Du…

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***

Die Stille zwischen uns dehnt sich.

Eine unangenehme Stille, schneidend, kalt, verwirrend.

Alles kommt mir plötzlich so falsch vor. All die Monate, die ich an ihn verschwendet habe.

Stille.

Kein Wort.

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Kein Geräusch.

Nicht mal der Kühlschrank brummt.

Damit hat alles angefangen.

Ich sitze am Küchentisch, zupfe an meiner Nagelhaut und betrachte meine Fingernägel, nur um ihn nicht anzusehen. Ich sollte mich mal wieder meiner Maniküre widmen.

Stille, keine Ruhe. Nur Stille, in der schon zu viel gesagt wurde. Dinge, die man niemals zurücknehmen kann. Dinge, die mich verletzen.

Knarrend schiebt er den Stuhl zurück. Er reibt über den Holzfußboden.

Die Dielen in meiner Wohnung kosten mich monatlich 40 Euro mehr.

Sie sind es wert.

Kalte Stille.

Er steht auf, zieht seinen Pullover am Saum nach unten, zurecht. Greift sich dahin, wo normalerweise sein Schlips hängt, greift in die Luft, zieht seinen Kragen an die richtige Stelle.

Mir ist so kalt.

Ich sehe seine Bewegungen im Augenwinkel, schaue nicht auf. Fingernägel. Nagelhaut.

Perverse hat er mich genannt.

Krank.

So still.

„Ich muss hier raus. „, zerreißt er sie Stille.

Ich wünsche mir die Stille zurück.

„Du widerst mich an. “ Damit nimmt er seine Jacke vom Stuhl und legt sie sich über den Ellbogen. Er bleibt noch einen Augeblick einfach so stehen, sieht mich an.

Ich sehe nicht auf, genieße die eisige Stille, betrachte meine Hände.

Dann dreht er sich um, geht zur Tür, geht aus meinem Leben.

Ich weiß nicht, was ich fühlen soll.

Irgendwas, nur nicht diese Kälte.

Ich hab ihn auf einer Feier kennen gelernt. Er hat mir gesagt, dass ich hübsch aussehe, ich hätte so tolle grüne Augen. Später hat er mir weiß gemacht, dass andere Männer für den Anblick meiner Brüste morden würden.

Perverse.

Still.

So kalt.

Ich ziehe den Saum meiner Ärmel um meine Hände und puste heißen Atem in meine gewölbten Handflächen. Meine Hände sind warm, sie schwitzen. Die Kälte kommt von Innen. Ich ziehe die Schultern hoch, um mich vor der Kälte zu schützen die von Innen meine Zellen vereist. Es beginnt in meinem Bauch, in meinem Magen.

Perverse.

Gestern noch haben wir zusammen gekocht. Ich habe gekocht. Er hat mir fachmännisch über die Schulter gesehen, wie er es nennt. Als er eine Flasche Prossecco aus meinem Kühlschrank holen wollte, hat er meine Gefrierfachkappe abgebrochen. Ich weiß nicht wie. Die Flasche stand im Fach in der Tür. Er sagte gerne: „Ich und Technik“ und zwinkerte mich an.

Als wir mit Essen fertig waren, sah ich die Bescherung.

Die Kühlung hatte die Tür vereist, meine Butter eingefroren. Ich musste ihn abschalten. Er hat behauptet, dass sei immer schon so gewesen. Er mag nicht immer, wenn ich ihn necke, oder mich über ihn lustig mache. Meistens kann er aber über sich selbst lachen. „Ich kenne keinen Menschen, der sich weniger ernst nimmt, als du…“, sagte er mir immer, wenn er mich wegen irgendwas aufzog und ich mitlachte. Am liebsten, wenn ich mal wieder als Einzige den Witz nicht verstehe.

Er selbst regiert dann manchmal beleidigt, macht mich dafür verantwortlich, wenn er mal langsamer ist. Am nächsten Tag macht er dafür den Abwasch und kauft mir Blumen. Versteckte Entschuldigungen. Ich verstehe das.

Die Stille fängt an laut zu werden. Sie kreischt mich an. Ich kämpfe mich auf, um mich in mein Bett zu legen, wo ich schlafen kann. Ich bin plötzlich so unsäglich erschöpft. Auch innerlich.

Mit meiner Jeans und meinem Pullover gleite ich zwischen die sommerlichkühlen Laken und fröstele bis in meine Seele hinein.

Ich habe ihn so geliebt. Liebe ihn.

Mein letzter Blick fällt auf meinen Wecker. Halb Elf vormittags. Ich schlafe ein.

***

Als ich erwache, fühle ich mich verkatert.

Alles stürmt auf mich ein, seine Worte, seine Gesten, seine Mimik. Alles auf einmal.

Ich bin nicht in der Lage es zu sortieren.

Es zu verstehen. Wortfetzen. Gemeinheiten. Schmerzen. Überall und nirgends.

Er hatte sich in meine Wohnung geschlichen, als ich an der Uni war, um bei mir im Internet nach einer neuen Kühlschrankklappe zu suchen. Dabei stieß er bei meinen Dateien auf einige meiner Geschichten. Kurzgeschichten, die ich im Internet, mal erfolgreich, mal nicht erfolgreich veröffentliche. Einige sind gefühlvoller, andere eher erotisch, manche verdorben. Danach ist er im Internet auf die Suche gegangen und ist unter einem Forum fündig geworden.

Mein Passwort ist gespeichert. Er las meine Geschichten, las die Kommentare, die Bewertungen. Danach setzte er sich in die Küche, um dort auf mich zu warten.

So fand ich ihn. Er sah mich an, als widere meine Anwesenheit ihn bereits an. Dann sagte er: „Du nennst dich also Magnolia, wenn du mal ekelhaft sein willst?“

Ich starrte ihn an, während er erklärte, wie er meine geschmacklosen Geschichten gefunden hat, was er dabei empfunden hat, als er las, dass ich auf Inzest stehe.

Realität und Fiktion. Er begreift den Unterschied nicht. Er versteht nicht, dass ich manchmal einfach Dinge schreibe, die nichts mit mir zu tun haben. Nur mit meiner Fantasie, nur mit meinem Kopf, mit meinen Empfindungen… schon mit mir. Aber ich habe keine Geschwister, habe niemanden, an den ich …konkret denke. Es ist eher ein Gefühl. Ein Gefühl für einen Menschen, den ich erschaffe. Keine Person. Kein Verwandter. Eine Figur.

Er nannte mich Perverse.

Ekelerregende, geschmacklose, widerliche, ekelhafte, kranke Perverse.

Vielleicht bin ich das, denke ich und ziehe meine Decke fester um mich. Sonnenschein strahlt in mein Zimmer. Mir ist so kalt.

Eine Frau sollte nicht öfter Sex wollen, als der Mann. Das ist unnatürlich. Jeder kennt den Migränewitz. Warum ist das nur bei mir nicht so?

Aber ich brauche Sex.

Es geht nicht darum, dass ich jedes Mal einen Orgasmus bekomme, es geht eher um das Gefühl, wenn er tief in mir ist, wie es nur ein Mann kann.

Es ist ein gutes Gefühl so ausgefüllt zu sein, so nah an meinem Partner, um meinen Partner, meine Liebe. Ich fühle mich dann frei und geborgen. Geborgener, als bei jeder Umarmung, denn die schenkt einem auch ein Freund. Vielleicht hatte ich deshalb in meinem Leben nur einen One-Night-Stand. Es hat mir kein gutes Gefühl gegeben, obwohl ich einen Orgasmus hatte.

Ich sehe die Strahlen der Sonne, die sich fächerartig auf meinem Laken ergießen und finde das Bild grotesk.

Die Sonne sollte nicht strahlen, wenn ich solche Schmerzen habe. Körperliche Qual, seelische.

Ich kann nicht weinen, obwohl der Schmerz meine Brust, meine Lunge, meine Speiseröhre, meinen Magen, meine Glider, meine Haarwurzeln, meinen Kopf, meine Haut, alles an mir, in mir, um mich wie eine schneidende Klinge auftrennt.

Ich liebe ihn so. So sehr.

Seine ganzen Ticks, seine Macken, seine Spießeranzüge mit den Schlips, die er immer trägt, wenn er zur Uni geht, seine Witze, sein Lächeln, seine Angeberei, seine Machotour, sein männliches Gehabe vor seinen Freunden, seinen stockenden Atem, wenn er einen „dämlichen Liebesfilm“ sieht.

Ich liebe es, wenn er mir morgens im Bad, während er sich rasiert, unter schweren Augenlidern einen glühenden Blick zuwirft und danach auf meinen Arsch haut, nur um zu wissen, dass dieses Klatschen ihm gehört.

Ich liebe den Rasierschaumfleck an seinem Ohrläppchen, den er fast jeden Tag übersieht.

Ich liebe es, dass er oft das Bad putzt, weil er im Sitzen pinkeln einfach weibisch findet.

Ich liebe es, dass er darauf besteht, dass meine Oberteile meine Nieren bedecken, sonst lässt er mich nicht aus dem Haus.

Ich liebe es, wenn er mit mir „Scrubs“ im Fernsehen sieht und dabei ständig „die Krankheit gibt's gar nicht“ in mein Ohr flüstert, nur um zu beweisen, dass er in seinem dritten Semester schon ein echt genialer Arzt ist.

Ich liebe es, dass er im Schlaf meine Brüste sucht und seufzend in tiefen Schlummer fällt, wenn er sie gefunden hat.

Ja, ich liebe ihn. Er ist mein Mr. Right.

Ich wusste es schon bei unserer ersten Begegnung. Auf der Feier, als er wohl den dämlichsten Anmachspruch der Welt gerissen hat, hab ich mich in ihn verliebt.

***

Dreizehn Monate zuvor…

„Ich will wieder gehen. „, quengle ich und zupfe an der Hose meiner Freundin.

Sie geht einen Schritt zur Seite und zupft ihre Jeans wieder zurecht.

„Nur noch kurz, bitte, mein Gott, das sind alles angehende Ärzte. Einer davon vielleicht der Vater meiner ungeborenen Kinder. Die haben später massenhaft Geld, um mich arbeitslose Sau zu versorgen. „

Ich lache herzlich. Egal, wie sehr Emily es versucht, sie ist einfach nicht berechnend. Sie glaubt noch mehr an die große Liebe, als ich. Dennoch spielt sie gerne die kalte, gemeine, männermordende Schlampe. In Wahrheit ist sie ein Engel. Und ein intelligenter noch dazu.

Sie ist um einiges jünger als ich, hat das Abitur schon mit sechzehn bestanden und wie ich im ersten Semester. Medienwissenschaften. Eine brotlose Kunst.

Sie studiert es, glaub ich, weil alles andere sie unterfordern würde. Ich, weil ich einfach gerne Fernsehen schaue. Alte Filme, neue Filme, Serien, Prosiebenproduktionen, völlig egal. Ich sehe alles.

Ich ziehe meinen Pulloverärmel über mein Handgelenk, um auf meine Armbanduhr zu sehen.

Vor drei Jahren bei einem Familienurlaub in der Türkei gekauft. Man kann vieles sagen, aber diese Uhr ist die beste, die ich jemals hatte. „Wie lange denn noch?“

Sie zieht eine Schnute und sieht mich bittend an. „Ein Stündchen?“

„Ein halbes. „, sage ich gnädig und ziehe meinen Pullover wieder zurecht. Ich hab mich nicht aufgebrezelt wie sie, trage einfach meine Unisachen, denn eigentlich hatte ich heute Zuhause bleiben wollen, bis Emily in meine Wohnung stürmte und „Party!“ kreischte.

In der Hand eine Flasche Prossecco.

Und nun war ich hier, auf einer Medizinparty. Ich, als Ahnungslose zwischen Intelligenzbestien und Verrückten.

Ein Zahnmedizinstudent hat mich besonders verwirrt. Er hat die ganze Zeit mit meinem Mund geredet. Mit meinem Mund. Starrte dahin, als können meine Zähne ihm sagen, ob ich noch vorhätte mit ihm ins Bett zu gehen. Ob ich die Richtige von ihm wäre. Ob ich den Sinn des Lebens entdeckt hätte.

Ich hab nur entdeckt, dass ich nach Hause will. Heim zu meinem Bett.

Ich finde Männer komisch, die nicht mit meinen Brüsten reden. Ich habe ein ziemlich großes C, fast D-Körbchen, das einzig rausstechende Merkmal an mir. Und ich trage sie bestimmt nicht mit mir rum, damit Männer mit meinem Mund reden. Irgendwie sollen sich die Probleme beim Shoppen und mit meinem Rücken doch lohnen, finde ich.

Ein Typ kommt auf uns zu, in der Hand eine Flasche Bier, ein selig betrunkenes Lächeln auf dem Gesicht. „Hei hei hei! Wen haben wir denn da?“

Zwei Frauen?, will ich gerade antworten, als Emily mir in die Seite stößt und ihr Haar zurück wirft.

Aha, der Typ gefällt ihr also.

„Hi, ich bin Emily. „, trällert sie auch schon und lächelt ihr tausend Watt Lächeln.

Ich gehe einen winzig kleinen Schritt rückwärts, um mich aus der Blendrichtung zu schieben, als auch schon ein zweiter Typ seine Hand in den Nacken von Typ I legt und ihn leicht schüttelt.

„Na, wen hast du jetzt schon wieder aufgerissen, Bruno?“, fragt Typ II den Typ I.

Ich versuche mich noch weiter unsichtbar zu machen und weiche langsam zurück

Bevor Typ I – Bruno – antworten kann, fährt Typ II auch schon fort: „Wer von euch beiden Hübschen will denn heute Nacht noch von mir gevögelt werden? – Ein einmaliges Angebot!“, setzt er zwinkernd hinzu.

„Ich. „, murmele ich automatisch mit einem Augenrollen.

Er sieht mich einen Moment völlig verdattert an, senkt den Blick, starrt auf meine Brüste. „Echt jetzt?“

Ich sehe in seine strahlend blauen, leicht vom Alkohol glasigen Augen und verliebe mich augenblicklich in diesen süßen Trottel.

***

Es wird dunkel und das erste Mal, seit ich von Zuhause weg gezogen bin, fühle ich mich einsam.

Einsam, verlassen, allein.

Stille um mich herum, in der verlassenen Wohnung.

Sie füllt jeden Winkel.

Nicht mal die Klospülung tropft. Nicht mal der Kühlschrank brummt.

In den ersten Wochen, als ich umgezogen war, war noch alles so aufregend und neu, um die Einsamkeit wahrzunehmen. Das eigene Bett roch besser, die Küche nach meinem ersten alleinig gekochten Essen, mein ersten eigener Einkauf füllte Schränke und den Kühlschrank, das Fernsehprogramm war interessanter, die Leute an der Uni alle so nett und zuvorkommend, die vielen Studenten flirten auf den vielen Partys, die Stadt so rauschend und voll.

Und dann trat auch schon er in mein Leben.

Danach war ich meistens zu erledigt, um meine leere Wohnung wahrzunehmen. Denn egal wie sexhungrig ich bin, er ließ mich kaum vier Stunden am Stück pennen. Und zum Pennen war ich ja auch nicht bei ihm.

Der Sex mit ihm war eine Offenbarung. Sehr fantasiereich, abwechslungsreich, ehrlich und meistens ein bisschen dreckig. Ziemlich dreckig sogar.

Ich hatte das erste Mal mit ihm Oralsex und Analsex. Beides in einer Nacht.

Am nächsten Morgen hatten wir in einem Café gefrühstückt, weil er mal wieder vergessen hatte, dass ein Mensch auch Essen muss. Mitten im Brötchenkauen hatte er angefangen lächerlich blasiert zu grinsen.

„Was ist?“, hatte ich ihn übernächtigt gefragt und Marmelade auf mein Croissant geschmiert.

„Du wirst ständig rot, als würdest du an die letzte Nacht denken.

Und das ziemlich häufig. “

„Gar nicht wahr!“, hatte ich protestiert und war bis in die Haarwurzeln rot geworden.

Er hatte nur gelacht und sich weit über den Tisch gebeugt, damit nur ich ihn verstehen konnte: „Denkst du dabei eher an die Geräusche, als mein Schwanz in deinen Knackarsch eingedrungen ist, oder eher an den Geschmack meines Schwanes in deinem Mund?“

Er hatte noch mal gelacht, als ich mit dem leeren Metallpöttchen, in dem meine Marmelade gewesen war, nach ihm geworfen hatte.

Doch dann hatte ich zum Gegenschlag ausgeholt und ihm zugeflüstert: „Eigentlich denke ich eher an das Gefühl deines… Schwanzes in meinem Darm. „

Zufrieden hatte ich bemerkt, dass er sich verschluckte.

Es kam natürlich auch vor, dass er neben mir im Bett gelegen hat, mich in die Konturen seines Körpers drückte und einfach schlief. Dabei in seinen Händen meine Brüste.

Ich schrecke aus meinen Erinnerungen.

Liege im Bett. Draußen ist es nun ganz dunkel. Der Tag überstanden. Die Nacht noch nicht. Ich liege einsam da und wieder umspült mich diese unsägliche Stille. Ich richte mich auf, suche erfolgreich meine Fernbedienung und mache den Fernseher an. Eine Anrufshow erfüllt mein Schlafzimmer. Ich drehe mich zur Seite und versuche zu weinen.

Es geht nicht. Es geht einfach nicht.

Wahrscheinlich ist mein Körper einfach nicht in der Lage nach so einer langen, glücklichen Zeit auf den Schmerz angemessen zu reagieren.

Sich durch die Tränen Erleichterung zu verschaffen. Vielleicht.

Er hätte es mir sagen können, er wusste so ziemlich alles über die biologischen Vorgänge im menschlichen Körper, auch wenn ich wohl keine angemessene Beurteilerin bin.

Perverse nannte er mich.

„Rufen Sie jetzt an! 500 Euro warten auf ihren Anruf…“

Der Klang von Jürgens Stimme macht mich noch wahnsinniger als die Stille.

Ich schalte den Fernseher wieder aus. Dann setze ich mich mit schmerzenden Gliedern auf. Ich fühle mich, als hätte ich die Grippe. Am Fuß meines Bettes liegt mein Computer. Er hatte ihn wahrscheinlich angewidert hingeworfen. Ich ziehe ihn zu mir, lese meine Geschichten und versuche zu begreifen, warum er so ablehnend reagiert hat. Sie sind gut geschrieben, viel Gefühl, viel Erregung, viel Vorgeschichte, viel Handlung und nicht perverser, als die Dinge, die er mit mir gemacht hat, wie ich voreingenommen finde.

Gut, einige Protagonisten nennen sich „Schwester“ und „Bruder“, andere schlagen die Frauen, andere haben Dreier. Das gehört wohl nicht zu unserem Repertoire. Aber es ist Fiktion, Fantasie, nicht mehr. Nein, nicht mehr.

Bevor ich aus dem Internet gehe, sehe ich automatisch in meinem Postfach nach. Er hat mir eine Mail geschrieben. Kein Betreff. Nur drei Punkte füllen das Feld.

Wahrscheinlich neue Beleidigungen.

Ich stelle seine E-Mailadresse unter „Spamverdacht“ ein, verschiebe sie in diesen Ordner.

Logge mich dann aus und lege den Laptop beiseite, um mich wieder hinlegen zu können.

***

Am nächsten Morgen sehe ich lange zu, wie die Sonne die Dächer vor meinem Fenster rötlich färbt. Irgendwann stehe ich auf, dusche mich mechanisch, aber gründlich, mache mir Frühstück. Schließlich sitze ich da und starre in meine Müslischüssel.

Ich kann nicht essen.

Steine füllen meinen Magen bis zu meiner Kehle.

Schwere, spitze, kantige Steine, reißen die Innenwände meiner Speiseröhre ein.

Das Müsli spüle ich in der Toilette herunter.

***

Wir knutschen auf seinem Sofa herum. Unsere Zungen spielen miteinander, umkreisen sich, lecken sich ab. Die Unterseite seiner Zunge ist viel weicher und glatter, die Oberseite schmeckt besser. Nach Lakritz irgendwie.

Seine Hände liegen auf meinem Rücken und er denkt wohl, ich kriege nicht mit, dass er meinen BH-Verschluss sucht.

Doch ich kriege das mit und lächle deswegen. Der Verschluss sitzt zwischen meinen Brüsten, vorne.

Er nimmt seine Zunge aus meinem Mund und gibt mir einige hastige Küsse auf meine Lippen, bevor er sich anscheinend nicht mehr halten kann und mich wieder mit seiner Zunge verwöhnt.

Eindeutig Lakritz.

Seine Finger tasten meinen ganzen Rücken ab, auf der Suche nach dem Verschluss, landen irgendwann auf meinem Hintern.

Vielleicht sucht er auch gar nicht mehr, sondern fühlt nur. So wie ich die Haut auf seinem Bauch fühle, die feinen, weichen, etwas krausen Härchen auf seiner Brust, um seine Brustwarzen. Ich folge der Linie, die an seinem Bauchnabel nach unten wandert. Er schnappt nach Luft.

Ich löse mich leicht von ihm und ziehe mein Oberteil über den Kopf. Sein Blick wird wie immer glasig, als er meine Oberweite sieht.

Seine Finger gleiten über die Spitze am oberen Rand der Schalen, bevor er den Verschluss findet.

In seinen Augen leuchtet ein Aha. Er schließt kurz die Augen, atmet tief durch. „Wir wollten doch eigentlich… Lernen?“ Es klingt fragend.

Ich mache meinen besten Schmollmund, drücke meine Brust raus. „Och, bitte nicht. „, bettle ich und mache dann meine beste rauchige, verführerische Stimme: „Du darfst dir auch was wünschen.

Er lächelt geil, den Blick auf meinen Brüsten. „Drei Wünsche, kleine Djinn?“

„Zwei. „, pokere ich verrucht.

Sein Blick hebt sich zu meinem Gesicht, sein Lächeln wird noch lüsterner. „Egal was?“

Oh, ich merke schon, das wird dreckig. Und wenn's dreckig wird, wird es immer richtig gut. „Egal was. „

„Oralsex und Analsex!“, entschlüpft auch schon seinem Mund.

Seine Ohren werden leicht rot.

Ich atme tief durch und sehe ihn verunsichert an. „Aber Oralsex zuerst…“

Im selben Moment ist er nackt.

Ich muss lachen, als er mich mit wippendem Steifen in sein Schlafzimmer führt, um mich dort auch in rasender Geschwindigkeit zu entkleiden. Dann setzt er sich aufs Bett, winkt mich zu sich. Ich lege mich zu ihm und wir knutschen wieder.

Er will mir die Nervosität nehmen und ich liebe ihn dafür noch ein kleines bisschen mehr. Er massiert meine Brüste, meine Brustwarzen, spielt damit, drückt sie, zieht sie leicht lang. Schöpft seine Hände voll Brust und hebt sie an seinen Mund, um sie zu küssen. Endlich sein heißer Mund auf meinen festen Brustwarzen. Er saugt, knabbert, beißt, leckt.

Ich stöhne und winde mich unter ihm, versuche so viele Stellen wie möglich von ihm mit meinen Lippen, meiner Zunge zu erreichen.

Meine Hände huschen über seine Haut, seine Muskeln, sein Fleisch. Meine Fingernägel graben sich leicht in seine Schultern.

Er stöhnt erregt und gepeinigt, öffnet mit dem Knie meine Schenkel, um sich Platz für seine Hand zu schaffen. Seine Finger gleiten über meinen Bauch, tauchen kurz in meinen Bauchnabel ein, ziehen Kreise auf meinem Unterbauch, auf meiner haarlosen Scham, vergraben sich zwischen meinen Schamlippen.

Sein Finger huscht an meiner Klitoris vorbei und taucht in meine flüssige Öffnung.

Er rutscht an meinem Körper nach unten, spreizt meine Beine weiter und legt sie sich auf seine Schultern.

Ich sehe an mir herunter, versuche mir vorzustellen, was er sieht. Meine nackten, schimmernden Schamlippen, meine glitzernde Öffnung, meine glänzende Klitoris. Alles offen für ihn sichtbar. Keine Geheimnisse, keine Verstecke. Nur seine Augen und meine Vulva, feucht und bereit für ihn.

„So schön…“, haucht er und senkt seinen Kopf.

Seine Lippen küssen zuerst meine Schamlippen, dann wühlt er sich tiefer, bis seine Zunge leicht in mich eindringen kann.

Ich erschaudere bei der direkten Berührung, zucke regelrecht zusammen, als er tiefer eindringt.

„Mhm…“, kommt von ihm und ich verliere meine Scham.

Meine Finger graben sich in sein Haar, meine Fingernägel kratzen über seine Kopfhaut, als seine Zungenspitze über meinen Kitzler gleitet. Ich stöhne auf, hebe mein Becken, um seinen Berührungen entgegenzukommen.

Ich kann zwischen meinen Beinen seinen Kopf sehen, ab und zu blitzt seine Zunge auf, dann bin ich gezwungen meine Augen zu schließen.

Mein Herz pocht bei jedem Lecken, bei jedem Drücken, schneller, lauter, heftiger. Ich höre von weit her sein zärtliches Murmeln, fühle seinen Atem an meinem intimsten Tunnel. Ich keuche erregt, heiß, kann das Schaukeln meiner Hüfte nicht verhindern.

Er presst mich zurück in die Laken, leckt weiter, taucht ein, nimmt meinen Saft und verteilt ihn überall, schmeckt mich, genießt mich.

Meine Fotze zieht sich zusammen.

Ich beiße die Zähne zusammen, meine Zehen verkrampfen, meine Oberschenkel flattern und dann… komme ich.

Ich höre mein Schreien, es hallt in meinem Kopf nach, während sich mein ganzer Körper, mein Innerstes verkrampft, zuckt, sich windet, pulsiert.

Ich höre sein plötzliches Stöhnen, sein Keuchen, das von den Momenten kenne, wenn er sich in mir ergießt. Er stöhnt immer sehr laut, als wolle er allen zeigen, was er getan hat.

Seinen Samen verspritzt. Ich liebe es.

Ich komme langsam wieder zu Atem, strecke mich träge und sehe vor mir sein rotes Gesicht. Er küsst mich, schiebt seine Zunge in meinen Mund, wie er es zuvor bei meiner Fotze getan hat. Ich schmecke mich selbst. Es ist komisch. Anders. Nicht wie Lakritz. Ganz und gar nicht wie Lakritz. Aber nicht ekelhaft.

Ich schlinge die Arme um ihn.

Er lächelt ein bisschen gequält.

„Was ist?“, murmle ich und küsse ihn noch mal.

Er küsst meine Stirn. „Ich hab ins Laken gespritzt. Es war einfach zu geil. „

Ich kichere ein wenig hirnlos. „Ja, das war es. “ Ich richte mich auf, schubst ihn auf den Rücken. „Mal sehen, ob mir das auch passiert. „

Er lacht ein wenig atemlos und sieht mir mit leuchtenden Augen zu, wie ich mich zwischen seine Beine knie und seinen nun relativ schlaffen Schwanz in die Hand nehme.

„Bereit?“, frage ich und küsse auch schon die Spitze. Ich umkreise mit der Zunge seine Eichel und schmecke den Rest seines Ejakulats. Es ist herb, salzig und etwas streng, aber in Ordnung. Hinten in meinem Mund schmecke ich sogar eine seltsam fruchtige Note.

Ich ziehe seine Vorhaut zurück, um den Geschmack darunter zu entdecken. Das kleine Bändchen, das Vorhaut und Eichel verbindet, fühlt sich seltsam auf meiner Zunge an. Ich knabbere ein bisschen daran herum.

Dann lecke ich in großen Kreisen an seiner Penisspitze, schließlich in kleineren, bis meine Zunge um die kleine Vertiefung seiner Eichel flattert. Ich probiere auch die und presse meine Zunge hinein.

Er stöhnt tief aus seiner Brust.

Ich drücke ein wenig fester, bis er zusammenzuckt und nehme dann die Spitze in den Mund. Ich sauge vorsichtig, dann etwas fester. Sauge ihn ein Stück in mich hinein, noch ein Stückchen.

Noch ein bisschen.

Er greift in mein Haar, massiert meine Kopfhaut, zieht gedankenverloren einige Haarsträhnen heraus und legt sie sich auf seinen Unterbauch. Breitet sie fächerförmig aus, lässt nur ein Loch, damit er mich beobachten kann. Und ich ihn.

Er keucht, als ich unerwartet ein weiteres Stück einsauge. Es war ein langes Stück. Einen Moment habe ich Probleme beim Atmen, denke an meine Zahnarztübungen und atme durch die Nase.

„Tiefer… bitte?“, ächzt er tief, mit ziemlich hoher Stimme.

Was meint er denn, habe ich vor? Sein Schwanz berührt mein Rachenbändchen und ich bin gezwungen, seinen nun steinharten Schwanz ein wenig nach unten zu drücken, damit er nach unten in meine Speiseröhre flutscht. Dann senke ich meinen Kopf tiefer. Atme durch. Sauge tiefer. Atme durch. Sauge das letzte Stück, verschlucke es in meiner Kehle.

„Oh Gott!“, brummt er laut und lässt von meinen Haaren ab, um seine Finger ins Laken zu graben.

Die Macht gefällt mir. Die Macht solch eine Lust in seinem Körper auszulösen. Die Liebe, die ich dabei empfinde, ihn so hilflos zu sehen.

Ich lasse seinen Schwanz wieder aus meinem Mund gleiten, um ihn tiefer wieder einzusaugen. Lasse ihn gehen, nehme ihn auf. Sauge ihn ein, presse ihn aus meinem Hals.

„Stopp!“, brüllt er, sein ganzer Körper schweißüberströmt, seine Muskeln zusammengezogen und bretthart.

Er vibriert auf den Laken. Ein schöner Anblick.

Ich lasse meine Bewegungen ganz langsam und eng an seinem Schwanz hoch gleiten, als ich mich wieder von ihm löse, nur um die Quälerei noch etwas auszudehnen. Denn ich weiß, was er jetzt will. Meinen Arsch.

Seine Eichel schmeckt wieder nach seinem Sperma. Auch das lecke ich genüsslich ab.

Er hebt meinen Kopf. „Ein anderes Mal darfst du das gerne — sehr gerne — zu Ende bringen, aber jetzt will ich was anderes.

„, keucht er nach Luft schnappend.

Er hebt mich leicht an und lässt mich mit dem Bauch nach unten auf die Matratze neben sich gleiten. Er greift nach den zwei Kissen, die er hat und legt sie unter meinen Bauch, bis sich mein Hintern nach oben streckt.

Dann kniet er sich hinter mich. „Bequem?“

„Hm. „, mache ich nervös und zucke zusammen, als er seinen Schwanz gegen meinen Arsch presst.

„Sch… schon gut… ich hole nur…“

Er hat sich nur halb über mich gebeugt, um an sein Nachtschränkchen zu kommen, daraus holt er Massageöl. Der Deckel öffnet sich knackend und gleich darauf fühle ich einige Tröpfchen auf meinem Rücken, meiner Wirbelsäule, meinen Schulterblättern, meinem Steißbein, meinem Arsch, der Rille dazwischen. Auch sein Schwanz bekommt ein paar Tropfen.

Dann schließt sich die Flasche wieder knackend und ich höre seine Wichsbewegungen, bevor er sich wieder halb über mich beugt und das Öl auf meinen Schultern verreibt, einknetet, massiert.

Ich entspannte mich wieder. Er knetet, massiert und reibt weiter. Meinen Rücken, meine Taille, meinen Nacken, meine Seiten, meine Arme, langsam wieder hinunter. Die Muskeln neben meiner Wirbelsäle. Langsam bis zu meinem Arsch. Er massiert das Öl auch dort ein, kräftige Bewegungen an und in meinen weichen, weiblichen Muskeln. Schließlich fährt sein Daumen durch meine Arschritze, hinunter, hinauf. Hinunter bis zu meinem Anus.

Wärme breitet sich in meinem Unterleib aus.

Bei der nächsten Berührung meines Arschlochs schließt Lust durch meine Adern. Diesmal drückt er leicht dagegen, fährt wieder hinauf.

Immer wieder, rauf, runter, ein leichtes Drücken, das sich steigert.

Ich entspanne mich völlig und bei der nächsten Berührung fühle ich unvermittelt, wie sich sein Daumen in meinen Hintern gräbt.

Er bleibt dort, schiebt sich sogar weiter hinein. Noch ein Stückchen.

Das Gefühl ist heiß, geil, erregend, unangenehm, scharf.

Alles gleichzeitig, Zuviel, zu wenig.

Er entzieht seinen Finger und ich stöhne protestierend, nur um gleich darauf zustimmend zu keuchen, als sich zwei Finger an meine hintere Öffnung drücken. Seine Finger drehen sich in mich hinein, füllen mich aus, quälen und reizen mich unerträglich. Es tut weh, aber nicht genug.

Seine Fingerkuppen weiten mich, wühlen regelrecht in meinem Arsch herum. Dann sind sie wieder weg.

„Ich stecke jetzt meinen Schwanz in deinen Enddarm.

„, sagt er, um mich vorzubereiten. Vielleicht aber auch nur, weil er die Worte einfach sagen will. Diese verdorbenen, dreckigen Worte. Ich möchte sie auch sagen. Dreckige, schlimme Worte, die ihn heiß machen, mich geil machen.

„Ja, steck ihn in meinen Arsch!“ Es fühlt sich gut an, sie zu sagen.

„Jah!“ Seine tiefe Stimme bricht, reißt ab, als er seine Eichel an meiner Rosette ansetzt. Er schiebt seine Hüfte vor, drückt seinen Schwanz in mich hinein.

Mein Ringmuskel empfängt ihn eher widerwillig, ich spüre die Schmerzen. Sie machen mich geil. Geil und heiß und feucht.

Langsam, das Gefühl auskostend, dringt er weiter in mich ein, schiebt sich vor. Als seine Eichel endlich in mir verschwindet, fühle ich, wie sich meine Muskeln verkrampfen, sich eng um ihn zusammenpressen, seine Eichel schier zerquetschen.

Einen Moment höre ich nur seinen rasselnden Atem, fühle den Schweiß, das Öl auf meiner Haut, fühle seine Fingernägel im Fleisch meiner Hüfte, dann drängt er sich weiter vor.

Wieder stockt er, nach vielleicht einem Zentimeter.

„Ich liebe dich!“, brüllt er und stößt vor.

Ich spüre den Schmerz kaum, das Brennen, als ich mich gezwungenermaßen um ihn weite. Spüre das Glühen meines Hinterns nicht, die kratzenden Fingernägel auf meiner Hüfte. Fühle nur von weit her, wie er sich in mich hinein schiebt, mich ausfüllt, ganz und gar, wie ich es noch nie gefühlt habe. Bemerke wenig, wie sich meine Muskeln wieder um ihn krampfen, ihn nicht weiter vorlassen wollen, es aber müssen, als er sich unerbittlich weiter in mich hineintreibt.

Erlebe nur etwas, wie sich die Nässe meiner Fotze langsam den Weg an den Innenseiten meiner Schenkel nach unten bahnt. Empfinde kaum, wie es mich schier vor Lust zerreißt.

Ich höre nur tief in mir das Verhallen seiner Worte. Er liebt mich. Er liebt mich.

Er ist jetzt in mir drin. Ganz drin. Tief, unermesslich tief drin und zieht sich schmatzend wieder heraus, drängt wieder rein.

Die Reibung ist köstlich und scharf. Heiß und eng und köstlich und scharf.

Bei jedem Stoß, der gleichzeitig brennt und lustvoll glüht, höre ich seine Worte in meinem Inneren. Er liebt mich. Als sich sein Rhythmus steigert, steigert sich auch der Rhythmus in meinem Kopf. Er liebt mich. Er. Liebt. Mich. Erliebtmich. Liebtmich. Liebt.

„Ja!“, bricht es aus mir heraus. „Ja! Fick mich!“

„In den Arsch!“, vollendet er, als ich unter seinen Stößen erschaudere.

Ich zucke, schließe dabei ungewollt meine Arschbacken, was ihn zum Stöhnen bringt.

Er wiegt sich jetzt im irren Tempo. Die Reibung macht mich wund. Mehr Schmerz. Mehr Lust. Mehr Liebe.

Ich ziehe mich wieder um ihn zusammen, kann es nicht verhindern, will es auch gar nicht. Diesmal schreie ich, als er sich rausreißt, denn der Schmerz überwiegt.

„Tut mir leid.

„, keucht er und hält ein. „Ich liebe dich. „

Der Schmerz verfliegt, als sei er niemals da gewesen. Nur Lust bleibt noch. Schwitzende, animalische, heiße, enge Leidenschaft und traumerfüllende Liebe.

Ich vergehe im Licht, in der strahlenden Sonne der Liebe. Krampfe, melke, ziehe mich zusammen, quetsche ihn, fühle seinen ersten Erguss in mir. Sein nächster Stoß ist nur ein Tieferdrücken seines Schwanzes. Dort bleibt er, zuckt, ergieß sich, schießt in mich.

Ich kann es fühlen, die cremige Sahne in meinem Arsch, meinem Anus, meinem Darm.

Schließlich bricht er auf mir zusammen. Keucht, ächzt, ringt nach Atem, küsst meinen feuchten Nacken. Als er sich rauszieht, rinnt sein Sperma aus mir heraus, über meinem Damm, in meine Fotze.

Er zieht mich in seine Arme, fasst nach meinen Brüsten, schließt die Augen. „Ich liebe dich. „, sagt er ein letztes Mal.

„Ich dich auch. „, erwidere ich.

Mehr braucht nicht gesagt zu werden. Niemals mehr, denn es sagt alles. Alles.

Einfach alles.

***

Ich wende mich von dem Müsli in meiner Kloschüssel ab, spüle es herunter und gehe wieder in mein Schlafzimmer, um meine Sachen für die Uni zu packen. Ich mache es ebenso mechanisch wie zuvor mein Waschen unter der Dusche.

Ich mache alles, wie es sich gehört. Wie ich es machen sollte. Mechanisch, effizient, effektiv. Räume meine Wohnung auf, gehe in die Uni, schreibe mit, beteilige mich in den Seminaren. Gehe nach Haus, wasche ab, telefoniere mit meinen Eltern, koche mir was, schmeiße es weg.

Liege nachts im Bett und kann nicht weinen.

***

Zeit vergeht…

***

Emily: …Du bist gar nicht mehr so witzig, wie früher.

Du schweigst so oft…

Bruno: …Hast du abgenommen…

Professor: …Sie haben immer hervorragende Protokolle abgeben, nur leider sollten Sie Sachverhalte darstellen, nicht ihre Empfindungen; Fakten nicht Emotionen. Es freut mich, dass Sie es endlich geschafft haben, diese Kritik zu berücksichtigen. Diese Arbeit ist mit Abstand…

Mutter: …Ich hab gehört, dass du mittlerweile bessere Noten, als Emily schreibst. Ich bin ja so stolz auf…

Arzt: …Sie sollten sich öfter mal was gönnen.

Einfach einen Hamburger, oder…

Emily: …Er hat eine neue Freundin… Es tut mir so leid, Süße…

Vater: …Hoffenheim, Spatz, Hoffenheim. Das ist eine Fußballmannschaft. Aber was ich dir über Abseits beigebracht habe, weißt du noch, oder…?

Emily: …Und dein Typ von der Party meldet sich nicht mehr…?

Mutter: …Brauchst du vielleicht noch etwas Geld. Du siehst toll aus, ehrlich, aber vielleicht etwas dünn…

Emily: …Er hat mit ihr Schluss gemacht.

Sie ist völlig fertig…

***

Und plötzlich stehe ich ihm gegenüber.

Ich steige gerade aus dem Bus aus, er will einsteigen.

Als er mich sieht, bleibt er einfach stehen.

Der Bus fährt ab.

Wir stehen uns gegenüber.

Ein Leuchten erhellt seine blauen Augen. Er sieht aus wie immer.

Nichts ist auf seinem Gesicht zu sehen, dass mich glauben lässt, er hätte in den letzten Monaten gelitten. Ich weiß nicht warum, aber irgendwie habe ich es gehofft. Gehofft, obwohl er vor einigen Monaten noch neue eine Beziehung hatte. Gehofft, obwohl er mich nicht angerufen hat. Nicht ein Mal.

Das Leuchten erlischt langsam. Seine Hand hebt sich selbstvergessen und umfasst eine Haarsträhne von mir. Zwischen Zeigefinger und Daumen reibt er die Strähne, als wolle er das Gefühl ergründen.

Schließlich sieht er mich missbilligend an: „Du hast abgenommen. „

Ich starre ihn an, sehe in sein geliebtes Gesicht und sehe nur Missbilligung. Ich befreie mein Haar von ihm und weiche rückwärts aus, wende mich ab.

„Warte. „

Seine Hand an meinem Ellbogen.

Ich versuche mich zu befreien, schüttele meinen Arm, um ihn loszuwerden. Sein Griff wird nur fester.

Ich schubse ihn zur Seite, er lässt nicht los.

„Fass mich nicht an, Arschloch!“, bricht es aus mir hervor. Bricht hervor wie eine sprühende Wolke Asche aus einem Vulkan. „Vielleicht ist meine Perversität übertragbar!“

Er lässt mich langsam los, einen Finger nach dem anderen. Endlich bin ich frei und wünsche mir seinen Griff zurück. Ich wende mich wieder ab, raffe meinen Jackenkragen um meinen Hals, um mich gegen die aufkommende Kälte zu schützen, dann eile ich weg.

„Warte!“, höre ich seine wundervolle Stimme hinter mir. „Warte! Hast du meine E-Mails gelesen? Warte doch!“

Meine Tasche klatscht rhythmisch gegen mein Knie, als ich beginne zu rennen. Bloß weg. Weit weg. In meine Wohnung, wo es warm ist. Warm und einsam.

Und still.

***

Ich sitze an meinem Computer. Ein seltener Anblick.

Seit unserer Trennung habe ich nicht mehr hier gesessen, außer wenn ich arbeiten musste.

Ich habe nichts mehr geschrieben. Mir fiel nichts ein. Alles in mir war so still, so leer, so hohl, als die Schmerzen endlich abgeklungen waren. Jetzt sind sie wieder da. Sind wieder Teil meines Lebens, wenn ich morgens aufstehe. Ich will keine Schmerzen mehr. Es tut so weh.

Meine Maus schwebt über meinem Spamorder. Dort, wohin ich seine E-Mails verschoben habe. Ich wusste nicht mal, dass er mehr als eine geschrieben hat.

Aber er hat von E-Mails gesprochen. E-Mails.

Mein Cursor wartet geduldig.

Ich weiß nicht, ob ich sie lesen sollte. Aber ich bin mir ziemlich sicher, dass er mir noch keine fiesen Nachrichten geschrieben hat. Ziemlich sicher. Aber nicht ganz.

Ich atme tief ein und klicke.

Meine Cursor-Eieruhr arbeitet. Und arbeitet.

Schließlich ploppt das Fenster auf.

Oben auf einer Leiste steht „82 E-Mails im Ordner Spamverdacht“.

82.

Nicht eine seiner Mails hat einen Betreff. Nur drei Punkte, die das Käschen füllen.

Er hat mir jede Woche zwei bis drei Nachrichten geschrieben.

Meine Kehle schnürt sich zu.

Ich klicke auf seine erste Mail.

„Tut mir leid. “ steht da.

Nur das, mehr nicht.

Er ist nicht der Typ, der sich entschuldigt. Er macht den Abwasch, kauft Blumen, putzt das Klo. Versteckte Entschuldigungen. Ich verstehe das.

Ich klicke weiter: „Es tut mir leid. Ich bin ein Arsch. „

Klicke weiter: „Verzeih mir. „

Weiter: „Ich liebe dich. „

Meine Atmung zittert, als ich das lese. Ich wische über meine Augen, klicke mich durch seine Nachrichten, lese sie…

„…Es war nicht, dass du die Storys geschrieben hast.

Es war eher, dass sie mich angeturnt haben, sehr sogar. Ich war geschockt, kam mir einfach pervers vor… ich hab alle deine Geschichten noch mal gelesen. Ich mag sie, sie sind toll… Ich liebe dich, melde dich bitte bei mir… heute war ich schwimmen, ein schöner Tag. Sobald du dich beruhigt hast, zeige ich dir das Bad… Du schreibst gar nicht mehr, was soll das? Wie geht es denn jetzt zwischen Tim und Anabelle weiter? Du kannst uns geneigte Leser nicht einfach so sitzen lassen… Ich hab dich heute in der Mensa gesehen, du bist einfach gegangen… Das Semester neigt sich dem Ende und immer noch keine Nachricht von dir… Es war nur ein dummer Ausbruch von mir, nichts weiter.

Du bist echt ein Miststück, wenn du daraus jetzt so eine große Sache machst… Willst du einfach alles so weg werfen, wegen nichts…? …Ich vermisse dich… Ich bin jetzt mit Jana zusammen. Es soll dich eifersüchtig machen. Funktioniert es?… Ich weiß, es ist nicht fair ihr gegenüber… Ist es dir egal, dass ich eine andere habe? Egal? Dass ich mit ihr schlafe?… Ich schlafe gar nicht mit ihr. Ich hab's versucht. Es ging nicht… Ich hab heute deinen neuen Lover gesehen.

Du hast ihn wohl auf einer Party kennengelernt. Hubert, dämlicher Name. Ich hab ihm die Fresse poliert. Er wird sich nicht mehr bei dir melden… Ich bin impotent wegen dir, du Schlampe!… Wenn ich dich das nächste Mal sehe, bringe ich dich um… Ich liebe dich noch immer. Bitte verzeih mir… Wir haben uns gerade an der Bushaltestelle gesehen… Liebe dich…“

Ein Tropfen fällt auf meine Tastatur. Ich sehe nach oben, sehe nur meine trockene Zimmerdecke.

Ein neuer Tropfen.

Ich bin das. Ich weine. Ich schlage die Hände auf mein Gesicht und schluchze. Weine. Immer neue Tränen. Bäche davon, Flüsse. Ich weine, bis mein Rachen weh tut. Ich weine, bis mein Augen so sehr brennen, dass ich noch mehr weinen muss.

Endlich kommen die Tränen.

Ich bekomme Schluckauf, muss zur Toilette, um mich zu übergeben. Weine und übergebe mich.

Mein Magen revoltiert, meine Augen brennen. Schluckauf. Schluchzen.

Ich weine, bis ich das Gefühl habe völlig dehydriert zu sein, trinke Wasser, übergebe mich neu, trinke wieder. Weine. Und weine.

Irgendwann schlafe ich neben dem Toilettensitz ein.

***

Ich liege in seinen Armen. Er hat gerade die Tür geöffnet und ich hab mich einfach an ihn geworfen. Er umarmt mich jetzt.

Schließt hinter mir die Wohnungstür.

Sein Kinn liegt auf meinem Kopf. Wir schaukeln hin und her.

„Sch…“, macht er und küsst meine Haare. „Sch… Alles ist gut. Ich liebe dich. „

„Ich liebe dich auch. „, schluchze ich. Ich weine schon wieder.

Meine Augen sind zugequollen, meine Lippen rissig, mein Rachen wund, meine Nase knallrot, meine Tränendrüsen brennen.

Es fühlt sich gut an.

– Ende -.

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