Hamburger Faschingsverein hat wohlweislich nicht nur den Tanzsaal, sondern auch einige Zimmer gemietet — also, da haben wir dann gelesbelt — das war auch mal ganz schön.

„Das hab ich dir ja schon vor Jahren gesagt, aber da hast du mir nicht geglaubt. „

„Damals war ich ja noch ein ganz unschuldiges junges Ding. „

„Daß ich nicht lache. — Und hast du auch sonst –?“

„Ja, um drei Uhr morgens hat mich ein netter älterer Herr verführt, der hat schon den ganzen Abend immer wieder mit mir getanzt — er war als Bäcker gekommen mit weißer Jacke und gekaroten Hosen –, und frühmorgens bin ich dann mal mitgegangen.

„Und was sagt Bernd dazu?“

„Was soll er sagen? Wegen so was ist er doch hingegangen. Er hat ja auch seinen Spaß gehabt, mit einer feschen jungen Hexe, die kannte er, glaub ich, von irgendwo. „

„Na ja, ich weiß nicht, ob das was für mich wäre. „

„Natürlich wäre das was für dich. Das hört sich jetzt so wild und unmoralisch an, aber es waren eigentlich alles nette Leute, und man kann natürlich auch ,nein` sagen.

Das begrapschen kann man allerdings kaum verhindern, aber eine Hand am Busen oder unterm Rock — was ist das schon?“

Es verging ein Jahr, ich hatte meine Frühjahrs- und Sommeraffäre mit Alfred und immer mal wieder Besuch von Stefan, manchmal jede Woche, manchmal ließ er sich zwei Monate nicht blicken, je nachdem wie sich seine Dreiweiberwirtschaft entwickelte und wie ihn seine Gerda unter Druck setzte, und es kam wieder die Faschingszeit.

Schon seit der Jahreswende bearbeitete mich Trudi so eingehend, bis ich zusagte, mit ihr und Bernd zum Faschingsball zu gehen. Trudi ging trotz Bernds Kopfschütteln und meinem entsetzten „Bist du wahnsinnig?“ als Josephine Baker mit Bananenschurz, allerdings mit Bikinioberteil und Gesichtsmaske (um eine solche wurde ausdrücklich gebeten), Bernd als Schafshirt mit Zottelpelz, den er von irgendwo hatte und in dem es ihm bald zu warm wurde, und ich als polnische Bäuerin mit Kopftuch, damit man mich nicht an den Haaren erkennt, natürlich auch mit Maske, des Weiteren mit einer engen, das heißt nicht echten schwarzen Bluse und mit drei weiten dreiviertellangen Röcken übereinander.

Sicherheitshalber legte ich noch einen „Keuschheitsgürtel“ an in Form eines Latex-Bikinihöschens mit extra breitem Steg, das zwar meine Schenkel empfindlich drückte, aber nicht zur Seite zu schieben war.

Im Festsaal merkte ich bald, daß Trudi recht hatte, es waren lauter nette Leute, und ich fühlte mich in der lockeren Stimmung und dem mit manchen Anzüglichkeiten gespickten small talk bald pudelwohl. Die meisten Herren benahmen sich sogar anständig, manche aber benutzten natürlich die Anonymität, um mir und anderen Frauen an die Brust zu greifen, und als mir das dritte Mal beim Cocktailtrinken ein Herr die Hand auf den Schenkel legte und durch die drei Röcke dessen Dicke abmaß, gab ich ihm noch Feuer und sagte:

„Das machen die dicken Kattunröcke! In Wirklichkaeit sind meine Beine schlanker.

Die Stimmung wurde allmählich immer lustiger und lockerer, ich sah Trudi mit Mike, Bernds Bruder, der dieses Jahr auch dabei war und, obzwar als Seeräuber verkleidet, an seiner immer mitgeschleppten Kamera unschwer zu erkennen war, nach hinten verschwinden. Bernd winkte den beiden nach; er tanzte eng umschlungen mit einer schlanken Blondine, wohl die Dame vom letzten Jahr, von der Trudi erzählt hatte.

Ich blieb lange standhaft beim Abwehren allzuweit gehender Annäherungsversuche, bis ich mit einem jungen Clown tanzte, den ich an der Stimme erkannte.

Es war Hartmut Burmester, der stellvertretende Leiter meiner Stadtteil-Bibliothek. Er bediente mich immer freundlich und absolut kompetent, was wichtige Neuerscheinungen betrifft, aber er sah mir immer schmachtend nach, besonders wenn ich mir etwas Erotisches aus dem „Giftschrank“ geben ließ. Ich beschloß, diesen sympathischen Zeitgenossen heute zu erhören — wenn er denn wollte.

Ich fand es albern, ihm zu verschweigen, daß ich ihn erkannt hatte, und so sagte ich ihm beim Tanzen:

„Schön, daß Sie auch hier sind, Herr Burmester — aber ich darf dir doch ,Hartmut` sagen in dieser Atmosphäre?“

„Ehrlich gesagt, ich hab Sie auch an der Stimme erkannt, Frau Knaack –„

„Melanie!“

„– Frau Melanie –„

„– ohne ,Frau`, wenigstens heute!“

„– gut — danke! — Melanie — ich hab übrigens den neuen Roman von Martin Walser reinbekommen –„

„Nicht ganz mein Fall, das weißt du ja, aber darüber reden wir morgen oder übermorgen, jetzt hast du, glaub ich, geschlossen.

„Okay, natürlich! — Gehen wir nicht an die Bar und trinken Brüderschaft — wie du sagst: wenigstens für heute?“

„Sehr gute Idee! Ich muß mich wirklich mal setzen. Bevor du mich abgeklatscht hast, hab ich ja schon fast eine Stunde mit diesem Araber getanzt — eine sehr guter Tänzer. „

„Ich weiß nicht, wer das ist –„

„Ich auch nicht, aber wer weiß hier schon, wer wer ist — außer dir hab ich außer meinen Leutchen noch niemand erkannt.

„Wer sind denn deine Leutchen?“

„Ich bin mit meiner Freundin hier — das ist die Josephine Baker, wo ist die jetzt eigentlich? — und ihrem Freund, das ist der Schafshirt, der da hinten mit der Blondine schwitzt. „

Ich bestellte meinen Lieblings-Cinzano, Hartmut einen Whiskey, er bezahlte als Kavalier beides, und wir unterhielten uns angeregt über literarische Neuerscheinungen. Außer dem Du blieb Hartmut korrekt und s-teif, kein Busen- und kein Beingrapschen, und nach einer angemessenen Zeit fragte er:

„Die Musik hat gerade wieder angefangen.

Wollen wir nicht noch mal tanzen?“

„Och, Hartmut, diese laute primitive Rockmusik mag ich nicht, ich steh mehr auf Jazz, das weißt du ja, ich hab, glaub ich, schon alles ausgeliehen, was ihr darüber habt, — nein — ich würd gern mal wissen, wohin es durch diese Tür geht. Da gehen immer Leute raus und kommen nach einer Zeit wieder. „

„Da geht es zu den Klos. „

„Ach so! Aber die Leute bleiben doch nicht eine Stunde auf dem Klo!?“

„Da sind, glaub ich, auch noch Zimmer.

„Das will ich mir mal ansehen! Kommst du mit?“

„Ja, wir können ja mal sehen“, und es leuchtete etwas in seinen Augen, selbst durch die Gucklöcher seiner Maske.

Ich nahm Hartmuts Hand und schleppte ihn durch die besagte Tür. Sie führte auf einen Gang, wo über zwei Türen beleuchtete Männlein- und Weiblein-Symbole waren, aber es gab noch mehrere andere Türen, einige geschlossen, andere angelehnt.

Ich ging eines dieser Zimmer und fand mich in einem plüschigen Séparée mit Kanapee und einem Tisch und dicken Brokatvorhängen vor den hohen Fenstern wieder. Auf dem Tisch war eine Klingel für die KellnerInnen.

„Wollen wir uns nicht eine Pulle Sekt genehmigen, Hartmut?“

„Oh ja, und ich würde sagen, auch was Leichtes zum Essen, ich hab schon ziemlichen Hunger, du nicht auch?“

„Eine sehr gute Idee! Machen wir es uns hier für eine Weile gemütlich! — Bleib doch nicht auf dem harten Stuhl sitzen, komm zu mir aufs Kanapee, ich beiß nicht!“

Das ließ sich Hartmut nicht zweimal sagem, allmählich taute er auf und setzte sich neben mich in züchtigem Abstand von etwa einem halben Meter.

Dann drückte er auf den Klingelknopf, und wir warteten, daß ein Kellner käme. Bald klopfte es artig an der Tür, und ich rief: „Herein!“ Aber ich hatte wohl zu leise gesprochen, oder das Zimmer war zu groß, denn es klopfte noch einmal. Ich wiederholte meine Aufforderung lauter, und herein kam eine nette junge Kellnerin und fragte uns mit vollendeter Höflichkeit nach unserem Begehr. Hartmut bestellte eine Flasche Mumm, wir fragten nach dem Angebot an leichten Gerichten und entschlossen uns zu einer Fuhre Cevapcici mit pommes frites.

Während wir auf das Essen warteten, sagte ich leise zu Hartmut:

„Sei doch nicht so schüchtern; es ist doch Fasching!“

„Ja, Frau –„

„– hm –„

„Melanie, ich hab es noch gar nicht ganz begriffen, vorgestern in der Bücherhalle, jetzt hier mit dir im Séparée –„

„Ich sag doch: Es ist Fasching! Ich hab doch deine Blicke registriert, so was merkt man als Frau, aber das weißt du doch sicher auch, und heute wäre doch — heute könntest du — könnten wir — mal konkret werden — du wolltest doch schon lange –„

Hartmut kroch vor Scham förmlich in sich hinein, und ich mußte ihn weiter aufmuntern:

„Du bist doch hier, um dich zu amüsieren, ich bin hier, um mich zu amüsieren, und ich probier doch lieber mit dir was aus als mit diesen naßforschen Typen, die hier den Saal unsicher machen.

Damit rückte ich an ihn heran, umarmte ihn und küßte ihn — ja, wohin küßt man einen maskierten Menschen? — ich applizierte diesen Kuß erst einmal auf Hartmuts Hände.

„Nehmen wir doch die Masken ab, wir wissen doch, wer wir sind!“

Als das geschehen war, umarmten wir uns nochmals und küßten uns lange und innig. Währenddessen klopfte es wieder, und die Kellnerin kam mit dem Sekt und dem Essen.

Sie deckte den Tisch, servierte das Essen, schenkte den Sekt ein und verschwand quasi lautlos. Als sich niemand von uns rührte, blieb sie an der Tür noch einmal stehen und sagte:

„Klingeln Sie doch bitte, wenn Sie mich brauchen, und schließen Sie hinter mir ab, dann sind Sie ungestört. „

„Ich war noch nie in so einem Séparée und wußte nicht, wie man sich da benimmt“, sagte ich.

„Ich auch nicht. Ich war zwar schon letztes Jahr hier, ich glaub, auch deine Freundin, nicht war?“

„Ja, sie war letztes Jahr hier. „

„– aber ich habe mich nicht getraut, eine Frau abzuschleppen. „

„Macht doch nichts!“, und wir umarmten uns wieder. „Puh, ist mir heiß, ich muß mal diese schwarze Bluse ausziehen und das Kopftuch ab und die Haare mal etwas hochbinden.

Zieh du doch auch deine Clown-Kluft aus, du verschwitzt sie doch völlig. „

„Das geht doch nicht, ich hab doch darunter nur Unterwäsche an. „

„Ich hab schon Männer so gesehen! Ich bin ja auch nur noch im BH. Aber wenn dir das unschicklich vorkommt, dann nehm ich auch den ab“, und tat es. „Und du“, fuhr ich fort, „kannst doch dein Unterhemd ausziehen, bis auf deine Clown-Ringelsocken siehst du so aus wie ein moderner Ballett-Tänzer.

Die tanzen ja heute auch nicht immer mehr im Trikot, sondern in langen oder sogar kurzen Unterhosen. „

„Das sind doch keine Unterhosen“, sagte Hartmut, während er sich sein Unterhemd über den Kopf zog.

„Sehen aber so aus! Na, dann guten Appetit — wie teilen wir — es sind — neun, das kann man doch nicht teilen, die Kellnerin sollte mal Nachhilfeunterricht im Rechnen nehmen — also du fünf, ich vier.

„Ich weiß gar nicht, ob ich fünf aufkrieg. „

„Ach, junger Mann, du mußt dir doch Energie anfuttern für später!“

Lachend und mit gutem Appetit aßen wir unsere Cevapcici und tranken den Sekt, gaben auch wie verliebte Leute dem andern den einen oder anderen Bissen und küßten uns immer wieder. Als alles aufgegessen war, hatten wir eigentlich noch Hunger, aber konnten wir so die Kellnerin rufen? Mußten wir uns nicht wieder anziehen? Ich hatte die rettende Idee und fragte Hartmut:

„Hast du dein Handy hier?“

„Ja, aber es ist ausgeschaltet.

„Hoffentlich hat Trudi — das ist meine Freundin — ihres nicht ausgeschaltet, und hoffentlich sitzt sie neben ihrer Handtasche. „

Ich rief mit Hartmuts Handy Trudi an und hatte Glück.

„Hallo, hier ist Melanie –„

„– wo bist du?“

„Ich bin noch nicht nach Haus gegangen, ich bin hier mit einem feschen jungen Herrn im Séparée, und wir haben uns bei dem warmen Wetter schon die Kostüme ausgezogen, um sie nicht zu verschwitzen –„

„– nicht zu verschwitzen — ach so, ja, natürlich —

„– und jetzt wissen wir nicht, ob wir so die Kellnerin rufen können oder uns erst wieder anziehen müßten.

„Wenn alle Leute, die sich in einem Séparée verlustieren, sich vor dem Ruf nach dem Kellner erst wieder anziehen würden –„

„– anzögen –„

„– Lateinlehrerin im Séparée –„

„Das war nicht Latein!“

„– dann wäre die Welt jetzt fünfhundert Jahre weiter. „

„Merkwürdige Rechnung, aber ich verstehe. — Kann man sich hier eigentlich irgendwo waschen?“

„Hinter der Wandvertäfelung müßte sich irgendwo ein kleines Waschbecken verstecken.

„Wenn ich dich nicht hätte und die großen Kartoffeln, dann müßt ich all die kleinen essen — danke, Trudi!“

Ich betätigte also freiweg den Klingelknopf, hängte mir dann aber doch die Bluse über die Schultern und machte einen Knopf zu, und auch Hartmut schlüpfte wieder in seinen Clown-Dress, kam aber nicht mehr dazu, die große Sicherheitsnadel zu schließen, bevor die Kellnerin klopfte. Ich ging zur Tür, schloß auf und bestellte eine zweite Fuhre Cevapcici; vom Sofa rief Hartmut: „Und bitte noch eine kleine Flasche Sekt!“

„Sehr wohl, meine Herrschaften, bis gleich.

Ich klopfe fünfmal, dann wissen Sie, daß ich es bin, hier ist jetzt großer Andrang zu den Zimmern, wir müssen die Leute schon nach oben schicken. „

Die Kellnerin mußte gesehen haben, daß wir uns nur notdürftig etwas übergeworfen hatten, und so beschlossen wir, sie das nächste Mal oben ohne zu empfangen.

Hartmut wurde immer zutraulicher, und noch in dieser Wartepause fragte er:

„Ziehst du nicht auch deine zehn Röcke aus, die müssen ja auch fürchterlich warm sein.

„Da hast du recht! Ich hab auch schon hier einen Fettfleck gemacht, aber bei dem dunklen Stoff sieht man das kaum. „

Damit zog ich mit neckischen Bewegungen die schweren Röcke aus: „Eins — zwei — zehn!“ und stand mit meinem blau glänzenden Latex-Höschen neben Hartmut.

„Gefall ich dir?“

„Wahnsinnig! Du hast eine tolle Figur! Aber die kenn ich ja.

„Die kennst du, du Lüstling?“

„Ja, Melanie, entschuldige“, zuckte Hartmut zurück, „aber du erinnerst dich doch, wir sind uns doch im Winter einige Male im Schwimmbad begegnet. „

„Ach ja, richtig!“

Das hatte ich wirklich verdrängt. Ich schwamm damals mit einem Sportlehrer meiner Schule, auf den ich mir kurze Zeit mal Hoffnung machte.

Ich nahm Hartmuts Hände, legte sie mir auf die Taille und gab ihm auch die Streichelrichtung nach unten vor.

„Meinst du nicht, ich hab hier etwas viel?“

„Überhaupt nicht, Melanie! Aber was soll dieses harte Latex-Zeug?“

„Das ist eine Art Keuschheitsgürtel. „

„Ach so“, sagte Hartmut leicht resigniert, also hatte er begriffen.

„Aber jeder Keuschheitsgürtel hat auch einen Schlüssel. Hast du einen?“

„Ich glaube, ja“, sagte er wieder lachend, „aber den hol ich erst vor, wenn die Kellnerin wieder raus ist.

Wir verbrachten die Wartepause im Weiteren mit Knutschen und Streicheln, einmal klopfte es einmal, etwas später zweimal, und als die Kellnerin schließlich fünfmal klopfte, hüpfte ich barbusig, wie ich war, zur Tür und ließ sie ein. Wieder legte sie uns die Cevapcici vor und füllte unsere Gläser, sah sonst nicht nach rechts und nicht nach links, fragte aber vor dem Hinausgehen: „Soll ich Ihnen die Heizung etwas andrehen, ist Ihnen nicht kühl?“

„Überhaupt nicht, es ist doch so warm heute!“

Ich ließ die Kellnerin hinaus — „Ein Waschbecken finden Sie dort“, sagte sie leise noch in der Tür — und schloß wieder hinter ihr ab.

Zu diesem Teil der Mahlzeit setzte ich mich Hartmut auf den Schoß, und als verliebte Leute fütterten wir uns gegenseitig. Auf Fettflecken brauchten wir nicht mehr zu achten, und wo ein Waschbecken war, wußten wir auch. Wir beide waren wohl unbewußt heiß aufs Kommende und aßen recht hastig.

Hartmut verließ der Appetit, oder es packte ihn die Lust mit Macht, denn noch bevor wir alles aufgegessen hatten, stellte er seinen Teller auf den Tisch und begann, meine Brust zu massieren und meine Beine zu streicheln.

Auch ich setzte meinen Teller ab und küßte Hartmuts flaumig behaarte Brust, rutschte etwas zu seinen Knien, um auch seinen Bauch und noch tiefer — aber dafür hätte ich mich zu sehr bücken müssen, so entwand ich mich Hartmuts zarten Griffen, rutschte ganz vom Sofa, kniete mich vor Hartmut, streifte ihm seine Unterhose über den schon aufgerichteten Schwanz und begann ihn zu lutschen — aber nicht lange, dann gab mir Hartmut durch Zeichen zu verstehen, daß er die Rollen tauschen wollte — wahrscheinlich fühlte er, daß es bald zu spät sein würde — setzte sich breitbeinig hin, der Schwanz waagerecht abstehend, ließ mich mich vor ihn hinstellen, streifte mir mit viel Kraft meine stramm sitzende Latex-Hose runter und leckte meine Muschi, daß es eine Art hatte.

Ich kam mit einem unterdrückten Lustschrei, aber Hartmut wollte natürlich auch noch eindringen und sich seine Freude herausficken. Wieder entwand ich mich seinen Klammergriffen, ließ ihn konsterniert stehen, ging aber nur in die Ecke, wo das Waschbacken sein sollte, und richtig: Dort lagen auch Handtücher bereit. Ich nahm eines, legte es aufs Sofa, mich selbst in unzüchtig einladender Stellung darauf und hauchte: „Los, nimm mich!“ Viel war da nicht mehr zu nehmen, Hartmut war ganz kurz vor seinem Höhepunkt und spritzte bei zweiten Kolbenhub, dann zog er seinen Liebesstab schnell wieder raus und sagte mit erschrecktem Gesichtsausdruck:

„Es kam alles so schnell — ich hab gar keine Kondome mit und hab gar nicht gefragt –„

„Ohne Kondome zum Fasching, na, du bist gut! Aber sei beruhigt, ich nehm die Pille, sonst hätte ich ja auch bremsen sollen.

— Komm, leg dich ein wenig neben mich — ja, es ist ziemlich schmal — und mach mir's, du weißt doch, wie man das macht, ich bin auch gleich fertig — das zweite Mal!“

Mit erfahrenem Fingerspiel brachte mich Hartmut in dreizehn Sekunden zu diesem Höhepunkt, und wir umarmten und küßten uns dankbar. Ich fragte Hartmut:

„Du trägst keinen Ring. Lebst du allein?“

„Ich bin verlobt; wir wollen im Frühjahr heiraten.

„Und du hast deine Verlobte nicht mitgenommen?“

„Die macht sich nichts aus Fasching, die ist von hier, ich kenn das von München. Sie hat extra gesagt, ich soll man allein gehen. Sie weiß ja, was hier so abläuft, sie hat auch in München studiert. „

„Komm, Hartmut, ich hab jetzt wieder Appetit, wir sollen den Rest essen, bevor es ganz kalt wird. „

Und nackt nebeneinander liegend, aßen wir die restlichen Würstchen.

Und da wir uns zum Essen gegenläufig hingefläzt hatten, lag Hartmuts sich inzwischen zurückgebildet habendes Gemächte gerade griffbereit, und ich begann, damit zu spielen. Ich streifte die Vorhaut wieder über die Eichel, fuhr um den Rand, umrundete zart das Säckchen, und nach und nach wuchs es unter meinen streichelnden Händen, und ich fragte:

„Willst du nochmal, bevor wir wieder in den Saal gehen?“

„Du würdest mich lassen?“

„Ich würde nicht, ich lasse dich.

— Komm auf mich rauf!“

Und in der guten alten Missionarsstellung, ich mit ganz hochgezogenen Beinen, Hartmut sich auch in den Liegestütz stemmend, besorgte er es sich und mir, daß die alten Sprungfedern des Sofas und das Holzgestell quietschten, daß man es vielleicht nicht auf der Straße, aber sicher in den Nachbarzimmern und auf dem Gang hören mußte — aber bei so leidenschaftlicher Betätigung hat man ja keinen Sinn für die Umgebung, nur für den Anstieg zum Höhepunkt, und der kam zuerst für Hartmut und während seiner männertypischen Nachspritzer auch für mich.

Er fiel ermattet auf mich, wobei das alte Möbel noch einmal aufschrie, streichelte mir wie einer alten Freundin den Kopf, bedankte sich mit vielen Küssen, daß ich ihn rangelassen — sogar zweimal — und meinte dann ganz richtig:

„Wir sollten jetzt wieder in den Saal gehen; man vermißt uns sicher schon, zum Beispiel deine Freundin. „

„Die denkt sich bestimmt das Richtige — wir kennen uns, seit wir kleine Mädchen waren.

— Aber erstmal: waschen, anziehen, Kellnerin rufen, bezahlen! — Du mußt wirklich nicht für mich bezahlen, wir verdienen ja beide ganz gut!“

„Aber es gehört sich doch so, daß man seine Dame nicht bezahlen läßt. „

„,Seine Dame`, das klingt sehr nach vergangenem Jahrhundert. Wir sind doch moderne Menschen. Und das ist doch wohl klar: Es bleibt zwischen uns bei diesem Faschingsspaß!“

„Ist doch klar! — Aber: Beim Du bleiben wir doch?“

„Ja, bei dem bleiben wir! Laß dich noch einmal abküssen!“

Wir machten Katzenwäsche, auch unten herum, am Waschbecken, halfen einander beim etwas komplizierten Anlegen unserer Faschings-Verkleidungen, klingelten die Kellnerin herbei, bezahlten jeder die Hälfte der Zeche plus ein reichliches Trinkgeld für ihr dezentes Verhalten und mischten uns wieder unters Volk.

Da die Musik gerade spielte, begannen wir sofort zu tanzen, und da der Diskjockey gerade eine Serie „klassischer“ Tänze aufgelegt hatte, tanzten wir Foxtrott und anschließend einen Wiener Walzer. Hartmut erwies sich als ein sehr guter Tänzer, und bei dem schnellen Walzer gaben nach und nach alle Paare außer uns auf, so daß wir schließlich als einziges Paar, von allen anderen bewundert und beklatscht, über das Parkett wirbelten. Aber noch während des Walzers kam der Araber herbeigesegelt, klatschte Hartmut mit einem höflichen „Ist es gestattet?“ ab und tanzte mit mir ebenso elegant weiter.

Wir waren inzwischen, schon unter Hartmuts Tanzführung, die Tränen gekommen, nicht weil ich so traurig war, sondern weil mich dieser gekonnte klassische Tanz an meine Tanzstunden mit Rolf erinnerten. Die Tränen waren natürlich nicht getrocknet, als mich der Araber übernahm, man sah es sogar unter der Maske, und er fragte mich mit lieber, freundlicher Stimme:

„Warum weinst du, Melanie. „

„Weil ich mich an meine Tanzstundenzeit und an einen damaligen Freund erinnere“, sagte ich ehrlich und wunderte mich erst jetzt — nicht über das faschingsübliche „Du“, aber über die „Melanie“.

„Du kennst mich?“, fragte ich.

„Ja, ich kenne dich“, antwortete der Araber.

„Und darf ich fragen, wer du bist?“

„Fragen darfst du gern, aber ich werde es dir nicht sagen — wenn du mich nicht erkennst. Aber hier ist das doch egal — nenn mich einfach Ibrahim. „

Ibrahim tanzte weiter sehr gekonnt, und als die Musik zum Abschluß dieser Serie und zum Verschnaufen noch einen langsamen Foxtrott spielte, sagte er zu mir, wie immer in freundlichem, sanftem Ton:

„Mit dem jungen Mann, mit dem du vorher getanzt hast, hab ich vorher an der Bar geredet — ein sehr sympathischer Zeitgenosse.

Du scheinst ihn zu kennen?“

„Ja, ich kenne ihn. „

„Laß mich raten: Sein Beruf ist was Literarisches. „

„Bibliothekar. „

„Dachte ich mir's doch! Wirklich sehr sympathisch — und ich meine das nicht ironisch, etwa weil er dich mir abgenommen hat. „

„Du hast dich ja jetzt revanchiert. „

„Na ja, man kann doch hier nicht von ,Revanche` sprechen.

„Eigentlich nicht. — Ich muß jetzt aber was trinken!“

Damit setzten wir uns an die Bar und tranken eine Cola.

„Welche Musik hast du denn am liebsten? Ich hab dich beobachtet; Rock ist es nicht. „

„Fürs Tanzen am liebsten Jazz; Dixieland oder Swing oder so was. „

Als ich dies gesagt hatte, entschuldigte sich Ibrahim, ging zum Diskjockey und tuschelte mit ihm.

Dann kam er lachend zurück und sagte:

„Warte nur ein bißchen! Gott sei Dank hat der Mensch auch Jazzplatten; das ist ja heute gar nicht mehr selbstverständlich — ich hab solche Musik auch sehr gern — komm, stärk dich mit deiner Cola für den nächsten Tanz — bitte mit mir!“

„Natürlich, Ibrahim, wo du mir doch die Jazzmusik organisiert hast!“

Wir nuckelten an unseren Strohhalmen und zogen über die Kostüme der Anwesenden her, die geschmackvollen und die kitschigen, aber Ibrahim erwies sich als gutmütig und sagte auch zu den unmöglichsten Creationen:

„Wenn das der Dame/dem Herrn gefällt — den Vogel schießt natürlich deine Freundin ab –„

„Woher weißt du, daß das meine Freundin ist?“

„Ich hab doch gesehen, wie ihr zusammen reingekommen seid, und ihr Freund ist auch ein guter Kerl, nur daß er hier immer an dieser aufgetakelten Blondine klebt.

„Die kennt er vom letzten Jahr. „

„Richtig, da waren die beiden auch schon immer zusammen — beim Tanzen. Aber der Bananenschurz von deiner Freundin, alle Achtung, und jetzt ist sie auch stilecht, wo sie das Oberteil weggelassen hat. Aber du als dickvermummte Bäuerin, das ist auch originell. „

„Was man von deinem Araberdress nicht unbedingt sagen kann. „

„Da hast du vollkommen recht, aber so was ist am einfachsten.

Und es kommt doch vor allem auf die Maskierung an — ist jedenfalls meine Meinung. „

„Willst du mir wirklich nicht sagen, wer du bist?“

„Du wirst dir wahrscheinlich das Gehirn zermartern und alle Hebel in Bewegung setzen, um das rauszukriegen, aber ich glaube nicht, daß dir das gelingt. „

Als die Musik mit einem herrlichen Benny-Goodman-Swing wieder einsetzte, sprang Ibrahim elastisch von seinem Barhocker, forderte mich mit einer formvollendeten Verbeugung zum Tanzen auf: „Darf ich um diesen Tanz bitten, meine Dame!“, führte mich auf die Tanzfläche, verbeugte sich nochmals und führte einen phantasievollen Jazztanz vor.

In den Pausen zwischen den vier oder fünf Tänzen, die zu dieser Serie gehörten, dankte ich Ibrahim mit Küssen für die schöne Musik, die er für mich bestellt hatte — zuerst nur hingehaucht auf die Wange, dann auch auf den Mund, mit Zungenberührung, und nach dem letzten Tanz umarmten wir uns und Ibrahim flüsterte mir ins Ohr:

„Darf ich dich zu einer Flasche Sekt einladen?“

„Einladen ja“, flüsterte ich zurück, „aber ob ich noch Sekt trinken möchte, weiß ich nicht, ich hab schon ziemlich viel getrunken.

„Es kann natürlich auch was anderes sein — wir werden dann ja sehen!“

Damit hakte er mich unter, führte mich aber nicht wie erwartet zur Bar, sodern zu der Tür, die zu dem bewußten Gang führte. Als Ibrahim mein Zögern spürte, sagte er mit sanfter, freundlicher Stimme:

„Auf den Barhockern sitzt es sich doch so unbequem, und man kann sich nicht ungestört unterhalten. Hab keine Angst, Melanie, ich tu dir nichts Böses.

Bei seiner netten freundlichen Art konnte man in dieser Situation gar nichts anderes, als sich in eines der Séparées abschleppen zu lassen. Das Zimmer, in das mich Ibrahim führte, war im gleichen Stil eingerichtet wie meine Liebeslaube mit Hartmut, nur war Ibrahim offenbar solches gewohnt, denn er steuerte gleich auf die Klingel zu und rief die Bedienung herbei.

Welcher Schreck durchfuhr mich, als bald darauf dieselbe Kellnerin erschien wie vorher! Bei der Schummerbeleuchtung und unter der Maske konnte man hoffentlich nicht sehen, wie puterrot ich wurde, als ich auf solche Weise bei meinem unmoralischen Tun erwischt wurde.

Aber die Kellnerin ließ sich überhaupt nichts anmerken, sondern nahm nur höflich und korrekt unsere Bestellung entgegen; wir hatten uns zu je einem Viertele Ihringer Winterberg und Salzstangen entschieden.

Als die Kellnerin verschwunden war, schloß Ibrahim resolut hinter ihr ab und setzte sich auch nicht zuerst wenigstens pro forma auf einen der Stühle, sondern gleich neben mich aufs Sofa, rückte an mich heran, umarmte mich freundlich, aber besitzergreifend, und setzte den Kuß von der Tanzfläche fort.

Bald begann er auch, meine Brust durch die Bluse zu streicheln und mir an die Beine zu gehen, zunächst nur durch meine drei Röcke, dann auch sich vom Schienbein unter meinen Röcken zum Knie vortastend.

„Waaaas maaaachst du da?“, fragte ich in gespielt ängtlichem Ton, „i-hi-hich bin doch nur eine arme einfache Frau vom Lande, hier sind doch viel jüngere und schönere!“

„Aber ich will dich fressen, dich heute ganz fressen mit Haut und Haaren — wenn du dich fressen läßt.

„Wie soll ich armes schwaches Weib mich denn gegen einen solchen Herrn aus dem Morgenlande wehren?“

„Du könntest schon! Die Herren aus dem Morgenlande sind keine Unmenschen, die armen Mädchen vom Lande Gewalt antun. „

Als ich während dieses letzten Wortgeplänkels keine Anstalten machte, mich seinen Umarmungen zu entziehen, setzte Ibrahim seine Forschungen munter fort. Auch ich fühlte an seinem langen weißen Gewand herum und merkte, daß er darunter nur einen Slip anhatte, und dieser schon gewaltig ausgebeult.

Ich nahm meinen üblichen burschikoen Ton wieder an uns sagte zu Ibrahim:

„Deshalb also geht ihr Kerle gern als Araber oder in langen Kaftanen, damit man euren rausstehenden Zinken nicht bemerkt. „

„Das siehst du falsch, mein armes Mädchen vom Lande, so was ziehen wir gern an, weil es sich leicht nähen läßt. Den ,rausstehenden Zinken` kann auch dieses Gewand nicht verbergen. „

Damit stand er kurz auf, streifte seinen Slip ab, versteckte ihn unter einem Kissen des Sofas und setzte sich wieder neben mich; in den paar Sekunden, während er stand, konnte man sehen, wie recht er mit seiner Einschätzung hatte.

„Haben Araber immer so ein Riesenorgan?“, fragte ich ihn; die meisten Männer haben es ja gern, wenn sie auf ihre Zinken angesprochen werden, auch von armen Mädchen vom Lande.

„Araber — weiß ich nicht, Neger sollen solche Dinger haben, sagt man jedenfalls. „

„Und was willst du machen, wenn gleich die Kellnerin mit den Sachen kommt?“

„Die soll gefälligst woanders hinsehen, außerdem ist sie sicher einiges gewohnt — wollen wir sie zu einem Dreier bitten, knackig ist sie schon — ach nein, lassen wir das — oder du machst ihr die Tür auf, du bist ja noch angezogen.

„Aber wie lange noch?“

„Erstmal jedenfalls bist du es noch. „

Und erstmal setzte er seine Forschungen von meinen Knien weiter fort. Als er an dem harten Zwickel angekommen war, fragte er:

„Was ist denn das?“

„Mein Keuschheitsgürtel. So was braucht ein armes schwaches unschuldiges Mädchen vom Lande. „

„Natürlich — sicher — ganz klar!“

Damit hatte er schon herausgefunden, daß der „Keuschheitsgürtel“ nur ein Latexhöschen war und wollte es mir abstreifen.

Ich aber war bei meinen eigenen Forschungen unter Ibrahims Gewand inzwischen an seinen hageren knochigen, dick behaarten Beinen entlang an seinem Säckchen und tropfenden Zinken angelangt und mußte ihn fragen:

„Soll ich nicht schnell ein Handtuch holen, du machst doch Flecken in dein Gewand. „

„Die trocknen schnell, und bei der schummerigen Beleuchtung im Saal ist das auch egal, es ist hier ja sowieso bald Schluß. Aber woher weißt du armes, schwaches Mädchen vom Lande, daß es hier Handtücher gibt? Du warst schon einmal hier — mit diesem sympathischen jungen Mann, gib es zu! Hat er dich geschwächt?“

„Wie könnte ich das meinem hohen Herrn verschweigen? Wird er mich jetzt rausschmeißen? Aber ich darf ihn an seine eigenen Wörter erinnern: ,Es ist Fasching!`“

Ich sprang dennoch auf, entledigte mich meine Höschens, Ibrahim versteckte es neben seinem Slip, ich suchte die Ecke mit dem Waschbecken, nahm ein Handtuch und wollte es unter Ibrahims Gewand erst einmal um seinen Schwanz wickeln, aber er nahm es mir aus der Hand und legte es für alle späteren Fälle zwischen uns auf das Sofa.

In diesem Moment klopfte die Kellnerin, und der höfliche Ibrahim ließ nicht mich zur Tür gehen, sondern öffnete ihr selbst, obwohl man deutlich sah, was eine Dame und auch eine Kellnerin beim Fasching nicht unbedingt sehen sollte. Die Kellnerin sah auf Ibrahim und auf das Handtuch auf dem Sofa — huschte vielleicht der Hauch eine Lächelns über ihr Gesicht? — und stellte die mit knappen Bewegungen Gläser und das Knabberzeug auf den Tisch.

Mit den Worten: „Klingeln Sie nach mir, wenn Sie noch was brauchen!“ verschwand sie so schnell wie möglich, und Ibrahim schloß hinter ihr ab.

Dann setzte er sich Ibrahim wieder dicht neben mich, gab mir mein Glas, nahm seines und sagte:

„Ein Prosit auf unsere Freundschaft — Faschingsfreundschaft!“

„Prost, Ibrahim, aber –„

„Es ist Fasching, Melanie!“

Dies war erst einmal sein letztes Wort, das Weitere spielte sich nonverbal und pantomimisch ab.

Als erstes gab mir Ibrahim unzweideutig zu verstehen, daß ich immer noch ans-tändig bleiben konnte, wenn ich es wollte. Ich antwortete mit der Andeutung eines Kusses. Wir hatten ja immer noch unsere Gesichtsmasken, und so küßte sich Maske auf Maske.

Und was machte er dann? Nicht etwa, daß er sich ausgezogen oder mir beim Ausziehen geholfen hätte, nein, er schlug nur sein Gewand hoch, daß ich seine knochigen Beine und seinen langen dünnen Schwanz zu Gesicht bekam, er ließ mich aufstehen, schlug auch meine drei Röcke hoch, legte mich mit dem Rücken aufs Sofa, stieg auf mich und begann mich zu ficken.

Als er mit seinem langen Stab hinten anstieß und ich vor Schmerz zusammenzuckte, gab er mir einen entschuldigenden Kuß und machte vorsichtiger weiter. Es dauerte nicht lange, bis er abspritzte, dann wartete er nicht lange, zog seinen abschwellenden Stab heraus und tupfte mit dem Handtuch das ausfließende Weiße ab. Da ich aber noch nicht fertig war, nahm ich seine Hand und führte sie in meine Muschi, was Ibrahim sofort begriff und mich mit einer guten Mischung von sanftem und energischem Knuddeln an Schamlippen und Kitzler zu einem Höhepunkt führte.

Als wir uns, hingegossen lagernd, etwas beruhigt hatten, brach ich das Schweigen und fragte:

„Was war denn das für eine Nummer, Ibrahim?“

„Das ist, wie ein armes schwaches Mädchen vom Lande zu nehmen ist. Kennst du nicht Erich Kästners Griechenlandbuch „Ölberge, Weinberge“?“

„Was soll das mit deinem bekleideten Beischlaf hier zu tun haben? Ich hab das Buch vor endlosen Zeiten mal gelesen.

„Da kommt doch die Stelle vor — erinnerst du dich nicht? — wie der griechische Bauer seine Kinder macht — und der arabische Bauer sicher genauso: Wenn es ihn in der Hitze auf dem Feld überkommt, geht er heim, legt sich mit seiner Frau ins Bett, sie ziehen sich nur soweit aus wie unbedingt nötig, und machen ein Kind. Dann trinkt der Bauer noch einen Schluck Wasser und geht wieder an die Feldarbeit.

— Trinken wir doch auch einen Schluck!“

Das taten wir, und ich fragte:

„Dann hast du hier mit mir deine Nummer als arabischer Bauer mit seinem Weib durchgezogen?“

„Ja, und du hast mich genau dazu angeregt, wie du dich immer als ,arme, schwache Frau vom Lande` bezeichnet hast. „

„,Mädchen`, nicht Frau!“

„Na ja, wer will es beim Fasching so genau nehmen?“ Und nach einer kleinen Pause fügte er hinzu: „Hast du nicht auch Hunger bekommen dabei?“

„Doch, schon! Ich würde gern was Süßes essen — ob die jetzt noch Kuchen haben?“

„Wir können ja mal fragen“, sagte Ibrahim und betätigte die Klingel.

Bevor die Kellnerin kam, versteckte er das Handtuch in der Waschecke, holte aber nicht unsere Höschen hervor.

Händchenhaltend und uns unter der Maske anlächelnd harrten wir der Kellnerin. Ich zeigte auf das Höschen-Versteck und fragte Ibrahim:

„Hast du eigentlich noch was vor?“

„Darf ich dir einen unsittlichen Antrag machen?“

„Ich kann's mir schon denken. Schieß los!“

„Ich würde dich gern noch einmal auf europäisch lieben.

„Was heißt ,europäisch`? Machen das die Europäer anders als die Araber?“

„Jedenfalls anders als die Bauern: nämlich nackt. „

„Aha, du Wüstling! Dann mußt aber doch mal deine Maske abnehmen!“

„Die Masken behalten wir an!“

„Das ist unfair: Du weißt, wer ich bin, ich aber nicht, wer du bist. „

„Lassen wir es dabei!“

„Dann stelle ich eine Bedingung: Wenn du beim du weißt schon auch mich befriedigst, kannst du anonym bleiben, wenn du wieder nachhelfen mußt, dann nimmst du die Maske ab und sagst, wer du bist.

Ibrahim dachte einige Sekunden nach und sagte dann:

„Einverstanden, Melanie!“

Daraufhin nahm sich Ibrahim vorsichtig seinen arabischen Kopfschmuck ab, aber als er sich auch gleich sein Nachthemd über den Kopf ziehen wollte, konnte ich ihn gerade noch bremsen, denn die Kellnerin kam, nahm die Weingläser weg und sagte lächelnd auf meine Frage:

„Natürlich haben wir auch Kuchen; was darf's denn sein: Apfelstrudel, Schwarzwälder Kirsch, Kopenhagener, …“

„Ein Stück Apfelstrudel, ein Stück Schwarzwälder Kirsch und einen Kopenhagener — und ein Kännchen Kaffee“, bestellte ich.

„Sehr wohl die Dame, und der Herr?“

„Bitte nur einen Kopenhagener — die Figur — und eine Tasse Kaffe, bitte. „

„Sehr wohl, bis gleich!“

„,Figur` ist gut bei dir“, kommentierte ich Ibrahims sparsame Bestellung.

„Und du mußt ja einen wahren Heißhunger haben“, antwortete er.

„Du weißt doch: Das ist typisch für die Schwangerschaft!“

„Und wovon willst du schwanger sein?“

„Mein liebes Bübchen, soll ich dich aufklären: Was wir eben gemacht haben –„

„Ich nehme doch an, du hast vorgesorgt, auch als ,armes schwaches Mädchen vom Lande`.

„Woher willst du das wissen?“

„Das nehm ich einfach mal so an. Aber eigentlich wünscht sich ja jede Frau — und vor allem jedes ,arme, schwache Mädchen` vom Lande ein Kind –„

„– Macho! –„

„Und wenn es eines geworden sein sollte, werde ich mich der Verantwortung nicht entziehen, das kann ich dir versprechen. „

„Du bist wirklich edel, echt! — Aber mit dem Ausziehen warte bitte, bis wir den Besuch der Kellnerin hinter uns haben.

Das war bald der Fall, sie bediente uns wieder so, daß es den Anschein hatte, sie beachte gar nicht das Ambiente, und als sie gegangen und die Tür wieder abgeschlossen war, trat Ibrahim an mich heran, vollführte einen Maskenkuß, zog mir die Bluse aus und drehte mich halb herum, um meinen BH aufzuhaken. Erst dann zog er sich sein Gewand aus und zeigte mir seine eigentlich viel zu magere Gestalt, die von den Beinen über die Scham bis auf die Brust dicht schwarzwollig behaart war.

Dann zogen wir in gemeinsamer Anstrengung meine drei Röcke aus und umarmten uns nackend.

„Aber erstmal will ich was essen!“, sagte ich und setzte mich aufs Sofa. Während ich damit begann, meinen Kopenhagener aufzuknabbern, holte Ibrahim, der schon wieder ziemlich da war und den Teppich betropfte, zwei Handtücher und legte sie uns unter. Dann, zu sonst untätigem Warten gezwungen, aß auch er seinen Kopenhagener.

Als wir dieses Stück Kuchen aufgefuttert hatten, breitete Ibrahim seine Arme aus und sagte:

„Komm, meine Geliebte!“

„,Geliebte`, so weit sind wir noch lange nicht!“

„Aber es ist doch Fasching?!“

„Es ist ,nur` Fasching, mein Herr!“

Damit warf ich mich aber doch in seine Arme, sagte noch: „Die Abmachung gilt!“, und er begann ein gekonntes Vorspiel, wobei er besonders meine Muschi in alle Ecken hinein leckte, damit ich nur ja einen Orgasmus bekäme.

Als er es nicht mehr aushielt, bestieg er mich wieder, bearbeitete mich aber ganz zart und langsam. Wir wechselten mehrmals die Stellung, das heißt, wie kugelten uns, so daß ich schließlich auf ihm lag, wie ich es mit Karl gelernt hatte, und ich spürte, wie er seinen Höhepunkt herauszögerte — er mußte große Erfahrung in solchen Dingen haben, die der Mannswelt in allen Aufklärungsbüchern eingeschärft werden — aber auch ich hatte so meine Erfahrungen und zögerte meinen Höhepunkt, den ich unter Ibrahims fachmännischen Ficken immer unmittelbar bevorstehend fühlte, hinaus, indem ich zum Beispiel an ein pfingstliches Bad in der erst siebzehn Grad warmen oder kalten Nordsee dachte, aber schließlich, als Ibrahim mit seinem Stab in meiner Scheide nicht stieß, sondern kreiste — nicht ganz ohne helfende Bewegungen meinerseits, um ganz ehrlich zu sein –, da konnte ich mich nicht mehr zurückhalten und kam mit einem unterdrückten Lustschrei.

Ibrahim setzte sein Kreisen noch eine ganze Zeit lang fort, so daß ich fast noch einen weiteren Orgasmus gehabt hätte, und entlud sich schließlich in einem entspannten Höhepunkt — so was gibt es — ohne eigentlichen Hauptstoß, sondern nur durch ich weiß nicht wie oftmaliges Pumpen, wobei ich jedesmal seine Eichel an- und abschwellen fühlte und dann bei den letzten Zuckungen seine Gliedes wirklich noch einmal kam. So hatte Ibrahim mir ein wunderbares Liebes- — na, seien wir ehrlich: Sex- — Erlebnis verschafft, hatte aber auch unsere Wette sogar doppelt gewonnen.

Er ließ sich diesen Triumph aber nicht anmerken, und da Küssen wegen unserer Masken nicht so praktisch war, streichelte er mich sanft, jetzt ohne weitere unsittliche Berührungen, und sagte nur:

„Danke, Melanie, für diese wunderbare Nacht!“

„Namenloser Mädchenschänder!“

„Aber ich hab dir doch wirklich nichts Böses getan. „

„Na ja, wenn das die Liebe ist, dann muß ich auch als ,armes, schwaches, unschuldiges`–„

„Daß ich nicht lache!“

„Unterbrich mich nicht! — ,unschuldiges Mädchen vom Lande` sagen: Dann läßt sie sich aushalten.

— So, wir sollten uns anziehen und wieder in den Saal gehen. „

„Aber erstmal mußt du deinen Kuchen aufessen und deinen Kaffee austrinken. „

„Hilfst du mir dabei?“

„Ja! Teilen wir die Stücke!“

Und so aßen wir noch nackt jeder ein halbes Stück Apfelstrudel und Schwarzwälder Kirsch, und ich betrachtete den hageren Ibrahim und fragte mich, ob ich ihn kenne, kam aber zu keinem Ergebnis.

Dies beunruhigte mich noch nicht sehr, denn ich war sicher, Trudi oder Bernd als erfahrene Faschingshasen würden wissen, wer sich hinter diesem sympathischen Mann verbirgt.

Als wir fertig gegessen hatten, wollte Ibrahim schon die Kellnerin herbeiklingeln, aber ich drang doch darauf, uns erst einmal notdürftig zu waschen und uns wieder anzuziehen. Ibrahim bezahlte für uns beide, und wir traten auf den Gang hinaus. Gerade in dem Moment kam aus einer anderen Séparée-Tür eine Vierergruppe heraus: Trudi, Bernd, Bernds Blondine und ein mir nicht vorgestellter mittelalter Schronsteinfeger.

„Dann hätten wir ja auch eine Sechserorgie feiern können“, lachte Ibrahim.

„Ihr wart ja nicht da“, sagte Trudi. „Vielleicht nächstes Jahr! — Wir sollten allmählich nach Hause gehen, wie spät ist es eigentlich?“

„Halb fünf“, sagte Bernd, „eigentlich sollte um vier Uhr morgens Schluß sein. „

„Ich glaub, wir gehen jetzt wirklich“, meinte Trudi, „Bernd, bestellst du uns ein Taxi — fährt dein Freund noch, der macht dann keine dreckigen Bemerkungen wegen meinem Aufzug.

Melanie, du kommst doch mit uns?!“

„Na klar doch. „

Bernd sagte uns, sein Freund fahre noch, sei aber in Harburg, und es würde noch etwas dauern.

„Dann setzen wir uns noch an die Bar und trinken noch was“, meinte Trudi, „Ibrahim, du setzt dich doch noch zu uns?“

„Ihr kennt euch?“, fragte ich.

„Ja, ich hatte heute abend schon das Vergnügen, mit Ibrahim zu tanzen.

Er ist ein guter Tänzer — in jeder Beziehung“, fügte sie anzüglich hinzu.

Die HeldInnen waren müde, viel wurde an der Bar nicht mehr gesprochen, es kam das Taxi, und wir fuhren heim. Ich zog meinen Bäuerinnendress aus, nahm die Maske ab, war zu faul, um ein Pyjama anzuziehen, legte mich zu Bett und schlief bis halb zwölf Uhr mittags.

Ich hatte bei dem Fest nicht zuviel getrunken, ich hatte einen klaren Kopf und keinen Kater.

Allmählich fiel mir ein, was ich am Vortag und in der Vornacht erlebt hatte. Eine Doppelnummer mit Hartmut — gut, und ich würde ihn weiter auch in der Bibliothek duzen — aber dann die Doppelnummer mit Ibrahim — wer konnte dies nur gewesen sein? Dabei spürte ich untenherum noch etwas Feuchtes und wischte mir die letzten Tropfen seines — oder waren es noch Hartmuts — wie war ich doch unmoralisch! — Liebessaftes weg, und beim Nachdenken über Ibrahims Identität schlief ich wieder ein.

Als ich endgültig aufwachte, war es Kaffezeit und der richtige Moment, meiner Mutter den gewohnten Sonntagnachmittagsbesuch abzustatten.

Ich war wortkarg und mußte immer an Ibrahim denken. Als meine Mutter fragte, an was ich dächte, sagte ich die halbe Wahrheit, ich hätte auf dem Faschingsfest mit einem sympathischen Mann getanzt uns wisse nicht, wer das gewesen sei.

„Es ist ja auch nicht so wichtig, mit wem du da bei dem Schwof getanzt hast.

Damit war für meine Mutter die Sache erledigt.

Aber ich versuchte, alle meine männlichen Bekannten Revue passieren zu lassen. Sicher war es keiner meiner „richtigen“ Liebhaber, auch keiner der Partner meiner gelegentlichen Kurzbeziehungen. Diese hagere, über und über behaarte Gestalt, diese knochigen Knie, an denen man jeden der Knochen studieren konnte, auch der lange dünne Schwanz, der auch im schlaffen Zustand überdurchschnittlich lang war — ich hätte mich bestimmt an einen solchen Intimpartner erinnert.

Auch in der Sauna: Dort hatte ich trotz der vielen Stammkunden ja auch manchen anderen Herrn über mich gelassen, aber an so einen Typ hätte ich mich bestimmt erinnert. Und die Kunden, die dort eine andere Frau gewählt hatten, aber mich natürlich im Aufenthalsraum auch kennengelernt hatten, auch meinen Namen, den ich ja auch dort benutzt hatte? Schließlich saß man bei uns in der Sauna zunächst mal mit einem Bademantel bekleidet.

Aber die meisten dieser Herren hatte ich wohl auch unter der Dusche oder beim Umkleiden unbekleidet gesehen, und an einen Ibrahim-Typ konnte ich mich beim besten Willen nicht erinnern.

Olaf? Er hatte ja auch einen langen dünnen — daß mir das immer noch vor Augen stand, als wäre es gestern gewesen, und dabei dauerte meine Entjungferung doch keine Minute! — so was bleibt einem Manne doch sein ganzes Leben. Und sehr schmal war Olaf damals auch! Aber er war mit mir gleichaltrig, und Ibrahim schätzte ich um einiges jünger ein als ich es mit meinen einundvierzig war.

Aber was soll das Grübeln, sicher würde Trudi wissen, wer Ibrahim war. Vielleicht hatte er es ihr auch gesagt, als sie miteinander tanzten und danach an der Bar saßen.

Ich rief am Abend noch Trudi an, und wir verabredeten uns am folgenden Nachmittag bei ihr.

Ich konnte diesen Besuch kaum erwarten, und kaum hatte ich bei ihr den ersten Schluck Kaffee getrunken, da konnte ich meine Frage nicht mehr zurückhaltem:

„Sag mal, Trudi, weißt du, wer Ibrahim ist?“

„Nein, keine Ahnung, der Ball war ja öffentlich, jeder konnte eine Eintrittskarte kaufen; Vielleicht weiß es Bernd, der muß gleich kommen.

„Aber Ibrahim war doch angeblich auch letztes Mal schon beim Fasching. „

„Ja, das war er; damals ging er als Neger mit Ringelpullover und Jeans, hatte eine schwarze Maske und nannte sich Joe. Aber auch da hat er sich nicht näher vorgestellt. „

„Hast du wirklich keine Ahnung? Vielleicht kennst du die Stimme von irgendwoher?“

„Nein, wirklich nicht!“

„Ach, was ich noch vergaß zu sagen: Er kannte meinen Namen, er nannte mich von Anfang an ,Melanie`, das kann er nicht von dir oder Bernd haben, wir haben doch gar nicht miteinander geredet, und auch nicht von Hartmut –„

„Wer ist Hartmut?“

„Hartmut Burmester von der Öffentlichen Bücherhalle bei mir.

Wir haben uns an der Stimme erkannt. „

„Und dann auch biblisch erkannt?“

„Schweinchen! Aber nun mal ernsthaft: Wer kann das gewesen sein, dieser Ibrahim?“

„Warum beschäftigt dich das so? Ist da was passiert, hast du Angst, es kommt was Kleines?“

„Das glaub ich nicht, da bin ich mir sogar sehr sicher, aber bisher wußte ich immer, wer bei mir aus- und eingegangen ist.

„Ja, das möchte man als Frau natürlich wissen. Laß mich nachdenken: Hast du an die Schule gedacht: Rolf?“

„Ausgeschlossen!“

„Olaf?“

„Der hatte doch etwa mein Alter, aber Ibrahim ist doch erst Anfang dreißig. „

„Da hast du recht! Oder andere Typen aus deiner Schule?

„Nein, das ist doch dasselbe. Ibrahim könnte doch erst auf die Schule gekommen sein, als ich schon Abitur machte.

„Bernds Bruder Mike?“

„Der hat eine ganz andere Stimme, der knarrt doch so, Ibrahim hat doch eine ganz sanfte Stimme, das hast du doch auch erlebt. „

„Also, ich weiß wirklich nicht! — Ach so: Kollegen von dir?“

„Die hab ich doch auch alle schon Revue passieren lassen; von denen war es keiner. „

„Oder von Dieter?“

„Ach so!“

„Ja, ,ach so`! Vielleicht einer, der dich von euren Betriebsausflügen kennt?“

„Daran hab ich noch nicht gedacht — so sieben– acht Jahre jünger als ich — nein, so ein langer schmaler Kerl war nicht dabei.

Und da mir auch Bernd trotz tagelangem Nachdenken nicht helfen konnte, bleibt bis heute dieser Makel auf meinem Leben: mich — sogar zweimal! — einem Unbekannten hingegeben zu haben.

„Du immer mit deinem ,Hingeben`“, meinte Trudi, „du hast zweimal mit einem Faschings-Casanova gebumst, laß es dabei bewenden!“

Wie recht sie eigentlich hatte!.

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