Ein Schelm, der Böses dabei denkt

Telefonsex mit ECHTEN Frauen: Zusätzlich mit Kamera Funktion möglich!

Ein Schelm, der Schlechtes dabei denkt

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Zur Übersicht für die geneigte Leserin und den geneigten Leser — es gibt ja deren einige, denen meine Geschichten gefallen — hier eine chronologische Übersicht meiner bisherigen Geschichten:

[Der Unterschied]

[Die Grundbegriffe]

Das Obligatorische

EIS Werbung

[Über einen starken Typ]

[Ferienspaß I]

PennälerInnenfeten

Lernen fürs Abitur

[Ferienspaß II]

Erstes Eheleben

Auf Schlingerkurs in den Hafen (mit Ferienspaß III)

Der weltberühmte Pianist hat heute nicht seinen besten Tag

Auf der Durchreise

Der Wanderclub

Die Ernennung

[Hinter unverschlossenen Türen]

Vetternwirtschaft

Vom anderen Ufer

An der Ostsee hellem Strande …

Wenn der Herr außer Haus ist, tanzt das Mäuslein im Bette

Die Rettung aus der Gosse

Die Tröstung

Gartenarbeit

Das Cembalo

Urlaub mit Mama

Als Scheidungswitwe — Ehevermittlung die erste

Nachgeholte Schülerliebe — oder Ehevermittlung die zweite

Heldenzeugen

Die Viererbande

Nachhutgefecht

Ein Schelm, der Schlechtes dabei denkt

Die mit [] markierten Texte sind nicht in ### zu finden, denn sie handeln von Jugenderlebnissen, bei denen einige der handelnden Personen noch keine achtzehn Jahre alt sind, oder sie sind kürzer als 750 Wörter.

Wer auch diese Texte lesen möchte, melde ich bei mir, möglichst per E-Mail.

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Etwa einen Monat nach meiner Liebesnacht mit Theo — unsere Viererbande mit Meike, Holger und Alwin traf sich in immer größeren Abständen — feierte meine Mutter in einem großen Familienfest ihren 70. Geburtstag. Fast die ganze Familie hatte sich versammelt, auch selten gesehene Onkels und Tanten, Vettern und Basen waren angereist, als ob es wirklich die letzte Gelegenheit zu so einem Familientreffen gewesen wäre.

Mein Cousin Fredi war aus Amerika eingeflogen, allerdings ohne seine Heidemarie, die ihr viertes Kind erwartete.

Und natürlich Fredis Schwester Gudrun. Sie hatte sich vor einem knappen Jahr von Gustav scheiden lassen — so lange hatte sie noch durchgehalten –, und ich hatte dieses freudige Ereignis am letzten Tag des Scheidungsprozesses auf gehörige Art mit ihr begossen, zumal es ihr mit Hilfe ihres Anwalts gelungen war, ihr Haus zu behalten; allerdings mußte sie Gustavs Anteil auszahlen, aber dafür hatte ihr Anwalt erträgliche — wie Gudrun meinte — Raten ausgehandelt.

Nach der Scheidung war Gudrun wie ausgewechselt: lebenslustig, witzig, so wie wir sie als Kind gekannt hatten; die Ehe mit Gustav war, besonders in der letzten Zeit, eine große seelische Belastung für sie gewesen.

An Mutters Festtag aber kam mir Gudruns Wesen wieder überschattet vor, und als ich einmal mit ihr allein ind er Küche war und sie darauf ansprach, fing sie an zu weinen und gab ausweichende Antworten.

Am nächsten Tag dann aber platzte die Bombe in unsere ach so intakte Familie.

Fast alle Gäste trafen sich noch einmal im Haus meiner Mutter zum Resteessen, denn es waren natürlich wie immer viel zu viel Speisen und Getränke bestellt und geliefert worden. Als wir beim Kaffee im Wohnzimmer saßen, hub Gudrun an:

„Ich glaube, ich muß euch etwas beichten, was ihr wissen solltet. Ich habe ja bei der Scheidung unser Haus behalten dürfen, muß aber noch auf Jahre Raten an Gustav –„

„Möge er in seinem Geld ersaufen!“, warf Fredi ein.

„Fredi, so was darf man nicht sagen“, erboste sich meine Mutter.

„– an Gustav auszahlen“, fuhr Gudrun fort, „und das fällt mir doch schwer mit meinem Gehalt als Sekretärin –„

„Chefsekretärin“, korrigierte Fredi.

„Ja, aber trotzdem, und da habe ich gedacht — ich hab da eine Freundin, die kenn ich noch von der Schule — und die hat gemeint — na ja, wir arbeiten nachmittags und abends in einer Wohnung –„

Meine manchmal recht prüde Mutter war diesmal die erste, die begriff; sie sagte nur mit leiser Stimme:

„Raus!“

Und als Gudrun keine Anstalten machte, dieser Aufforderung zu folgen, sondern vielmehr anfing, Erklärungen zu geben, brüllte meine Mutter sie an:

„Verschwinde sofort aus meinem Haus!“

Erst als einer der Onkels etwas von „Hure“ murmelte, begriff auch ich, um was es hier ging, und ich hatte zum Glück einen Vorwand, Gudrun und Fredi, der sie begleitete, nachzulaufen, denn Gudrun hatte beim übereilten Aufbruch ihre Zigaretten liegengelassen.

Ich holte die beiden auf dem Weg zur Gartenpforte ein, übergab Gudrun die Zigaretten und sagte:

„Ich muß anstandshalber als Tochter noch etwas hier bleiben, aber sobald ich mich freimachen kann, komm ich euch besuchen; okay?“

Gudrun sagte weinend:

„Danke, Melanie!“,

und auch Fredi sagte:

„Das ist ganz lieb von dir. „

Als ich wieder ins Haus trat, war die Diskussion über Gudruns Outing in vollem Gange, besonders seitens einiger Onkels, die ein Grüppchen gebildet hatten, in entrüstetem Ton von diesem „Schandfleck in der Familie“ sprachen, dazwischen aber auch mit lüsternem Gesichtsausdruck eigene Erfahrungen andeuteten — bis meine Mutter dem mit einem gebrüllten: „Ich will nichts mehr davon hören!“ ein Ende machte.

Die Geburtstagsstimmung aber war natürlich hin.

Als es eben schicklich war, flüsterte ich meiner Mutter zu, daß ich mich verabschieden wollte. Sie hatte sich so weit wieder beruhigt, daß sie, ohne sich zu exaltiern, zurückflüsterte:

„Du willst sicher zu Gudrun gehen?! Das sieht dir wieder mal ähnlich. Aber es ist gut: Red ihr mal ins Gewissen!“

Das hatte ich auch ungefähr so vor. Aber auf dem Weg zu Gudruns Haus fiel mir nach Jahren wieder ein, wie mir während Peters letztem Besuch der Gedanke gekommen war, ich könnte mir vorstellen, mit Liebe Geld zu verdienen.

Der Gedanke war mir damals in einem sehr glücklichen Moment gekommen, und auch jetzt kamen mir bei diesem Gedanken nicht gerade Horrorvorstellungen.

Ich fand Gudrun und Fredi auf dem Sofa vor dem laufenden Fernseher, aber die beiden, zumindest aber Gudrun, sahen wohl mehr durch den Apparat hindurch, als daß sie den dort laufenden Beziehungskistenfilm verfolgt hätten.

„Danke, daß du so schnell kommst“, sagte Gudrun mit sich aufhellender Miene.

Nachdem Fredi uns allen Saft gebracht hatte, ging ich gleich in medias res:

„Gudrun, das kannst du doch nicht machen, das geht doch nicht, daß du so ein Doppelleben führst und abends anschaffen gehst. „

„Ich geh nicht anschaffen, wir sind in einer schönen Wohnung in einem Neubaublock, und warum soll ich das nicht machen können? Viele Frauen machen das, Tausende, warum soll ich das nicht auch können? Ich bin nicht so ein Ihmchen, wie ihr alle denkt!“

„So hab ich das doch nicht gemeint, Gudrun, deine Befähigung zu dem Job hab ich überhaupt nicht in Zweifel gestellt — ich mein das ehrlich, nicht ironisch –, aber denk doch mal, was alles passieren kann –„

„Du meinst Aids und so — da kann ich dich beruhigen, dagegenen schützen wir uns.

„Nein, ich meinte auch nicht Aids, ich meine Kunden, die euch Gewalt antun. „

„Wir sind ja immer zu zweit. „

„Und ihr glaubt, ihr seid solchen Gorillatypen gewachsen?“

„Außerdem brauchen wir nur eine Taste beim Telephon zu drücken, und wir sind mit der Polizeiwache um die Ecke verbunden. „

„Wenn ihr dazu man noch Zeit habt. — Aber ich will ja gar nicht das Schlimmste an die Wand malen.

Du hättest doch wirklich nur was zu sagen brauchen, und wir alle hätten dir aus der finanziellen Patsche geholfen. „

„Was denkst du? Ich bin über meinen eigenen Schatten gesprungen und hab unsere reiche Verwandtschaft angebettelt. Keine Reaktion, nur: ,Das wird schon wieder`, und so. Und euch wollte ich nicht angehen: Du mit deinem kleinen Studienrätinnengehalt –„

„Seit eineinhalb Jahren Oberstudienrätin“, korrigierte ich.

„Na ja, trotzdem, und du, Fredi, hast eine Frau und drei — bald vier — Kinder zu ernähren.

„Ich verdien doch gut zehntausend Dollar –„, sagte Fredi.

„Du hast doch mal gesagt, siebentausend –„, warf Gudrun ein.

„Es waren siebentausendzweihundert, und mein Gehalt ist jetzt auch achttausendeinhundert raufgesetzt worden –„

„Also immer noch gut unter zehntausend –„

„Du nimmst es aber genau — jedenfalls könnte ich dir gut eintausendfünfhundert bis zweitausend Dollar pro Monat rüberschicken.

„Und auch ich könnte auf einige blaue Scheinchen verzichten“, sekundierte ich.

„Und wenn du da Bedenken hast“, sagte Fredi weiter, „ich verlange keine Eintragung ins Grundbuch als Miteigentümer. „

„Ihr seid ja wirklich ganz lieb“, sagte Gudrun, und ihr kamen die Tränen, „aber ich kann das wirklich nicht von euch annehmen. Ich steh wirklich nichts aus in diesem Job, wir haben eine gute Stammkundschaft, und viele der Herren bedanken sich sogar ganz lieb hinterher, so was hat Gustav nie getan, nur manchmal dreckige Bemerkungen gemacht wie: ,Du könntest eigentlich mal mehr mitgehen`, dabei hat er es oft überhaupt nur mit meiner Hilfe zu was gebracht, und wie er mich immer vor allen Leuten runtergemacht hat, das habt ihr ja selbst erlebt.

„Du willst doch damit nicht sagen, der Sex mit immer anderen Männern gibt dir mehr als mit Gustav?“, fragte ich vorsichtig.

„Aber genau so ist es! Erst hier hab ich es wieder erlebt, daß Männer lieb und dankbar sind, wenn man ihnen den Beischlaf gewährt. „

„Du hast aber eine geschwollene Ausdrucksweise für den — Intimverkehr. Aber, sag mal, seit wann machst du das eigentlich?“

„Jetzt seit eineinhalb Monaten.

„Und wußtet du davon, Fredi?“

„Ja, mich hat Gudrun angerufen und mir dies gebeichtet. Ich hab natürlich versucht, ihr das auszureden, aber vergeblich, wie du siehst. Und ich fand, ich müßte mal mit meiner lieben Schwester reden, sonst wäre ich wohl zum Geburtstag deiner Mutter nicht rübergekommen. — Heidemarie weiß natürlich nichts, die würde sich ganz furchtbar aufregen. „

„Kommt doch mal und seht euch unsere Wohnung an!“, sagte Gudrun schließlich.

Ich war schon neugierig zu sehen, wie so eine Liebeshöhle aussieht, zumal einer Frau, die ich kannte und von der ich wußte, daß sie einen guten Geschmack hatte. Aber als ans-tändige Frau meinte ich, diese Neugier nicht zeigen zu dürfen, und wollte schon dankend ablehnen — da sagte Fredi mit strahlender Miene zu.

Ich fragte Gudrun noch:

„Wer ist eigentlich deine Freundin?“

„Das ist Mae, eigentlich Maria, mir der war ich auf der Schule, wir haben uns dann aus den Augen verloren und uns erst jetzt wiedergetroffen.

Mae hat auch eine fürchterliche Ehe hinter sich und ist außerdem aus ihrer Firma geflogen, denn sie hat gemerkt, daß da krumme Geschäfte laufen, und die wollte sie nicht mitmachen. Ihr fieser Chef hat sie wohl dann noch überall angeschwärzt, jedenfalls hat sie auf zig Bewerbungen keine Stelle gefunden und dann mit diesem Job angefangen, weil sie noch einen Jungen zu ernähren hat, der lebt bei Maes Mutter. Wir haben uns dann zufällig bei Karstadt getroffen, uns ausgeweint, und dann hat mir Mae vorgeschlagen, bei ihr mit einzusteigen.

— Wenn ihr kommt, werdet ihr Mae ja auch kennenlernen. „

Wir verabredeten unseren Besuch am folgenden Tag abends um 21 Uhr, wenn Gudruns und Maes „Dienstzeit“ zu Ende sein würde, und ich verabschiedete mich nachdenklich.

Am nächsten Abend holte ich Fredi von Gudruns Wohnung ab und fuhr mit ihm nach Ohlsdorf, wo Gudruns und Maes Wohnung gegenüber dem Friedhofseingang lag. Wir fanden einen Parkplatz nur in ziemlicher Entfernung und gingen zum Hauseingang.

Fredi steuerte stracks auf den Klingelknopf zu, an dem „Sommer“ stand, und klingelte.

„Du kennst dich wohl in dem Milieu aus“, sagte ich zu ihm.

„Ja, um ehrlich zu sein, das hab ich dir ja aber schon gebeichtet, als wir damals — wann war das überhaupt — das ist ja schon eine Ewigkeit her –„

„Fünf Jahre“, konnte ich gerade noch sagen, da surrte der Summer, Fredi stieß die Tür auf, und wir standen am Fuße einer schmalen Hühnerleiter.

Oben stand ein freundliches weibliches Wesen in einem sexy Fummel — das mußte Mae sein. Sie sagte:

„Ihr wollt zu Gudrun, nicht war? Na, dann kommt doch rauf!“

Wir stiegen die schmale Treppe hoch, dort stellte sich Mae dann richtig vor und sagte:

„Gudrun hat noch einen Kunden, aber man hört schon, er ist im Aufbruch; sie kommt sicher gleich. Wollt ihr schon was trinken — eine Cola, einen Cognac?“

Ich wählte einen Cognac, Fredi schloß sich dem an, und wir verteilten uns in einem großen Zimmer auf die Sofas, Fredi und ich auf dem einen und Mae auf dem anderen, das im Winkel aufgestellt war, dazwischen ein niedriger Tisch mit Glasplatte.

Das Zimmer war rot-plüschig und damit auch etwas puffig eingerichtet, aber im Ganzen und mit der freundlichen Mae begann ich doch, mich wohlzufühlen.

„Ihr seid also hier, um zu sehen, wo Gudrun und ich so arbeiten“, begann Mae, „dies Zimmer seht ihr ja nun, ich kann euch auch schon mein Zimmer und das Bad zeigen, wenn ihr möchtet. „

Bevor wir uns aber darüber klar werden konnten, ob wir „möchteten“, öffnete sich irgendwo eine Tür, und dann sahen wir Gudrun mit ihrem Kunden durch den von unserem Zimmer sichtbaren Flur zur Eingangstür gehen.

Es gab mir einen Stich durch Herz, wie ich Gudrun so mit einem Freier schäkern sah, einem jovialen, etwas dicklichen Herrn von etwa fünfundvierzig Jahren. Er hatte Gudrun untergehakt, sie redeten leise, ich konnte nicht alles verstehen, nur den letzten Abschied:

„Du rufst an, wenn du wieder mal Zeit hast, Georg?!“

„Tu ich — und nochmal vielen Dank für deine Geduld. „

Die beiden gaben sich ein Küßchen, Gudrun linste durch das Guckloch in der Tür, dann öffnete sie sie, und auch Georg sah vorsichtig nach allen Seiten, bevor er die Wohnung endgültig verließ, wohl um sicher zu sein, von niemand gesehen zu werden.

Als Gudrun die Tür geschlossen und die dicke Kette vorgelegt hatte, setzte sie sich zu Mae aufs Sofa. Sie hatte knappste hot pants und ein so schmales Top an, daß ihre Brustwarzen halb sichtbar waren. Kurze Hosen waren, seit ich denken kann, eines von Gudruns Lieblingskleidungsstücken gewesen, auch beim Reiten; sie hatte als Backfisch Reitstunden genommen und ritt trotz der Warnungen ihres Reitlehrers am liebsten in shorts, auch wenn sie sich ganz schön die Beine aufscheuerte.

„Das ist schön, daß ihr hergefunden habt — ihr wollt euch sicher alles ansehen?!“

„Laß uns erstmal in Ruhe unsern Cognac trinken — und was ist eigentlich dieses ewige Knacken aus dem Telephon?“

„Das ist immer, wenn jemand unsere Bandansage abhört“, klärte mich Gudrun auf.

„Ihr habt also so eine Kleinanzeige in der Blödzeitung –„

„– und in der Morgenpost –„, fügte Gudrun hinzu, „jeweils dienstags und freitags, das bringt am meisten.

„Wollt ihr die Anzeige mal sehen?“, fragte Mae und holte, ohne eine Antwort abzuwarten, eine Mopo hervor. „Hier!“

Und da stand es:

„Gute Hausmannskost! — 2 reife Modelle erwarten Dich — Telephonnummer. „

Auf unsere fragenden Blicke erklärte Gudrun:

„,Hausmannskost`: Das heißt : nur normales, kein Sado-Maso, kein Natursekt — weißt du, was das ist?“

„Ja, das weiß ich“, antwortete ich.

„– kein Kaviar und so was. Und aus der Telephonnummer sieht jeder — jedenfalls jeder Hamburger — so in etwa, in welcher Gegend das ist — ,Friedhof` wollen wir nicht unbedingt in die Anzeige setzen. „

„Und mit dieser Nummer kann man dann euer Band abhören –„

„Ja, und auf dem Band erklären wir dann die ,Hausmannskost`, stellen uns vor — auch unser Alter — und sagen unsere Adresse.

„,und klingele bitte bei Sommer`“, erinnerte ich mich an frühere Zeiten.

„Genau“, sagte Gudrun verwundert, „hast du unser Band schon einmal abgehört?“

„Nein, das nicht, aber mit so einer Ansage, die ich mit der Wiederholungstaste gekriegt habe, habe ich meinen Ex zum ersten Mal beim Fremdgehen erwischt — damals wohl nur im Gewerbe. — Übrigens war der Name damals auch ,Sommer`. „

„Das ist sehr oft bei ,Sommer`“, klärte mich der in solchen Dingen erfahrene Fredi auf.

„Und wenn ihm eure Ansage gefällt, kommt der Kunde und klingelt unten. Kommen da nicht manchmal blöde Typen?“

„Erstens haben wir unten eine Überwachungskamera installiert — habt ihr die nicht bemerkt — na ja, die ist ganz gut versteckt — seht mal hier!“

Damit ging Gudrun zu seinem kleinen Bildschirm, der im hinteren Teil des Zimmers auf einem kleinen Tischchen stand, schaltete ihn ein, und wir sahen klar und deutlich den Vorraum vor der unteren Tür.

„Wenn der Kunde unten nur etwas verdächtig aussieht, machen wir nicht auf, dann soll er denken, wir sind beide beschäftigt. Und für den Fall, daß uns doch mal einer dumm kommt, können wir von hier und von unseren Zimmern die Polizeiwache anrufen — paßt mal auf — so — mit der Taste dreizehn –„

Und alsbald tönte es aus dem danebengelegten Hörer: „Hallo“, und Gudrun flötete in den Apparat:

„Entschuldigt, Jungs, das ist kein Alarm, aber hier sind Verwandte von mir, der führ ich unsere Wohnung und das Drumherum vor, damit sie etwas beruhigt sind.

Tschüs, kommt ihr nicht mal wieder?“

Und legte den Hörer auf.

„Sind diese ,Jungs` auch eure Kunden?“

„Die meisten von der Wache — aber die bezahlen auch ehrlich –„

„Allerdings mit einem kleinen Rabatt“, fügte Mae hinzu.

„Wieviel muß man denn überhaupt bei euch anlegen?“, fragte der neugierige Fredi.

„Ach ja, das hatte ich vergessen, auf dem Band sagen wir auch die Preise: Hundert Mark für die Normalbehandlung, mit Bad hundertfünfzig, zweimal hundertfünfundsiebzig, zweimal mit Bad — unser Top-Angebot, das gern genommen wird — zweihundert.

„Du kannst uns gern mal besuchen — das heißt mich“, sagte Mae zu Fredi, der sie mit ihrer schönen schlanken Figur die ganze Zeit mit Blicken verschlang.

Fredi wurde rot bis über die Ohren und stotterte:

„Ich flieg übermorgen wieder nach Amerika zurück. „

„Na, dann kannst du ja morgen abend kommen“, sagte Gudrun und sah auf einen Terminkalender. Wir sind noch frei — das heißt, Mae ist noch frei.

„Ich hab nichts dagegen, wenn du dich hier verlustierst“, sagte ich, als Fredi fragend um sich sah, „und Heidemarie sagen wir keinen Pieps, wir schweigen wie das Grab“, fügte ich hinzu, auch für Gudrun, die ihren Bruder wissend anlächelte.

„Na, mal sehen, ob ich das morgen abend noch schaffe“, stotterte Fredi weiter.

„Schaff das mal“, sagte Gudrun, „dann können wir zusammen nach Hause fahren.

„Einmal allerdings –„, sagte Mae, „soll ich das überhaupt erzählen?“

„Tu das — du meinst den Gorilla?“, antwortete Gudrun.

„Ja — also, eines Tages kommt so ein bulliger Typ rein im dunklen Anzug, Haare auf einen halben Millimeter kurzgeschoren, sonst ganz freundlich, und ich werd mit ihm einig. Als er sich aber in meinem Zimmer auszieht, legt er eine Pistole auf das Nachtkästchen.

Ich krieg einen fürchterlichen Schreck, laufe raus, rufe Gudrun, die hatte schon gemerkt, daß was Komisches los war, und hatte die Polizei gerufen. Die kommt nach weniger als zwei Minuten und prüft den Kerl, der in seiner Unterhose rumstand und versuchte, uns zu beruhigen. Die Polizei fand nichts, alle Papiere in Ordnung inklusive Waffenschein, und der Typ sagt uns, er sei der Gorilla eines bekannten und beliebten Politikers. Er war über die Polizeikontrolle überhaupt nicht böse, gab uns völlig recht und entschuldigte sich, daß er uns das nicht gleich am Anfang gesagt hatte.

Es war dann ein schönes Schäferstündchen mit ihm; so bullig er sonst war, so zart war er in der Liebe. Leider ist er nie wiedergekommen. „

„Aber nun mal ernsthaft“, brachte ich das Gespräch auf ein anderes Gleis, „dies ist doch wirklich nicht das Richtige für dich — und für Mae. „

„Aber ich kann euch das wirklich nicht zumuten, mir mein Haus zu bezahlen — und ich kann auch Mae hier nicht allein lassen, es ist doch besser zu zweit.

„Meinetwegen kannst du gern aufhören, Gudrun“, sagte Mae, umarmte ihre Schulkameradin, Freundin und Kollegin und küßte sie, „das hab ich dir doch schon oft gesagt, ich find schon eine andere nette Kollegin, solange ich das noch mache. „

Bevor noch jemand etwas dazu sagen konnte, ging das Telephon und Mae nahm ab. Nach wenigen Sekunden gab sie Gudrun den Hörer:

„Für dich!“

Wir hörten mit, was Gudrun sprach:

„Das ist ja schön, daß du dich wieder mal meldest.

“ „Nein, morgen abend paßt nicht so gut, wann hast du denn sonst Zeit?“ „Morgen um eins — da haben wir ja eigentlich noch nicht auf — aber weil du's bist, morgen paßt es, ich kann schon um eins kommen. Du kommst in der Mittagspause — lass das nicht deinen Chef merken — und läute bitte viermal, sonst mach ich nicht auf! Also machs gut bis morgen!“

Es war nicht zu glauben, aber so war es: Gudruns frohe Stimme klang echt, so wie wir sie seit Jahren nicht mehr erlebt hatten.

„Das war Tommy“, erklärte uns Gudrun, „ein Stammkunde von uns, der war einen Monat im Ausland, schön, daß er wieder kommt, der erzählt sicher auch manches Interessante. „

„Und um auf deine Fragen zurückzukommen“, fuhr Gudrun fort, „das Geld von hier hilft mir riesig, in den sechs Wochen, seit ich das mache, hab ich schon mehrere tausend Mark verdient und bin mit meinen Raten vier Monate früher fertig.

„Und mit diesem Job, wenn du nicht inzwischen was Besseres findest“, ergänzte Mae lachend.

„Und es ist auch interessant“, sagte Gudrun weiter, „viele Kunden kommen ja nicht — oder nicht nur — für das, was ihr denkt. Viele wollen einfach nur reden — mit einer Frau reden, die ihnen zuhört. Zum Beispiel der Georg von vorhin, der hat Schwierigkeiten mit seiner Frau, und ich glaub, ich kann ihm mit meinen Erfahrungen ein bißchen helfen, mit ihr wieder zu Rande zu kommen.

Heute sagte er, es ginge wieder besser, und — na ja — das hat ihn heute zum ersten Mal seit Wochen wieder zu was angeregt. Solche Kunden haben wir mehrere. — So, jetzt möchte ich aber nach Hause — es war ein langer Tag. „

„Darf ich euch alle noch zu einer Pizza einladen?“, fragte Fredi, der Maes Gesellschaft noch etwas genießen wollte.

„Du darfst“, sagte Mae erfreut, und auch Gudrun und ich ließen uns dazu breitschlagen.

In der Pizzeria mußte ich noch ein Argument gegen Gudruns und Maes Liebesdienste loswerden:

„Was ihr da macht, ihr beiden Hübschen, das schmälert doch ganz gewaltig eure Chancen, wieder einen richtigen Partner zu finden. „

„Also, liebe Melanie“, antwortete Gudrun, „erstens hast du in all den Jahren seit deiner Scheidung auch ohne solchen Job keinen passenden Partner gefunden — vielleicht hast du auch nicht danach gesucht –, zweitens hast du ja keine Ahnung, denn drittens hab ich in den Wochen in diesem Job schon drei Heiratsanträge bekommen, allerdings kam das alles nicht in Frage — Mae übrigens auch zwei — und viertens, was glaubst du, sind wir schon zu manchen Festen und Ähnlichem gegangen und haben Ausschau gehalten, uns mit manchem flotten Herrn unterhalten, wir haben uns auch schon von hoffnungsvollen Typen abschleppen lassen, aber es war bisher noch nie etwas für mehr als einen Abend –„

„– und einmal für eine Nacht –„, fuhr Mae lachend dazwischen.

„Na ja“, winkte Gudrun ab, „schweigen wir von was anderem. — Natürlich sind wir aber auch romantisch und hoffen auf einen Prinzen, der uns als Prinzessin in sein Schloß führt — noch haben wir die Hoffnung nicht aufgegeben — nicht wahr, Mae?“

„So ist es“, lachte Mae, „und irgendwie empfinde ich auch unser Nuttendasein — seien wir doch ehrlich — auch als eine Schule fürs Leben. „

So konnte man es natürlich auch sehen.

Und da ich merkte, daß Gudrun — jedenfalls im Augenblick — nicht von ihrem Abendjob abzubringen war, drängte ich zum Aufbruch, verfrachtete die Belegschaft in mein Auto, fuhr zuerst Mae nach Hause, sie rief zum Abschied Fredi noch ein „Bis morgen!?“ zu, dann setzte ich Gudrun und Fredi zu Hause ab und begab mich bei mir sogleich zur Nachtruhe.

Am nächsten Tag in der Schule ertappte ich mich dabei, daß ich gegen ein Uhr auf die Uhr schielte und dachte: „Jetzt empfängt deine Cousine den Tommy“, und abends mußte ich denken: „Jetzt vergnügt sich dein Vetter mit der Mae, und seine Schwester hört vom Nebenzimmer mit.

“ Ich mußte auch denken, wieviel Frauen Fredi wohl schon gehabt hatte, und vor allen, wieviel, nachdem er mich gehabt hatte. „Aber, Melanie“, sprach ich zu mir selbst, „Gudrun ist offenbar jetzt glücklicher als in den letzten Jahren mit ihrem Ex, und was Fredi und seine Weibergeschichten betrifft: Du hast doch nach ihm auch die verschiedensten Liebhaber gehabt, Männern gesteht man doch so was im Allgemeinen zu, Frauen weniger, aber du hast trotzdem — also, was hast du mit Fredi, warum soll er nicht –, es ist schließlich in seiner Branche ein solider Schuppen.

Ich rief dann Trudi an, und wir besprachen das Problem Gudrun des langen und des breiten am Telephon. Trudi fand es auch furchtbar, daß eine intelligente Frau wie Gudrun es glaubt, nötig zu haben, sich ihr Geld in der Horizontalen zu verdienen, und wir beschlossen, gemeinsam mit Gudrun zu reden. Wir luden sie ein paarmal Sonntags zum Kaffee ein, aber sie blieb stur, so stur, wie sie viel zu lange an ihrer Ehe mit Gustav festgehalten hatte.

Allerdings fand auch Trudi, daß Gudrun jetzt viel gelöster war als in der letzten Zeit, und sie fragte sie direkt:

„Sag mal, Gudrun, mal ganz ehrlich: Du nimmst doch keine Drogen?“

„Quatsch! Wie kommt ihr dadrauf? Ich und Drogen! Ihr habt wohl vergessen, daß ich mich in meiner Gemeinde um Drogenabhängige kümmere — gekümmert habe — das kommt jetzt leider etwas zu kurz. Nein: Ich rauche jetzt sogar viel weniger als früher.

Das war mir allerdings auch schon positiv aufgefallen. Was sollte man also mit Gudrun machen, der ihre neue Tätigkeit offenbar sogar Spaß machte und ihr außerdem einen Batzen Geld einbrachte?

Ich redete auch mit Tante Klara, mit der ich immer ein offenes Wort führen konnte. Als ich bei einem Kaffee das Gespräch auf Gudrun brachte, kamen Tante Klara die Tränen, und sie sagte mit stockender Stimme:

„Ich glaube, ich bin Schuld an dem Schlamassel.

„Wieso das, Tante Klara?“

„Ich hab ihr was gebeichtet, und das muß ich nun wohl auch dir beichten — aber du darfst das niemand weitersagen, auch nicht Onkel Fritz da oben, Gott hab ihn selig, der weiß nichts davon, und auch nicht meiner lieben Schwester, die würde tot umfallen. Also: Du kennst ja meine Eltern — ach so, du hast sie ja gar nicht mehr kennengelernt — also die waren so stockkonservativ, die meinten, ich als Mädchen brauche nicht zu studieren, das sei nur was für junge Männer.

Dabei wußten sie, daß ich schon als kleines Mädchen Ärztin werden wollte. Und das wußte auch unser Hausarzt und hat mir, als ich in der letzten Klasse im Lyzeum war, Medizinbücher zu lesen gegeben; ich wußte schon über die Anatomie Bescheid, auch praktisch — doch davon später. Also: Meine Eltern verboten mir das Studium, da bin ich bei ihnen aus- und bei meiner Lateinlehrerin zur Untermiete eingezogen und hab allen gesagt, ich verdien mir das Studium mit Hafenarbeiten.

Dabei ging ich zu Madame Krause, die hatte in Eimsbüttel ein Etablissement, von dem ich wußte, und ich dachte, das sei leicht verdientes Geld, etwas die Beine breit machen. Dazu muß man sagen: Ich war damals schon aufgestochen — so sagten wir in unserer Clique damals — ja, ja, auch damals tat sich schon manches vor dem Abitur — na, jedenfalls, Madame Krause nahm mich an, gab mir ein paar Verhaltensregeln, und abends hatte ich dann meine ersten Freier.

Es war fürchterlich, ein besoffener Seemann und ein noch besoffenerer Beamter, der seinen nicht hochkriegte und mich daraufhin als ,dreckige Nutte` beschimpfte. Ich hab Madame Krause noch am selben Abend gekündigt und dann doch im Hafen Kisten und Säcke geschleppt. „

Als Tante Klara eine Pause machte, fragte ich dazwischen:

„Aber du bist dann ja doch nicht Ärztin geworden. „

„Ja, min Deern, so war das damals mit uns Frauen: Ich hab Onkel Fritz kennengelernt und bald geheiratet, und dann war ich Hausfrau.

Nur im Krieg, da durfte ich unserem damaligen Arzt helfen, obwohl ich keine Approbation hatte. Ich hab ja immerhin alle Semester studiert. „

„Und was hat das nun mit Gudrun zu tun?“

„Ich hab ihr das nur erzählt — und ich hatte das bis dahin noch niemand erzählt, auch meiner besten Freundin nicht –, um zu zeigen, wie schrecklich das sein kann in dem Job, aber sie hat das wohl so aufgefaßt: ,Wenn das sogar die Tante Klara kann, um ihr Studium zu finanzieren, dann kann ich das auch.

` Und außerdem wollte sie partout nichts von meiner Pension annehmen. ,Ich kann die doch nichts von deiner kleinen Rente abzwacken, Tante Klara!` Dabei hat sie wieder mal Rente und Pension verwechselt, und außerdem ist meine Pension geradezu bombig — Onkel Fritz hat ja gut verdient. „

Ich umarmte meine Tante innig, dankte ihr für ihre Offenheit, und wir beschlossen, weiterhin darüber nachzudenken, wie wir Gudrun helfen könnten — so helfen, daß sie die Hilfe auch annähme — „oder wir finden ihr einen lieben Freund“.

Es kamen der Jahreswechsel mit seinen Feiertagen und Familientreffen. Die geschiedene und unsittlich tätige Gudrun wurde von niemandem eingeladen außer von mir — mit Grüßen von Tante Klara, die seit Jahren Weihnachten und Silvester auf eigenen Wunsch allein zu Hause blieb und dann am Neujahrstag gut gelaunt und mit großem Appetit zum traditionellen Familienessen kam. Ich lud also Gudrum zum Heiligen Abend schon zum Mittagessen zu mir ein, wir tauschten unsere Geschenke aus, am frühen Nachmittag fuhr ich zu meiner Mutter, wo wir mit ihr und meinen Brüdern feierten.

Währenddessen blieb Gudrun bei mir, las und sah fern, ich verabschiedete mich zeitig von meiner Mutter, und ich verbrachte noch einen schönen Abend mit Gudrun, ohne weiter auf sie einzureden.

Gudrun blieb bis zum zweiten Weihnachtstag bei mir, wir machten Spaziergänge, bekamen noch Karten fürs Schauspielhaus, wo wir eine gelungene Aufführung von Ödön von Horvaths „Zur schönen Aussicht“ genossen.

An den Werkeltagen zwischen den Festen arbeitete Gudrun wieder, auch mit Mae, und am Silvestertag hielt ich es wie am Heiligen Abend, das heißt, ich verabschiedete mich gegen 21 Uhr von meiner Mutter und meinen Brüdern und feierte den eigentlichen Jahreswechsel mit Gudrun.

Dazu schenkte ich ihr ein ausführliches Telephongespräch mit Fredi in Amerika — dabei vergaßen wir blöden Gänse den Zeitunterschied und erwischten Fredi und Heidemarie beim Zubereiten des Silvester-Festessens.

Nachdem wir um Mitternacht die Silvesterknallerei von meinem Balkon genossen und eine Flasche Sekt geleert hatten, waren wir high, und mir kam eine Idee:

„Gudrun, wollen wir nicht morgen Abend zum Neujahrstanz ins Winterhuder Fährhaus gehen?“

„Ich weiß nicht — sind wir nicht zu alt für so was?“

„Was ist denn jetzt mit dir los? Zu alt? Das ist doch da nichts für die ganz jungen Leute! Also, was meinst du?“

„Haben wir denn was anzuziehen? Was zieht man denn zu so was an?“

„Ich würde sagen: festlich seriös oder festlich etwas sexy.

„Festlich sexy: da hätte ich was. Und gehst du sexy seriös — ich meine festlich seriös?“

„Du hast ganz recht: festlich sexy seriös! Ich hab da ein Abendkleid, ein kleines Schwarzes, das hab ich seit Jahren nicht mehr angehabt, ich weiß gar nicht, ob mir das noch paßt, ich hab ja doch auch ein bißchen zugenommen — und es ist doch recht klein, das heißt kurz –„

„Zeig doch mal, komm, wir probieren es an!“

„Das ist nicht so einfach, das hängt nämlich in einem Schrank auf dem Boden — ich hab ja gesagt, das hab ich nie mehr angehabt und dann weggehängt, weil ich dachte, das wäre nichts mehr für mich –„

„Red nicht so einen Unsinn — komm, gehen wir auf den Boden!“

„So kenn ich dich ja gar nicht, Gudrun, und schon gar nicht, wenn es um sexy Kleider geht.

„Ja, seit ich den Gustav los bin, ist alles anders. Bei dem mußte ich mich ja wie im vergangenen Jahrhundert anziehen, oder genauer gesagt, wie seine Mutter. — Also komm!“

Ich nahm also die Bodenschlüssel, und wir begaben uns auf diesen Abenteuertrip. Der Boden war ja schummerig beleuchtet, aber vielleicht würde die Polizei kommen, von den Bewohnern des obersten Stockwerks gerufen, wenn da oben nachts um zwei jemand rumturnt.

Ich fand das Kleid, hielt es mir vor den Bauch, Gudrun war begeistert, und wir fanden beide, daß es mir wahrscheinlich passen würde. Zurück in der Wohnung probierte ich es richtig an, und siehe: Es paßte noch, knapp, aber es ging. Ich würde wegen des tiefen Ausschnitts nur einen Halb-BH tragen können, und es bedeckte meine Schenkel im Stehen zu fünfundsiebzig, im Sitzen zu fünfundvierzig Prozent — wir fanden, daß sei züchtig genug für den Zweck.

„Aber wir rufen doch auch Mae“, sagte Gudrun fragend.

„Na klar, daß ich das vegessen hab! Und Trudi!“

„Auch klar! Ich ruf dann mal Mae an — hoffentlich sind die noch nicht schlafen gegangen. „

Das waren sie nicht, und Mae war hell begeistert von dem Vorschlag. Trudi aber wollte den Neujahrstag mit ihrem Freund verbringen.

Wir tranken noch ein Glas Wein, alberten rum und malten uns aus, wer wohl auf uns „alte Weibsen“ anbeißen würde.

Am nächsten Morgen fuhr Gudrun nach dem Frühstück nach Hause, um auch ihren Fummel zu richten, und ich zog, als es soweit war, mein kleines Schwarzes an und fuhr zu meiner Mutter zum Nachmittagskaffee.

„Was hast du denn da an, das kannst du doch nicht mehr anziehen! Da warst du doch ein kleines Mädchen, als du das anhattest, und auch da war es viel zu kurz.

„Mama, damit hatte ich in der Oper noch eines der längeren Kleider — das hab ich dir doch schon zigmal gesagt — und als ich das gekauft hab, da war ich kein kleines Mädchen mehr, da war ich fünfundzwanzig und längst verheiratet, und jetzt bin ich auch erst zehn Jahre älter. „

„Elf“, korrigierte meine Mutter. Da hatte sie recht. Aber vielleicht hatte ich das Kleid doch erst mit sechsundzwanzig gekauft — so genau wußte ich das auch nicht mehr.

„Und wo willst du nachhher hingehn?“, fragte meine Mutter weiter.

„Zum Tanzen ins Winterhuder Fährhaus — mit Trudi“, log ich halb. Gudrun durfte in Gegenwart meiner Mutter nicht mehr erwähnt werden.

„Warst du mit der auch zu Silvester?“

„Ja, Mama. „

Wir redeten diesmal nicht viel miteinander, und irgendwann sagte Mama pikiert:

„Du denkst ja nur an deinen Tanz — wann fängt der denn an?“

„Um fünf, glaub ich.

„Dann mußt du ja schon los — sei bloß vorsichtig, mit wem du da wieder anbandelst. „

„Bin ich doch immer — sonst wärst du doch schon längst Großmutter — auch von mir. „

„Ach, Kind, mußt du immer so mit Männern –„

„Wär es dir lieber, ich würde mit Frauen –?

„Um Gottes Willen!“

„Aber Mama, du bist wirklich aus dem letzten Jahrhundert.

Lass dir doch mal von deiner Freundin, Frau Dr. Brandenburg, erklären, daß es nicht gar so schlimm ist, Männer mit Männern und Frauen mit Frauen. So, ich muß jetzt aber los!“

Ich mußte zwar nicht gerade, aber ich wollte, und so fuhr ich schnell zu Gudrun. Sie war schon reisefertig, und ich war überwältigt von ihrem Kleid: aus grünem glänzenden Stoff, oben zwar höher geschlossen als meines, unten aber vielfach geschlitzt, so daß man bei jeder Bewegung — und wohl gerade auch beim Tanzen — die erregendsten Anblicke hatte.

Wenn sie stand, konnte man denken, sie hätte ein langes Kleid an, wenn sie aber einen Fuß vorsetzte — dann würde es wohl um manchen Männerverstand geschehen sein.

Dann fuhren wir zu Mae, um sie abzuholen, und auch sie war hinreißend gekleidet: Ein hellbeiges nicht zu knappes Top und einen tief angesetzten langen schwarzen Rock, „nur“ an der Seite, dort allerdings hoch, geschlitzt, die Partie um den Nabel frei, so daß die erhofften Tanzpartner bei der klassischen Tanzhaltung ihre Rechte auf Maes Haut hatten.

Maes liberale Mutter beglückwünschte uns zu unserer Garderobe und wünschte uns einen schönen Abend, ihr Sohn, der wohl schon einiges vom Leben wußte, sagte zum Abschied zu seiner Mutter:

„Mami, bringst du uns nicht einen neuen Papa mit?“

„Ich werd mein Bestes tun“, antwortete Mae lachend und gab ihrem Jungen einen herzlichen Kuß.

Wir drei Grazien fuhren in meinem Auto zum Winterhuder Fährhaus, wo ich es die Nacht über stehen lassen und von wo ich es am nächsten, noch freien Tag abholen wollte.

Als wir den Saal betraten, ging ein Raunen durch denselben — allerdings wohl nicht unseretwegen, sondern wegen eines Pärchens, das unmittelbar nach uns kam und wo die Dame ihre langen schlanken Beine nun schon in — fast — ganzer Länge zeigte.

Wir sagten dem Kellner auf seine Frage, daß wir drei zusammen bleiben wollten, und wurden an einen noch freien mittelgroßen Tisch plaziert, an dem noch Platz für zwei, bei engerem Zusammenrücken auch drei weitere Gäste war.

Wir hatten kaum unser Glas Sekt, das wir uns gegönnt hatten, ausgetrunken, als sich schon drei Kavaliere zu uns fanden, die wir, da sie einen passablen Eindruck machten, einluden, an unserem Tisch Platz zu nehmen. Wir stellten einander vor, mit Vornamen und „Sie“, und wurden schon gleich zum nächsten Musikstück von diesen Herren zum Tanz aufgefordert. Das war nun nicht so doll, jedenfalls mein Tänzer Toni kam kaum mit dem Tempo des langsamen Foxtrotts mit, so daß ich die Führung übernahm, damit sich auch Toni mit Anstand über die Tanzfläche schwingen konnte.

„Du kannst aber gut tanzen, du warst wohl in einer guten Schule?!“, flüsterte er mir zu, und seine rechte Hand glitt etwas powärts.

Ich unterließ es in dieser Atmosphäre, auf dem „Sie“ zu bestehen, sagte nur: „Auf einer sehr guten!“, und dachte dabei an Rolf; aber das sagte ich Toni natürlich nicht. Allerdings bestand ich auf korrekter Tanzhaltung und sagte trocken: „Bei einem so klassischen Tanz gehört die rechte Hand auf den Rücken“, worauf Toni seine Rechte zwei Millimeter höher nahm.

Obwohl diese Tanzserie noch nicht zu Ende war, mußte sich Toni erst einmal verschnaufen, und wir nahmen wieder an unserem Tisch Platz, wo wir zunächst einmal allein waren. Toni goß uns aus der inzwischen gekommenen Karaffe Wein ein und begann alsbald mit schmierigen Komplimenten bezüglich meiner Figur, wobei er besonders auf meine „himmlischen Beine“ und meinen „dianagleichen Busen“ abhob. Es begann also, „gemischt“ zu werden, und ich werde nie erfahren, warum er sich auf Diana und nicht auf, sagen wir, Minerva oder noch besser auf Venus bezog.

Auch Gudruns und Maes Kavaliere hielten nicht lange durch und kamen bald ebenfalls wieder an den Tisch. Es begann ein allgemeines Zuprosten und allgemeines Duzen; keiner der Herren war dazu formell eingeladen worden.

„Ich glaub, ich muß mich mal schnell etwas frisch machen“, sagte ich, und die anderen beiden verstanden meinen Wink, murmelten etwas ähnliches, und wir beratschlagten in der Damentoilette.

„Das sind doch wirklich komische Typen“, begann ich und erzählte von meinen Erlebnissen mit Toni.

„Meiner hatte natürlich immer seine Hand auf meiner Haut –„, sagte Mae.

„Das geht bei deiner Aufmachung aber kaum anders“, warf ich ein.

„Natürlich nicht — aber es geht anders, als daß er mit seiner Hand immer nach oben fingert, ob ich einen BH anhab. „

„Und hast du?“, fragte Gudrun überflüssigerweise.

„Natürlich hab ich, es ginge zur Not auch ohne, aber dann schlabbert doch alles rum.

„Ich sage“, sagte ich, „wir geben denen noch eine Chance, und wenn sie sich weiter danebenbenehmen, hauen wir hier ab. Mae, du sagst, du mußt dich noch um deinen Jungen kümmern, und ich schließe mich dem an und erfinde eine Tochter. „

„Und was machen wir dann?“, fragte Gudrun.

„Wir werden schon was finden. Zur allergrößten Not sehen wir zu Hause einen Porno.

— Also auf ins letzte Gefecht!“

Wir setzten uns zu unseren schon sehnsüchtig wartenden Kavalieren. Wir talkten small, alberten rum und tanzten; die Stimmung stieg, einige Hemmungen fielen, das heißt, die Tanzhaltung wurde allmählich gewagter, und beim Gestikulieren am Tisch verirrte sich manche Hand an Busen und Knie und wohl auch noch woandershin. Es blieb im Rahmen des schwer Erträglichen, aber als Toni mir beim Tanzen ins Ohr flüsterte:

„Du gefällst mir! Ich hab zu Hause eine sturmfreie Bude, meine Frau ist bei ihrer kranken Mutter, hast du nicht Lust, mal an meiner Zuckerstange zu lutschen?“,

da brach ich den Tanz ab und rauschte an unseren Tisch zurück.

Toni versuchte, die Situation zu retten und fragte bedripst:

„Aber ihr wolltet doch was erleben?!“

„Aber nicht mit deiner Zuckerstange!“, zischte ich zurück.

Das war für Mae das Zeichen, unseren Plan Zero durchzuführen:

„Ich muß jetzt wirklich gehen — oh, mein Gott, es ist schon nach halb zehn — wie die Zeit vergeht — ich muß nach meinem Jungen sehen.

Ich sekundierte:

„Dann muß ich ja auch gehen, meine Mutter von meiner Tochter erlösen!“

„Wie alt ist den deine Tochter?“, fragte Toni lüsternen Blickes.

„Vier“, antwortete ich nur trocken, und seine Miene wurde sauer.

Wir eilten zur Garderobe und zogen unsere Mäntel an; zum Glück akzeptierten unsere Kavaliere unseren Abgang und stiegen uns nicht nach. Draußen standen wir erst einmal unschlüssig und wußten nicht, was wir tun sollten.

„Hat eine von euch Lust, schon nach Hause zu gehen?“, fragte Mae in die Runde.

„Nein!“, antworteten wir unisono.

„Zu blöd! Ich hab den Hamburger Veranstaltungskalender zu Hause gelassen, der hätte noch gut in die Handtasche gepaßt! — Wir können ja schnell bei mir vorbeifahren, und ich hol ihn. Ich bezahl auch die extra Taxifahrt. „

Wir wurden gerade noch im rechten Augenblick gerettet, und zwar vom Fahrer der an erster Stelle in der Warteschlange stehenden Taxe.

Er stieg aus, kam auf uns zu und fragte freundlich:

„Guten Abend, die Damen! Hat es Ihnen hier nicht gefallen — möchten Sie noch woandershin oder schon nach Hause?“

Aufgekratzt wie ich war, antwortete ich offenherzig:

„Wir würden schon gern noch woanders hingehen. Können Sie uns was empfehlen?“

„Möchten Sie ein gutes Restaurant oder auch tanzen?“

„Auch tanzen!“

„Dann empfehle ich Sagebiel.

Dort geht der Neujahrstanz bis, glaub ich, zwei oder drei Uhr. Wenn Sie es wünschen, kann ich Sie hinfahren. „

„Was würde das denn kosten — das ist doch ziemlich weit?“

„So weit nun doch nicht — Ich schätze fünfundzwanzig bis dreißig Mark. „

„Na, dann fahren wir!“

Als wir bei Sagebiel vorfuhren, zeigte das Taxameter sogar nur einundzwanzig Mark fünfzig. Der Fahrer nahm nicht mehr als fünfzig Pfennig Trinkgeld an und übergab uns seine Visitenkarte:

„Wenn Sie nachher unbelästigt nach Hause fahren möchten, dann rufen Sie mich an, ich fahr die ganze Nacht durch; ich berechne ihnen auch nicht die Anfahrt.

In der lockeren Stimmung dieses Abends fragte ich:

„Und wieso sind wir bei Ihnen vor Belästigungen sicher?“

Der Fahrer lachte und zeigte nur auf seine Schwulen-Schleife am Revers. Daß ich die nicht schon bemerkt hatte! Ich war wohl schon ein wenig hinüber und nahm mir vor, im weiteren Verlauf des Abends auf mich aufzupassen.

Wir fanden auch hier einen freien Tisch, setzten uns und bestellten uns Coca-Cola, denn vom Wein hatten wir erst einmal genug, wie wir fanden.

Hier war es nicht so, daß sich gleich fremde Herren an unseren Tisch gesetzt hätten, wir wurden hin und wieder von Kavalieren von den Nachbartischen zum Tanz aufgefordert, waren sonst aber allein an unserem Tisch. Allerdings saßen in der gegenüberliegender Ecke des Saales drei sympathisch aussehende Herren, wohl etwas älter als wir, ebenfalls allein, und immer häufiger nickten und dann auch winkten wir einander zu, bis schließlich einer der Herren zu uns kam und höflich vorschlug, uns zusammenzusetzen.

Wir willigten ein, und die drei Herren zogen zu uns um, da unser Tisch etwas größer war. Sie stellten sich auch artig vor:

„Hanno, eigentlich Johannes, Tischlermeister; ich hab eine kleine Tischlerei. „

„Heino, eigentlich Heinrich, auch Tischlermeister, aber ich arbeite in einer Möbelfabrik — und singen kann ich nicht!“

„Benno, eigentlich Bernhard, Buchhändler; und ihr, wenn wir fragen dürfen — oh, entschuldigt — sollten wir uns lieber siezen?“

„Ihr dürft! Und ,ihr` ist schon okay.

Gudrun, Sekretärin, geschieden. „

„Mae, eigentlich Maria, medizinisch-technische Assistentin, geschieden; ich hab einen zwölfjährigen Jungen. „

„Melanie, eigentlich Kerstin, aber so nennt mich niemand, Studienrätin, geschieden. „

„Ihr ärmsten, alle drei geschieden, das tut uns leid“, sagte Heino, „so genau wollten wir das gar nicht wissen, aber dann müssen wir das auch von uns sagen: Ich bin verheiratet, meine Frau hat sich vor Weihnachten den Fuß verknackst, und sie hat mir erlaubt, allein zum eigentlich geplanten Tanz zu gehen.

Mein Freund Hanno ist auch verheiratet, und seine Frau ist Ärztin und hat sich für den Nachtdienst gemeldet, weil sie sich nichts aus Tanzen macht, aber sie kommt wohl später auch dazu; und unser Freund Benno ist ledig. „

„Und wie paßt das zusammen: Tischler und Buchhändler?“

„Weil ich mit meiner Firma dem Benno die Regale für seinen Laden gemacht habe — und Heino mir dabei geholfen hat — schwarz allerdings — ich hoffe, ihr seid nicht vom Finanzamt! Seitdem sind wir auch Skatbrüder.

Es wurde ein gemütliche Nacht, Mae tanzte meistens mit Heino, ich mit Hanno und Gudrun fast nur mit Benno. Sie kamen sich sichtlich näher, tanzten eng umschlungen, und ich verständigte mich mit Mae, daß dies vielleicht etwas werden würde für die arme Gudrun.

Irgendwann — die Veranstaltung ging ihrem Ende entgegen, und der Saal hatte sich schon ziemlich geleert — tauchte Hannos Frau auf, setzte sich an unseren Tisch, und wir stellten uns vor.

„Welche Spezialität haben Sie denn –„, begann ich zu fragen.

„Nenn mich doch einfach ,Frauke`, ihr duzt euch hier doch alle!“

„Also, Frauke, was ist eigentlich deine Spezialität?

„Das mag ich gar nicht sagen: Andrologie. Ja, ihr habt richtig gehört, ich untersuch den Männern ihre Eier und Schwänze. Das war die Spezialität meines Professors, für den ich als Studentin geschwärmt hab.

Ich hab auch seine — aber ich schweife ab. Als ich meinen Doktor fertig hatte, wandte sich der Prof der nächsten Doktorandin zu, und ich traf meinen Hanno. Das war mein Glück!“

Damit gab sie Hanno einen saftigen Kuß.

„Nur mit dem Tanzen hab ich nichts am Hut“, fügte sie noch hinzu, „bei den meisten Paaren ist es ja umgekehrt. „

„Ich glaub, wir brauchen hier keinen Plan Zero“, sagte Mae nach einer Pause — wir hatten den dreien andeutungsweise von unseren Erlebnissen im Winterhuder Fährhaus erzählt, „aber ich bin hundemüde — wir sollten allmählich nach Hause gehen.

Das fanden die anderen auch, und ich telephonierte unseren Taxifahrer herbei. Er sagte, es würde zwanzig Minuten bis eine halbe Stunde dauern, bis er käme, und so lange leisteten uns unsere drei Kavaliere und Frauke noch Gesellschaft. Schließlich kam unser Fahrer, wir spendierten ihm noch ein Kännchen Kaffee und ein Stück Torte, die zum Glück noch serviert wurde, und er fuhr uns nach Hause: Erst lud er Mae ab, und Gudrun wollte noch zwei Nächte bei mir übernachten, bevor der Alltag wieder losging.

Bei mir zu Hause fragte ich sie:

„Sag mal Gudrun, der Benno ist ja riesig nett, trefft ihr euch nochmal?“

„Nein, wir haben nichts verabredet. „

„Hast du wenigstens Name, Adresse, Telephon von ihm?“

„Nein, hab ich nicht“, sagte Gudrun traurig.

„Aber du warst ihm doch auch sympathisch, das hat man doch gesehen, dann hättet ihr doch noch was verabreden können –„

„Aber ich kann doch nicht — ich bin doch — ich arbeite als –„

„Als Chefsekretärin in einer bekannten Firma.

„Du weißt doch, was ich meine“, sagte Gudrun und begann zu weinen, “ ich kann mir doch jetzt keinen Freund leisten. „

„Na, Gudrun, schlafen wir uns erstmal aus und reden morgen darüber weiter“, sagte ich, umarmte sie innig, legte sie wie ein Kind auf die Wohnzimmercouch schlafen — mit mir im Schlafzimmer wollte sie nicht — und ging mit der Beruhigung schlafen, daß ich notfalls den Benno schon finden würde: Irgendwann war sein Nachname Bruchmaier oder so ähnlich gefallen.

Am nächsten Tag aber redeten wir nicht wieder über dieses Problem. Gudrun war wieder obenauf und machte sogar lustige Bemerkungen über ihre nachmittägliche und abendliche Tätigkeit:

„Wenn das zu was gut sein soll, dann möcht ich doch wenigstens bei dieser Gelegenheit mal einen Neger –„

“ — Schwarzen –„

“ –ja, ja, aber das bedeutet doch dasselbe — mal so einen kennenlernen mit so einem richtig langen — die sollen ja bis dreißig Zentimeter lange Dobbasse haben.

In Hamburg laufen ja genug davon rum. „

„Das wäre wohl ein etwas zweifelhaftes Vergnügen. „

„Ja, wahrscheinlich. — Ich würd nur gern wissen: Ist dann auch der vordere Teil so viel größer oder nur das Rohr?“

„Willst du das genau wissen?“

„Ja!“

„Ich weiß es auch nicht. „

„Ach, du nimmst das nicht ernst, Melanie!“

„Du doch auch nicht — oder?“

„Ich würd's schon gern mal wissen.

„Dann sprich doch mal einen auf der Straße an und frag ihn!“

„Melanie, das kann man doch nicht!“

„Würd ich auch irgendwie so sehen. — Oder fahr zum Urlaub nach Nairobi oder Lagos und geh zur Nacktbadestunde ins Schwimmbad!“

„Würdest Du mitkommen?“

„Nein. „

„Und warum nicht?“

„Weil ich nicht unbedingt wissen muß, wie es mir oder uns als nackte Weiber unter Trägern dreißig Zentimeter langer schwarzer Dinger ergehen würde.

„Mae hat mal erzählt, bevor ich bei ihr anfing, hatte sie mal einen Ne –, einen Schwarzen von einem Konsulat, der soll ganz normal gebaut oder sogar eher klein gewesen sein. „

„Na, siehste, es gibt nichts, was es nicht gibt. — Oder schreibt in eure Anzeige: Stolze Besitzer von mehr als dreißig Zentimetern: halber Preis, dann kommen zu euch vor allem solchene!“

„Du nimmst das nur komisch –„

„Wie soll ich das denn sonst nehmen?“

„Ich würde wirklich gern wissen, ob das stimmt, was manche Kerle so flunkern und sich auch für sich selbst wünschen.

„Ich ja auch, mein Gudrunlein“, dabei umarmte ich sie, „ich bin auf dem Gebiet ja auch ein klitzekleines bißchen neugierig. Aber bedenk mal“, und dabei machte ich obszöne Gesten weiter unten, „ein dreißig Zentimeter langes Ding, damit kann man doch nicht wirklich was anfangen!“

Nach einigen Tagen nahm Gudrun ihre Tätigkeit wieder auf, allerdings mit deutlich weniger Begeisterung als vor Weihnachten. Aber nach zwei Wochen kam sie freudestrahlend zu mir und sagte:

„Weißt du was: Ich arbeite nicht mehr mit Mae in der Wohnung –„

„Gratuliere!“

„Danke — aber ich arbeite noch so — ich hab was anderes gefunden!“

„Ach so“, sagte ich enttäuscht, „und was macht Mae?“

„Die hat schon eine Nachfolgerin für mich gefunden — jünger als ich, Mae meint, das zieht sicher noch mehr Kunden an.

Sie will noch etwas weitermachen. „

„Und wo ist das, wo du jetzt bist?“

„Ein Saunaclub in Krupunder. „

„Und woher hast du das?“

„Einer unsere Stammkunden hat mir erzählt, das sei ein ganz prima Club, völlig seriös –„

„Hmm –„

„Na ja, in seiner Art — und die suchen noch Mädchen –„

„Frauen –„

„Sei doch nicht immer so genau! Jedenfalls hat mir der Kerl deren Geheimnummer gegeben, ich hab angerufen und durfte mich vorstellen — und die Chefin hat mich sofort genommen.

„Und was ist daran so toll?“

„Da ist wirklich bestes Publikum –„

„Woher willst du das wissen? Warst du schon einmal da?“

„Ja, an zwei Abenden. Wir sind meist zu viert plus die Chefin und haben einen prima Rausschmeißer, der heißt Bobby und ist schwul. In der Wohnung hab ich mich doch nicht immer so sicher gefühlt, muß ich ehrlich sagen.

„Und das Ganze nennt sich ,Saunaclub`?“

„Offiziell einfach ,Sauna`. Es ist natürlich in Wirlichkeit ein Edelpuff. — Ein großes Schwimmbad haben wir auch. Willst du dir das nicht auch mal ansehen?“

„Interessant wäre das schon — Na, dann wünsche ich dir FF in deinem neuen Job. „

„FF?“

„Fiel Fergnügen!“

In die nächsten Wochen fiel Meikes Eröffnung, daß sie ein Kind erwarte, und wir lösten unsere Partnertausch-Viererbande bei einem platonischen letzten Treffen auf.

Und auch Holger machte Schluß mit mir, weil er meinte, die Frau seines Lebens gefunden zu haben; er sollte sich nicht getäuscht haben.

Da ging eines Abends das Telephon. Es war Gudrun, die mit betretener Stimme fragte:

„Melanie, ich möchte dich um etwas bitten — könntest du –„

„Na, sag schon, es wird doch nicht so was Schlimmes sein. „

„Könntest du mich ein–zwei Tage in der Sauna vertreten? Ich hab mir den Fuß verknackst und will den Job nicht verlieren.

„Ich — in der Sauna?“

„Ja — du bist die einzige, die ich darum bitten kann — du kannst doch mit Männern umgehen, und in diesem Etablissement kann dir wirklich nichts Schlimmes passieren –„

„– außer vier Männern pro Abend –„

„Na ja, aber hattest du das nicht schon mal?“

„Nun mach's mal halblang, Gudrun, so toll hab ich das nun auch nicht getrieben — zwei war mein Maximum — ich glaub nicht, daß ich jemals drei Männer an einem Tag hatte –„

„Nicht in deinen ,besten` Zeiten Otto und Karl und Dieter?“

„Doch, du hast gewonnen, das ist ein- oder zweimal vorgekommen –„

„– und du hast doch auch einmal gesagt, dich würde interessieren, wie das so abläuft –„

„Ja, das hab ich wohl mal gesagt in einem unbedachten Augenblick –„

„Also, Melanie, ich würde dich wirklich sehr bitten, dir das ein oder zwei Tage mal anzusehen — tust du das für mich?“

Wer kann bei so was „nein“ sagen, und so antwortete ich:

„Na ja, ein–zwei Tage, ich werd's mir überlegen.

„Tu das — bitte!“, sagte Gudrun zum Schluß mit tränenerstickter Stimme.

Diese Bitte war der armen Gudrun ganz bestimmt nicht leicht gefallen. Eigentlich war es ja eine Zumutung, aber daß ich ein gewisses Interesse gezeigt hatte, damit hatte Gudrun recht. Manche meiner Freunde hatten ja auf meine bohrenden Fragen andeutungsweise vom Gewerbe erzählt, aber eigentlich immer nur in dem Sinne, wie gräßlich das alles sei (warum gingen sie dann dahin?), andere gaben furchtbar an: „Drei Frauen gleichzeitig und mit jeder dreimal“ und in dem Stil.

Nach und nach reifte mein Entschluß, Gudrun für die ein bis zwei Tage zuzusagen, aber ich wollte doch noch eine Nacht darüber schlafen.

Am nächsten Morgen konnte ich ausschlafen, denn es war Samstag und keine Schule. Ich nahm ein ausgiebiges Bad, betrachtete wohlgefällig meinen Körper, über den ich demnächst die netten Herren in der Sauna lassen würde, stieg aus der Wanne, trocknete mich ab und ging zum Telephon, um Gudrun meinen Entschluß zu sagen.

Ich hatte die Hand schon auf dem Hörer, als das Telephon klingelte. Es war Gudrun.

„Hallo, Gudrun, ich wollte dich auch gerade anrufen und dir sagen –„

„– ja?“

„– daß ich das ein–zwei Tage für dich mache. Du mußt mir nur noch sagen, zum Beispiel –„

„Melanie — ich muß dir auch was sagen. „

„Du kannst doch in die Sauna gehen, und ich hab mich umsonst seelisch darauf vorbereitet?“

„Nein, anders: Ich wollte sichergehen und war heute morgen in Eppendorf zum Röntgen, und die haben festgestellt: Mein Fuß ist gebrochen.

„Und das heißt?“

„Daß ich dich nicht nur für ein–zwei Tage, sondern für mehrere Wochen bitten muß. „

Das war ja eine noch größere Zumutung, aber Gudrun in diesem Schlamassel sitzenzulasen, das brachte ich auch nicht übers Herz, zumal ich ja zur Zeit so solo war wir fast nie in meinem Leben.

„Also gut, Gudrun, weil du's bist, ich mach's auch mehrere Wochen.

— Aber nun mal zum Praktischen: Was muß ich denn da anziehen? Sicher was sexies — oder lauft ihr da ganz ohne rum?“

„Nein, das tun wir nicht. Ich sag so: Ich sage der Gabi, unserer Chefin, daß du kommst — nein, noch besser: Ich geb dir die Geheimnummer der Sauna, und du machst mit Gabi aus, wann du dich mal vorstellst. Das heißt, dann stellt dir Gabi den Club vor.

Und du wirst Geld kriegen, damit du dir was Neckisches kaufen kannst. Ruf am besten gleich an, Gabi ist wahrscheinlich schon da, und mach was aus! Und nochmals tausend, tausend Dank!“

Also sollte ich wirklich nachmittags ins Rotlicht-Milieu einsteigen. Natürlich hatte ich wie wohl die meisten Frauen eine gewisse — in vielen Details sicher völlig falsche — Vorstellung davon, gepaart mit einem gehörigen Schuß Neugier.

Diese Neugier bewog mich, gleich — ich saß ja noch am Telephon — die Nummer anzurufen, die mit Gudrun gegeben hatte.

Eine — um es vorsichtig auszudrücken — nicht sehr freundliche Männerstimme brummte:

„Hallo. „

„Hallo! Ich hätte gern mit Gabi gesprochen. Ist die schon da?“

„Wer bist du denn?“

„Die Cousine von Gudrun; sie bat mich, bei euch für sie einzuspringen. „

Die Stimme am anderen Ende der Leitung zerschmolz förmlich:

„Das wird Gabi freuen! Ich ruf sie mal — dauert aber wahrscheinlich ein bißchen — bleib bitte am Apparat!“

Es dauerte ewig, bis sich eine freundliche Frauenstimme meldete:

„So, jetzt hab ich es geschafft — ich bin Gabi — ich war unter der Dusche, entschuldige bitte, daß ich dich hab warten lassen — wie heißt du eigentlich?“

„Eigentlich heiße ich anders, aber alle nennen mich Melanie.

„Also, Melanie, das ist furchtbar lieb von dir, daß du Gudrun für eine Zeit vertreten willst. Wir haben nämlich zur Zeit einen gewissen Engpaß. — Ja, wie machen wir das? Willst du mal vorbeikommen und dir das Ganze ansehen? — Oder, wenn dir das nicht paßt, ich kann auch gern zu dir kommen. „

„Ich komme mal zu euch, ich will mir das ja auch ansehen — und du wirst wohl auch sehen wollen, ob ich zu euch passe.

„Da bin ich mir ganz sicher, sonst hätte Gudrun nicht mit dir darüber gesprochen. „

„Also, wann würde dir das passen?“

„Am besten zwischen Mittag und vier Uhr nachmittags — da machen wir auf, aber ich komme immer schon gegen Mittag. Da können wir in Ruhe schnacken, und du kannst dir alles ansehen. „

„Dann sagen wir am Montag um zwei?“

„Okay, aber wenn es dir besser paßt, kannst du auch schon heute kommen.

Samstags haben wir auf, ,sonntags nie`, und ich bin auch da, wie du siehst. „

„Lassen wir es bei Montag, dann kann ich mich noch etwas seelisch auf das Ganze vorbereiten. „

„Gut, dann bis Montag. Und klingele bitte viermal, sonst denk ich, du bist ein verfrühter Kunde und schick Bobby, um dich abzuwimmeln. „

„Tschüs, Gabi. „

Am Nachmittag machte ich meinen normalen Samstagsbesuch bei meiner Mutter und sagte nichts, am Sonntag war ich bei meinem Bruder Hans eingeladen und sagte nichts, am Montag vormittag machte ich bei ansteigendem Herzklopfen meinen Schuldienst und sah ab und an verstohlen auf meine Uhr: noch drei Stunden siebenundvierzig Minuten bis zu meinem Vorstellungsgespräch, noch zweieinhalb Stunden —

Ich hatte in diesem Schuljahr Montags nach der fünften Stunde frei; ich fuhr nach Hause, duschte, suchte eine silbrig glänzende knappe Reizwäschegarnitur heraus, die ich mir vor Urzeiten, als ich Dieter noch mit so was beeindruckte, im Sommerschlußverkauf preisreduziert gekauft hatte, zog darüber ein beiges Kostüm mit recht kurzem Rock an und fuhr zur Sauna.

Ich stand vor einer dunklen Holztür mit Guckloch, und daneben an der Wand war ein Klingelknopf mit handgeschrieben improvisiertem Schild „Sauna“.

Ich klingelte, und nach „endlosem“ Warten schlurften Männerschritte heran, ich sah eine Pupille durch das geöffnete Guckloch, sogleich aber wurde geöffnet, und ein dicker Mann sagte freundlich: „Tritt doch näher! Du bist doch die Melanie? Gabi wartet schon auf dich. — Ach so: Ich bin Bobby!“

Das hatte ich mir schon gedacht.

Bobby führte mich mit zarter Hand durch einen schummerigen Vorraum in einen etwas weniger schummerigen Barraum. Eine Ecke nahm eine kleine Bar ein, hinter die sich Bobby alsbald verzog und mit dem Ausspülen von Gläsern fortfuhr. Gegenüber der Eingangstür war der Raum durch eine niedrige Wand, auf der Blattpflanzen und ein großes Aquarium standen, gegen einen heller beleuchteten Raum abgeteilt, zu dem links neben der Trennwand ein Durchgang führte, durch den man, etwas zu dieser Seite tretend, das dort befindliche große Schwimmbecken sah.

Die vierte Wand war einfach eine Wand mit einer plüschigen Sitzbank unter einem erotischen Gemälde im Stil des 18. Jahrhunderts. Neben der Sitzbank führte eine schmale Tür wohl in die hinteren Räume; von dort hörte man Staubsaugen. Eine gleiche Sitzbank stand auch unter dem Aquarium, und vor beiden Bänken niedrige Glastische für Flaschen und Gläser.

Bald kam von hinten eine etwa fünfundvierzigjährige Frau in ziviler Kleidung, wirbelte noch etwas herum, um für noch perfektere Ordnung zu sorgen und sagte freundlich zu mir:

„Hallo, Melanie, das ist ja schön, daß du schon heute kommst, setz dich irgendwo hin, ich komm gleich zu dir.

— Willst du schon was trinken, ein Glas Wein, ein Bier, einen Gin Tonic –„

„Danke, vielleicht noch nichts Alkoholisches, ich muß nachher noch fahren. Habt ihr auch eine Cola?“

„Natürlich — alles, was du willst! Bobby, bring Melanie mal eine Cola. „

Ich setzte mich auf die Bank unter dem Aquarium, und Bobby brachte mir schlurfend die Cola mit den freundlichen, nicht ironisch gesprochenen Worten: „Bitt'schön, die Dame, wohl bekomm's!“

Die sehr aktive Dame wischte noch die letzten beiden Staubkörner von einem der Barhocker, dann setzte sie sich neben mich, überraschte mich mit einer recht innigen Umarmung und sagte dabei:

„Du willst es also mal bei uns versuchen? Das ist riesig nett von dir.

Wir suchen nämlich dringend noch nach netten Mädchen. „

„Darf ich fragen“, sagte ich zunächst, „du bist doch die Gabi?“

„Ach entschuldige, ja, die bin ich!“

„Und du bist hier die Chefin?“

„Ja, die bin ich. „

„Und gibt es da noch jemand über dir?“

„Du willst es aber ganz genau wissen — aber das ist dein gutes Recht.

Ich find das gut, daß du dich so genau informierst. — Ja, der Besitzer des Clubs –„

„Du meinst wohl ,Eigentümer`“, korrigierte ich.

„Ja, genau, Melanie: Eigentümer — also, das ist mit mir zusammen Mark, mit dem leb ich auch zusammen, und wir haben noch einen zweiten Club in Harburg, da hält sich Mark meistens auf und ich hier. Damit du es gleich weißt: Hier machen wir das Zarte, und wer was Härteres will, leichtes Sado-Maso und so, den schicken wir nach Harburg — und umgekehrt.

— Sag mal: Hast du so was wie hier schon mal gemacht?“

„Wenn du das meinst: Jungfrau bin ich nicht mehr. „

Gabi tat erstaunt:

„Das hätte ich überhaupt nicht gedacht! Wie jung die Mädchen heute damit anfangen — zu meiner Zeit war das noch ganz anders. — Aber Spaß beiseite — oder gar nicht beiseite: Die Zeiten sind natürlich vorbei, wo die Herren in Clubs wie diesem noch hofften, Jungfrauen zu finden und entsprechend dafür zu bezahlen.

Nein, ich meine, ob du schon mal als Animierdame mit Weiterem gearbeitet hast?“

„Nein, noch nie. „

„Und dann, wenn ich fragen darf, was ist deine Qualifikation für einen Job hier? Gudrun sagte, aus ihrem Bekanntenkreis kämest du am ehesten für eine Vertretung in Frage. „

„Na ja, wir können ja offen miteinander reden: Ich hatte ziemlich viele Liebhaber, auch schon während meiner Ehe. „

„Das ist dir wahrscheinlich klar: Dies hier ist doch ein klein wenig anders — obwohl: Unsere Kunden, jedenfalls die meisten, könnte man auch mit einem so schönen Wort wie ,Liebhaber` bezeichnen.

Wir verlieren ja auch immer wieder Mädchen durch Heirat, gerade in der letzten Woche wieder. „

„Von Kunden geheiratet?“

„Eine von einem Kunden, eine von einem anderen Mann. Ich freu mich ja für meine Mädchen, wenn sich ihnen so eine Chance auftut — ich rede immer von ,Mädchen`, daran mußt du dich hier gewöhnen, obwohl gerade bei uns nicht nur ganz junges Gemüse arbeitet. — So, dann zeig ich dir mal unsere Räume und wie das Ganze hier so abläuft.

„Willst du mich denn überhaupt nehmen — in meinem fortgeschrittenen Alter und mit meinen Fettpolstern?“

„Natürlich nehm ich dich! Was redest du von Fettpolstern? Erstens sehe ich keine, und zweitens hast du doch eine prima Figur — das weißt du doch auch selbst, du Scherzkeks, und spielst das mit deinem weiblichen Charme nur runter — gib's zu!“

„Du willst mich also nicht wenigstens mal ansehen?“

„Ich seh dich ja an, und auszuziehen brauchst du dich vor mir nicht, ich weiß, wie eine Frau aussieht.

Wenn du hier anfängst, seh ich dich ja noch früh genug in Arbeitskleidung. — `A propos Arbeitskleidung: Darauf komm ich später zurück. Also: Ihr Mädchen sitzt hier gewöhnlich in Arbeitskleidung — ich übrigens auch: Ich bin noch ab und an tätig, das hat dir doch sicher Gudrun schon erzählt — und wartet auf Kunden. Die ersten von euch kommen schon kurz vor Öffnung, ihr duscht hinten — ich zeig dir gleich wo — zieht euch die Arbeitskluft an und kommt her.

Also: Die Kunden müssen klingeln. Wenn einer sich angesagt hat, vielleicht sich mit einem der Mädchen verabredet hat, dann macht dieses Mädchen auf, in jedem Fall aber sieht sie erst durch das Glasauge, und wenn draußen ein nur etwas verdächtig aussehender Herr steht oder wir niemanden erwarten, dann holt sie Bobby, oder Bobby geht überhaupt allein zur Tür. Der Kunde geht dann eigentlich — oder wird dahin geführt, wenn er neu ist — hier durch die Tür zu den Kleiderschränken –„

„– Spinden –„

„Ja, Spinden, wenn man's genau nimmt, aber wir haben hier auch nicht beliebig viel Platz — also: Der Kunde sucht sich einen leeren Schrank — Spind — er kann übrigens Partemonnaie, Brieftasche und andere Wertsachen von Bobby in einen Safe schließen lassen, aber auch sonst ist hier noch nie was weggekommen — zieht sich aus, findet im Spind einen frisch gewaschenen Bademantel, nimmt sich auch ein Paar der frisch gewaschenen Badelatschen und geht hier durch zum allgemeinen Duschraum –„

„Im Bademantel oder ohne?“

„Wie er will.

— Übrigens: Diese Tür ist immer abgeschlossen, jedes der Mädchen hat einen Schlüssel dazu — so, hier — aber zieh erstmal, bitte, deine Schuhe aus und nimm solche Badelatschen! Von hier ab und beim Schwimmbad bitte keine Straßenschuhe! — hier geht es zu eurem Duschraum und zu der großen Waschmaschine. Ich weiß nicht, ob Gudrun dir das auch gesagt hat: Ihr müßt hier auch die Handtücher und Bademäntel waschen. Immer, wenn ihr mal frei seid, geht ihr mal nach hinten und betätigt die Waschmaschine: waschen, dann hier in den Trockner und dann hier zusammenlegen — bügeln sparen wir uns, und dann die Bademäntel in leere Spinde hängen und die Handtücher –„

Gabi schloß die Tür wieder ab und ging mit mir weiter.

Wir kamen an einer Sonnenbank vorbei zu einem großen Duschraum vor der Tür zur Sauna.

„Hier also ist die allgemeine Dusche, in der sich der Kunde erst einmal allein — hoffentlich ordentlich! — wäscht, und hier davor auf den Holzbänken liegen die frisch gewaschenen Handtücher. Die Sauna, nach der das Ganze hier heißt, wird wenig in Anspruch genommen, die meisten Kunden kommen ja hierher aus anderen Gründen. Und die Sonnenbank könnt ihr benutzen, wenn nach euch nicht anderweitig verlangt wird, oder auch die Kunden.

Übrigens: Von Montag bis Freitag von sechs bis neun Uhr kommt auch ein Masseur, vor allem für die Kunden, aber auch für euch, wenn ihr wollt. — So, und hier geht es dann zum Becken und zu diesem Raum. „

Es handelte sich um einen weiteren Aufenthaltsraum, der von vorn nicht einsehbar war. Um einen großen langen niedrigen Mitteltisch stand an einer der Längswände ein Lottersofa, auf der anderen eine Reihe von Sesseln.

„Hierher kann sich der Kunde“, erklärte Gabi, „mit seinem Mädchen zurückziehen — dafür muß er allerdings eine Piccolo anlegen, und hier seine Tusnelda näher kennenlernen und ungestört mit ihr reden. Hier allerdings bitte noch keinen Sex — aber man kann die Augen ja nicht überall haben. Übrigens: Hier und auch vorn könnt ihr gern und sollt auch die Kunden sozusagen unsittlich anregen — faßt ihnen, wenn die Zeit dazu gekommen ist — ihr müßt das etwas im Gefühl haben — unter den Bademantel und fühlt, was sich da tut.

Die meisten Männer mögen das ja, ganz wenige finden das zu direkt. — Wir können auch — wer will — eine Pizza oder eine Torte kommen lassen. Dies ist hier der eigentliche Raum unserer Stammgäste, und wir können nicht garantieren, daß man hier schon ganz allein ist — darum, wie gesagt, hier keinen — So, nun gehen wir wieder zurück. — Und diese beiden Türen führen in die Zimmer, in denen — na, du kannst dir ja denken.

„Kann ich mal die Zimmer sehen?“

„Ja, natürlich“, sagte Gabi und schloß eines der Zimmer auf.

Das Zimmer war ein mittelgroßer schummeriger leerer Raum, dessen Boden ganz von einer dicken Schaumgummimatte bedeckt war. Es lagen auch einige Kopfkissen herum.

„Hier könnte man ja auch ganze Orgien feiern“, sagte ich.

„Ich weiß nicht“, sagte Gabi daraufhin, „wie weit du dich mit der Geschichte des Gewerbes auskennst.

Früher war der hintere Raum und diese beiden Zimmer eine große Spielwiese, und die Kunden liebten es, einander bei der ,Arbeit` zuzusehen. Heute gibt es so was nur noch in Swingerclubs — du weiß doch, was das ist?“

„Hab ich schon von gehört. „

„Und in Clubs wie unserem wollten die Kunden immer mehr mit sich und dem Mädchen allein sein, und so haben wir die Spielwiese aufgeteilt, so wie sie jetzt ist.

„Aber habt ihr nicht auch manchmal Kunden, die hier solche Orgien feiern wollen?“

„Ehrlich gesagt, nicht, aber es kommt schon mal vor, daß ein Kunde zwei Mädchen mit aufs Zimmer nimmt, um sie nacheinander zu vernaschen — ob das immer klappt, weiß ich nicht, aber er muß doppelt bezahlen. Und wir haben ein süßes Paar, zwei Männer, die schwul zusammenleben, die aber mehr oder weniger leicht bi sind und es manchmal hier versuchen, ob sie es auch noch mit Frauen –„

„– Mädchen –„

„Ja, richtig: ob sie es noch mit Mädchen können.

Die nehmen sich immer zusammen ein Mädchen aufs Zimmer, bearbeiten es nacheinander und geilen sich beim Zusehen auf. Das sind aber ganz liebe Burschen, vor denen braucht sich kein Mädchen zu fürchten. — Das sind so die größten Perversitäten, mit denen wir es hier zu tun haben. „

„Dann geht es ja noch so. „

„Das meine ich auch. — Übrigens: Nach unerem Fünfjahresplan haben wir für die Nummer auf dem Zimmer eine halbe Stunde vorgesehen, aber daran halten wir uns nur und klopfen an die Tür, wenn großer Andrang ist und das Mädchen von einem anderen Kunden verlangt wird.

Ansonsten könnt ihr mit euren Kavalieren so lange im Zimmer bleiben, wie ihr wollt — auch ein Nickerchen machen — und vielleicht kommt ihm dabei nochmal die Lust. — Setzen wir uns noch ein bißchen nach vorn und besprechen das Finanzielle — hab keine Angst, das wird nicht schlimm!“

Wir setzten uns wieder unter das Aquarium, und Gabi fragte:

„Willst du jetzt nicht doch ein Glas Wein oder ein Glas Sekt trinken?“

„Ja, danke, stoßen wir mit einem Glas Sekt an!“

„Du willst also bei uns anfangen — jedenfalls solange Gudrun nicht kommen kann?“

Bobby brachte uns die Sektgläser und wurde von Gabi vorsichtig gefragt, ob er nicht auch mit anstoßen wolle.

Daraufhin schenkte sich Bobby auch selbst ein Glas ein, „und setz dich doch etwas zu uns!“, forderte ihn Gabi freundlich auf.

„Du mußt wissen“, klärte mich Gabi auf, „Bobby trinkt fast nie was — und, Bobby, darf ich das verraten? — er ist auch vom anderen Ufer, du hast also von ihm nichts zu befürchten. „

Wir stießen alle drei an, Bobby taute allmählich auf und ließ sich zu der interessanten Aussage hinreißen:

„Und wenn ich mal nicht kann, dann kommt mein Freund Harald.

„So, also paß auf, Melanie: Wir verlangen hier vierzig Mark Eintritt, dafür kann der Kunde so lange bleiben, wir er will, und die Atmosphäre genießen und soviel Mineralwasser oder Cola trinken, wie er will — das machen manche Kunden und manche Stammkunden, wenn sie mal nicht Zeit für mehr haben, diesen Stammkunden servieren wir dann auch mal ein Glas Bier oder Wein, ohne es, wie sonst, zu berechnen. Sonst kostet die Nummer auf dem Zimmer hundertfünfzig Mark, und davon und vom Alkoholkonsum hinten behältst du die Hälfte.

Bestellte Pizzas und anderes werden extra bezahlt. Merk dir: Anders als in anderen Clubs bezahlt der Kunde immer erst beim Rausgehen, und es hat sich so eingespielt, daß dem Kunden sein letztes Mädchen das Geld hinten bei den Spinden abknöpft, wenn es noch frei ist, dabei kriegt ihr manchmal noch ein schönes Trinkgeld, von dem will ich nichts wissen, und ich gönne euch das. Ihr behaltet dann euren Teil und liefert irgendwann diskret den Rest bei Bobby ab.

— So, und noch was: Hier sind tausend Mark. Die nimm, geh auf der Reeperbahn in diesen Laden, frag nach Gisela und kauf mit ihrer Beratung einige sexy Fummel. Gisela weiß, was unseren Kunden gefällt und was dir steht. Okay? Und wann kannst du kommen?“

„Montags bis freitags hab ich vormittags Dienst –„

„Wie wäre es einen Nachmittag in der Woche von vier bis — sagen wir — acht, und freitags und samstags von vier Uhr bis Schluß — da kannst du am nächsten Morgen ausschlafen.

„Okay — aber ich weiß nicht, ob ich das von vier bis zwölf durchstehe –„

„Du kannst immer auch früher gehen, wenn du willst, oder mal einen Tag gar nicht kommen — und natürlich auch kündigen — wir sind hier keine Unmenschen. Wenn die Mädchen keine Lust haben, ist das doch auch kein Vergnügen für die Kunden. — Und noch was: Du brauchst bei uns nichts zu machen, was du nicht willst.

Das wissen unsere Kunden, und wenn wirklich mal einer Schwierigkeiten macht, dann ruf mich oder Bobby, und wir reden mit ihm. Nur — eine gewisse Bereitschaft zum Sex mit noch unbekannten Männern solltest du schon haben –„

„– Natürlich!“

„Und auch so was wie einfaches Busen- oder Beingrapschen gilt hier nicht als sexuelle Belästigung. „

„Ist doch klar!“

„Aber wenn zum Beispiel mal einer anal will und du das nicht magst –„

„So ist es.

„– dann kannst du das ablehnen — wir haben hier Mädchen, die sind dafür Spezialistinnen. — Kannst du schon sagen, wann du anfangen willst?“

„Ich denke, schon am Freitag nachmittag –„

„Freitag kommen die meisten geilen Böcke. Willst du nicht lieber am Sonnabend anfangen, da kommen weniger, da haben die familiäre Pflichten und so?“

„Ach nein, ich glaube, ich komme schon Freitag.

„Na, wenn du meinst — wir könnten schon Verstärkung gebrauchen. „

Ich verabschiedete mich, Gabi gab mir noch ein Küßchen, und da Frauen ja bekanntlich nicht mit Geld umgehen können, fuhr ich gleich nach St. Pauli, um es auszugeben. Ich fand das Geschäft, fragte nach Gisela, sie kam auch gleich, eine resolute Dame Anfang fünfzig, bei deren Anblick man nicht im Traum darauf gekommen wäre, daß sie in einem Geschäft für Reizwäsche arbeitet.

Ich sagte mein Sprüchlein, daß ich von Gabi käme —

„Ach — wie heißt du eigentlich?“

„Melanie. „

„Melanie, das ist wohl auch nicht dein Traumberuf. „

„Nicht gerade, aber ich springe für meine Cousine ein –„

„Für Gudrun?“

„Ja — woher weißt du das?“

„Hatte ich so im Gefühl — das ist ja auch nicht so lange her, daß sie sich hier eingekleidet hat — was fehlt ihr denn?“

„Sie hat sich den Fuß gebrochen.

„Dann bestell ihr mal schöne Grüße von mir — die hätte ja aber auch weitermachen können — man braucht doch die Füße nicht zum — na, du weißt schon! Die arme Gudrun — der ist auch nicht an der Wiege gesungen worden, daß sie sich mal in einer Sauna nach hinten legt — na ja, bei Gabi habt ihr es ja noch am besten. „

Gisela suchte mir dann eine passende Kollektion an Glitzerwäsche, Négligés, Bikinis, knappsten Tangas, Thongs und Strings, einem Strandkleid und Ähnlichem aus.

Es blieb noch eine Menge Geld übrig, und als ich schon an der Kasse gezahlt hatte, da sah ich an einer Stellage ein grünes langes Kleid hängen, das mir sofort in die Augen stach, lang, natürlich eng anliegend, hochgeschlitzt; beim Anprobieren fiel mir ein: es erinnerte mich an Gudruns Kleid beim Neujahrstanz.

Gisela sah, wie mir das Kleid gefiel, und sie sagte:

„Zieh das doch mal über; ich glaube, das paßt dir.

Und in der Tat: Es paßte wie angegossen. Die beiderseitigen Schlitze reichten fast bis zur Höhe des Pos, es war durch und durch mit Glitzerfäden durchwirkt, und ich gefiel mir sehr in ihm. Ob man es auch ins Konzert würde anziehen können — oder zu einer Opernpremière — vielleicht doch etwas gewagt — aber zu etwaigen Tanzparties —

Ich nahm auch dieses Kleid, es war überraschend preiswert, und ich behielt immer noch einiges von Gabis Geld übrig.

„Na, dann wünsche ich guten Erfolg bei Gabi — und halt die Ohren steif!“, sagte Gisela freundlich, als ich den Laden verließ.

„Ich glaub, ich muß da was anderes steif halten. „

„Wenn man das so sieht, natürlich!“

Mein nächster Weg führte mich zu Trudi. Ich wollte ihr schon gestern von meinem Entschluß beichten, aber ich hatte sie nicht erreicht.

„Ja, gestern hat mich mein Freund seinen Eltern vorgestellt — vielleicht wird das ja mal was Dauerhafteres. — Und was führt dich hierher?“

„Kuck mal, was ich gerade eingekauft habe!“

Damit hielt ich Trudi die Tüte mit meinen neuen Erwerbungen unter die Nase.

„Is ja toll — Mensch, wenn du den Thong anziehen willst, mußt du dich wohl doch etwas rasieren — und das Kleid — sag mal: Hast du einen Neuen?“

„Wahrscheinlich nicht nur einen.

Trudi zuckte etwas zurück.

„Wie meinst du das –?“

„Na ja, ab Freitag werde ich –„

„Du wirst doch nicht –„

„Doch!

„Aber du wirst doch nicht wirklich –„

„Was meinst du eigentlich ,werde ich nicht`?“

„Hat dich Gudrun auch gefragt?“

„Dich auch?“

„Ja, mich auch!“

„Und warum hast du nicht zugesagt? Du hast doch immer gesagt, dich würde das mal interessieren, wie das so zugeht, wenn die geilen Böcke Scheine wedelnd in den Puff gehen.

„Gesagt hab ich das ja — du ja übrigens auch — aber jetzt so direkt gefragt –„

„Versteh ich ja! Ich mach dir ja keine Vorwürfe. Außerdem hast du ja einen Freund. — Und mach dir auch über mich keine Sorgen. Ich war heute da, und das ist wirklcih ein Edelschuppen. Die Chefin hat mir übrigens Geld für diese Einkäufe gegeben. „

„Und wann fängst du an?“

„Freitag nachmittag.

„Zieh doch mal was an von den Sachen!“

Ich führte Trudi alle meinen neuen Fummel vor, und auch sie versuchte sie anzuziehen, aber leider ist sie ja etwas pummeliger als ich, und die meisten Sachen paßten ihr nicht.

„Aber so ein Kleid ist eigentlich ganz einfach zu schneidern — ich mach mir vielleicht mal eins selbst für den nächsten Fasching. „

Von Trudi fuhr ich noch zu Gudrun, bestellte Gabis und Giselas Grüße und fragte sie:

„Du hast mir ja gar nichts von dieser Einkleideaktion erzählt!“

„Hab ich wohl — oder hab ich das im Eifer des Gefechts ganz vergessen!“

„Zeig doch mal, was dù dir gekauft hast!

„Das meiste ist in meinem Spind in der Sauna, hier hab ich nur dieses hier“, und holte einige neckische Fummel hervor.

Sie anzuziehen fiel ihr mit ihrem gebrochenen Fuß zu schwer, aber ich tauschte meine Thongs gegen ein klein wenig großflächigere.

Die Tage bis Freitag vergingen lähmend langsam mit viel Nachdenken darüber, ob ich mich richtig entschlossen hatte. Einerseits — was war in mich gefahren, mich als Nutte — als Hure — als Lustspenderin — als Freudenmädchen zu verdingen — andererseits: Was Gudrun erzählt hatte und was mir mein erster Eindruck sagte, ging es in dem Saunaclub den Umständen nach gesittet zu — und vom ersten Kennenlernen praktisch unmittelbar in die Horizontale — hatte ich das nicht schon ein paarmal erlebt — und es waren nicht meine schlechtesten Sexerlebnisse.

Und in der Sauna durfte ich ablehnen, wenn mir jemand zu unsympathisch war. Also: Wie war der Witz mit dem Gespräch an der Bar? Fragt die Dame den Herrn: ,Wie sind Sie denn zu solchem Reichtum gekommen?` ,Ich hab gut verdient und dabei etwas zurückgelegt. ` ,Und ich hab mich etwas zurückgelegt und dabei gut verdient. ` Also, Melanie: Leg dich etwas zurück und verdien etwas für dich und die arme Gudrun dazu, du weißt, wie das geht und hast es in den meisten Fällen genossen!

Ach ja, fiel mir erst am Donnerstag ein, wenn man das Hurenleben professionell führen will, dann gehören ja auch die Gesundheitskontrollen dazu! Also ging ich am Nachmittag zu meiner Ärztin Frau („Fräulein“, sagte meine konservative Mutter immer noch) Dr.

Peters in die Sprechstunde. Wir hatten ein vertauensvolles Verhältnis zueinander und sprachen offen über unsere sexuellen Erfahrungen. Wegen meiner öfter wechselnden Liebhaber hatte ich mich öfters unten herum untersuchen lassen als andere Frauen. Frau Dr. Peters war Ende fünfzig, unverheiratet, „aber keine alte Jungfer!“, und hatte einen Freund, mit dem sie aber nicht zusammen wohnte. Sie hatte mir einmal erzählt, daß auch Damen des Gewerbes zu ihren Patientinnen zählten.

Als ich ihr erzählte, was ich in der nächsten Zeit vorhatte, fiel sie fast rückwärts vom Stuhl.

„Das können Sie doch nicht machen, Frau Knaack! Sie wissen ja gar nicht, auf was Sie sich da einlassen! Sich von einem geilen Knacker nach dem anderen bespringen lassen — also ich weiß nicht. „

„Ich weiß ja auch nicht, was ich da erleben werde — kennen Sie den Saunaclub in Krupunder — ich meine nicht kennen, aber haben Sie von dem schon gehört?“

„Nein, von dem hab ich noch nichts gehört.

„Ich hab mich da schon mal vorgestellt und hab den Eindruck, daß da außer dem branchenüblichen Fickfack nichts allzu Unseriöses passiert. „

„Und warum machen Sie das? Ich meine, Sie verdienen doch eigentlich genug. „

„Es ist wegen meiner Cousine, die braucht das Geld nach ihrer Scheidung, und da hat sie eine Ex-Schulkollegin dazu überredet, sich auf diese Weise was dazuzuverdienen. Jetzt hat sie sich den Fuß gebrochen und mich gebeten, sie eine Zeil lang zu vertreten, damit sie ihren Platz in der Sauna nicht verliert.

„Aber da hätte die Familie doch zusammenlegen können, damit Ihre Cousine ihr Geld nicht in so einem Haus verdienen muß. „

„Sie wissen ja nicht, wie stur meine Cousine ist. Das haben wir ihr ja angeboten, aber sie will nichts annehmen. „

„Aber daß Sie für sie in dem Club anschaffen gehen, das nimmt sie an?“

„Na ja, irgendwie ist das nicht hundertprozentig logisch — aber was ist schon hundertprozentig logisch — und um ehrlich zu sein: Ein bißchen neugierig bin ich schon auch.

Frau Dr. Peters gab es auf, machte die notwendigen Untersuchungen und füllte das einschlägige Formular, den sogenannten „Bockschein“, aus.

„Das wissen Sie hoffentlich: In diesem Regime müssen Sie sich wöchentlich melden“, sagte sie resigniert zum Abschied.

Am Freitag also nahm ich die Tüte mit den bewußten Einkäufen und begab mich eine Stunde vor Öffnung zu der Sauna. Gabi war schon da, begrüßte mich freundlich, gab mir auch wieder einen Kuß und dankte mir fürs Kommen.

„Zeigst du mir, was du eingekauft hast?“

„Ja, natürlich!“

Gabi fand meine Sachen schick und passend für den Verwendungszweck, nur bei dem langen Kleid fragte sie:

„Was soll das denn? Du weißt doch: Die Männer wollen hier was sehen von ihren Gespielinnen!“

„Erstens sehen sie von der Seite fast das ganze Bein, und zweitens müssen sie mal von woanders grapschen als sonst, vielleicht törnt das den einen oder anderen besonders an.

„Du magst ja recht haben — probier es irgendwann mal aus. „

„Und wenn du meinst, es paßt hier nicht: Ich bezahl das Kleid auch selbst. „

„Nein, nein — ist schon gut. „

„Übrigens hier — es ist eine ganze Menge übriggeblieben. „

Damit wollte ich Gabi den Rest zurückgeben, aber sie wehrte ab:

„Behalt den Rest und kauf dir was Schönes, wenn was kaputtgeht oder du irgendwo was siehst.

Ich zog meine Zivilkleider aus und duschte. Nach und nach kamen die drei weiteren Mädchen der heutigen Belegschaft, und wie stellten und kurz vor: Claudia, Marya und Tina. Wir beeilten uns, um rechtzeitig vor der Öffnung des Clubs fertigzuwerden, wir bewegten uns ohne Hemmungen nackt voreinander, bevor wir unsere Fummel anzogen; ich hatte für heute das Strandkleid mit knappem BH, knappem Höschen und einer darübergeworfenem vorn offenen Jacke gewählt.

So angetan versammelten wir uns im Aufenthaltsraum und verteilten uns auf die Bänke.

Inzwischen war auch Bobby gekommen, und wir bestellten Getränke gegen den ersten Durst. Auch Gabi hatte sich ein T-Shirt und einen Minirock angezogen und zeigte so ihre noch — wieso eigentlich ,noch`? — sehr schöne Figur.

Etwas verspätete kam auch Marianne, eine frauliche Erscheinung von Anfang dreißig, füllig, aber wohlproportioniert. Sie war auf alle Fälle gekommen, obwohl heute nicht ihr Tag war — für den Fall, daß ich doch nicht erscheinen würde.

Wir warteten auf Kundschaft, und Gabi begann:

„Ich möchte euch Melanie vorstellen. Sie arbeitet eine Zeit bei uns als Vertretung für Gudrun. — So, und jetzt sagt bitte der Melanie, wer ihr seid!“

Bevor eines der Mädchen antworten konnte, sagte ich:

„Wir haben uns hinten schon kurz bekannt gemacht, und ich möchte noch von mir sagen — damit ihr nicht denkt, nur ich will was von euch wissen — also: Im wirklichen Leben bin ich Lehrerin, und ich vertrete nicht nur Gudrun, sondern bin auch ihre Cousine.

„Ich bin die dicke Tina — ich hab halt zuviel Schokolade gegessen — aber wir haben ja Leute, die auf so was stehen!“

Claudia sagte lachend — sie war etwa Ende zwanzig und hatte eine wahre Superfigurth :

„Ich bin unbedacht und neugierig in diesen Job reingerutscht, und jetzt wart ich auf den Prinzen, der mich hier rausholt — bis jetzt hat keiner angebissen.

„Das kommt bestimmt noch!“, sagte Gabi, „und du, Marya, darf ich für dich sprechen –„

„Ich kann schon selbst. Ich Polin aus Poznan. Ich schon achtunddreißig Jahre. Ich arbeite hier, damit Kinder können lernen und studieren. Ich geschieden, Exmann zahlt nicht, sonst ich bin Krankenschwester — wenn ihr was fehlt, zu mir kommen. „

„Dzien dobry, Maryo!“, rief ich zu ihr rüber. Darauf kam sie zu mir, setzte sich zu mir, umarmte und küßte mich und fragte:

„Du kannst sprechen polnisch?“

„Nicht wirklich, aber mit einem Lexikon kann ich polnisch lesen.

„Das ist schön, daß ihr euch gefunden habt“, sagte Gabi, und Marya und ich waren sofort die dicksten Freundinnen.

Als letzte erzählte Marianne:

„Ich bin ein einfaches Mädchen vom Lande, ich hab nichts gelernt, das brauch ich nicht als Mädchen, haben meine Eltern gemeint, ich hab als Verkäuferin gearbeitet und bin seit über einem Jahr arbeitslos — die brauchen ja immer weniger Leute in den Supermärkten — mein Freund ist Maurer und jetzt auch arbeitslos, und der erlaubt mir, hier was für uns zu verdienen.

Merkt euch: Um Gottes Willen darf davon das Arbeitsamt und meine Eltern nichts erfahren, daß ich hier arbeite, für die sind wir immer noch angestellt. „

Wir erzählten noch etwas von uns, und etwa eine halbe Stunde nach der offiziellen Öffnungszeit klingelte es zum ersten Mal. Gabi fragte in die Runde: „Erwartet jemand von euch jemanden?“, und als alle verneinten, schickte sie Bobby zur Tür. Es war offenbar kein Gangster, der klingelte, sondern Bobby schloß die Tür auf und ließ zwei Herren ein, die zufällig zusammen gekommen waren, sich nicht kannten und sich sichtlich voreinander schämten ob ihrem Besuch in so einem Etablissement.

Es waren aber beides Stammkunden, beide etwa Mitte bis Ende vierzig, und wurden mit viel Hallo als Fridolin und Charly begrüßt.

Beide kannten die Örtlichkeiten und verschwanden alsobald nach hinten. Man hörte sie sich ausziehen, später das Duschwasser rauschen, man hörte auch viel Lachen — die beiden hatten sich also miteinander bekanntgemacht. Bald kamen sie mit artig geschlossenen Bademänteln angetan in den Barraum. Charly setzte sich mit den Worten: „Wie geht's dir denn? Wie war's beim Zahnarzt?“ zu Claudia, und Fridolin setzte sich zwischen Marya und mich, begrüßte Marya freundlich und fragte mich:

„Ich hab dich hier noch nie gesehen.

Bist du neu hier?“

Dabei hatte er schon seine Hand zwischen meinen Schenkeln. Ich kannte ja die männliche Gier nach dem Weibe zur Genüge, aber an diese Schnelligkeit mußte ich mich doch erst gewöhnen. Fridolin merkte wohl, daß mit mir etwas nicht stimmte, und fragte mich: „Hast du noch nie in so einem Club gearbeitet?“ und nahm seine Hand wieder weg.

Ich sagte ihm offen und ehrlich (er schien mir der Typ danach):

„Nein, bisher noch nie.

Ich bin hier für meine Cousine Gudrun eingesprungen, die hat sich den Fuß gebrochen. — Und laß ruhig deine Hand da!“

Das ließ sich Fridolin nicht zweimal sagen, steckte seine Hand noch etwas höher als vorher zwischen meine Schenkel und sagte in schwärmerischem Ton:

„Ja, die Gudrun, das ist schon ein Prachtweib! Schade, daß sie deswegen nicht kommen kann. Grüß sie schön von mir! — Möchtest du was trinken — trinken wir ein Glas Wein zusammen?“

„Gern!“

Während Bobby zwei Gläser mit feurigem Rotwein füllte, preßte ich Fridolins Hand zwischen meinen Schenkeln, rückte etwas näher an ihn heran und faßte mit den Worten: „Du hast recht, es ist wirklich etwas kühl hier“ unter seinen Bademantel an seine behaarte Heldenbrust.

Während er daraufhin begann, meine Beine zu streicheln, fühlte ich abwärts an dem sich öffnenden Gürtel vorbei bis zur Berührung mit Fridolins schon etwas aufgerichtetem Zinken.

„Oh, entschuldigen Sie bitte, wenn ich Ihnen zu nahegetreten bin“, sagte ich in gespielt ernstem Ton.

„Da brauchst du dich doch nicht für zu entschuldigen — aber sag nicht, daß du das zum ersten Mal machst! — Aber erstmal prost auf unsere Bekanntschaft!“

„Prost! — Daß ich einen Kerl streichele, das ist nicht zum ersten Mal, aber daß ich das in einem Club tue –„

„Erklär mir nicht so viel — mach bitte weiter!“, sagte Fridolin, rückte noch näher, und bald lagen wir uns liebespaarähnlich in den Armen.

Unter Verrenkungen tranken wir unseren Wein, und als er zu Ende ging, flüsterte Fridolin mir zu:

„Komm, gehen wir nach hinten und trinken eine Pulle Sekt!“

„Ich hab nichts dagegen“, flüsterte ich zurück und dachte auch an den schönen Verdienst für Gudrun und mich, den ich heute abend nach Haus bringen würde.

Als er sein Glas bis zur Neige ausgetrunken hatte, erhob sich Fridolin, bestellte bei Bobby eine Flasche Sekt mit zwei Gläsern in den hinteren Raum und schickte sich an, ohne seinen Bademantel wieder zu schließen, mit seiner halben Erektion dorthin zu gehen.

Mir machte das nichts aus — ich würde ja ohnehin bald „alles“ zu sehen kriegen — aber Claudia rief ihm scherzhaft zu:

„Was ist denn das für ein Schick, du Exhibitionist!“

Davon ließ sich Fridolin nicht beirren, sondern führte mich, wie er war, in den hinteren Raum, und wir setzten uns nebeneinander auf die Lotterbank; dabei allerdings schlug Fridolin pro forma seinen Bademantel wieder zusammen, bat dafür aber sogleich:

„Ziehst du nicht deinen BH aus?“

Ich wußte, was Männern gefällt, und antwortete mit einer Gegenfrage:

„Hilfst du mir nicht dabei?“

Bobby brachte die Sektflasche und zwei Gläser, und ich hielt unwillkürlich die Hände vor meinen baren Busen.

Bobby lachte und sagte:

„Das brauchst du vor mir nicht zu tun — aber Fridolin sollte darauf achten, daß sein Bademantel schön geschlossen ist — ihr wißt ja!“

Wir prosteten uns zu, und bei diesen Bewegungen öffnete sich Fridolins unsorgfältig geschlossener Bademantel wieder und gab den Blick auf sein halb erigiertes, aber noch nicht stehendes Glied frei — mir schien es schon halb so lang wie seine Schenkel — na ja, vieleicht nicht gerade.

Aber die rote Spitze war „fully uncapp'd“; ich schob die Vorhaut wieder über die Eichel und sagte:

„Fridolin, hat dir nicht deine Mama gesagt, das schickt sich so nicht — das ist ja so was von schamlos, sich so zu zeigen –„

Fridolin antwortete schlagfertig:

„Das hat mir meine Mama nicht gesagt, aber sie hat mich vor solchen Mädchen gewarnt, die unten an mir rumspielen.

„Da hat sie ganz recht mit“, sagte ich und rückte einen halben Meter von Fridolin weg und trank von meinem Sekt.

Sofort rückte Fridolin wieder zu mir, umarmte mich, küßte mich, spielte mit meinem Busen, und dabei stand sein langer Max allmählich auf und gab natürlich auch die rote Spitze wieder meinen Blicken preis.

„Willst du nicht auch was essen zu dem Sekt?“, fragte Fridolin nach einer Zeit solch süßen Tuns.

„Aber eine Pizza zu bestellen — hältst du das noch solange aus?“

„Ich dachte eher an was Salziges zum Knabbern — so was hat Bobby immer vorrätig. „

„Gute Idee — besser, nicht nur so den Sekt zu trinken. Ich geh eben an die Theke und hol uns was. „

Gabi hatte mir nämlich auch eingeschärft, daß wir Mädchen solche Bestellungen aus dem hinteren Raum erledigen hätten, weil die Kunden oft nicht mehr in der Lage seien, sich in dezenter Weise unter Leuten zu zeigen.

Natürlich ging ich barbusig zur Bar, genoß Gabis und eines neuen Kunden anerkennende Blicke und brachte uns eine Tüte Salzbrezeln nach hinten.

In dieser Pause war Fridolins männliche Kraft wieder etwas zurückgegangen, und sie wurde noch kleiner, als Fridolin mir seine Geschichte erzählte, die ich während meiner Saunatätigkeit wohl noch hundertmal in den verschiedensten Varianten zu hören bekam: von der an Sex nicht interessierten Ehefrau, mit der man kaum noch Verkehr habe, und die Varianten unterschieden sich vor allem in der Konsequenzen, die diese Ehefrauen daraus zogen.

Während die aufgeschlosseneren unter ihnen ihren Ehegesponsen gelegentliche Puffbesuche oder sogar eine Freundin erlaubten, gab es andere, zu denen angeblich auch Fridolins Eheliebste gehörte: „die würde ausrasten, wenn sie erführe, womit ich einen Teil meiner Freizeit verbringe. „

„Hast du mal mit ihr darüber geredet?“

„Nein, über Sex reden wir nicht miteinander. „

„Das solltet ihr aber. „

Wir tranken knutschend und karessierend unseren Sekt aus, waren reichlich angeheitert — in jeder Beziehung — und fanden es an der Zeit, unsere junge Bekanntschaft zum krönenden Abschluß — jedenfalls für heute — zu bringen.

Wir gingen zur Dusche, Fridolin mit aufgepflanztem Bajonett, entledigten uns unserer Restkleider und stellten uns unter ein und dieselbe Dusche. Fridolin ließ es sich nicht nehmen, mich hingebungsvoll von oben bis unten einzuduschgelen und auch wieder abzuspülen, und ich revanchierte mich entsprechend. Wir halfen einander auch beim Abtrocknen, und anschließend schloß ich Fridolin eines der Zimmer auf, machte das Licht an und sagte:

„Mach es dir schon mal bequem!“

Ich selbst unternahm noch eine Intimreinigung im Frauenduschraum.

Dort nahm ich mir auch ein Päckchen Überzieher und auf alle Fälle ein Döschen Gleitcrème. Dann zog ich mein Strandkleid wieder an, ging zu Fridolin ins Zimmer und schloß es hinter uns ab.

Fridolin hatte den Bademantel nach dem Duschen nicht wieder angezogen und lag nackt und erwartungsvoll auf der Matte. Er erhob sich, um mir beim Ausziehen zu helfen, und bald lagen wir eng umschlungen nebeneinander. Bei diesem engen Körperkontakt wuchs Fridolins Glied zu voller Größe, aber anständigerweise machte er keine Anstalten einzudringen, sondern wartete geduldig, bis ich ihm ein Verhüterli überstreifte.

Jetzt konnte es losgehen, und es ging los in Missionarsstellung mit ziemlich lautem Stöhnen beiderseits und schneller und heftiger Entleerung, daß ich ein wenig Angst bekam, ob das Gummi diese Belastung aushalten würde. Gewerbemäßig lösten wir den Intimkontakt praktisch sofort, Fridolin zog seinen noch in voller Größe prangenden Stab heraus, und ich konnte mich von dem vollen und ungerissenen Zustand des Kondoms überzeugen. Ich versorgte es in ein Kleenextuch, und schon begann Fridolin als erfahrener Liebhaber, sich mit zarten Fingern in meiner nassen Muschi zu betätigen und mir alsbald zu einem schönen Orgasmus zu verhelfen.

Nachdem Fridolin so als zahlender Kunde seine Lust gestillt und auch ich fürs erste befriedigt war, blieben wir erst einmal, dem Stil des Hauses entsprechend, ruhig nebeneinander liegen und sahen uns an. Fridolin konnte sich offenbar an meinen Kurven, vor allem den in dieser Liegehaltung besonders hervorgehobenen Hüftschwung, nicht sattsehen, und ich beobachtete, wie Fridolins Gliedchen hinabbaumelnd schrumpfte.

Dieses Schrunpfen kam aber bald zum Stillstand, und zwar als Fridolin seine Hand ausstreckte, um meine Kurven auch nachzuzeichnen, ja, sein baumelndes Ding wurde wieder zu einem Stab, er rückte näher, wir umarmten uns wieder, und auch ich tat alles, um ihn zu einem weiteren Durchgang zu reizen.

Dazu verspürte Fridolin nach kurzem Vorspiel Lust und Kraft, und er sagte:

„Melanie, ich hab da eine Bitte. „

„Und die wäre?“

„Daß du mich reitest. „

„Das können wir im Prinzip machen, aber damit hätten wir anfangen sollen, erfahrungsgemäß kostet das euch Männern mehr Kraft. „

„Bitte, Melanie, versuchen wir's doch mal. Mit meiner Frau konnte ich das nie machen.

„Wieso? Das weiß doch längst jedes Kind, daß das eine mögliche Stellung ist. „

„Das weiß mein holdes Weib natürlich auch, aber sie sagt, das gibt es doch nur in Pornofilmen. „

„Hat die eine Ahnung — aber Pornofilme sieht sie. „

„Na ja, beim Zappen stößt man ja immer wieder auf so was. „

„Und dann zappt dein holdes Weib, wie du dich auszudrücken beliebst, nicht gleich weiter?“

„Nicht immer.

„Und du sagst, sie hat kein Interesse an Sex — das paßt doch nicht zusammen. „

„Ich weiß auch nicht. „

„Du solltest mit ihr reden!!“

Damit hatte ich ihm ein neues Kondom übergestreift, und ich setzte mich vorsichtig auf seine Fahnenstange, um sie nicht abzubrechen. Ich melkte ihn, so gut ich konnte, und auch Fridolin gelang es, unter mir Fickbewegungen großer Amplitude zu machen, wie sie die meisten Männer brauchen, um zum Höhepunkt zu gelangen.

Den erreichte er zum Glück auch, bevor ich einen Krampf in den Beinen bekam. Ich rollte mich erschöpft zur Seite, streifte Fridolin das Kondom ab, versorgte es sparsam im selben Kleenex wie das erste, und wir ruhten uns noch ein wenig nebeneinanderliegend aus, wobei diesmal Fridolin seine Hand zwischen meinen Schenkeln wärmte.

Wir schliefen wohl auch etwas ein, und ich wurde von Gabis Stimme geweckt, die an die Tür klopfte und fragte:

„Ist alles in Ordnung — lebt ihr noch?“

„Ja, alles in Ordnung!“, rief ich zurück.

„Dann laßt euch nicht stören!“

Aber jetzt war es uns doch beiden in dieser ansonsten kargen Lusthöhle langweilig geworden, es meldete sich auch der Durst, und wir brachen unsere Zelte hier ab. Fridolin begab sich in den Dusch- und dann wieder in den Barraum, ich in die Frauendusche für eine gründliche Intimreinigung. Dort sagte mir Claudia, die sich auch gerade duschte:

„Der Kunde, der da sitzt, das ist ein alter Stammkunde von uns, Richy, der hat ein etwas kindliches Gemüt, der will meistens nur mit der Hand bedient werden, dann aber freut er sich, wie weit er spritzen kann — wenn er dich will, dann sorg also auf ein freies Schußfeld und lob ihn gehörig! Sonst ist er ein ganz lieber Kerl und läßt fast immer ein schönes Trinkgeld springen.

Und Gabi, de auch gerade in den hinteren Räumen war, flüsterte mir zu:

„Gleich das erste Mal eine Doppelnummer, bravo!“

Als ich mich frisch geduscht und wieder adrett im Strandkleid angezogen im Barraum auf einen der noch freien Plätze setzte, kam sogleich der neue Kunde zu mir, setzte sich neben mich und stellte sich als Richy vor. Er spendierte sich und mir eine Cola und fragte:

„Ich hab dich hier noch nie gesehen — bist du neu hier?“

„Ja, bin ich.

„Und wo warst du vorher?“

„Wie meinst du: ,vorher`?“

„Wo hast du vorher gearbeitet?“

„,Arbeiten` nennst du das — aber du kannst das gerne wissen: Ich war noch in keinem anderen Club. „

„Und sonst –?“

„Wenn du das meinst: Ich hab vorher noch nirgends horizontal gearbeitet. „

„Noch nie horizontal gearbeitet?“

„Das hab ich nicht gesagt; ich hab noch nie woanders horizontal gearbeitet.

„Das versteh ich nicht“, sagte Richy verzweifelt.

„Ist auch schwer zu verstehen: Ich hab noch nie woanders horizontal gearbeitet, aber ich hab schon mal horizontal gearbeitet — nämlich eben mit Fridolin. — Wollen wir uns nicht gemütlich hinten etwas näher kennenlernen?“

„Das hatte ich eigentlich nicht vor — das heißt, sich noch hinten hinzusetzen, aber du interessierst mich — gehen wir nach hinten!“

Und so verschwand ich wieder in den hinteren Raum.

Wir fanden die Bank von Marya und ihrem Kavalier besetzt, so hingebungsvoll, wie die knutschten, wäre es unanständig gewesen, sie zu stören; so nahmen wir auf zwei der Sessel Platz.

Bobby brachte die Piccolo und wieder zwei Gläser, und wir prosteten einander zu. Richy fragte mich, wie es fast alle Kunden tun sollten, was ich im wirklichen Leben tat oder getan habe, und ich antwortete, wie ich es auch später fast immer tun sollte:

„Erstmal du!“

Die meisten Kunden erzählten — wohl meistens halbwegs ehrlich — von ihrem Beruf; Richy war Ingenieur und arbeitete in einem Wasserwerk, und ich outete mich als Lehrerin.

Richy hätte mich gern näher erforscht, aber das war schwierig aus seinem Sessel, und so forderte ich ihn auf, auch in meinen Sessel zu kommen — die Plüschtrumms waren wohl gerade aus solchen Gründen so riesig gewählt worden. Richy kam zu mir und erforschte mich in der Art, wie es die meisten Männer tun; bevor er vorsichtig in meine Spalte tastete, fragte er artig, ob es ihm erlaubt sei, und auch holte mir mit einer Kopfbewegung sein Einverständnis ein, ehe ich sein Liebeswerkzeug schon mal aufrichtete, um mich auf die Größe einstellen zu können.

Währenddessen tranken wir unseren Sekt, und ich merkte, wie ich mehr und mehr beduselt wurde. Das konnte ja noch schön werden im Laufe des Abends.

Nachdem wir den Sekt ausgetrunken hatten und nach der üblichen Prozedur des gemeinsamen Duschens und des vorläufigen Entlassens des Kunden ins Lotterzimmer, rettete mich Marianne in unserem Duschraum:

„Du mußt nicht so viel trinken, Melanie, laß die Kerle den Sekt, oder was sie bestellen, austrinken und nipp nur etwas am Glas.

Schließlich haben die das Zeug ja auch bestellt, und fast alle sind einsichtig, daß wir Frauen nicht immer eine halbe Flasche mit ihnen trinken können. — Und nun ab zu Richy, der will wahrscheinlich wieder nur zeigen, wie weit er spritzen kann — in der Disziplin ist er wirklich rekordverdächtig. „

Marianne sollte recht behalten, denn Richy sagte mir im Zimmer wirklich, daß er heute nur einen Handjob wünsche, allerdings solle ich mich ganz ausziehen.

Das tat ich natürlich, und als Richy mit Knutschen und Petten voll da war, setzte er sich auf meine Schenkel, streichelte meine Hüften und meine Brüste und ließ sich von meinen zarten Händen melken. Ich spürte es kommen, und Richy entlud sich in hohem Bogen, so daß die ersten und weitesten Tropfen sogar meinen Haaransatz einsauten. Richy dankte mir artig für die Behandlung und half mir, die „Schweinerei“ wegzuwischen. Er wollte danach allerdings nicht mehr ausruhen, er hatte ja schon gesagt, daß er nicht allzuviel Zeit hatte, und so verließ ich das Zimmer, wie es in der Branche üblich ist, ohne selbst einen Höhepunkt erlebt zu haben.

Richy ging nicht mehr in den Barraum, und so ging ich, nachdem ich mich geduscht hatte, zu ihm und nahm ihm das Geld ab — mit einem fürstlichen Trinkgeld „für Gudrun — grüß sie schön von mir, wir hatten schon ein paarmal das Vergnügen. “ Dann ließ ich ihn aus der Tür und wollte Bobby den Clubanteil am Geld geben, aber er wehrte flüsternd ab:

„Behalt das erstmal — nicht vor den anderen Kunden — wir rechnen nachher ab, bevor wir schließen.

Dies also waren meine ersten beiden Male — genauer: meine ersten drei Male als Freudendame. Auch Nummer drei und Nummer vier dieses ersten Abends waren kultivierte Herren, die — wie es bei gesunden Männern eben so ist — Lust auf ein prickelndes Erlebnis hatten.

Als wir gegen Mitternacht Feierabend hatten, stellten wir „Mädchen“ Bobby noch die überall rumstehenden Gläser und Flaschen auf den Bartresen, rechneten ab — Bobby hatte genau buchgeführt, gab es Überwachungskameras in den Lotterzimmern? Gabi und Bobby verneinten es glaubhaft — Gabi rundete die Getränke-Erträge für uns „Mädchen“ auf –, ich hatte die Idee, Gudrun anzurufen, und sie freute sich, wenn ich noch auf einen Sprung vorbeikäme, alle ließen sie grüßen, dann scheuchte Bobby die „Mädchen“ weg mit den Worten: „Danke fürs Aufräumen; geht man nach Hause, ihr habt ja den schwereren Job! Ich mach hier noch ein bißchen und den Rest morgen, ich komm ja etwas früher als ihr.

“ Wir zogen uns wieder zivil an, und es folgte eine allgemeine Küßchen- und Auf-Wiedersehen-Orgie. Wir „Mädchen“ traten ins Freie, außer dem „Mädchen“ Gabi, das noch etwas mit Bobby werkelte, und Marya, die ein Zimmer im Obergeschoß der Sauna bewohnte. Claudia hatte ein Auto und nahm Tina mit, Marianne wurde von ihrem Mann abgeholt, und sie gingen per pedes davon, denn sie wohnten nicht weit, wie Marianne mir im Laufe des Abends erzählt hatte.

Als ich zu meinem Auto ging, kam mir doch noch Marya nachgelaufen und rief mir zu:

„Melanie, kommst doch morgen?“

„Ja, sicher!“

„Ich freu mich! Do widzenia! Grüß Mann, wenn du hast!“

„Hab nicht! Do widzenia, do jutra!“

Damit hatte die gute Marya mich erreicht, und wir umarmten uns innig, wohl etwas inniger, als unter Frauen üblich. Aber Marya hatte ja jemand gefunden, der sie sicher nicht als „dreckige Polackin“ beschimpfen würde.

„Kommst noch ein bißchen rauf zu mir, trinken Glas Wein zusammen?“

„Im Prinzip gern, Maryo, vielleicht morgen, aber jetzt will ich noch schnell zu Gudrun und etwas erzählen — deshalb hab ich sie ja angerufen. „

„Ja, sehr gut, das tu, laß grüßen Gudrun von mir, und tysac pocalunków — do widzenia!“

„Werd ich bestellen und ihr geben — do widzenia!“

Bei den leeren mitternächtlichen Straßen war ich in fünf Minuten bei Gudrun.

Ich klingelte, und sie öffnete in einem eleganten Hausanzug mit aufgetrenntem rechten Bein wegen des Gipsfußes.

„Na, wie war's“?, wollte sie natürlich gleich wissen.

Aber ich umarmte sie erst einmal, dabei sagte ich: „Man kann es aushalten — alle lassen dich grüßen — und die sind von Marya“, damit begann ich mit den ersten von Maryas tausend Küssen.

„Wer war denn heute da?“, fragte Gudrun, als wir uns mit einem Glas Wein gesetzt hatten.

„Gabi, Bobby –„

„Das ist doch klar — aber sonst?“

„Marya und Claudia und Tina und — ja, dann kam noch Marianne. „

„Das sind alle, die Gabi im Moment hat — sie sucht ja händeringend. — Und die Kunden?“

„Als ersten hatte ich Fridolin –„

„Ach, der Fridolin –„

„Kennst du den?“

„Den kennt da jeder, der kommt fast jede Woche einmal — aber er ist ein lieber Kerl, er macht keine Probleme.

„Und wieso ,aber`, und wieso ,Probleme`?“

„,Aber` ist natürlich Unsinn, er ist ein lieber Kerl, nur etwas geizig mit Sekt — Trinkgeld gibt er ganz gut — und ,keine Probleme` soll heißen: Er will nichts Schlimmeres als geritten werden. „

„Das wollte er von mir auch, als zweite Nummer. „

„Als zweite Nummer — wollte er heute später nochmal? — das hab ich bei ihm noch nie erlebt — auch nicht mit der schönen Claudia.

„Nein, nach dem ersten Durchgang sind wir noch auf der Matte gelegen, er hat meine Kurven nachgezeichnet, dabei ist er wieder auferstanden und wollte gleich nochmal, eben geritten werden. „

„Das hast du ja toll gemacht, das ist, glaub ich, werder der Gabi noch der Claudia bisher bei ihm gelungen. — Und wer war noch?“

„Als zweiten hatte ich Richy. „

„Spritzi-Richy, wie wir sagen — der?“

„Genau!“

„Der will fast nie spritzi-ritzi, fast immer nur spritzi-busi.

„Bei mir hat er sogar spritzi-haari geschafft, aber er hat sich auch ziemlich nahe gesetzt — redet ihr immer so obszön?“

„Ja, aber meist nur, wenn keine Gäste da sind — haben die das heute nicht gemacht?“

„Nee, haben sie nicht. „

„Dann haben sie sich bei der Neuen zurückgehalten. Bestell ihnen einen schönen Gruß, und sie sollen auch in deiner Gegenwart so reden wie sonst.

— Und, hattest du noch mehr?“

„Ja, dann war noch einer, so um die fünfunddreißig, fast kahlköpfig, mit einer schon grauen Haarkrause, so etwa wie die Mönche, und das mit fünfunddreißig, Klaus hieß er, er war da wohl bekannt — mit mir hat er eine normale Nummer durchgezogen. „

„Von dem haben die mal erzählt, er soll seine Frau bei einem Unfall verloren haben und seitdem so grau sein, der arme Kerl — nein, den kenn ich nicht, noch nicht, bin ja noch nicht so lange da.

Ach ja, die erzählte, er soll immer als zweites die Tina nehmen. „

„Ja, genau, das hat er heute auch gemacht. „

„Und hatte Tina heute sonst noch jemand?“

„Ja, einen, kurz vor Schluß. „

„Die arme Tina, wir sagen ihr ja immer, sie soll abnehmen, welcher Mann mag heute Frauen, denen der Bauch wie eine Schürze über der Mu hängt, jedenfalls im Stehen — sie sagt ja immer, dafür gebe es Fans, aber ich weiß nicht, das sind doch nicht viele –„

„Das muß Tina wohl mit sich und vielleicht mit Gabi ausmachen –„

„Ja, das muß sie wohl.

— Übrigens ist sie dicke mit Claudia befreundet. „

„Ja, die sind zusammen nach Haus gefahren. „

„Soweit ich weiß, wohnen die nicht zusammen, sind aber, glaub ich, — wie sagst du immer — ein bißchen –„

“ — lepsisch –„

„Ja, den Eindruck hab ich. Aber es ist in jedem Fall gut, daß sich die schöne Claudia etwas um Tina kümmert.

„Tina machte auch den ganzen Abend einen lustigen Eindruck, keine Spur von Bekümmertsein oder so was. „

„Ja, du hast wohl recht, sie ist mit sich, so wie sie ist, und der Welt zufrieden. — Und nach Klaus — war da noch was, oder war's das?“

„Nein, nach elf hatte ich noch einen dicklichen Jüngling, so um die fünfundzwanzig, namens Ingolf, der hat mit mir während der ganzen Prozedur — die hat bei ihm ziemlich lange gedauert — praktisch nichts geredet, allerdings mir nachher ein gutes Trinkgeld gegeben.

„Einen dicklichen Jungen namens Ingolf kenn ich auch nicht. — Dann hattest du also vier Kunden –„

“ — ja, und fünf Ficks –„

„Jetzt redest du obszön. „

„Gehört ja irgendwie dazu. „

„Genau, sag ich ja — gebrauch das Wort mal, wenn ihr Mädchen unter euch seid, das wird ihre Zunge lösen. — Und wieviele Kunden hatte die schöne Claudia?“

„Drei, glaub ich.

„Du bist ja ganz toll, die Claudia auszustechen. Sonst wollen alle Kunden immer mindestens einmal mit Claudia. Hoffentlich hält das an, wenn du nicht mehr die Neue bist. — Findest du nicht auch Claudias Schönheit ein bißchen zu hochglanz-geleckt?“

„Das könnte man vielleicht sagen. „

„Sie kann auch anders. Hat sie die noch nicht ihre Aktphotos gezeigt?“

„Nein, hat sie nicht.

„Sie sagt, sie hat die mal von einem befreundeten Photographen machen lassen, auf denen sieht sie viel natürlicher aus. Sie zeigt die Bilder jedem, der sie sehen möchte oder auch nicht sehen möchte. Du brauchst nur das Wort ,Photos` fallenzulassen, sie hat sie, glaub ich, immer in ihrem Spind. „

„So, Gudrun, ich glaub, ich hab jetzt wirklich alles erzählt. Ich fahr dann mal nach Hause, morgen hab ich ja noch einen anstrengenden Tag.

„Meinst du die Sauna?“

„Na, was denn sonst — wieder von vier bis Mitternacht. „

„Samstags ist nur bis zehn, und sonntags gar nicht — hat dir das Gabi nicht gesagt?“

„Doch, hat sie, ich erinnere mich dunkel. „

Na, dann tschüs — und ich weiß gar nicht, wie ich dir danken soll. „

„Da fällt mir schon was ein! — Tschüs und gute Nacht, Basenherz!“ Ich umarmte dasselbe und fügte den Spruch hinzu, der zwar sparsam formuliert ist, mit dem aber in meiner Familie schon immer höchste Anteilnahme und liebster Zuspruch ausgedrückt wurde: „Bist 'ne Gute, Gudrun!“

Wenn es immer so zuging, wie an diesem Tag, dachte ich, ließ es sich aushalten.

Und es ging in diesem Etablissement fast immer so zu. An diesem ersten Abend hatten wir viel Publikum — es war ja Freitag, und wer seinen Lohn nicht versoff, verhurte ihn.

Das Publikum bestand aber nicht aus solchenen, die soffen oder hurten — doch, dieses schon! –, sondern typischerweise aus „Professoren und Ärzten“, auch einigen Geschäftsleuten und ein paar abgeschlafften neureichen dicklichen Jünglingen, die trotz ihrem angeblich sexuell besonders aktiven Alter (Anfang bis Mitte zwanzig) längst nicht die Leistung brachten wie die „Professoren und Ärzte“.

Ich hatte manchmal den Eindruck, daß für die Kunden dieser Kategorie der Besuch im Hurenhaus zusammen mit Joggen, Skifahren usw. zu ihrer persönlichen Gesundheitsvorsorge gehörte. Es wurde Höchstleistung angestrebt und manchmal auch erreicht. Manche „Professoren und Ärzte“ kamen in schöner Regelmäßigkeit alle vierzehn Tage, jede Woche, einige sogar mehrmals die Woche.

So lebten wir alle Tage, das heißt ich während etwa fünf Monaten je drei Tage die Woche, meine letzte Woche wollte ich mit meiner Cousine zusammen „Dienst tun“, die dann aber doch alsbald mit mir den Ausstieg aus dem ältesten Gewerbe suchte und fand — doch davon später.

Erst einmal nahm mein Leben mit sehr häufig wechselnden Geschlechtspartnern gewohnheitamäßige Züge an — was mich zu Anfang nicht störte.

Diese Sauna war wohl wirklich im Gesamtkomplex des Gewerbes eine Oase, aber, glaube ich, nicht die einzige solche Oase. Natürlich haben sich unsere Kunden auch über andere Erfahrungen mit Freudenmädchen unterhalten, und ich konnte heraushören, daß es durchaus noch andere Clubs gab, in denen es gesittet zuging.

Es scheint sonst überall Sektzwang geherrscht zu haben, bei uns war Sekt, wie gesagt, optional; die meisten unserer Kunden haben aber wenigstens eine Piccolo spendiert.

Langjährige Stammkunden unserer Sauna und Gabi, die damals im Club als Freudenmädchen gearbeitet hatte, erzählten sogar, in den ersten Jahren seines Bestehens habe sogar Alkoholverbot geherrscht. Es gab also nur Cola, Säfte und Mineralwasser, und trotzdem sei der Club gut gegangen. Später wurde dann auf die drängenden Bitten einiger Kunden die Möglichkeit gegeben, Sekt oder ein Glas Rotwein zu trinken, aber immer noch gab es keinen Alkoholzwang.

Ja, wie ist es mit drei bis vier Männern an einem Tag? Wenn ich so darüber nachdenke, so hat es mir eigentlich nicht allzu viel ausgemacht.

Die Gründe sind, glaube ich, daß ich es erstens „nur“ an drei Tagen in der Woche gemacht habe, zweitens, daß ich wußte, daß ich es nicht mein ganzes restliches Leben machen müßte, und drittens, daß ich auch vorher schon gelegentlich zwei Freunde gleichzeitig hatte und nicht wußte, wem ich den Laufpaß geben sollte — oder keinem von beiden? Nachmittags besuchte ich den einen, und es blieb nicht beim Kaffee, und abends, nach einem Konzert, fanden wir es gemütlicher, zu mir statt in eine Bar zu gehen, und es blieb nicht beim Gläschen Wein — So hätte ich in einer eigentlich für Männer gedachten Illustrierten, die ich einmal im Wartezimmer meines Zahnarztes durchgeblättert habe, schon längst die ziemlich hoch angesiedelte Kategorie „Sex mit mehreren Partnern an einem Tag, ohne daß diese voneinander wußten“ ankreuzen können.

Natürlich war es manchmal lästig, sich viermal von nicht allzu sympathischen Herren begrapschen und bespringen zu lassen, andererseits waren in unserem Club die sympathischen Kunden eindeutig in der Überzahl. Die Sympathie konnte viele Ursachen haben: Die einen mochten wie ich vor allem zarten Sex, auch ohne alle Fisematenten, einfach in der oft zu Unrecht als spießig abgetanen Missionarsstellung oder nebeneinander liegend mit viel Streicheln an den noch freien erogenen Stellen und ganz langsamen Fickbewegungen, oder die Betreffenden waren lustig und/oder witzig und/oder intelligent.

Ich muß leider etwas unbescheiden sagen, daß ich eigentlich allen Kolleginnen intellektuell überlegen war, und ich hatte manchmal mit den Kunden interessante Gespräche über Politik und Kultur. Und es war in solchen Situationen für alle, auch für mich, eine Erleichterung, daß man nicht wie im richtigen Leben bei Männern immer denken mußte: Wie wird dieser Mann versuchen, dich rumzukriegen? Ist er sympathisch genug, daß ich nachgebe, soll ich vielleicht sogar etwas nachhelfen und Feuer geben, oder ist er das nicht wert, und wie soll ich dann versuchen, unbelästigt nach Hause zu gehen? In der Sauna war es klar: Wie interessant und intellektuell hochstehend auch die Gespräche waren, in spätestens einer Stunde landen wir auf der Matte, und wenn man vorher auf nette, erotische, nicht allzu plump direkte Weise angeregt worden war, machte der Sex noch einmal so viel Spaß.

Da wir, wie gesagt, meistens sympathische Gäste hatten, war es mir immer wieder interessant, wie diese Kerle sich beim Sex anstellten. Dabei haben sich manche Vorurteile bestätigt: Ein leiser, zurückhaltender Typ mag zarten Sex, ein Angeber zeigt, wie er rammen kann. Aber es gab auch manche Überraschungen: Einer, der mit seinen vielen Frauen angibt, die er gehabt haben will, zeigt in nacktem Zustand ein winziges Organ und bringt nichts zuwege, ein schüchtern wirkender Typ hat es faustdick hinter den Ohren, macht herrlichen, phantasievollen Sex und bringt mich zum Orgasmus, was mir im Puff nicht allzu oft passiert ist (die sympathischen Freier bat ich, mich noch zum Orgasmus zu wichsen), ein 65jähriger Arzt kriegt seinen nur schwer hoch, jammert, daß er in jüngeren Jahren viel stärkere Erektionen hatte, schafft es dann aber doch dreimal an einem Abend mit gutem Erfolg.

Ich konnte natürlich auch die verschiedensten Schwanzformen studieren. Der Leser wird ja wissen, daß uns Frauen der Anblick eines männlichen Schwanzes bei weitem nicht so anreizt, wie es die Männer beim Anblick weiblicher Körperformen erleben. Aber die verschiedenen Typen von Schwänzen waren doch interessant, wobei die Individualität eindeutig beim schlaffen Zustand liegt. Winzig, mittelgroß (wie in jedem Aufklärungsbuch kürzer als der Sack) oder schon in schlaffem Zustand rüsselartig hängend; mit Vorhaut: ein Viertel, ein halb, drei Viertel oder ganz von ihr bedeckt, oder die Vorhaut bildet noch einen kleinen oder sogar längeren Rüssel; oder beschnitten; oder es gibt Kerle, die, obwohl nicht beschnitten, ihre Eichel immer frei tragen nach dem Motto „Allzeit bereit“.

Wie der Schwanz größer wird und sich aufrichtet, wann und wie die Vorhaut zurückflutscht: bei jedem Mann ist es anders. Wenn man es als Frau gut beobachtet und man mit einem Mann öfters zusammen ist, kann man für das Vorspiel viel Nutzen daraus ziehen.

Ja, die Erektion, für manche Männer offenbar das Wichtigste in ihrem Leben. Normalerweise schwillt der Schwanz an, aber noch, wenn er fast schon die volle Größe erreicht hat, hängt er noch dick und fleischig herab, und erst ganz zum Schluß richtet er sich ganz auf.

Wir hatten aber einen Zeitgenossen, dessen Schwanz richtete sich zuerst auf, stand, zwar noch klein, aber waagerecht ab und wuchs dann so zu voller Größe.

Nicht immer allzu interessant, aber im Ganzen sehr erfindungsreich waren die Geschichten, die mir die Freier vor allem nach getaner „Arbeit“ noch im Zimmer erzählten, warum sie in den Puff gingen. Es kam alles vor, was man sich denken kann: angeblich sexuell uninteressierte Ehefrauen oder Freundinnen, Alleinsein, Interesse an Frauen des Gewerbes (einer arbeitete an einer Reportage über dasselbe!), Möglichkeiten, obszöne Ausdrücke zu gebrauchen, die sich die Eheliebste verbiete, Praktiken, die sich die Eheliebste verbiete (bei uns aber kein Extremsex!).

Wenige waren so ehrlich zu sagen, daß sie einfach, ohne seelische Komplikationen und lange Werbungs- und Balzkampagnen, schöne Frauen begrapschen und vögeln wollten.

Ein sympathischer und ehrlicher Kunde erzählte uns von seinen Gefühlen angesichts weiblicher Reize: Wenn man in der U-Bahn einer Minirockschönheit gegenübersitzt, muß man anstandshalber sogar die Augen im Zaum halten, hier bei uns konnte man sich neben die schönste Frau setzen, sich nett mit ihr unterhalten und ihr ohne viel Umschweife an und sogar unter die Wäsche gehen; und der Frau gefällt das sogar (manche Kolleginnen taten nur so; aber mir, die ich diesen Abschnitt meines Lebens bewußt erleben wollte, gefiel es wirklich.

In der U-Bahn hätte mir das Begrapschen nicht gefallen — allerdings doch das Verschlingen mit den Augen: Frauen gefällt es, wenn sie merken, daß sich die Männerwelt für sie interessiert. ) Dabei durfte er seiner Auserwählten noch ins Ohr flüstern: „Ich will dich ficken!“ Er beichtete mir dann noch, damit habe er sich einen Jugendwunsch erfüllt. Bei einer Party während seiner Schulzeit hatte er das einem Mädchen zugeflüstert und nur eine Ohrfeige geerntet. Jetzt durfte er das und hatte auch noch Erfolg!

Und Gabi hatte recht mit ihrer Warnung am ersten Tag, als ich mich vorstellte: Die meisten Kunden hatten es sehr gern, wenn wir Mädchen ihnen mit zarten Fingerchen unter den Bademantel faßten, um den Stand der Dinge — im wahrsten Sinne des Wortes — zu erforschen.

Aber es gab einen etwa acht Komma fünfundsiebzig Prozent betragenden Anteil von Männern, denen war ein solches Vorgehen zu direkt. Sie wollten lieber selbst zu gegebener Zeit den Mädchen an die im Club nur spärlich vorhandene Wäsche gehen und so ihre im Club dafür reichlich vorhandene Paarungsbereitschaft signalisieren.

Was ich gefühlt habe, wenn ich es mit einem Kunden gemacht habe? Na, was ich immer fühle: Ein mehr oder weniger schwitzender Mann, der seinen Liebesstab in mir hin- und herbewegt, um zum Orgasmus zu kommen.

Bei sympathischen Kunden hat mir das nichts ausgemacht, ich habe an eigene schöne Sexerlebnisse gedacht und bin manchmal sogar selbst zum Orgasmus gekommen. Bei weniger sympathischen habe ich mit meiner Erfahrung möglichst mit eigenen Bewegungen oder den Scheidenmuskeln nachgeholfen, um das Verfahren zu beschleunigen. Aber da bei uns ja strenger Kondomzwang herrschte und viele, vor allem ältere Männer mit Kondom gar nicht oder nur nach sehr langem Pumpen zum Orgasmus gelangen können, mußte ich, wenn ich zum Beispiel einen Krampf in den Beinen nahen fühlte, meinem Hengst sanft andeuten, mit dem Ficken aufzuhören, und ich mußte ihn dann im Handbetrieb zum Höhepunkt bringen.

Kaum in einem Fall hat ein Kunde dagegen protestiert, und manche zogen von vornherein einen Handjob ohne Kondom einem Fickjob mit Kondom vor. Man hat ja dann die Partnerin viel besser im Auge und kann sich an ihren Körperformen aufgeilen.

Am Anfang fand ich das alles wahnsinnig interessant, etwas ganz neues und in diesem Etablissement nicht wirklich Unangenehmes. Ich versuchte, auch diesen Job so gut wie möglich zu machen und hatte allmählich eine Reihe Stammkunden, die vor allem meinetwegen in die Sauna kamen — nicht daß diese Herrschaften nicht auch manchmal andere Blumen genossen hätten, aber da konnte man ja in dieser Umgebung nicht viel gegen sagen.

Aber irgendwann nach einigen Wochen fiel mir siedend heiß ein, wie das wäre, wenn plötzlich ein bekannter Mann in der Tür erscheinen würde. Einer meiner Brüder: Na, ja, wir waren ja erwachsen, aber wahrscheinlich würden sie den Umgang mit mir abbrechen, wie sie es auch mit Gudrun getan hatten — schade drum, aber keine Katastrophe. Aber einer meiner Kollegen — das wäre nicht auszudenken, ich wäre in der Schule und wahrscheinlich im ganzen Schuldienst erledigt.

Allein das Formale: nichtangemeldete Nebentätigkeit — und anmelden konnte ich sie ja schlecht.

Statt angstvoll zu warten, bis vielleicht einer meiner Kollegen in diesen Schuppen käme und ich mich dann irgendwie rausreden würde, beschloß ich, zu versuchen, das Problem in Eigeninitiative anzugehen. Darum beschloß ich, mich meinem Kollegen Frieder anzuvertrauen, mit dem ich nach einem Schulfest einen schwachen Moment — genauer gesagt: einen schwachen Nachmittag und Abend hatte. Wir hatten es dabei bewenden lassen, denn Frieder wollte seiner Frau und seinen beiden Kindern nicht wirklich untreu werden, abgesehen davon, daß er ein flotter Hecht war, der ab und an gern gewisse Etablissements besuchte und seine Kollegen mit heißen Adressen versorgte.

Ich paßte einen Moment ab, als ich mit ihm allein im Lehrerzimmer war und sagte zu ihm:

„Du, Frieder, ich muß dir etwas beichten. „

„Aber Melanie, liebe Frau Kollegin, was immer du gemacht hast — mir brauchst du doch nichts zu beichten. Was hast du denn auf dem Herzen?“

„Nicht hier — treffen wir uns nach dem Unterricht in dem kleinen Café hier um die Ecke?“

„Gern, Melanie, dann bis nachher.

Im Café sagte ich mein Verslein her von Gudrun und meiner Vertretung — und Frieder fiel keineswegs aus allen Wolken.

„Das kann ich mir bei dir gut vorstellen, daß du so was machst — ich mach dir keine moralischen Vorwürfe — wie käme ich dazu — glaub das bitte nicht — aber hast du dir das auch gut überlegt?“

„Das dachte ich immer, daß ich das hätte, aber ganz zu Ende gedacht hab ich das wohl doch nicht, denn jetzt fiel mir ein, was passieren würde, wenn sich dahin einer unserer Kollegen verirrt.

Und nun wollte ich dich bitten, daß du, wenn ihr über so was redest, meine Sauna nicht zu sehr lobst, sondern eher im Gegenteil. „

„Mach ich doch gern für dich. Das ist wirklich ein guter Schuppen — ich war da mal vor Jahren –„

„Dann kennst du vielleicht die Gabi?“

„Natürlich, die gute Gabi, die war so was wir eine Vorgesetzte der Mädchen, hat das aber nie so ausgespielt.

„Die ist jetzt die Chefin da. „

„Das macht die sicher prima. — Also: Ich werde einfließen lassen, das sei da sündhaft teuer und die Mädchen lustlos. „

„Danke, Frieder!“

„Da nicht für!“

Und wirklich: Während meiner Tätigkeit in der Sauna kam keiner meiner Kollegen in den Club, sei es auf Grund von Frieders „ermunternden“ Darstellungen oder überhaupt.

Auch Frieder selbst suchte dezenterweise in dieser Zeit den Club nicht auf.

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